In meiner kindlichen Weihnachtsvorstellung sind die Hirten auf dem Felde stets Männer gewesen, die sich in einer Schneelandschaft inmitten ihrer Schafherde an einem Feuer gewärmt haben, als der Engel zu Ihnen kam.
Schon oft ist mir hier in Tanzania bewusst geworden, wie dicht die Lebenswirklichkeit der Menschen an den Geschichten der Bibel dran ist. Und so ging es mir auch in der vergangenen Woche als ich mit Angelika Wohlenberg in der Massaisteppe war.
Die Woche war voller Erlebnisse und Eindrücke ganz unterschiedlicher Art. Alleine schon die Fahrt durch das Schutzgebiet des Ngorongoro-Kraters war ein Erlebnis für sich. Von den verschiedensten Grosswildarten Tanzanias wurden wir empfangen und die Steppe begrüßte uns in einem zarten Grün, da es in der vorhergehenden Woche ordentlich geregnet hatte. So war die Fahrt weniger staubig als befürchtet. Bis zum Ende der Woche hatten sich die Pistenverhältnisse jedoch radikal verändert, dafür blühten dafür die „Lilien auf dem Felde“.
Auf den Fahrten zu den Klinikeinsätzen wurden die Zebras, Gazellen und Strausse schon fast zum alltäglichen Bild. Doch nur fast, denn der Faszination über einem Akazienbaum plötzlich den Kopf einer Giraffe zu erblicken und darunter ihr kleines Kalb zu sehen kann man sich wohl kaum entziehen. Auch die Ebene mit den hunderten von Gnus und Zebras mit ihren frischgeborenen Fohlen zu sehen, dazwischen die Viehherden der Massai durchziehen zu sehen… - das war wiedermal ein ganz anderes Tanzania als in der fruchtbaren, reichbevölkerten Kilimanjaro-Region.
Ganz besonders waren für mich die verschiedensten Begegnungen mit den Massais bei den Klinikhalten im Schatten von einzelnen Bäumen oder bei Besuchen in ihren Bomas. Stets gab es dann den obligatorischen Chai, der hier noch ein wenig geräucherterer war, als sonst bei uns an der Bibelschule. Gewöhnlich ist er stark gesüsst – umso überraschter waren wir, als wir bei einem Stopp deftigen Tee bekam, der statt mit Zucker mit Salz verfeinert war. Der erinnerte dann doch mehr an Räucheraal-Tee als an Chai.
…die hüteten des Nachts ihre Herden…
An unserem letzten Abend waren wir in das Boma der Großmutter einer Schülerin der Schule in Malambo eingeladen. Wir hatten uns ein wenig verspätet und so saßen wir noch in der Lehmhütte, als die ersten Ziegenherden zurück kamen. Den Tag über sind sie mit einem „Hirten“ in der Steppe oder in den Bergen unterwegs und gegen Abend kommen sie dann wieder zurück um die Nacht im Gral zu verbringen.
Hier lernte ich nun, dass es keineswegs nur die Männer oder kleinen Jungs sind, die die Ziegenherden hüten, sondern dass das mittlerweile auch zur Arbeit der Mädchen geworden ist. Als das Glockengescheppere dichter kam und die ersten Herden das Boma erreichten gingen wir der Schwester der Schülerin entgegen. Es war ein faszinierendes Bild, von allen Seiten die Staubwolken heranziehen zu sehen. Zwischen den lustig blöckend und meckerden Herden zogen auch eine ganze Reihe Esel mit, die teilweise gelbe Wasserkanister trugen.
Gemeinsam kehrten wir zum Boma zurück. Inzwischen waren schon die meisten Grals mit Ziegen gefüllt und auch „unser“ Gral füllte sich allmählich mit der Herde. Einige vorwitzige Zicklein schlüpften noch durch die Zwischenräume der Äste, wurden aber bald von ihren Müttern zurückgerufen. Es kehrte keine Ruhe in Sinne von Stille ein – vielmehr lag über allem ein Klangteppich aus Ziegengemeckere, Eselsgeschrei und Glockengescheppere – doch es kehrte eine ganz eigene Ruhe und Beschaulichkeit ein.
…lasset uns nun gehen…
Mit Dornengestrüpp werden die Bomas in der Nacht verschlossen. Und ehe das Boma verschlossen wurde, machten wir uns auch auf den Rückweg nach Malambo.
Ob die Hirten damals ihre Herden auch so gesichert zurückgelassen hatten – oder ob das Szenario doch ganz anders gewesen sein wird? In meiner Vorstellungswelt hat das Weihnachtsszenario eine weitere Facette bekommen. Ich weiß nicht, ob dieses Bild sich beim Hören der Weihnachtsgeschichte in meine Gedanken einmischt, oder sich beim Singen des Weihnachtsoratoriums Schafherden durch meine Gedanken galoppieren.
Zumindest in diesem Jahr werde ich so eingestimmt die Weihnachtsgeschichte hören und ein Stückweit in Gedanken bei den Hirten auf dem Felde sein.
Wie die Frauen am Ostermorgen am Grab, so erscheinen auch die Hirten manchmal nur in der Nebenrolle. Und dennoch sind sie es, die als erstes das neue Ereignis sehen. Der Weihnachtsengel ruft ihnen als allererstes zu: Fürchtet Euch nicht! Usiogope!
Und sie machten sich ohne Furcht auf, und vertrauten auf das, was ihnen verkündigt wurde.
Weihnachten steht, egal ob in Tanzania oder in Deutschland, zu Beginn des Kirchenjahres - doch am Ende des Jahres. Ähnlich wie die Hirten auf dem Felde machen wir uns auf und lassen gleichzeitig etwas zurück.
Dabei um einen Gral, um ein schützendes Boma zu wissen, welches unser Glaube ist, und auf die Weihnachtsbotschaft des Engels zu hören, dass prägt in diesem Jahr mein Bild von „den Hirten auf dem Felde“.
Und der Engel sprach zu ihnen: „Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volke wiederfahren wird!“ [Lk 2,10]
In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!
Montag, 20. Dezember 2010
Mittwoch, 8. Dezember 2010
Unterricht und (k)ein Ende…
Noch über einen Monat werde ich hier in Tanzania sein, doch habe ich manche der Studierenden heute das letzte Mal unterrichtet. Für einen Teil der Bibelschüler beginnen heute die Ferien. Eigentlich sollte der Unterricht noch bis zum Freitag gehen, aber ein (wiedermal scheinbar spontan auftretender) Feiertag veranlasste heute den Principal während des Chais zu sagen, dass einige Kurse bereits ab 11.30h (also direkt in Anschluss an den Chai) enden.
Mein herrlicher Plan die Genesisvorlesung mit dem Turmbau zu Babel und der (für mich so passend erscheinenden) Sprachverwirrung zu beenden, woran ich anschließend jeden der Schüler auf seiner Tribesprache „Frohe Weihnachten“ wünschen lassen wollte ging nun leider nicht mehr auf.
Im nächsten Jahr lasse ich vor meiner Abreise noch in allen Kursen die Examina schreiben und hoffe, dass ich sie vor meiner Abreise korrigiert bekomme.
Besonders in den letzten Wochen hat mir die stete Ungewissheit, ob ein Unterricht nun stattfindet oder wieder zugunsten irgendwelcher Aufräum, Heckenschneid oder sonstiger Arbeiten bzw. spontan verkündeter Feiertage entfällt, ziemlich zugesetzt. Hätte ich solche Ausfälle vorher gewusst hätte ich die Stunden nicht vorbereitet, doch so habe ich manche vorbereitete Stunde 2 Wochen vor mir her geschoben, ehe ich sie halten konnte. Bei insgesamt 14 Wochenstunden kam da so manches zusammen und wirklich besser wurde der Unterricht nicht davon.
Nachdem wir in der vergangenen Woche die beiden Jesajaberufungen in herzallerliebsten Bibliodramen erfahrbar gemacht haben und eine emotionale Diskussion über die Frage geführt haben, warum denn Jesus in Kana denn ausgerechnet Wein hatte machen müssen.
Erst später verstand ich, dass es wiedermal keine theologische, sondern eine Alltagspraktische Frage war. In der lutherischen Kirche Tanzanias besteht striktes Alkoholverbot und warum Jesus dann ausgerechnet Unmengen von Wein produzieren musste ist dann nur allzu berechtigt.
Die Frage, wann man denn in Deutschland heiraten kann, war in einer Stunde auch weniger nach dem Zeitpunkt sondern nach dem Verwandtschaftsgrad orientiert. So gibt es in den unterschiedlichen Tribes unterschiedliche Regeln. Bei kleineren Tribes gilt beispielsweise die Regel, dass man heiraten kann, wenn der Großvater unterschiedlich ist. In der Folge der Diskussion entsponn sich hieran jedoch die Frage, wann man denn heiraten müsse. Dass man schon mal probeweise zusammenzieht ist in Tanzania absolut nicht üblich. Doch in der Klasse gab es da ganz unterschiedliche und „ketzerische“ Meinungen.
Nach einer ganzen Reihe von Unterrichtsfrust konnten mich solche Stunden mit weniger erquicklichen Unterrichtssituationen etwas versöhnen. Sehr herzlich verabschiedeten sich die Schüler von mir, ehe sie sich zum teil schon heute auf ihre bis zu drei Tage dauernden Heimreise zu ihren Familien begaben.
Mein herrlicher Plan die Genesisvorlesung mit dem Turmbau zu Babel und der (für mich so passend erscheinenden) Sprachverwirrung zu beenden, woran ich anschließend jeden der Schüler auf seiner Tribesprache „Frohe Weihnachten“ wünschen lassen wollte ging nun leider nicht mehr auf.
Im nächsten Jahr lasse ich vor meiner Abreise noch in allen Kursen die Examina schreiben und hoffe, dass ich sie vor meiner Abreise korrigiert bekomme.
Besonders in den letzten Wochen hat mir die stete Ungewissheit, ob ein Unterricht nun stattfindet oder wieder zugunsten irgendwelcher Aufräum, Heckenschneid oder sonstiger Arbeiten bzw. spontan verkündeter Feiertage entfällt, ziemlich zugesetzt. Hätte ich solche Ausfälle vorher gewusst hätte ich die Stunden nicht vorbereitet, doch so habe ich manche vorbereitete Stunde 2 Wochen vor mir her geschoben, ehe ich sie halten konnte. Bei insgesamt 14 Wochenstunden kam da so manches zusammen und wirklich besser wurde der Unterricht nicht davon.
Nachdem wir in der vergangenen Woche die beiden Jesajaberufungen in herzallerliebsten Bibliodramen erfahrbar gemacht haben und eine emotionale Diskussion über die Frage geführt haben, warum denn Jesus in Kana denn ausgerechnet Wein hatte machen müssen.
Erst später verstand ich, dass es wiedermal keine theologische, sondern eine Alltagspraktische Frage war. In der lutherischen Kirche Tanzanias besteht striktes Alkoholverbot und warum Jesus dann ausgerechnet Unmengen von Wein produzieren musste ist dann nur allzu berechtigt.
Die Frage, wann man denn in Deutschland heiraten kann, war in einer Stunde auch weniger nach dem Zeitpunkt sondern nach dem Verwandtschaftsgrad orientiert. So gibt es in den unterschiedlichen Tribes unterschiedliche Regeln. Bei kleineren Tribes gilt beispielsweise die Regel, dass man heiraten kann, wenn der Großvater unterschiedlich ist. In der Folge der Diskussion entsponn sich hieran jedoch die Frage, wann man denn heiraten müsse. Dass man schon mal probeweise zusammenzieht ist in Tanzania absolut nicht üblich. Doch in der Klasse gab es da ganz unterschiedliche und „ketzerische“ Meinungen.
Nach einer ganzen Reihe von Unterrichtsfrust konnten mich solche Stunden mit weniger erquicklichen Unterrichtssituationen etwas versöhnen. Sehr herzlich verabschiedeten sich die Schüler von mir, ehe sie sich zum teil schon heute auf ihre bis zu drei Tage dauernden Heimreise zu ihren Familien begaben.
Dienstag, 7. Dezember 2010
Studentenproteste
Als beschlossen wurde, dass die Bibelschule zur Universität ausgebaut werden sollte war klar, dass sich einiges verändern wird. Und es hat sich auch einiges verändert.
Am auffälligsten ist wohl das unterschiedliche Auftreten der Studierenden gegenüber den Bibelschülern, sowohl kleidertechnisch als auch vom Gehabe. Mir, der dieses Nebeneinander von Universität und Bibelschule seit knapp 8 Monaten beobachtet, ist dies besonders aufgefallen, als im September und Oktober nur für die Bibelschüler der Unterricht wieder begonnen hatte. Die Universität begann erst nach den Wahlen.
Als dann die Studentenmassen auf den Berg strömten veränderte sich die Stimmung merklich. Der sonst beschauliche, manchmal etwas verschlafene Campus wurde weltlich belebt. Bei alleine dreihundert Studierenden im ersten Semester kamen die rund 200 Bibelschüler leicht ins Hintertreffen. Auch der Platz wurde für die Studierenden knapp und so wurde nach Ausweichmöglichkeiten für die Unistudenten gesucht.
Seitdem finden auch in der Kapelle Vorlesungen statt. Nach der Morgenandacht ist es dann ein Gedränge und Geschiebe während die Andachtsbesucher hinausziehen wollen und die Vorlesungsbesucher hereinströmen. Dabei merkt man den Unmut auf beiden Seiten und manchmal wird dann auch ein Ellenbogen ausgefahren.
Es hat sich also bereits einiges Verändert. Doch leider zeichnen sich diese Veränderungen noch nicht auf der strukturellen Ebene ab. Vor knapp einem Monat wurde zwar der Internetanschluss mit „Großer Gott wir loben dich“ offiziell begrüßt, doch wirklich funktionieren tut der noch nicht. An der Raumsituation wird sich so schnell wahrscheinlich auch nichts ändern können. Allerdings wurde vor meiner Ankunft bereits die Bibliothek räumlich vergrößert, wann der freie Platz jedoch mit angemessenen Büchern gefüllt wird ist auch noch offen.
Vieles ist sowohl für die Bibelschüler als auch für die Unistudenten unbefriedigend.
In der letzten Woche sind zumindest die Unistudenten in den Streik getreten. Nach der Andacht besetzten sie die Kapelle und protestierten, diskutierten und demonstrierten ihre Vorstellungen. Dabei ging es in der ehrwürdigen Kapelle teilweise hoch her und sie war so gefüllt, dass an den Fenstern diejenigen standen, die drinnen keinen Platz mehr bekommen hatten.
Inwiefern ihre Anliegen zeitnah Berücksichtigung finden scheint fraglich. Zumindest die Forderung nach Absetzung eines Lehrers wurde sofort nachgegangen und dieses per handschriftlichem Aushang bekannt gegeben. Auch unter den Lehrern wird nun über „nicht ganz optimale“ Bedingungen diskutiert. Beispielsweise überlegt man die Studierendenlisten zumindest alphabetisch anzulegen und nicht die Namen je nach Ankunft zu führen. Wer weiß, vielleicht werden ja zum nächsten Semester auch Immatrikulationsnummern verteilt….
Gestern war der Unipräsident aus Moshi gekommen, um die Wogen ein wenig zu glätten – doch das Gegenteil wurde erreicht. Nach einer langen Sitzung bis in die Abendstunden, war der Weg auf die Straße Mwikas mit großen Steinen vom Straßenbau versperrt und vereinzelte Steine flogen auf das Dach der Chappel.
In der Andacht heute Morgen informierte der Stellvertretende Principal über die Situation und bat alle die Chuo in ihre Gebete mit aufzunehmen.
Es wird also spannend in die Weihnachtsferien gehen….
Am auffälligsten ist wohl das unterschiedliche Auftreten der Studierenden gegenüber den Bibelschülern, sowohl kleidertechnisch als auch vom Gehabe. Mir, der dieses Nebeneinander von Universität und Bibelschule seit knapp 8 Monaten beobachtet, ist dies besonders aufgefallen, als im September und Oktober nur für die Bibelschüler der Unterricht wieder begonnen hatte. Die Universität begann erst nach den Wahlen.
Als dann die Studentenmassen auf den Berg strömten veränderte sich die Stimmung merklich. Der sonst beschauliche, manchmal etwas verschlafene Campus wurde weltlich belebt. Bei alleine dreihundert Studierenden im ersten Semester kamen die rund 200 Bibelschüler leicht ins Hintertreffen. Auch der Platz wurde für die Studierenden knapp und so wurde nach Ausweichmöglichkeiten für die Unistudenten gesucht.
Seitdem finden auch in der Kapelle Vorlesungen statt. Nach der Morgenandacht ist es dann ein Gedränge und Geschiebe während die Andachtsbesucher hinausziehen wollen und die Vorlesungsbesucher hereinströmen. Dabei merkt man den Unmut auf beiden Seiten und manchmal wird dann auch ein Ellenbogen ausgefahren.
Es hat sich also bereits einiges Verändert. Doch leider zeichnen sich diese Veränderungen noch nicht auf der strukturellen Ebene ab. Vor knapp einem Monat wurde zwar der Internetanschluss mit „Großer Gott wir loben dich“ offiziell begrüßt, doch wirklich funktionieren tut der noch nicht. An der Raumsituation wird sich so schnell wahrscheinlich auch nichts ändern können. Allerdings wurde vor meiner Ankunft bereits die Bibliothek räumlich vergrößert, wann der freie Platz jedoch mit angemessenen Büchern gefüllt wird ist auch noch offen.
Vieles ist sowohl für die Bibelschüler als auch für die Unistudenten unbefriedigend.
In der letzten Woche sind zumindest die Unistudenten in den Streik getreten. Nach der Andacht besetzten sie die Kapelle und protestierten, diskutierten und demonstrierten ihre Vorstellungen. Dabei ging es in der ehrwürdigen Kapelle teilweise hoch her und sie war so gefüllt, dass an den Fenstern diejenigen standen, die drinnen keinen Platz mehr bekommen hatten.
Inwiefern ihre Anliegen zeitnah Berücksichtigung finden scheint fraglich. Zumindest die Forderung nach Absetzung eines Lehrers wurde sofort nachgegangen und dieses per handschriftlichem Aushang bekannt gegeben. Auch unter den Lehrern wird nun über „nicht ganz optimale“ Bedingungen diskutiert. Beispielsweise überlegt man die Studierendenlisten zumindest alphabetisch anzulegen und nicht die Namen je nach Ankunft zu führen. Wer weiß, vielleicht werden ja zum nächsten Semester auch Immatrikulationsnummern verteilt….
Gestern war der Unipräsident aus Moshi gekommen, um die Wogen ein wenig zu glätten – doch das Gegenteil wurde erreicht. Nach einer langen Sitzung bis in die Abendstunden, war der Weg auf die Straße Mwikas mit großen Steinen vom Straßenbau versperrt und vereinzelte Steine flogen auf das Dach der Chappel.
In der Andacht heute Morgen informierte der Stellvertretende Principal über die Situation und bat alle die Chuo in ihre Gebete mit aufzunehmen.
Es wird also spannend in die Weihnachtsferien gehen….
Dienstag, 30. November 2010
Adventskäffchen
Nachdem die Nachrichten von angeblichen Minustemperaturen in Deutschland sich bei mir häufen, tun mir die Menschen in Deutschland zunehmend leid, die diese Wettersituation nicht genießen können. Vielleicht kann ja dieser kleine Eintrag die fröstelnden Gemüter ein wenig erwärmen ;-)
Während der Posaunenchor der Kirchengemeinde in Mwika seine Weihnachtslieder probt sitzen wir heute Nachmittag in T-Shirt und Malapas auf unserer Veranda, trinken ein Käffchen und essen dazu aus Deutschland importierte Lebkuchen. Den Dresdener Stollen heben wir uns noch ein wenig auf…
Der einzige Schnee liegt in Sichtweite auf dem Kilimanjaro und sorgt dort für keinerlei Verkehrschaos.
Bei der zweiten Tasse Kaffee sind wir gedanklich schon beim kommenden Wochenende, an dem wir mit der deutschen Gemeinde zu einer Adventsfreizeit fahren werden.
Inzwischen ist der Posaunenchor wieder in sein Standardrepertoire verfallen, das eher an Guggenmusik erinnert. Natürlich hat es auch seinen Reiz „Stille Nacht“ mit großer Trommel untermalt zu hören und „Tochter Zion“ ist für mich ja eigentlich eh zum Ganzjahres Lied geworden, was eher ein Lebensgefühl ausdrückt ;-)
Während der Posaunenchor der Kirchengemeinde in Mwika seine Weihnachtslieder probt sitzen wir heute Nachmittag in T-Shirt und Malapas auf unserer Veranda, trinken ein Käffchen und essen dazu aus Deutschland importierte Lebkuchen. Den Dresdener Stollen heben wir uns noch ein wenig auf…
Der einzige Schnee liegt in Sichtweite auf dem Kilimanjaro und sorgt dort für keinerlei Verkehrschaos.
Bei der zweiten Tasse Kaffee sind wir gedanklich schon beim kommenden Wochenende, an dem wir mit der deutschen Gemeinde zu einer Adventsfreizeit fahren werden.
Inzwischen ist der Posaunenchor wieder in sein Standardrepertoire verfallen, das eher an Guggenmusik erinnert. Natürlich hat es auch seinen Reiz „Stille Nacht“ mit großer Trommel untermalt zu hören und „Tochter Zion“ ist für mich ja eigentlich eh zum Ganzjahres Lied geworden, was eher ein Lebensgefühl ausdrückt ;-)
Graduation
Es wurde als das Highlight des Bibelschuljahres angekündigt und seit über einem Monat war das „Mahafali“ ständiges Thema. Ständiges Thema heißt aber nicht, dass es auch ständig geplant wurde. So wurde dann manches noch bis zur letzten Minute geplant und der Mkuu der Uni erfuhr erst am Morgen selbst, dass er nun Ehrengast sei, weil die kirchlichen Vertreter bereits andere Einladungen erhalten hatten. Dennoch war es, verglichen mit unserer Zeugnisübergabe (Briefumschlag) eine ziemlich feierliche Angelegenheit.
Als Teil des Lehrkörpers bekam ich am Morgen noch eine Robe geliehen, so dass ich auch entsprechend gekleidet mit einziehen konnte. Nicht nur die Studenten und Lehrer in ihren Gewändern verliehen der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen, auch die angereisten Familien und Freunde waren in Festtagskleidung und –schmuck.
Zwar wollte ich eigentlich keinen Fotoblogg gestalten, doch manches wird vielleicht durch Bilder doch anders nachvollziehbar gemacht…
Nach einem Gottesdienst folgte schließlich die Übergabe der Urkunden. Jeder Schüler wurde einzeln aufgerufen und durfte dann, nach einer angemessenen Verbeugung sich die Urkunde abholen. Ehe er auf seinen Platz zurück kehrte verbeugte er sich dann abermals vor den Lehrern und dem Publikum. Ich war überrascht wie sehr die Veranstaltung im Zeitplan blieb. Fast pünktlich um eins war der offizielle Part abgeschlossen und nach dem Auszug der Dozenten und Graduierten versammelte man sich auf den Stufen zur Chappel zum großen Fotoshooting.
Selten habe ich das Gefühl gehabt so begehrtes Fotomotiv zu sein, wie an diesem Tag. Von allen Seiten wollten sich alle möglichen Leute mit einem Weißen fotografieren lassen. Anfangs grübelte ich noch darüber, woher wir uns denn nun kennen würden, doch bald gab ich auf. Ein junges Mädchen sagte dann auch ganz unverblümt und wohl in der Annahme ich würde sie eh nicht verstehen, dass es ihr erstes Bild mit einem Mzungu wäre.
So war ich ganz froh, dass wir noch eine Einladung hatten und ich mit einer guten Entschuldigung nicht weiter den Quoten-Weißen spielen musste. Wie gut kann ich nun die Massai nachvollziehen, die von den Touris genervt sind oder zumindest einen Profit daraus ziehen wollen, dass sie ein begehrtes Fotomotiv sind.
Im Anschluss an die große Graduationzeremonie und Abgabe der Roben waren wir bei einer meiner Studentinnen zur Nachfeier eingeladen. Mit bunten Tüchern war der Vorplatz des kleinen Häuschens festlich dekoriert und in eine Festhalle verwandelt worden. Auch diese Nachfeier lief nach gutem tanzanischem Ritual ab: Vorstellung der Gäste, Kuchenzeremonie (ausgewählte Gäste werden vom Gastgeber mit einem kleinem Stückchen Kuchen auf einem Zahnstocher gefüttert), Dankesreden etc.. Essen und Abschlussgebet.
Agnes hatte mich freundlicherweise bereits am Vortag gefragt, ob ich für sie das Abschlussgebet sprechen würde und so konnte ich mich darauf psychisch einstimmen und sprachlich-inhaltlich vorbereiten.
Doch vor dem Abschlussgebet stand das Essen und hier bestand Lena endgültig ihre tanzanische Feuerprobe, denn zum Essen lag kein Besteck aus, so dass mit den Händen gegessen wurde. Frittierte Bananen, Kartoffeln und „Gulasch“ sind ja noch relativ einfach zu händeln - doch bei gekochtem Reis wird es da schon ein wenig fikelinsch. Ähnlich wie bei Ugali nimmt man eine Portion in die Hand, knetet sie ordentlich durch und formt daraus eine Kugel in die man mit dem Daumen eine kleine Mulde drücken kann, um so auch etwas von der Soße aufzunehmen. Ich glaube ja, dass man in Deutschland frühzeitig mit dem Üben beginnen sollte und besonders Kinder dabei klar im Vorteil sind… :-)
Aber auch hier macht Übung den Meister und für die anderen hoffe ich einfach, dass man eine tanzanische Mama neben sich sitzen hat, die einem ohne Kommentar eine Flasche mit Wasser hinhält und dezent beim Händewaschen assistiert.
Als Teil des Lehrkörpers bekam ich am Morgen noch eine Robe geliehen, so dass ich auch entsprechend gekleidet mit einziehen konnte. Nicht nur die Studenten und Lehrer in ihren Gewändern verliehen der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen, auch die angereisten Familien und Freunde waren in Festtagskleidung und –schmuck.
Zwar wollte ich eigentlich keinen Fotoblogg gestalten, doch manches wird vielleicht durch Bilder doch anders nachvollziehbar gemacht…
Nach einem Gottesdienst folgte schließlich die Übergabe der Urkunden. Jeder Schüler wurde einzeln aufgerufen und durfte dann, nach einer angemessenen Verbeugung sich die Urkunde abholen. Ehe er auf seinen Platz zurück kehrte verbeugte er sich dann abermals vor den Lehrern und dem Publikum. Ich war überrascht wie sehr die Veranstaltung im Zeitplan blieb. Fast pünktlich um eins war der offizielle Part abgeschlossen und nach dem Auszug der Dozenten und Graduierten versammelte man sich auf den Stufen zur Chappel zum großen Fotoshooting.
Selten habe ich das Gefühl gehabt so begehrtes Fotomotiv zu sein, wie an diesem Tag. Von allen Seiten wollten sich alle möglichen Leute mit einem Weißen fotografieren lassen. Anfangs grübelte ich noch darüber, woher wir uns denn nun kennen würden, doch bald gab ich auf. Ein junges Mädchen sagte dann auch ganz unverblümt und wohl in der Annahme ich würde sie eh nicht verstehen, dass es ihr erstes Bild mit einem Mzungu wäre.
So war ich ganz froh, dass wir noch eine Einladung hatten und ich mit einer guten Entschuldigung nicht weiter den Quoten-Weißen spielen musste. Wie gut kann ich nun die Massai nachvollziehen, die von den Touris genervt sind oder zumindest einen Profit daraus ziehen wollen, dass sie ein begehrtes Fotomotiv sind.
Im Anschluss an die große Graduationzeremonie und Abgabe der Roben waren wir bei einer meiner Studentinnen zur Nachfeier eingeladen. Mit bunten Tüchern war der Vorplatz des kleinen Häuschens festlich dekoriert und in eine Festhalle verwandelt worden. Auch diese Nachfeier lief nach gutem tanzanischem Ritual ab: Vorstellung der Gäste, Kuchenzeremonie (ausgewählte Gäste werden vom Gastgeber mit einem kleinem Stückchen Kuchen auf einem Zahnstocher gefüttert), Dankesreden etc.. Essen und Abschlussgebet.
Agnes hatte mich freundlicherweise bereits am Vortag gefragt, ob ich für sie das Abschlussgebet sprechen würde und so konnte ich mich darauf psychisch einstimmen und sprachlich-inhaltlich vorbereiten.
Doch vor dem Abschlussgebet stand das Essen und hier bestand Lena endgültig ihre tanzanische Feuerprobe, denn zum Essen lag kein Besteck aus, so dass mit den Händen gegessen wurde. Frittierte Bananen, Kartoffeln und „Gulasch“ sind ja noch relativ einfach zu händeln - doch bei gekochtem Reis wird es da schon ein wenig fikelinsch. Ähnlich wie bei Ugali nimmt man eine Portion in die Hand, knetet sie ordentlich durch und formt daraus eine Kugel in die man mit dem Daumen eine kleine Mulde drücken kann, um so auch etwas von der Soße aufzunehmen. Ich glaube ja, dass man in Deutschland frühzeitig mit dem Üben beginnen sollte und besonders Kinder dabei klar im Vorteil sind… :-)
Aber auch hier macht Übung den Meister und für die anderen hoffe ich einfach, dass man eine tanzanische Mama neben sich sitzen hat, die einem ohne Kommentar eine Flasche mit Wasser hinhält und dezent beim Händewaschen assistiert.
Montag, 29. November 2010
Ein anderer Advent
Seit Sonnabend hängt er nun in unserer Küche – der andere Adventskalender. In diesem Jahr wird die Adventszeit ganz sicherlich anders sein.
Bei strahlendem Sonnenschein haben wir nach der letzten korrigierten Klausur noch einen Spaziergang den Berg hinauf gemacht. Auf dem Weg kam uns jemand mit einem riesigen Reisigreifen entgegen, der heute Morgen in der Dorfkirche Mwikas als Adventskranz dekoriert hing.
Am Abend lasen wir das erste Kalenderblatt. Wie sehr musste ich bei der Formulierung ob des „kalten Dachbodens“ schmunzeln, saßen wir doch bei offenem Fenster in meinem Zimmer unter dem Dach und hofften ein wenig auf Durchzug.
Vor dem Frühstück sangen wir heute Morgen „Macht hoch die Tür“ und natürlich „Tochter Zion“ mit solcher Innbrunst, dass unsere Nachbarin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen am Fenster vorbei zog. Neben Früchten der Saison (Ananas, Mango, Melone und Bananen) gab es heute zum Frühstück die ersten Lebkuchen - frisch aus Nürnberg importiert!
Ein wenig gemogelt hatten wir dann doch. Schließlich hatten wir bereits am Samstag beim Besuch einer Schülerin die ersten Lebkuchen gegessen. Eigentlich war es als Mitbringsel gedacht, doch „leider“ wollte ihre kleine Tochter den Keki direkt probieren. Damit sie nicht in ein deutsches Krankenhaus eingeliefert werden musste (so die Drohung der Mutter) aßen wir dann auch das eine oder andere Lebkuchenherz.
Einen etwas fragwürdigen Einblick in die tanzanische Exegese- bzw. Predigttradition bekamen wir während der Predigt anlässlich der Graduation. Wurde doch das Warten auf das Kommen des Unipräsidenten mit dem Warten auf das Kommen des Heilandes verglichen. Wirklich erschlossen hat sich mir dieser Vergleich nicht. Dahingegen bekam die zweite Strophe von „Wie soll ich dich empfangen“ hier in Tanzania einen viel anschaulicheren Sinn.
„Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn. Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß."
Ich weiß ja nicht was in Deutschland zurzeit gestreut wird und was dort grünt, doch in jedem Falle wünsche ich Euch allen eine hoffentlich besinnliche und entspannte Adventszeit!
Bei strahlendem Sonnenschein haben wir nach der letzten korrigierten Klausur noch einen Spaziergang den Berg hinauf gemacht. Auf dem Weg kam uns jemand mit einem riesigen Reisigreifen entgegen, der heute Morgen in der Dorfkirche Mwikas als Adventskranz dekoriert hing.
Am Abend lasen wir das erste Kalenderblatt. Wie sehr musste ich bei der Formulierung ob des „kalten Dachbodens“ schmunzeln, saßen wir doch bei offenem Fenster in meinem Zimmer unter dem Dach und hofften ein wenig auf Durchzug.
Vor dem Frühstück sangen wir heute Morgen „Macht hoch die Tür“ und natürlich „Tochter Zion“ mit solcher Innbrunst, dass unsere Nachbarin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen am Fenster vorbei zog. Neben Früchten der Saison (Ananas, Mango, Melone und Bananen) gab es heute zum Frühstück die ersten Lebkuchen - frisch aus Nürnberg importiert!
Ein wenig gemogelt hatten wir dann doch. Schließlich hatten wir bereits am Samstag beim Besuch einer Schülerin die ersten Lebkuchen gegessen. Eigentlich war es als Mitbringsel gedacht, doch „leider“ wollte ihre kleine Tochter den Keki direkt probieren. Damit sie nicht in ein deutsches Krankenhaus eingeliefert werden musste (so die Drohung der Mutter) aßen wir dann auch das eine oder andere Lebkuchenherz.
Einen etwas fragwürdigen Einblick in die tanzanische Exegese- bzw. Predigttradition bekamen wir während der Predigt anlässlich der Graduation. Wurde doch das Warten auf das Kommen des Unipräsidenten mit dem Warten auf das Kommen des Heilandes verglichen. Wirklich erschlossen hat sich mir dieser Vergleich nicht. Dahingegen bekam die zweite Strophe von „Wie soll ich dich empfangen“ hier in Tanzania einen viel anschaulicheren Sinn.
„Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn. Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß."
Ich weiß ja nicht was in Deutschland zurzeit gestreut wird und was dort grünt, doch in jedem Falle wünsche ich Euch allen eine hoffentlich besinnliche und entspannte Adventszeit!
Preparation of Graduation
Ein ähnliches Highlight wie der Theoball in Bethel zu Beginn der Adventszeit sind hier in Tanzania die Graduierungsfeierlichkeiten. Am kommenden Wochenende ist es nun so weit. Zunächst am Samstag die Diplomastudenten im Schwester-Campus Masoka in Moshi und dann am Sonntag die große Feier für die Evangelisten- und Musikschüler hier in Mwika.
Seit einer Woche kann kaum noch normaler Unterricht stattfinden. Stets sind einzelne Schüler oder die ganze Studierendenschaft in Säuberungsaktivitäten oder Aufbaumaßnahmen involviert. Jeden Abend finden Abschiedsessen für die Schüler der unterschiedlichen Kirchenkreise statt, zu denen ein jeweiliger offizieller Vertreter eingeladen wird. Diese Essen sind tanzanisch-offiziell. Das heißt es gibt einen DJ und einen Moderator, die das Rahmenprogramm gestalten. Während die „normalen“ Gäste an einzelnen Tischen sitzen, ist an der Frontseite der sogenannte „Hightable“ für die Ehrengäste aufgebaut. Mit viel drapiertem Stoff, Plastikblumen, kleinen Deckchen und den obligatorischen Sodas wunderschön dekoriert.
Sehr formell werden den entsprechenden Leuten die Möglichkeiten gegeben ein Grußwort zu sprechen und den zu graduierenden Glückwünsche und Dank auszudrücken. Nach diesem offiziellen Teil gibt es reichlich Essen, so dass auch die Bibelschüler in den Genuss einer Abwechslung zur sonst alltäglichen Schulspeisung Ugali mit Maharage (Maisbrei mit Bohnen) kommen.
So wie die Zeremonie mit einer kurzen Andacht begonnen hat, so wird sie auch mit einer Ausführlicheren Andacht beendet, die Ehrengäste werden verabschiedet und zum Gate der Bibelschule geleitet.
Am Mittwoch und Donnerstag fanden Rüsttage für die Bibelschüler statt, in denen sie eine praktische Unterweisung in den Gemeindealltag bekamen. Nachdem sie nun vier Jahre auf dem Campus gelebt und intensiv gelernt haben möchte man ihnen einige praktische Tipps für den Alltag von Beruf und Familie mitgeben. Natürlich konnte deswegen auch kein Unterricht stattfinden, es hätte mir natürlich freigestanden dennoch zu unterrichten. Doch alleine der Versuch die angekündigten Midtermtests zu schreiben löste in einer Klasse eine mittelprächtige Revolte aus. Nur gut, dass die Alternative Heckenschneiden gewesen wäre….
Seit einer Woche kann kaum noch normaler Unterricht stattfinden. Stets sind einzelne Schüler oder die ganze Studierendenschaft in Säuberungsaktivitäten oder Aufbaumaßnahmen involviert. Jeden Abend finden Abschiedsessen für die Schüler der unterschiedlichen Kirchenkreise statt, zu denen ein jeweiliger offizieller Vertreter eingeladen wird. Diese Essen sind tanzanisch-offiziell. Das heißt es gibt einen DJ und einen Moderator, die das Rahmenprogramm gestalten. Während die „normalen“ Gäste an einzelnen Tischen sitzen, ist an der Frontseite der sogenannte „Hightable“ für die Ehrengäste aufgebaut. Mit viel drapiertem Stoff, Plastikblumen, kleinen Deckchen und den obligatorischen Sodas wunderschön dekoriert.
Sehr formell werden den entsprechenden Leuten die Möglichkeiten gegeben ein Grußwort zu sprechen und den zu graduierenden Glückwünsche und Dank auszudrücken. Nach diesem offiziellen Teil gibt es reichlich Essen, so dass auch die Bibelschüler in den Genuss einer Abwechslung zur sonst alltäglichen Schulspeisung Ugali mit Maharage (Maisbrei mit Bohnen) kommen.
So wie die Zeremonie mit einer kurzen Andacht begonnen hat, so wird sie auch mit einer Ausführlicheren Andacht beendet, die Ehrengäste werden verabschiedet und zum Gate der Bibelschule geleitet.
Am Mittwoch und Donnerstag fanden Rüsttage für die Bibelschüler statt, in denen sie eine praktische Unterweisung in den Gemeindealltag bekamen. Nachdem sie nun vier Jahre auf dem Campus gelebt und intensiv gelernt haben möchte man ihnen einige praktische Tipps für den Alltag von Beruf und Familie mitgeben. Natürlich konnte deswegen auch kein Unterricht stattfinden, es hätte mir natürlich freigestanden dennoch zu unterrichten. Doch alleine der Versuch die angekündigten Midtermtests zu schreiben löste in einer Klasse eine mittelprächtige Revolte aus. Nur gut, dass die Alternative Heckenschneiden gewesen wäre….
Freitag, 5. November 2010
Beim Orgelbauer
Mit meiner Musikklasse haben wir diese Woche unsere Abschlussfahrt zu einem Orgelbauer gemacht. Über die deutsche Gemeinde hatten wir die grandiose Möglichkeit bekommen, eine frisch aufgebaute Orgel kurz vor dem Verpacken zu besichtigen. Meine Kollegen waren von der Idee ziemlich angetan, hatte doch keiner der Schüler zuvor eine Pfeifenorgel gesehen.
Die Planung lief gut tanzanisch ab und ich lernte eine Menge über „eingeladen sein“ und „Reisevorbereitungen“. Doch letztlich kamen wir sogar so pünktlich an, dass meine Schüler eine Mitgefühlsbekundung ob der stressigen Reise ernteten – wir hatten tatsächlich nur eine Stunde Verspätung. Dass wir zwischendurch ein Dalla auf die kürzere und dadurch schnellere Wegstrecke gebracht hatten (einer meiner Schüler kannte den Fahrer) und natürlich prompt von der Polizei angehalten wurden (etwas Kleingeld kann regelrechte Wunder bewirken), und nach dem Umsteigen erst am Stadtrand von Moshi feststellten, dass einer der Schüler noch beim Chai saß, weswegen wir eine Viertelstunde im Dalla (diesmal von meinem Kollegen im Colarhemd organisiert) auf ihn warteten und so womöglich nicht in einen Verkehrsunfall mit einem Tanklaster verwickelt wurden – dass war alles für meine Schüler überhaupt kein Thema, sondern scheinbar total normal.
Was nun folgte klingt vielleicht weniger aufregend – doch mich hat es noch mehr angerührt!
Meine Schüler konnten sich tatsächlich überhaupt nicht vorstellen, wie groß eine Orgel sein kann, geschweige denn, dass sie eine Hörvorstellung von ihrem Klang gehabt hätten. Ein wenig kam ich mir vor wie in „Schlafes Bruder“ als Elias sich an die Orgel heranwagt und schließlich der große Orgelwettbewerb in Worten geschildert wird.
Beim Anblick der großen Basspfeifen gingen den Schülern die Augen über. Wie sehr mussten sie über den Sound lachen, der erzeugt wurden, als Reiner diese per Mund anblies. Dieses Lachen wandelte sich aber in grenzenloses Staunen, als wir die Orgelwerkstatt betraten und sie dort das Instrument mit hunderten solcher Pfeifen aufgebaut sahen.
Nach einem kleinen Rundgang um das Instrument setzte sich Reiner an die Orgel und demonstrierte das Spielprinzip, bis er schließlich alle Register gezogen hatte. Die Schüler waren einfach sprachlos ob des Klanges. Ich kann nur schwer sagen, was sie in diesem Moment dachten. Einige lehnten auf dem Gerüst und schauten gebannt auf Finger und Füße, andere versuchten die Orgelpfeifen zu identifizieren und andere wollten jeden Ton mit der Kamera einfangen.
Der für mich rührendste Moment war, als sich einer der Schüler sich selbst auf die Orgelbank setzen durfte und seine auswendig gelernten Klavierstücke zu spielen begann. Nach anfänglicher Scheu spielte er sich frei und versank förmlich in der Orgel. Ab und an huschte ein Lächeln über seine Lippen und entspannte das konzentrierte Gesicht, ehe er wieder völlig in die Musik einzutauchen schien. Immer neu probierte er die Registratur und auch das Pedal aus, bis er schließlich mit Tränen in den Augen vor dem Spieltisch sitzen blieb, einen Augenblick verharrte, aufstand, seine Schuhe wieder anzog und sich dann auf die Fensterbank setzte.
Letztlich durfte jeder sich einmal versuchen und jeder war auf seine Weise angetan von diesem Erlebnis. Zufällig erfuhr ich, dass einer meiner Schüler aus der Kirche stammt, wo diese Orgel nun eingebaut werden soll und genau deswegen zu uns nach Mwika in die Kirchenmusikerausbildung geschickt wurde. Der Schlawiner hatte natürlich nichts davon erzählt.
Ehe wir zur obligatorischen Soda eingeladen wurden, trugen wir uns noch ins Gästebuch ein und bekamen einen Einblick in die Bauzeichnungen der Orgel.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten zogen wir weiter in das Studio eines meiner Schüler. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch seinen Producer, der die frohe Botschaft verkündete, dass das Mittagessen schon so gut wie fertig sei. Dementsprechend kurz viel der Besuch in dem Studio aus – hatten wir doch noch einen „kleinen“ Fußmarsch vor uns („fragt man einen Chagga nach dem Weg so sind es immer noch ungefähr 22 - Minuten oder Kilometer“). So hatten wir uns das Mittagessen auch redlich verdient.
Die Dallafahrt zurück war weniger aufregend als die Hinfahrt – gab’s jetzt doch keinen weiteren Zeitdruck mehr und waren alle ziemlich impressed von dem Gesehen und Gehörtem.
Die Planung lief gut tanzanisch ab und ich lernte eine Menge über „eingeladen sein“ und „Reisevorbereitungen“. Doch letztlich kamen wir sogar so pünktlich an, dass meine Schüler eine Mitgefühlsbekundung ob der stressigen Reise ernteten – wir hatten tatsächlich nur eine Stunde Verspätung. Dass wir zwischendurch ein Dalla auf die kürzere und dadurch schnellere Wegstrecke gebracht hatten (einer meiner Schüler kannte den Fahrer) und natürlich prompt von der Polizei angehalten wurden (etwas Kleingeld kann regelrechte Wunder bewirken), und nach dem Umsteigen erst am Stadtrand von Moshi feststellten, dass einer der Schüler noch beim Chai saß, weswegen wir eine Viertelstunde im Dalla (diesmal von meinem Kollegen im Colarhemd organisiert) auf ihn warteten und so womöglich nicht in einen Verkehrsunfall mit einem Tanklaster verwickelt wurden – dass war alles für meine Schüler überhaupt kein Thema, sondern scheinbar total normal.
Was nun folgte klingt vielleicht weniger aufregend – doch mich hat es noch mehr angerührt!
Meine Schüler konnten sich tatsächlich überhaupt nicht vorstellen, wie groß eine Orgel sein kann, geschweige denn, dass sie eine Hörvorstellung von ihrem Klang gehabt hätten. Ein wenig kam ich mir vor wie in „Schlafes Bruder“ als Elias sich an die Orgel heranwagt und schließlich der große Orgelwettbewerb in Worten geschildert wird.
Beim Anblick der großen Basspfeifen gingen den Schülern die Augen über. Wie sehr mussten sie über den Sound lachen, der erzeugt wurden, als Reiner diese per Mund anblies. Dieses Lachen wandelte sich aber in grenzenloses Staunen, als wir die Orgelwerkstatt betraten und sie dort das Instrument mit hunderten solcher Pfeifen aufgebaut sahen.
Nach einem kleinen Rundgang um das Instrument setzte sich Reiner an die Orgel und demonstrierte das Spielprinzip, bis er schließlich alle Register gezogen hatte. Die Schüler waren einfach sprachlos ob des Klanges. Ich kann nur schwer sagen, was sie in diesem Moment dachten. Einige lehnten auf dem Gerüst und schauten gebannt auf Finger und Füße, andere versuchten die Orgelpfeifen zu identifizieren und andere wollten jeden Ton mit der Kamera einfangen.
Der für mich rührendste Moment war, als sich einer der Schüler sich selbst auf die Orgelbank setzen durfte und seine auswendig gelernten Klavierstücke zu spielen begann. Nach anfänglicher Scheu spielte er sich frei und versank förmlich in der Orgel. Ab und an huschte ein Lächeln über seine Lippen und entspannte das konzentrierte Gesicht, ehe er wieder völlig in die Musik einzutauchen schien. Immer neu probierte er die Registratur und auch das Pedal aus, bis er schließlich mit Tränen in den Augen vor dem Spieltisch sitzen blieb, einen Augenblick verharrte, aufstand, seine Schuhe wieder anzog und sich dann auf die Fensterbank setzte.
Letztlich durfte jeder sich einmal versuchen und jeder war auf seine Weise angetan von diesem Erlebnis. Zufällig erfuhr ich, dass einer meiner Schüler aus der Kirche stammt, wo diese Orgel nun eingebaut werden soll und genau deswegen zu uns nach Mwika in die Kirchenmusikerausbildung geschickt wurde. Der Schlawiner hatte natürlich nichts davon erzählt.
Ehe wir zur obligatorischen Soda eingeladen wurden, trugen wir uns noch ins Gästebuch ein und bekamen einen Einblick in die Bauzeichnungen der Orgel.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten zogen wir weiter in das Studio eines meiner Schüler. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch seinen Producer, der die frohe Botschaft verkündete, dass das Mittagessen schon so gut wie fertig sei. Dementsprechend kurz viel der Besuch in dem Studio aus – hatten wir doch noch einen „kleinen“ Fußmarsch vor uns („fragt man einen Chagga nach dem Weg so sind es immer noch ungefähr 22 - Minuten oder Kilometer“). So hatten wir uns das Mittagessen auch redlich verdient.
Die Dallafahrt zurück war weniger aufregend als die Hinfahrt – gab’s jetzt doch keinen weiteren Zeitdruck mehr und waren alle ziemlich impressed von dem Gesehen und Gehörtem.
It rains cats and dogs…
…oder eben Chamäleons.
Dass hier in den Bäumen so manches Reptil lebt hatte ich schon gehört. Doch als ich heute Mittag zum Unterricht an die Bibelschule rüberging, fiel mir mit einem trockenen Fallgeräusch ein Chamäleon direkt vor die Füße. Zunächst dachte ich es sei ein kleiner Ast, doch dann räkelte sich dieser Ast ein wenig und streckte den Kopf heraus. Es verdrehte kurz die Augen und schaute sich dann noch etwas benommen um.
Ich hatte mir die Chamäleons immer größer vorgestellt, doch dieses Exemplar war mit eingerolltem Schwanz kaum größer als mein Mittelfinger.
Die Größenvorstellung der Reptilien habe ich hier schon in der vergangenen Woche relativieren müssen, als ich mit einem der Bibelschüler von der Chorprobe zurück kam und ein langer Regenwurm sich über den Weg schlängelte. Allerdings war er für einen Regenwurm etwas schnell unterwegs und so fragte ich den Massai, was das denn für ein Tier sei.
Er meinte es sei eine kleine Schlange, und um mir das zu demonstrieren, trat er mit seinem Fuß auf sie drauf. Es sei eine „Zwei-Kopf-Schlange“, weil sie zunächst in die eine Richtung krieche und dann plötzlich in die andere Richtung wechseln würde. So ganz konnte ich das nicht nachvollziehen. Doch nachdem sie sich nicht mehr rührte hob er sie mit einem Stöckchen hoch und ich konnte mir die Haut genauer anschauen.
In der Tat war es eine kleine Schlange. Jedoch konnte ich in der Dunkelheit und im Schein meiner Handylampe nicht wirklich viel erkennen. Allerdings hatte ich nun das typische Verhalten der Tanzanier bei einer Schlangenbegegnung erlebt: Ist die Schlange gesehen, ist sie direkt dem Tode geweiht. Es gibt wohl kaum ein Tier in Tanzania, das so verhasst ist, wie die Schlangen.
Für sie ist es unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die sich Schlangen freiwillig in Terrarien halten. Wie viel vorstellbarer ist es da für sie, was es heißt, dass die Schlange den Menschen in die Ferse stechen und er ihr den Kopf zertreten wird (Gen 3,15).
Dass hier in den Bäumen so manches Reptil lebt hatte ich schon gehört. Doch als ich heute Mittag zum Unterricht an die Bibelschule rüberging, fiel mir mit einem trockenen Fallgeräusch ein Chamäleon direkt vor die Füße. Zunächst dachte ich es sei ein kleiner Ast, doch dann räkelte sich dieser Ast ein wenig und streckte den Kopf heraus. Es verdrehte kurz die Augen und schaute sich dann noch etwas benommen um.
Ich hatte mir die Chamäleons immer größer vorgestellt, doch dieses Exemplar war mit eingerolltem Schwanz kaum größer als mein Mittelfinger.
Die Größenvorstellung der Reptilien habe ich hier schon in der vergangenen Woche relativieren müssen, als ich mit einem der Bibelschüler von der Chorprobe zurück kam und ein langer Regenwurm sich über den Weg schlängelte. Allerdings war er für einen Regenwurm etwas schnell unterwegs und so fragte ich den Massai, was das denn für ein Tier sei.
Er meinte es sei eine kleine Schlange, und um mir das zu demonstrieren, trat er mit seinem Fuß auf sie drauf. Es sei eine „Zwei-Kopf-Schlange“, weil sie zunächst in die eine Richtung krieche und dann plötzlich in die andere Richtung wechseln würde. So ganz konnte ich das nicht nachvollziehen. Doch nachdem sie sich nicht mehr rührte hob er sie mit einem Stöckchen hoch und ich konnte mir die Haut genauer anschauen.
In der Tat war es eine kleine Schlange. Jedoch konnte ich in der Dunkelheit und im Schein meiner Handylampe nicht wirklich viel erkennen. Allerdings hatte ich nun das typische Verhalten der Tanzanier bei einer Schlangenbegegnung erlebt: Ist die Schlange gesehen, ist sie direkt dem Tode geweiht. Es gibt wohl kaum ein Tier in Tanzania, das so verhasst ist, wie die Schlangen.
Für sie ist es unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die sich Schlangen freiwillig in Terrarien halten. Wie viel vorstellbarer ist es da für sie, was es heißt, dass die Schlange den Menschen in die Ferse stechen und er ihr den Kopf zertreten wird (Gen 3,15).
Wahlen in Tanzania II
Soweit wir das in Mwika und Moshi mitbekommen haben, sind die Wahlen relativ ruhig verlaufen – auch wenn es noch kein endgültiges Ergebnis gibt. Die Zeitungen und das Radio hatten recht sparsam berichtet, doch es scheint sich abzuzeichnen, dass der vorherige Präsident wiedergewählt worden zu sein scheint. Mittlerweile liest man von einigen Unregelmäßigkeiten in einigen Wahlbezirken und gerüchteweise hört man, dass der Herausforderer überlegt die Wahl anzuzweifeln. Eigentlich ist es wohl noch zu früh von einem Ergebnis zu berichten.
Mir selbst wurde am Wahlvorabend noch die große Ehre zu Teil vom Präsidenten Tanzanias, Jakaya M. Kikwete, höchstpersönlich eine SMS geschickt zu bekommen. Nach einigen einleitenden Worten bat er mich darum, ihm am morgigen Wahltag mein Vertrauen auszusprechen und ihm meine Stimme zu geben. Es würde sich sehr darüber freuen, wieder Präsident von meinem Land werden zu dürfen!
Mir tat es im Herzen weh, dass ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Anders als einer meiner Kollegen antwortete ich ihm aber nicht. Seine Antwort fiel weniger freundlich aus und machte keinen Hehl daraus, dass er das Gefühl hätte, dass er auch ohne seine Stimme es schaffen würde fünf weitere Jahre das Amt zu bekleiden – schließlich hätte er in den vorherigen Jahren schon gezeigt, dass ihm die Stimme des Volkes egal sei und er stets Mittel und Wege gefunden hätte seine Interessen zu verfolgen. Ups, wo bleibt da die tanzanische Höflichkeit….
Zumindest prozentual scheint es eine erfolgreiche Wahlbeteiligung gegeben zu haben – über 80% der Wahlberechtigten Tanzanias haben ihre Stimme abgegeben. Wahlberechtigt ist in Tanzania jeder, der sich ein Jahr zuvor in die Wahllisten eingetragen hat. Dies kann jeder nach erreichen seines 18. Lebensjahres tun. Nur muss man dann auch in dem Wahlbezirk wählen, in dem man sich eingetragen hat. Zum großen Bedauern einiger meiner Kollegen gibt es das Briefwahlsystem in Tanzania noch nicht. Ebenso wenig wie die Möglichkeit Koalitionen zu bilden.
Dafür läuft aber jetzt jeder der seiner Bürgerpflicht nachgekommen ist mit einem gefärbten kleinen Finger herum. So ist gewährleistet, dass jeder nur einmal seine Stimme abgibt und wer keinen gefärbten Finger hat, der wird dann auch direkt drauf angesprochen ;-)
Mir selbst wurde am Wahlvorabend noch die große Ehre zu Teil vom Präsidenten Tanzanias, Jakaya M. Kikwete, höchstpersönlich eine SMS geschickt zu bekommen. Nach einigen einleitenden Worten bat er mich darum, ihm am morgigen Wahltag mein Vertrauen auszusprechen und ihm meine Stimme zu geben. Es würde sich sehr darüber freuen, wieder Präsident von meinem Land werden zu dürfen!
Mir tat es im Herzen weh, dass ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Anders als einer meiner Kollegen antwortete ich ihm aber nicht. Seine Antwort fiel weniger freundlich aus und machte keinen Hehl daraus, dass er das Gefühl hätte, dass er auch ohne seine Stimme es schaffen würde fünf weitere Jahre das Amt zu bekleiden – schließlich hätte er in den vorherigen Jahren schon gezeigt, dass ihm die Stimme des Volkes egal sei und er stets Mittel und Wege gefunden hätte seine Interessen zu verfolgen. Ups, wo bleibt da die tanzanische Höflichkeit….
Zumindest prozentual scheint es eine erfolgreiche Wahlbeteiligung gegeben zu haben – über 80% der Wahlberechtigten Tanzanias haben ihre Stimme abgegeben. Wahlberechtigt ist in Tanzania jeder, der sich ein Jahr zuvor in die Wahllisten eingetragen hat. Dies kann jeder nach erreichen seines 18. Lebensjahres tun. Nur muss man dann auch in dem Wahlbezirk wählen, in dem man sich eingetragen hat. Zum großen Bedauern einiger meiner Kollegen gibt es das Briefwahlsystem in Tanzania noch nicht. Ebenso wenig wie die Möglichkeit Koalitionen zu bilden.
Dafür läuft aber jetzt jeder der seiner Bürgerpflicht nachgekommen ist mit einem gefärbten kleinen Finger herum. So ist gewährleistet, dass jeder nur einmal seine Stimme abgibt und wer keinen gefärbten Finger hat, der wird dann auch direkt drauf angesprochen ;-)
Freitag, 29. Oktober 2010
Wahlen in Tanzania
An diesem Wochenende finden in Tanzania die Wahlen statt.
Nachdem zwischendurch die Diskussionsfreude und das Interesse an den Wahlen abgeflaut war, hat es in den letzten zwei Wochen wieder gewaltig zugenommen. Mittlerweile gibt es eigentlich nur noch ein Thema und das begegnet einem ueberall.
Dabei scheint eigentlich alles klar zu sein: alle wollen sie einen Wechsel und einen Ruck fuer das Land. Der Obama-Slogan "Change is possible" ist omnipraesent!
Letztlich wird es wohl eine Wahl zwischen der Regierungspartei (CCM) und der Oppositionspartei (Chadema) werden.
Drei Faktoren scheinen die politische Gesinnung zu beeinflussen: Einerseits die regionale Praegung, so kann meinen einige Tanzanier entsprechende Wahlbezirke ausmachen zu koennen. Doch letztlich ist dieser Faktor von den beiden Hauptfaktoren mitbeeinflusst:
Wer educated ist der waehlt die Chadema-Partei. Der weiss um die Notwendigkeit eines Wechsels und sieht, dass unter dem jetzigen Presidenten Wahlversprechen kaum eingehalten wurden. Die Frage ob die Versprechen der Chadema nach der Wahl eingehalten werden, stellt sich wohl kaum einer.
Andererseits ist die Religion ein wichtiger Motor: Chadema ist christlich - CCM ist primaer islamisch gepraegt. So werden wohl die Muslimischen Gebiete eher CCM waehlen - Christliche Gebiete die Chadema.
Bis in die Andachten der Bibelschulen hat es der Wahlkampf geschafft. Gestern abend und heute Morgen wurden lange und intensiv fuer die Wahlen, den Sieg der jeweiligen Hoffnungspartei - vorallem aber fuer einen friedlichen Ausgang der Wahlen gebetet.
Sicherlich wird es an diesem Wochenende spannend werden.
Fuer mich ist es spannend zu sehen, welch riesigen Hoffnungen die Menschen mit diesen Wahlen verbinden. Um so mehr hoffe ich, dass diese Erwartungen nach der Wahl nicht enttaeuscht werden. Die Sorge vor Wahlmanipulationen seitens der CCM sind gross. Diese Befuerchtungen werden geschuert von Berichten, dass in Chadema-Gebieten versucht wurde die Wahlscheine abzukaufen. Nur mit einem entsprechenden Wahlschein kann gewaehlt werden. Und es kann auch nur vor Ort gewaehlt werden. Das ist der Grund weswegen die Bibelschule zur Zeit wie ausgestorben scheint. Wer kein Chagga ist hat sich schon auf den Weg zu seinem Wahlbezirk gemacht.
Ich bin gespannt was meine Schueler nach diesem Wochenende zu berichten haben.
Bis dahin werden noch die Parteiautos durch die Strassen ziehen und die Doerfer mit ihrer Musik beschallen, Fahnen werden gehisst und im Dalla heiss diskutiert.
Dabei sind sich eigentlich alle einig: man moechte einen Wechsel und man moechte einen friedlichen Ausgang der Wahlen!
Nachdem zwischendurch die Diskussionsfreude und das Interesse an den Wahlen abgeflaut war, hat es in den letzten zwei Wochen wieder gewaltig zugenommen. Mittlerweile gibt es eigentlich nur noch ein Thema und das begegnet einem ueberall.
Dabei scheint eigentlich alles klar zu sein: alle wollen sie einen Wechsel und einen Ruck fuer das Land. Der Obama-Slogan "Change is possible" ist omnipraesent!
Letztlich wird es wohl eine Wahl zwischen der Regierungspartei (CCM) und der Oppositionspartei (Chadema) werden.
Drei Faktoren scheinen die politische Gesinnung zu beeinflussen: Einerseits die regionale Praegung, so kann meinen einige Tanzanier entsprechende Wahlbezirke ausmachen zu koennen. Doch letztlich ist dieser Faktor von den beiden Hauptfaktoren mitbeeinflusst:
Wer educated ist der waehlt die Chadema-Partei. Der weiss um die Notwendigkeit eines Wechsels und sieht, dass unter dem jetzigen Presidenten Wahlversprechen kaum eingehalten wurden. Die Frage ob die Versprechen der Chadema nach der Wahl eingehalten werden, stellt sich wohl kaum einer.
Andererseits ist die Religion ein wichtiger Motor: Chadema ist christlich - CCM ist primaer islamisch gepraegt. So werden wohl die Muslimischen Gebiete eher CCM waehlen - Christliche Gebiete die Chadema.
Bis in die Andachten der Bibelschulen hat es der Wahlkampf geschafft. Gestern abend und heute Morgen wurden lange und intensiv fuer die Wahlen, den Sieg der jeweiligen Hoffnungspartei - vorallem aber fuer einen friedlichen Ausgang der Wahlen gebetet.
Sicherlich wird es an diesem Wochenende spannend werden.
Fuer mich ist es spannend zu sehen, welch riesigen Hoffnungen die Menschen mit diesen Wahlen verbinden. Um so mehr hoffe ich, dass diese Erwartungen nach der Wahl nicht enttaeuscht werden. Die Sorge vor Wahlmanipulationen seitens der CCM sind gross. Diese Befuerchtungen werden geschuert von Berichten, dass in Chadema-Gebieten versucht wurde die Wahlscheine abzukaufen. Nur mit einem entsprechenden Wahlschein kann gewaehlt werden. Und es kann auch nur vor Ort gewaehlt werden. Das ist der Grund weswegen die Bibelschule zur Zeit wie ausgestorben scheint. Wer kein Chagga ist hat sich schon auf den Weg zu seinem Wahlbezirk gemacht.
Ich bin gespannt was meine Schueler nach diesem Wochenende zu berichten haben.
Bis dahin werden noch die Parteiautos durch die Strassen ziehen und die Doerfer mit ihrer Musik beschallen, Fahnen werden gehisst und im Dalla heiss diskutiert.
Dabei sind sich eigentlich alle einig: man moechte einen Wechsel und man moechte einen friedlichen Ausgang der Wahlen!
Samstag, 23. Oktober 2010
Bei Mchungajis zu Haus‘
Mchungaji ist in Tanzania die Bezeichnung für den Pastor.
Wie kann man sich das Leben in einem tanzanischen Pastorat vorstellen? Bei meinem Musikkollegen durfte ich das nun wieder einmal miterleben.
Natürlich gehören zum Pastor eine Frau und viele Kinder. Auch wenn mein Kollege noch relativ jung ist, so stellte er mir eine ganze Schar von Kindern und Jugendlichen als seine Kinder vor, die ihn auch alle mit Baba anredeten.
Und natürlich gehören zum „Pastorat“ auch eine Kuh und ein paar Ziegen, ein Garten mit Bananen, Kaffee, Kartoffel, Bohnen und Mais und - ohne Frage - Hühner. Es gab Zeiten da brauchte er eigentlich nur Zucker und Salz zum täglichen Bedarf dazukaufen. Selbst die Sonnenblumen für das Öl hatte er auf seiner Shamba selbst angebaut und anschließend in der Dorfmühle pressen lassen.
Als wir beim obligatorischen Chai saßen fragte ich ihn nochmal nach seinen Kindern. Ja, also – natürlich sind das nicht alles seine leiblichen Kinder. Aber mittlerweile sind es so gut wie seine Kinder geworden. Zwei von ihnen hat er nach dem Tod seines Bruders aufgenommen. Eine weitere Tochter hat ihn adoptiert und beendet in diesem Jahr ihre Evangelistenausbildung an der Bibelschule und lebt auch dort in den Dormitories. Dafür war aber grade ein anderer Sohn da, der eigentlich in Dodoma studiert, aber jetzt in den Semesterferien in den Secondaryschool vor Ort unterrichtet. Draussen war eine seiner Töchter dabei zu kochen. Sie kommt aus ziemlich einfachen Verhältnissen und hat angefragt, ob sie nicht bei ihm wohnen könnte. Er würde sie gerne wieder zur Schule gehen lassen, doch momentan weiß er noch nicht wie er das Schulgeld finanzieren soll. Genauso wie für eine weitere ältere Tochter, deren Mutter im vergangenen Jahr an HIV gestorben ist und die seitdem bei ihm mit lebt. Glücklicherweise ist in diesem Jahr die Maisernte sehr gut ausgefallen, vielleicht kann er den Mais mit etwas Gewinn verkaufen. Zusätzlich hat er in der vergangenen Woche mit einem Hühnerprojekt angefangen.
In einem Nebenzimmer hatte er ein kleines Gehege abgegrenzt aus dem es laut fiepte. 150 Küken hat er gekauft und die will er nun groß ziehen. Wenn alles gut geht fängt er in zwei Wochen an die ersten Hühnchen zu verkaufen und je näher es an Weihnachten rückt, um so mehr wird er auch verkaufen können. Vor Weihnachten finden die Konfirmationen statt und da werden Massen von Hühnchen gegessen – und die müssen schließlich irgendwoher kommen. Vielleicht hat er dann im Januar das Schulgeld für ein Jahr zusammen.
Als wir zurück in das Wohnzimmer kamen, wurden wir schon händeringend von Joshua gesucht. Dicht hinter ihm folgte die erstgeborene Tochter, die tränenüberströmt war. So ganz hab ich den Grund des Unglückes nicht verstanden – aber an der Duka hatte sie etwas kaufen wollen und irgendetwas ist da schief gelaufen. So schlimm war’s letztlich aber doch nicht, denn mit einem Funkeln in den Augen fragte sie, ob sie mir das Mtoto (Kind) zeigen dürfe.
Natürlich! Das war ja der Grund meines Besuches. Vor einer Woche ist er zum zweiten Mal Vater geworden und seine Frau war grade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wenig später hatte ich ein Wolldeckenbündel auf dem Schoß, in dem seelenruhig der jüngste Nachwuchs schlief. Etwas überrascht war ich über die Hautfarbe schon, die sich nicht großartig von meiner Hand unterschied. Später wurde ich belehrt, dass die tanzanischen Kinder „im Laufe der Zeit noch nachdunkeln“.
Auf die Frage wie es denn heißen würde bekam ich zunächst die Antwort „Sijui“, gefolgt von „bado kidogo“. Als ich diese Namenskonstellation mit einem Augenaufschlag quittierte brach auch mein Kollege in schallendes Gelächter aus. Sie haben sich „noch nicht ganz“ (bado kidogo)entscheiden können und „wissen es nicht“ (sijui). Sijui Bado Kidogo fand es wohl selbst gar nicht so lustig und quittierte ihrerseits den Scherz mit einer Demonstration ihres Lungenvolumens. Daraufhin musste sie die Männerrunde verlassen und durfte wieder zu ihrer Mama zurück.
Inzwischen war das Abendbrot fertig gekocht und der Strom endgültig ausgefallen. Also aßen wir den Bananeneintopf beim Schein einer Diodenlampe, was dem Geschmack und der Stimmung aber keinen Abbruch tat.
Ehe ich mich nach dem Essen auf den Heimweg begab, setzten wir uns noch mal zusammen und feierten eine kleine Abendandacht. Schon bei einem vorherigen Besuch fühlte ich mich davon irgendwie an Familie Luther und das Vorbild für das protestantische Pfarrhaus erinnert. Es hat mir ziemlich imponiert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder aus schlechteren Verhältnissen aufgenommen wurden und ihnen hier die Möglichkeit für eine vielversprechendere Zukunft gegeben wurde. Auch wenn mein Kollege nicht genau weiß, wie er jedem eine Schulbildung ermöglichen kann, sieht er seine Möglichkeiten als großes Geschenk an, und von dem möchte er so viel wie möglich weitergeben. Das sei zwar nicht immer einfach, doch er vertraut darauf, dass sich irgendeine Lösung ergibt.
Wie kann man sich das Leben in einem tanzanischen Pastorat vorstellen? Bei meinem Musikkollegen durfte ich das nun wieder einmal miterleben.
Natürlich gehören zum Pastor eine Frau und viele Kinder. Auch wenn mein Kollege noch relativ jung ist, so stellte er mir eine ganze Schar von Kindern und Jugendlichen als seine Kinder vor, die ihn auch alle mit Baba anredeten.
Und natürlich gehören zum „Pastorat“ auch eine Kuh und ein paar Ziegen, ein Garten mit Bananen, Kaffee, Kartoffel, Bohnen und Mais und - ohne Frage - Hühner. Es gab Zeiten da brauchte er eigentlich nur Zucker und Salz zum täglichen Bedarf dazukaufen. Selbst die Sonnenblumen für das Öl hatte er auf seiner Shamba selbst angebaut und anschließend in der Dorfmühle pressen lassen.
Als wir beim obligatorischen Chai saßen fragte ich ihn nochmal nach seinen Kindern. Ja, also – natürlich sind das nicht alles seine leiblichen Kinder. Aber mittlerweile sind es so gut wie seine Kinder geworden. Zwei von ihnen hat er nach dem Tod seines Bruders aufgenommen. Eine weitere Tochter hat ihn adoptiert und beendet in diesem Jahr ihre Evangelistenausbildung an der Bibelschule und lebt auch dort in den Dormitories. Dafür war aber grade ein anderer Sohn da, der eigentlich in Dodoma studiert, aber jetzt in den Semesterferien in den Secondaryschool vor Ort unterrichtet. Draussen war eine seiner Töchter dabei zu kochen. Sie kommt aus ziemlich einfachen Verhältnissen und hat angefragt, ob sie nicht bei ihm wohnen könnte. Er würde sie gerne wieder zur Schule gehen lassen, doch momentan weiß er noch nicht wie er das Schulgeld finanzieren soll. Genauso wie für eine weitere ältere Tochter, deren Mutter im vergangenen Jahr an HIV gestorben ist und die seitdem bei ihm mit lebt. Glücklicherweise ist in diesem Jahr die Maisernte sehr gut ausgefallen, vielleicht kann er den Mais mit etwas Gewinn verkaufen. Zusätzlich hat er in der vergangenen Woche mit einem Hühnerprojekt angefangen.
In einem Nebenzimmer hatte er ein kleines Gehege abgegrenzt aus dem es laut fiepte. 150 Küken hat er gekauft und die will er nun groß ziehen. Wenn alles gut geht fängt er in zwei Wochen an die ersten Hühnchen zu verkaufen und je näher es an Weihnachten rückt, um so mehr wird er auch verkaufen können. Vor Weihnachten finden die Konfirmationen statt und da werden Massen von Hühnchen gegessen – und die müssen schließlich irgendwoher kommen. Vielleicht hat er dann im Januar das Schulgeld für ein Jahr zusammen.
Als wir zurück in das Wohnzimmer kamen, wurden wir schon händeringend von Joshua gesucht. Dicht hinter ihm folgte die erstgeborene Tochter, die tränenüberströmt war. So ganz hab ich den Grund des Unglückes nicht verstanden – aber an der Duka hatte sie etwas kaufen wollen und irgendetwas ist da schief gelaufen. So schlimm war’s letztlich aber doch nicht, denn mit einem Funkeln in den Augen fragte sie, ob sie mir das Mtoto (Kind) zeigen dürfe.
Natürlich! Das war ja der Grund meines Besuches. Vor einer Woche ist er zum zweiten Mal Vater geworden und seine Frau war grade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wenig später hatte ich ein Wolldeckenbündel auf dem Schoß, in dem seelenruhig der jüngste Nachwuchs schlief. Etwas überrascht war ich über die Hautfarbe schon, die sich nicht großartig von meiner Hand unterschied. Später wurde ich belehrt, dass die tanzanischen Kinder „im Laufe der Zeit noch nachdunkeln“.
Auf die Frage wie es denn heißen würde bekam ich zunächst die Antwort „Sijui“, gefolgt von „bado kidogo“. Als ich diese Namenskonstellation mit einem Augenaufschlag quittierte brach auch mein Kollege in schallendes Gelächter aus. Sie haben sich „noch nicht ganz“ (bado kidogo)entscheiden können und „wissen es nicht“ (sijui). Sijui Bado Kidogo fand es wohl selbst gar nicht so lustig und quittierte ihrerseits den Scherz mit einer Demonstration ihres Lungenvolumens. Daraufhin musste sie die Männerrunde verlassen und durfte wieder zu ihrer Mama zurück.
Inzwischen war das Abendbrot fertig gekocht und der Strom endgültig ausgefallen. Also aßen wir den Bananeneintopf beim Schein einer Diodenlampe, was dem Geschmack und der Stimmung aber keinen Abbruch tat.
Ehe ich mich nach dem Essen auf den Heimweg begab, setzten wir uns noch mal zusammen und feierten eine kleine Abendandacht. Schon bei einem vorherigen Besuch fühlte ich mich davon irgendwie an Familie Luther und das Vorbild für das protestantische Pfarrhaus erinnert. Es hat mir ziemlich imponiert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder aus schlechteren Verhältnissen aufgenommen wurden und ihnen hier die Möglichkeit für eine vielversprechendere Zukunft gegeben wurde. Auch wenn mein Kollege nicht genau weiß, wie er jedem eine Schulbildung ermöglichen kann, sieht er seine Möglichkeiten als großes Geschenk an, und von dem möchte er so viel wie möglich weitergeben. Das sei zwar nicht immer einfach, doch er vertraut darauf, dass sich irgendeine Lösung ergibt.
Lauftreff zwischen Indischem Ozean und Elbe
In der Woche als wir in Bagamoyo waren, bin ich morgens in einer kleinen Laufgruppe am Strand gelaufen. Als wir am ersten Morgen aufstanden, um im Indischen Ozean baden zu gehen, mussten wir feststellen, dass in dieser Woche morgens absolute Ebbe herrschen würde. Es war aber auch der Morgen, an dem mich eine andere Missionarin ziemlich neidisch machte, weil sie nämlich ihre Laufklamotten mitgenommen hatte und lustig ihre Runden drehte.
Beim Frühstück darauf angesprochen, meinte sie ganz locker: na dann lauf doch Barfuss!
Also trafen wir uns am zweiten Morgen um 6.00h vor ihrer Hütte, um dann am Strand laufen zu gehen.
Es war ein Traum! Unsere Häuschen lagen sowieso in direkter Strandlage, mit Blick auf’s Meer, der Weg zum Strand war eigentlich nur über die Veranda hinaus. Der Strand war gesäumt von Palmen, zwischen denen tagsüber die Fischerboote lagen. Als wir uns morgens aufmachten, wurden mit den ersten Sonnenstrahlen, der über dem indischen Ozean aufgehenden Sonne, die kleinen Fischerboote (traditionelle Ngalawa-Boote) durch das Watt ins Wasser getragen.
Wir liefen auf dem harten Sandboden dem Mangrovenwäldchen entgegen, während unser Blick von dem Sonnenaufgang, den Dhaus und Palmen gefesselt wurde. Vorbei ging es an der ersten katholischen Kirche Ostafrikas und dem Friedhof, an kleinen Strohhütten zwischen den Palmen und an vereinzelten Muschelsammlerinnen. Da das Wasser so weit zurück gewichen war, konnten wir auch noch durch den Mangrovenwald laufen und scheuchten jede Menge kleinerer Wattläufer auf, die dort auf Nahrungsfang unterwegs waren. Als es schließlich nicht mehr weiter ging kehrten wir um und liefen in entgegengesetzter Richtung zum kleinen Hafen und Fischmarkt. Dort herrschte schon ein reges Treiben.
Für mich war das Laufen, obwohl ich die letzten zwei Wochen in Dodoma überhaupt nicht Laufen gewesen bin, ziemlich entspannt. Abgesehen davon, dass ich mir am ersten Morgen ein paar kleinere Blasen gelaufen habe. Da hat sich wohl mein Höhentraining in Mwika ausgezahlt. Hier laufe ich sonst in ca. 1600m mit Blick auf Kilimanjaro und quasi durch Urwald.
In Bagamoyo wurde mir dann für meine Zeit in Hamburg schon die Möglichkeit in Aussicht gestellt an der Elbe meine Runden zu drehen. Na, bei meinem Glück liegt im Januar sicherlich in Deutschland wieder Schnee, so dass eine Ausrede schnell gefunden ist ;-)
Beim Frühstück darauf angesprochen, meinte sie ganz locker: na dann lauf doch Barfuss!
Also trafen wir uns am zweiten Morgen um 6.00h vor ihrer Hütte, um dann am Strand laufen zu gehen.
Es war ein Traum! Unsere Häuschen lagen sowieso in direkter Strandlage, mit Blick auf’s Meer, der Weg zum Strand war eigentlich nur über die Veranda hinaus. Der Strand war gesäumt von Palmen, zwischen denen tagsüber die Fischerboote lagen. Als wir uns morgens aufmachten, wurden mit den ersten Sonnenstrahlen, der über dem indischen Ozean aufgehenden Sonne, die kleinen Fischerboote (traditionelle Ngalawa-Boote) durch das Watt ins Wasser getragen.
Wir liefen auf dem harten Sandboden dem Mangrovenwäldchen entgegen, während unser Blick von dem Sonnenaufgang, den Dhaus und Palmen gefesselt wurde. Vorbei ging es an der ersten katholischen Kirche Ostafrikas und dem Friedhof, an kleinen Strohhütten zwischen den Palmen und an vereinzelten Muschelsammlerinnen. Da das Wasser so weit zurück gewichen war, konnten wir auch noch durch den Mangrovenwald laufen und scheuchten jede Menge kleinerer Wattläufer auf, die dort auf Nahrungsfang unterwegs waren. Als es schließlich nicht mehr weiter ging kehrten wir um und liefen in entgegengesetzter Richtung zum kleinen Hafen und Fischmarkt. Dort herrschte schon ein reges Treiben.
Für mich war das Laufen, obwohl ich die letzten zwei Wochen in Dodoma überhaupt nicht Laufen gewesen bin, ziemlich entspannt. Abgesehen davon, dass ich mir am ersten Morgen ein paar kleinere Blasen gelaufen habe. Da hat sich wohl mein Höhentraining in Mwika ausgezahlt. Hier laufe ich sonst in ca. 1600m mit Blick auf Kilimanjaro und quasi durch Urwald.
In Bagamoyo wurde mir dann für meine Zeit in Hamburg schon die Möglichkeit in Aussicht gestellt an der Elbe meine Runden zu drehen. Na, bei meinem Glück liegt im Januar sicherlich in Deutschland wieder Schnee, so dass eine Ausrede schnell gefunden ist ;-)
Sonntag, 17. Oktober 2010
Tag der Deutschen Einheit
Am 3. Oktober waren wir abends zum Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Dar es Salaam eingeladen. Als kleines bunt gemischtes Grüppchen lauter Nordelbischer Langzeitmitarbeiter und Volontären machten wir uns von Bagamoyo am Nachmittag nach Dar es Salaam auf. Die Kleiderfrage hatten wir pragmatisch tanzanisch geklärt und so konnten wir sogar noch unauffällig am „Slipway“ flanieren und uns schon ein wenig an ein anderes Tanzania akklimatisieren. Immer wieder überraschen mich die krassen gesellschaftlichen Unterschiede innerhalb Tanzanias. So führte uns die Fahrt zur deutschen Botschaft den Oyster Bay entlang, vorbei am Koko Beach und durch recht repräsentative Anwesen.
Vor der Botschaft zeigte sich wodurch sich die Deutschen auszeichnen; durch Pünktlichkeit! Hatten wir gedacht, wir kommen mal ganz entspannt am Abend dahin, waren wir nun doch froh deutscher angekommen zu sein.
Es war die Stimmung einer besseren Gartenparty. Wer nicht mit offiziellem Diplomatenauto kam meldete sich am Empfang und wurde auf der Gästeliste abgehakt, um danach vom Botschafter nebst Gattin begrüßt und direkt mit Getränk versorgt zu werden.
Der Garten der Residenz war mit Lichterketten in den Palmen stilvoll illuminiert, die Veranda schwarz-rot-gold geschmückt und hinter dem Rednerpult wehten die tanzanische, deutsche und europäische Fahne im lauen Abendlüftchen. Dazu spielte ein tanzanisches Militärcorps und man unterhielt sich angeregt. Die Ansprache des Botschafters wurde mit der Europhymne eingeleitet und mit der tanzanischen Hymne beschlossen. Etwas irritiert waren wir, als sich die Musiker nun setzten, erwarteten wir doch nun eigentlich die deutsche Hymne. Doch schon erhoben sie sich wieder – nun ausgestattet mit Noten – und es folgte die deutsche Hymne nach der das Büffet eröffnet wurde. Positiv überrascht war ich, wie gemessen und dennoch textsicher mitgesungen wurde.
In der Schlange zum Büffet (Kritikern sei vorab der Wind aus den Segeln genommen – es war wirklich steuerzahlerfreundlich!) ergaben sich so manche interessanten Gespräche. Mir eröffnete sich dadurch ein kleiner Einblick in die vielfältigsten Geschichten und Aufgaben, weswegen Deutsche in Tanzania leben würden. Allerdings regte es mich wieder einmal über die Sinnhaftigkeit und dem Selbstverständnis deutscher Entwicklungshilfe und –helfer an.
Da wir noch die Rückfahrt nach Bagamoyo vor uns hatte, wovon der letzte Abschnitt nicht mehr geteert ist, machten wir uns zu gemäßigter Stunde auf den Heimweg. Jedoch nicht ohne einem Azameisverkäufer zum Geschäft des Tages und Dar es Salaam zu einem mittelprächtigen Verkehrschaos zu verhelfen.
Vor der Botschaft zeigte sich wodurch sich die Deutschen auszeichnen; durch Pünktlichkeit! Hatten wir gedacht, wir kommen mal ganz entspannt am Abend dahin, waren wir nun doch froh deutscher angekommen zu sein.
Es war die Stimmung einer besseren Gartenparty. Wer nicht mit offiziellem Diplomatenauto kam meldete sich am Empfang und wurde auf der Gästeliste abgehakt, um danach vom Botschafter nebst Gattin begrüßt und direkt mit Getränk versorgt zu werden.
Der Garten der Residenz war mit Lichterketten in den Palmen stilvoll illuminiert, die Veranda schwarz-rot-gold geschmückt und hinter dem Rednerpult wehten die tanzanische, deutsche und europäische Fahne im lauen Abendlüftchen. Dazu spielte ein tanzanisches Militärcorps und man unterhielt sich angeregt. Die Ansprache des Botschafters wurde mit der Europhymne eingeleitet und mit der tanzanischen Hymne beschlossen. Etwas irritiert waren wir, als sich die Musiker nun setzten, erwarteten wir doch nun eigentlich die deutsche Hymne. Doch schon erhoben sie sich wieder – nun ausgestattet mit Noten – und es folgte die deutsche Hymne nach der das Büffet eröffnet wurde. Positiv überrascht war ich, wie gemessen und dennoch textsicher mitgesungen wurde.
In der Schlange zum Büffet (Kritikern sei vorab der Wind aus den Segeln genommen – es war wirklich steuerzahlerfreundlich!) ergaben sich so manche interessanten Gespräche. Mir eröffnete sich dadurch ein kleiner Einblick in die vielfältigsten Geschichten und Aufgaben, weswegen Deutsche in Tanzania leben würden. Allerdings regte es mich wieder einmal über die Sinnhaftigkeit und dem Selbstverständnis deutscher Entwicklungshilfe und –helfer an.
Da wir noch die Rückfahrt nach Bagamoyo vor uns hatte, wovon der letzte Abschnitt nicht mehr geteert ist, machten wir uns zu gemäßigter Stunde auf den Heimweg. Jedoch nicht ohne einem Azameisverkäufer zum Geschäft des Tages und Dar es Salaam zu einem mittelprächtigen Verkehrschaos zu verhelfen.
Hund oder Hyäne
Eine unserer TEE-Stationen führte uns auch in die Massai-Steppe. Da es dort kein Gästehaus gab, schlief das Missionarsehepaar in einem Zelt und überließen mir das Auto. Schon seit Beginn der Reise hatte ich mich auf dieses Erlebnis gefreut, stellte ich mir doch den Sternenhimmel – fern jeglicher künstlicher Lichtquelle überwältigend vor. Diesem Erleben sollte auch der Vollmond keinen Abbruch tun, denn der ging glücklicherweise erst später auf.
Bei unserer Ankunft wurde uns zur Begrüßung der obligatorische Chai kredenzt, obwohl es zu der Zeit dort ein Problem mit der Wasserversorgung gab. In der Vorstellungsrunde, in der jeder von den Ereignissen der letzten Wochen berichtet, war das fehlende Wasser auch eines der Hauptanliegen. Aber auch die Übergriffe von Hyänen auf Menschen beschäftigten die Schüler. Wir dachten zunächst an ein Verständigungsproblem. Doch als der nächste Schüler ebenfalls von der tödlichen Attacke einer Hyäne berichtete, war zumindest ich überrascht.
So glaubte ich am nächsten Morgen auch eher an einen Scherz als ich gefragt wurde, ob ich die Hyäne in der Nacht gehört hätte. Sicherlich habe ich die streunenden Hunde durch das Autofenster beobachtet und hatte sie auch gehört. Doch eine Hyäne? Das schien mir trotz der Schauergeschichten ein wenig weit her geholt. Sicherlich konnte die Missionarin die Hunde, die ich in der Nacht gehört hatte ziemlich markant nachmachen. Dennoch zweifelte ich daran, dass das eine Hyäne gewesen sein sollte.
Erst eine Woche später wurde ich überzeugt, als sie die Geschichte vor einigen Massaikindern erzählte und diese in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie konnten sich ausschütteln vor Lachen, dass ich das Jaulen eines Hundes nicht vom Lachen einer Hyäne unterscheiden könnte.
Bei unserer Ankunft wurde uns zur Begrüßung der obligatorische Chai kredenzt, obwohl es zu der Zeit dort ein Problem mit der Wasserversorgung gab. In der Vorstellungsrunde, in der jeder von den Ereignissen der letzten Wochen berichtet, war das fehlende Wasser auch eines der Hauptanliegen. Aber auch die Übergriffe von Hyänen auf Menschen beschäftigten die Schüler. Wir dachten zunächst an ein Verständigungsproblem. Doch als der nächste Schüler ebenfalls von der tödlichen Attacke einer Hyäne berichtete, war zumindest ich überrascht.
So glaubte ich am nächsten Morgen auch eher an einen Scherz als ich gefragt wurde, ob ich die Hyäne in der Nacht gehört hätte. Sicherlich habe ich die streunenden Hunde durch das Autofenster beobachtet und hatte sie auch gehört. Doch eine Hyäne? Das schien mir trotz der Schauergeschichten ein wenig weit her geholt. Sicherlich konnte die Missionarin die Hunde, die ich in der Nacht gehört hatte ziemlich markant nachmachen. Dennoch zweifelte ich daran, dass das eine Hyäne gewesen sein sollte.
Erst eine Woche später wurde ich überzeugt, als sie die Geschichte vor einigen Massaikindern erzählte und diese in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie konnten sich ausschütteln vor Lachen, dass ich das Jaulen eines Hundes nicht vom Lachen einer Hyäne unterscheiden könnte.
TEE-Reise
Das hat nichts mit Chai oder Tea zu tun, sondern mit dieser Abkürzung wird eine mobile Evangelistenausbildung beschrieben. Zwei Wochen hatte ich die Chance ein Missionarsehepaar auf ihrer Reise zu den Klassen in den verschiedenen Gemeinden rund um Dodoma zu begleiten. Dabei habe ich unendlich viel über Tanzania, das Land, die Menschen und das Leben erfahren. Nach meiner Rückkehr habe ich gemerkt, wie sehr auch mein Kiswahili davon beeinflusst wurde.
Wie fasst man zwei Wochen intensiven Zusammenlebens und Erleben zusammen? Ich weiß es nicht. So bunt ist der Blumenstrauß an wunderbaren Eindrücken und Bilder, die ich sammeln konnte. Sein es die riesigen Felsformationen rund um Dodoma, die absolute Trockenheit durch die wir gefahren sind, die sich ständig verändernde Bodenfarbe (von schneeweiß über ocker bis hin zu blutrot), die Ochsen- und Eselskarren mit denen Wasserkanister und Maisstroh transportiert wurden, ganze Baobabwälder, die Affen in den Bäumen und Elefantenköttel (wie kann man bei einer solchen Kugel von „Köttel“ sprechen?) und immer wieder die vielen Menschen auf und neben der Straße, vor den Häusern und auf dem Weg irgendwo hin.
Die TEE-Klassen fanden entweder in einem Gäste-oder Gemeindehaus oder in einer Kirche statt. Auf dem Weg dorthin sammelten wir meist schon einige der Schüler ein und so füllte sich das Auto zunehmend. Überhaupt waren diese Reisen eine logistische Meisterleistung. Neben dem eigenen Gepäck wurden die diversen Utensilien für den Unterricht mitgenommen und auch an die folgenden Unterrichtsstunden wurde gedacht. So waren wir eigentlich ein rollender Buchladen. Aber auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Zwei große Reissäcke verströmten einen angenehmen Duft im Auto und wurden später vor Ort von den Schülern mit Bohnen zum Mittag gekocht. Da kann man Esau verstehen, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht abtrat.
Vor Ort wurden wir mit großem Hallo empfangen und natürlich wurden erstmal die Neuigkeiten ausgetauscht ehe der Unterricht mit einer Andacht begann. Die Schüler hatten in Vorbereitung auf diesen Kurs sich intensiv mit den Katholischen Briefen beschäftigt und da ich diese im letzten Semester an der Bibelschule unterrichtet hatte, ergab sich mir der direkte Vergleich. Wie viel praxisnäher und basisorientierter findet hier die Ausbildung statt. Sicherlich trägt neben dem Workbook auch die Sprache einen großen Teil dazu bei, denn der Unterricht findet komplett auf Kiswahili statt. Insgesamt hat mich die Arbeit sehr an die Prädikantenausbildung in Deutschland erinnert, nur dass die meisten der Schüler schon seit neun Jahren dabei sind und schon als Evangelisten in den Gemeinden arbeiten.
In diesen zwei Wochen habe ich nochmal ein ganz anderes Tanzania kennengelernt. Fern ab des Bananengürtels und der Nationalparktouristen-überlaufenen-Safarihauptstädte Moshi oder Arusha. Die Reiseführer tun dazu ihr übriges: Dodoma und die Porini kommt nicht wirklich gut in ihnen weg. Manche raten überhaupt von einem Besuch dieser Gegenden ab. Sie wären wegen möglicher Überfälle und schlechter Strassenverhältnisse zu gefährlich. Außerdem wäre es eine triste, trostlose und trockene Gegend ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Das stimmt – aber nur bedingt. Es ist die Frage was man erleben möchte und was man später berichten möchte. Für stressgeplagte Nationalparktouristen liegt der Zeit-Nutzen-Faktor sicherlich im weniger Attraktiven Bereich. Aber für Tanzaniareisende die etwas über das Land erfahren möchten, die sich alleine durch eine stets abwechselnde Landschaft begeistern lassen können und die mit tanzanisch-ursprünglichen Komfort zurechtkommen, für solche dürfte die Dodoma-Region eigentlich ein Reisetipp sein. Kann man nur hoffen, dass die Reiseführer nicht zu schnell überarbeitet werden und es noch möglichst lange ein Geheimtipp bleibt.
Wie fasst man zwei Wochen intensiven Zusammenlebens und Erleben zusammen? Ich weiß es nicht. So bunt ist der Blumenstrauß an wunderbaren Eindrücken und Bilder, die ich sammeln konnte. Sein es die riesigen Felsformationen rund um Dodoma, die absolute Trockenheit durch die wir gefahren sind, die sich ständig verändernde Bodenfarbe (von schneeweiß über ocker bis hin zu blutrot), die Ochsen- und Eselskarren mit denen Wasserkanister und Maisstroh transportiert wurden, ganze Baobabwälder, die Affen in den Bäumen und Elefantenköttel (wie kann man bei einer solchen Kugel von „Köttel“ sprechen?) und immer wieder die vielen Menschen auf und neben der Straße, vor den Häusern und auf dem Weg irgendwo hin.
Die TEE-Klassen fanden entweder in einem Gäste-oder Gemeindehaus oder in einer Kirche statt. Auf dem Weg dorthin sammelten wir meist schon einige der Schüler ein und so füllte sich das Auto zunehmend. Überhaupt waren diese Reisen eine logistische Meisterleistung. Neben dem eigenen Gepäck wurden die diversen Utensilien für den Unterricht mitgenommen und auch an die folgenden Unterrichtsstunden wurde gedacht. So waren wir eigentlich ein rollender Buchladen. Aber auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Zwei große Reissäcke verströmten einen angenehmen Duft im Auto und wurden später vor Ort von den Schülern mit Bohnen zum Mittag gekocht. Da kann man Esau verstehen, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht abtrat.
Vor Ort wurden wir mit großem Hallo empfangen und natürlich wurden erstmal die Neuigkeiten ausgetauscht ehe der Unterricht mit einer Andacht begann. Die Schüler hatten in Vorbereitung auf diesen Kurs sich intensiv mit den Katholischen Briefen beschäftigt und da ich diese im letzten Semester an der Bibelschule unterrichtet hatte, ergab sich mir der direkte Vergleich. Wie viel praxisnäher und basisorientierter findet hier die Ausbildung statt. Sicherlich trägt neben dem Workbook auch die Sprache einen großen Teil dazu bei, denn der Unterricht findet komplett auf Kiswahili statt. Insgesamt hat mich die Arbeit sehr an die Prädikantenausbildung in Deutschland erinnert, nur dass die meisten der Schüler schon seit neun Jahren dabei sind und schon als Evangelisten in den Gemeinden arbeiten.
In diesen zwei Wochen habe ich nochmal ein ganz anderes Tanzania kennengelernt. Fern ab des Bananengürtels und der Nationalparktouristen-überlaufenen-Safarihauptstädte Moshi oder Arusha. Die Reiseführer tun dazu ihr übriges: Dodoma und die Porini kommt nicht wirklich gut in ihnen weg. Manche raten überhaupt von einem Besuch dieser Gegenden ab. Sie wären wegen möglicher Überfälle und schlechter Strassenverhältnisse zu gefährlich. Außerdem wäre es eine triste, trostlose und trockene Gegend ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Das stimmt – aber nur bedingt. Es ist die Frage was man erleben möchte und was man später berichten möchte. Für stressgeplagte Nationalparktouristen liegt der Zeit-Nutzen-Faktor sicherlich im weniger Attraktiven Bereich. Aber für Tanzaniareisende die etwas über das Land erfahren möchten, die sich alleine durch eine stets abwechselnde Landschaft begeistern lassen können und die mit tanzanisch-ursprünglichen Komfort zurechtkommen, für solche dürfte die Dodoma-Region eigentlich ein Reisetipp sein. Kann man nur hoffen, dass die Reiseführer nicht zu schnell überarbeitet werden und es noch möglichst lange ein Geheimtipp bleibt.
Freitag, 17. September 2010
Kwaya Contest III
Heute am Sonntag fand das kleine Finale statt und nachdem ich den Posaunenchor von dem Agape Junior Seminary auf ihr Vorspiel vorbereitet hatte erwartete ich den heutigen Tag auch mit einer guten Portion Spannung.
Schon in unserem Pastorat hörten wir über die Lautsprecher an diesem Morgen die Begrüßung der verschiedenen Chöre. Als wir uns zu um 10h auf den Weg zum Bibelschulgelände machten war dort ein buntes Gewimmel von Sängern in den verschiedensten Chorgewändern. Auch wenn es kurz vor 10h war, gab es erst mal noch im Lehrerzimmer den obligatorischen Chai mit einer „Kleinigkeit“ zu essen. In aller Seelenruhe machte man sich danach auf zum Gottesdienst.
Bereits im Gottesdienst stellten sich die Chöre mit je einem Lied vor und da an einem so wichtigen Tag wie heute auch eine ordentliche Predigt nicht fehlen durfte, wurde es einfach mal ein etwas längerer Gottesdienst.
Bevor es mit dem eigentlichen Contest losgehen konnte, wurde die Reihenfolge der Chöre ausgelost. Es gab fünf Blöcke (Frauenchor, Jugendchor, Secondary-Chor, Gemischter Chor und Posaunenchor) und jeder Chor hatte seine Performance vorbereitet. Schließlich ging es los und wiedermal konnte ich begeistert den Facettenreichtum tanzanischer Chormusik erleben. Es war eine Wonne, die verschiedenen Chöre zu hören und zu sehen, auch wenn ich nach wie vor meine Vorbehalte gegen diese Form des Wettkampfes habe.
Je näher wir dem Ende kamen desto mehr stieg die Spannung bei mir, denn den letzten Block bildeten die Posaunenchöre. Kurz vor ihrem Auftritt war ich nochmal bei den Jungs gewesen, die unendlich aufgeregt waren und am liebsten alles nochmal geprobt und ausprobiert hätten. Die Konkurrenz war in ihren Augen groß und so stieg die Nervosität nur noch mehr. In der Tat war der Posaunenchor aus Lole mit schwerem Gerät angerückt und hatte seinem Namen entsprechend („Lole Brass Band“) auch Schlagwerk mit dabei.
Die Jungs vom Seminary waren als zweites dran und zogen zu „Danke für diesen guten Morgen“ ein. Direkt im ersten Stück, Robbles „Swing low“, gab’s einen Patzer und so brachen sie ab und setzten ziemlich souverän nochmals an. Etwas schneller als geprobt brachten sie es dann über die Bühne. Das zweite Stück klappte ziemlich grandios und so wurden sie mit reichlich Applaus verabschiedet.
Bevor es zu der Punkteverteilung kam, gab es zunächst Mittagessen – immerhin war es schon kurz vor 4 Uhr. Als dann wieder alle zusammengekommen waren, erläuterte der Juryvorsitzende die Bewertungskriterien und gab ein Feedback zu sämtlichen Beiträgen. Gleichzeitig machte er eine kleine Chorleiterschulung daraus, so dass jeder Chor an diesem Tag etwas lernen konnte.
Nachdem den Vorjahressiegern eine DVD des letztjährigen Contest überreicht wurde, wurden endlich die Punkte verteilt. Zunächst die Vocalchöre und zum Schluss die Posaunenchöre. Mit einem Vorsprung von 15 Punkten gewannen die Jungs vom Agape Seminary den ersten Platz, vor der Brassband aus Lole. Sie waren total aus dem Häuschen, freuten sich tierisch und waren ebenso stolz. Nun fahren sie am nächsten Wochenende zum Finale nach Hai, wo sich die besten Chöre aus dem Kilimanjarodistrict treffen.
Schon in unserem Pastorat hörten wir über die Lautsprecher an diesem Morgen die Begrüßung der verschiedenen Chöre. Als wir uns zu um 10h auf den Weg zum Bibelschulgelände machten war dort ein buntes Gewimmel von Sängern in den verschiedensten Chorgewändern. Auch wenn es kurz vor 10h war, gab es erst mal noch im Lehrerzimmer den obligatorischen Chai mit einer „Kleinigkeit“ zu essen. In aller Seelenruhe machte man sich danach auf zum Gottesdienst.
Bereits im Gottesdienst stellten sich die Chöre mit je einem Lied vor und da an einem so wichtigen Tag wie heute auch eine ordentliche Predigt nicht fehlen durfte, wurde es einfach mal ein etwas längerer Gottesdienst.
Bevor es mit dem eigentlichen Contest losgehen konnte, wurde die Reihenfolge der Chöre ausgelost. Es gab fünf Blöcke (Frauenchor, Jugendchor, Secondary-Chor, Gemischter Chor und Posaunenchor) und jeder Chor hatte seine Performance vorbereitet. Schließlich ging es los und wiedermal konnte ich begeistert den Facettenreichtum tanzanischer Chormusik erleben. Es war eine Wonne, die verschiedenen Chöre zu hören und zu sehen, auch wenn ich nach wie vor meine Vorbehalte gegen diese Form des Wettkampfes habe.
Je näher wir dem Ende kamen desto mehr stieg die Spannung bei mir, denn den letzten Block bildeten die Posaunenchöre. Kurz vor ihrem Auftritt war ich nochmal bei den Jungs gewesen, die unendlich aufgeregt waren und am liebsten alles nochmal geprobt und ausprobiert hätten. Die Konkurrenz war in ihren Augen groß und so stieg die Nervosität nur noch mehr. In der Tat war der Posaunenchor aus Lole mit schwerem Gerät angerückt und hatte seinem Namen entsprechend („Lole Brass Band“) auch Schlagwerk mit dabei.
Die Jungs vom Seminary waren als zweites dran und zogen zu „Danke für diesen guten Morgen“ ein. Direkt im ersten Stück, Robbles „Swing low“, gab’s einen Patzer und so brachen sie ab und setzten ziemlich souverän nochmals an. Etwas schneller als geprobt brachten sie es dann über die Bühne. Das zweite Stück klappte ziemlich grandios und so wurden sie mit reichlich Applaus verabschiedet.
Bevor es zu der Punkteverteilung kam, gab es zunächst Mittagessen – immerhin war es schon kurz vor 4 Uhr. Als dann wieder alle zusammengekommen waren, erläuterte der Juryvorsitzende die Bewertungskriterien und gab ein Feedback zu sämtlichen Beiträgen. Gleichzeitig machte er eine kleine Chorleiterschulung daraus, so dass jeder Chor an diesem Tag etwas lernen konnte.
Nachdem den Vorjahressiegern eine DVD des letztjährigen Contest überreicht wurde, wurden endlich die Punkte verteilt. Zunächst die Vocalchöre und zum Schluss die Posaunenchöre. Mit einem Vorsprung von 15 Punkten gewannen die Jungs vom Agape Seminary den ersten Platz, vor der Brassband aus Lole. Sie waren total aus dem Häuschen, freuten sich tierisch und waren ebenso stolz. Nun fahren sie am nächsten Wochenende zum Finale nach Hai, wo sich die besten Chöre aus dem Kilimanjarodistrict treffen.
Kwaya Contest II
Mittlerweile sind die Vorrunden abgeschlossen und man bewegt sich auf das große Finale am nächsten Wochenende zu. Dieses Wochenende findet das kleine Finale auf dem Gelände unserer Bibelschule statt. In dieser ganzen Woche wurde das Gelände von den Bibelschülern auf Vordermann gebracht, die Hecken geschnitten, der Rasen (mit gekrümmten Macheten) gemäht, eine Tribüne aufgebaut und eine Arena mit großen Stoffbahnen abgetrennt.
Meinem Musikkollegen brannte der Kopf und mit einer entsprechenden Handbewegung fasste er sich an selbigen. Ob ich ihm einen großen Gefallen tun könne. Es gäbe da so einen Posaunenchor in einer Secondaryschool, die wären ganz fit, hätten aber keinen Musiklehrer und hätten bei ihm angefragt, ob er ihnen nicht den letzten Schliff verpassen könnte. Wenn ich ihm das abnehmen könnte, wäre er mir total dankbar, denn jetzt von der Bibelschule weg zu fahren, das ginge einfach nicht.
Ich hatte kaum geantwortet, da hatte er auch schon sein Handy gezückt, mit der Schulleitung telefoniert und direkt im Anschluss daran einen Motorradfahrer für mich organisiert. Anders wäre das Seminary nicht zu erreichen. Keine zwei Stunden später fand ich mich auf dem Pikipiki wieder und los gings durch die Staubwüste der Straßenbaustelle. Doch nicht lange, denn zum Seminary bog der Weg ab und führte querfeldein durch die Kaffee- und Bananenfelder. Auf einer Bergkuppe hielt der Pikipikifahrer kurz an und zeigte auf die nächste Bergspitze – dort wäre das Seminary. In der Tat sah ich dort oben einige Gebäude und hatte ein wenig das Gefühl in den Kulissen vom „Herrn der Ringe“ zu sein.
Die Kombination von PS-Stärke und Fahrfreude brachte uns relativ bald ans Ziel. In der Schule war der Unterricht schon vorbei und nach dem Mittagessen begann nun das Nachmittagsprogramm. Voller Neugier wurde ich wieder mal beäugt, während die Jungs vom Posaunenchor draußen Stühle zum Proben aufstellten und ich eine kurze Vorstellung der Schule bekam.
Es war eine für Tanzania recht klassische, aber mit 600 Schülern eher kleine Schule. Aus ganz Tanzania kommen die Kids, die hier zur Schule gehen und in Dormitories leben. Es ist wirklich nichts in der Nähe, so dass man relativ ungestört unterrichten kann. Doch die Kehrseite war dem dort lebenden Lehrer auch deutlich anzuspüren – man ist einfach mal weit ab vom Schuss. Zu der Schule gehört ebenfalls eine „kleine“ Farm mit 10 Hektar, 26 Kühen, 12 Schweinen, ca. 20 Ziegen und einigen Hühnern. Außerdem noch eine Kirche, die grade gebaut wird. Der Schulpastor war mir nicht unbekannt – einer meiner Kollegen und ehemaliger Nachbar ist dort seit Anfang September neu hin berufen worden.
Während dieser Einführung waren die Jungs mit dem Aufbauen fertig – sogar Notenständer hatten sie und die Instrumente waren in einem überraschend guten Zustand. Ein wenig skurril war das Setting schon.
Gut 200 Schüler standen zufällig herum oder an die Schulgebäude gelehnt, während hinter mir der Berghang hinunter ging. Die umliegenden Berge verschwanden teilweise in den Wolken, so dass auch der Kilimanjaro nicht zu sehen war. Die für Tanzania typischen weißkrausigen Krähen kreisten am Himmel und mir schien die Sonne durch einen Dunstschleier gedämpft ins Gesicht.
Die Probe mit den Jungs war einfach eine riesige Freude!
Zunächst waren sie noch etwas schüchtern, doch bald hatten sie sich frei gespielt und ich glaube wir alle hatten einen ziemlichen Spaß. Letztlich probten wir nur die beiden Stücke für Sonntag, und dennoch verging die Zeit wie im Fluge, Es war Zeit für das Abendappel. Jeden Abend wird an öffentlichen Gebäuden um 18h die Tanzaniaflagge eingeholt, welche morgens um 6h gehisst worden ist.
In dem Seminary wurde dieses Appel gleichzeitig mit der Abendandacht verbunden. So füllte sich der Schulhof zunehmend mit den Schülern und auch ein Altar wurde aufgebaut. Die Andacht wurde von zwei älteren Schüler gehalten und lief gänzlich ohne einen Lehrer ab.
Kurz vor Ende der Andacht zog ein Grüppchen los – sie hatten Küchendienst und sollten der Dada bei der Essensausgabe helfen.
Inzwischen war auch die Schulleiterin gekommen, mit deren Fahrer ich wieder zurück nach Mwika fahren sollte. Ehe dieser von seinem Botengang zurückkam unterhielten wir uns ein wenig. Sie erzählte mir, dass sie schon mehrmals in Deutschland gewesen sei und auf meine scherzhafte Frage, ob sie denn nun auch Deutsch sprechen würde antwortete sie „ain bischchen!“
Mit ihrem Fahrer gings nun einen anderen Weg, der auch von einem Auto befahren werden konnte, zurück. Er schien sich ziemlich sicher zu sein, dass ihm keiner entgegenkommen und dass die Menschen schnell genug zur Seite springen würden. In der Tat kam uns auch nur ein Wahlpropagandaauto entgegen und auf unserer Kühlerhaube landete kein weiterer Fahrgast.
Als wir die Hauptpiste erreichten stieg ich in einen andern Wagen um, der mich dann wieder zurück nach Mwika brachte. Ziemlich beeindruckt kam ich dort an und bin nun gespannt, wie die Jungs am Sonntag abschneiden werden.
Meinem Musikkollegen brannte der Kopf und mit einer entsprechenden Handbewegung fasste er sich an selbigen. Ob ich ihm einen großen Gefallen tun könne. Es gäbe da so einen Posaunenchor in einer Secondaryschool, die wären ganz fit, hätten aber keinen Musiklehrer und hätten bei ihm angefragt, ob er ihnen nicht den letzten Schliff verpassen könnte. Wenn ich ihm das abnehmen könnte, wäre er mir total dankbar, denn jetzt von der Bibelschule weg zu fahren, das ginge einfach nicht.
Ich hatte kaum geantwortet, da hatte er auch schon sein Handy gezückt, mit der Schulleitung telefoniert und direkt im Anschluss daran einen Motorradfahrer für mich organisiert. Anders wäre das Seminary nicht zu erreichen. Keine zwei Stunden später fand ich mich auf dem Pikipiki wieder und los gings durch die Staubwüste der Straßenbaustelle. Doch nicht lange, denn zum Seminary bog der Weg ab und führte querfeldein durch die Kaffee- und Bananenfelder. Auf einer Bergkuppe hielt der Pikipikifahrer kurz an und zeigte auf die nächste Bergspitze – dort wäre das Seminary. In der Tat sah ich dort oben einige Gebäude und hatte ein wenig das Gefühl in den Kulissen vom „Herrn der Ringe“ zu sein.
Die Kombination von PS-Stärke und Fahrfreude brachte uns relativ bald ans Ziel. In der Schule war der Unterricht schon vorbei und nach dem Mittagessen begann nun das Nachmittagsprogramm. Voller Neugier wurde ich wieder mal beäugt, während die Jungs vom Posaunenchor draußen Stühle zum Proben aufstellten und ich eine kurze Vorstellung der Schule bekam.
Es war eine für Tanzania recht klassische, aber mit 600 Schülern eher kleine Schule. Aus ganz Tanzania kommen die Kids, die hier zur Schule gehen und in Dormitories leben. Es ist wirklich nichts in der Nähe, so dass man relativ ungestört unterrichten kann. Doch die Kehrseite war dem dort lebenden Lehrer auch deutlich anzuspüren – man ist einfach mal weit ab vom Schuss. Zu der Schule gehört ebenfalls eine „kleine“ Farm mit 10 Hektar, 26 Kühen, 12 Schweinen, ca. 20 Ziegen und einigen Hühnern. Außerdem noch eine Kirche, die grade gebaut wird. Der Schulpastor war mir nicht unbekannt – einer meiner Kollegen und ehemaliger Nachbar ist dort seit Anfang September neu hin berufen worden.
Während dieser Einführung waren die Jungs mit dem Aufbauen fertig – sogar Notenständer hatten sie und die Instrumente waren in einem überraschend guten Zustand. Ein wenig skurril war das Setting schon.
Gut 200 Schüler standen zufällig herum oder an die Schulgebäude gelehnt, während hinter mir der Berghang hinunter ging. Die umliegenden Berge verschwanden teilweise in den Wolken, so dass auch der Kilimanjaro nicht zu sehen war. Die für Tanzania typischen weißkrausigen Krähen kreisten am Himmel und mir schien die Sonne durch einen Dunstschleier gedämpft ins Gesicht.
Die Probe mit den Jungs war einfach eine riesige Freude!
Zunächst waren sie noch etwas schüchtern, doch bald hatten sie sich frei gespielt und ich glaube wir alle hatten einen ziemlichen Spaß. Letztlich probten wir nur die beiden Stücke für Sonntag, und dennoch verging die Zeit wie im Fluge, Es war Zeit für das Abendappel. Jeden Abend wird an öffentlichen Gebäuden um 18h die Tanzaniaflagge eingeholt, welche morgens um 6h gehisst worden ist.
In dem Seminary wurde dieses Appel gleichzeitig mit der Abendandacht verbunden. So füllte sich der Schulhof zunehmend mit den Schülern und auch ein Altar wurde aufgebaut. Die Andacht wurde von zwei älteren Schüler gehalten und lief gänzlich ohne einen Lehrer ab.
Kurz vor Ende der Andacht zog ein Grüppchen los – sie hatten Küchendienst und sollten der Dada bei der Essensausgabe helfen.
Inzwischen war auch die Schulleiterin gekommen, mit deren Fahrer ich wieder zurück nach Mwika fahren sollte. Ehe dieser von seinem Botengang zurückkam unterhielten wir uns ein wenig. Sie erzählte mir, dass sie schon mehrmals in Deutschland gewesen sei und auf meine scherzhafte Frage, ob sie denn nun auch Deutsch sprechen würde antwortete sie „ain bischchen!“
Mit ihrem Fahrer gings nun einen anderen Weg, der auch von einem Auto befahren werden konnte, zurück. Er schien sich ziemlich sicher zu sein, dass ihm keiner entgegenkommen und dass die Menschen schnell genug zur Seite springen würden. In der Tat kam uns auch nur ein Wahlpropagandaauto entgegen und auf unserer Kühlerhaube landete kein weiterer Fahrgast.
Als wir die Hauptpiste erreichten stieg ich in einen andern Wagen um, der mich dann wieder zurück nach Mwika brachte. Ziemlich beeindruckt kam ich dort an und bin nun gespannt, wie die Jungs am Sonntag abschneiden werden.
Montag, 13. September 2010
"Der Drops ist gelutscht" ...
oder: „Shoko ist nicht mehr!“
Und das nur weil Menschen wie du und ich einfach mal gesellig beisammen sein wollten…
So, oder ähnlich würde dieser Blogeintrag enden müssen, wäre es eine Stenkelfeld-Folge. Vielleicht mag es ein wenig makaber klingen, doch uns hat es geschmeckt.
Nach meinem Blogeintrag über unseren Chorausflug nach Shokony wurde ich häufiger gefragt, wie es denn meinem Huhn ginge. Nun, mein Huhn war gar kein Huhn sondern ein Hahn und deswegen hätte ich auch nie erfahren, welche Eier Shoko legen würde. Doch dank der fürsorglichen Pflege Mama Moshis ist Shoko wohlgediehen und nun den Gang gegangen, den alle Hähne in Tanzania früher oder später gehen müssen.*
Eines Tages kam Mama Moshi auf mich zu und fragte wann ich denn nun mein Kuku schlachten wollte. Sie müsse demnächst umziehen und auf tanzanische Art und Weise gab sie mir zu verstehen, dass es wohl besser wäre, wenn Shoko nicht mit umziehen müsse.
Also verabredeten wir uns für einen Tag und mit einem Messer** gewappnet machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zu ihr rüber. Vor ein paar Monaten haben wir mit einigen Volontären schon einmal „indisch Curry mit lebend Huhn“ gekocht und so war es nicht mein erstes Huhn was ich in Tanzania schlachten sollte. Doch damals hatten wir ein wenig Probleme es auszunehmen, deswegen wollte mir Mama Moshi nun zeigen, wie man ein Kuku richtig ausnimmt und dann tanzanisch kocht. Auf dem Markt hatte ich bereits die Zutaten eingekauft und nun fehlte nur noch das Huhn.
Da Mama Moshi selbst noch „kurz“ auf dem Markt war, aber das Wasser schon kochte, machte ich mich gemeinsam mit ihrem Mann daran den Hühnerstall um einen Mitesser zu erleichtern. Der kleine Sohn war nicht wirklich erbaut, schaute aber zunächst fasziniert zu, ehe er sich mit zugehaltenen Augen abwendete.***
Unser erstes Kuku hatten wir nach einer Methode geschlachtet, die ich in Dodoma in einem Straßenkaffee beobachtet hatte und ziemlich elegant fand. Man dreht das Kuku einfach auf den Rücken und stellt sich dann mit beiden Füßen auf die Flügel. Dann hat man beide Hände frei um den Kopf und das Messer zu halten. Die Füße des Kukus sind zusammengebunden, so dass man sich auch kaum verletzen kann. Dieses Mal variierten wir die Dodoma-Methode ein wenig, doch dadurch war es leider nur noch halb so elegant.
Nachdem das Kuku ausgeblutet war, wurde es komplett mit heißem Wasser übergossen, damit man die Federn leichter entfernen konnte. In der Tat lösten sich die Federn schon fast von selbst - und in der Tat war das Wasser ziemlich heiß. Meine zarten Europäerfingerchen waren das nicht gewöhnt und so überließ ich das notgedrungen den geübten Tanzanischen Händen.
Als wir grade fertig waren kam auch Mama Moshi vom Markt zurück und so konnten wir das Kuku gemeinsam ausnehmen. In einen Topf kam das, was nicht mit gekocht werden sollte, in einen anderen die kochfertig kleingeschnittenen Stücke. Eigentlich kam hier alles rein, denn auch die Füße und der von den Augen und Schlund befreite Kopf wurden mitgekocht.
Nachdem Shoko so aufgeteilt, fertig im Kochtopf lag, machten wir uns in unsere Küche rüber, wo wir auf dem Gasherd kochen wollten. Zwar wäre es auf dem Dreistein mit Feuerholz schneller gegangen, doch es sollte bald dunkel werden und an der Kochstelle hätte es kein Licht gegeben.
Ein letztes Mal kam Shoko in den Genuss von frischem Gemüse und ging darin voll auf. Zum gemeinsamen Essen kam später die komplette Family von Mama Moshi samt Gästen rüber. Unser großer Küchentisch wurde quer in den Raum gestellt, damit jeder einen Platz bekam. Während wir uns um Shoko und einen Gurkenobstsalat gekümmert hatten, hatte die Cousine von Mama Moshi noch Reis und Spinat gekocht. So gab’s ein richtiges Festmahl und da ich an diesem Tag meinen hoffentlich vorerst letzten Zimmerwechsel vollzogen hatte, gab es sogar einen Anlass der mit Shoko gefeiert werden wollte.
* Einfachheitshalber verwende ich das geschlechtsneutrale tanzanische Wort Kuku für Huhn
** Ja Anam, Dein Messer leistet hier in Tanzania vielfältig gute Dienste!
*** Nicht, dass ich das so detailliert mitbekommen hätte, doch dank des neuen Volontärs gibt es eine Videoaufzeichnung von dem Prozedere, welches ich aus Jugendschutzgründen hier nicht einstelle, doch auf Mailanfrage versuche zu verschicken
Und das nur weil Menschen wie du und ich einfach mal gesellig beisammen sein wollten…
So, oder ähnlich würde dieser Blogeintrag enden müssen, wäre es eine Stenkelfeld-Folge. Vielleicht mag es ein wenig makaber klingen, doch uns hat es geschmeckt.
Nach meinem Blogeintrag über unseren Chorausflug nach Shokony wurde ich häufiger gefragt, wie es denn meinem Huhn ginge. Nun, mein Huhn war gar kein Huhn sondern ein Hahn und deswegen hätte ich auch nie erfahren, welche Eier Shoko legen würde. Doch dank der fürsorglichen Pflege Mama Moshis ist Shoko wohlgediehen und nun den Gang gegangen, den alle Hähne in Tanzania früher oder später gehen müssen.*
Eines Tages kam Mama Moshi auf mich zu und fragte wann ich denn nun mein Kuku schlachten wollte. Sie müsse demnächst umziehen und auf tanzanische Art und Weise gab sie mir zu verstehen, dass es wohl besser wäre, wenn Shoko nicht mit umziehen müsse.
Also verabredeten wir uns für einen Tag und mit einem Messer** gewappnet machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zu ihr rüber. Vor ein paar Monaten haben wir mit einigen Volontären schon einmal „indisch Curry mit lebend Huhn“ gekocht und so war es nicht mein erstes Huhn was ich in Tanzania schlachten sollte. Doch damals hatten wir ein wenig Probleme es auszunehmen, deswegen wollte mir Mama Moshi nun zeigen, wie man ein Kuku richtig ausnimmt und dann tanzanisch kocht. Auf dem Markt hatte ich bereits die Zutaten eingekauft und nun fehlte nur noch das Huhn.
Da Mama Moshi selbst noch „kurz“ auf dem Markt war, aber das Wasser schon kochte, machte ich mich gemeinsam mit ihrem Mann daran den Hühnerstall um einen Mitesser zu erleichtern. Der kleine Sohn war nicht wirklich erbaut, schaute aber zunächst fasziniert zu, ehe er sich mit zugehaltenen Augen abwendete.***
Unser erstes Kuku hatten wir nach einer Methode geschlachtet, die ich in Dodoma in einem Straßenkaffee beobachtet hatte und ziemlich elegant fand. Man dreht das Kuku einfach auf den Rücken und stellt sich dann mit beiden Füßen auf die Flügel. Dann hat man beide Hände frei um den Kopf und das Messer zu halten. Die Füße des Kukus sind zusammengebunden, so dass man sich auch kaum verletzen kann. Dieses Mal variierten wir die Dodoma-Methode ein wenig, doch dadurch war es leider nur noch halb so elegant.
Nachdem das Kuku ausgeblutet war, wurde es komplett mit heißem Wasser übergossen, damit man die Federn leichter entfernen konnte. In der Tat lösten sich die Federn schon fast von selbst - und in der Tat war das Wasser ziemlich heiß. Meine zarten Europäerfingerchen waren das nicht gewöhnt und so überließ ich das notgedrungen den geübten Tanzanischen Händen.
Als wir grade fertig waren kam auch Mama Moshi vom Markt zurück und so konnten wir das Kuku gemeinsam ausnehmen. In einen Topf kam das, was nicht mit gekocht werden sollte, in einen anderen die kochfertig kleingeschnittenen Stücke. Eigentlich kam hier alles rein, denn auch die Füße und der von den Augen und Schlund befreite Kopf wurden mitgekocht.
Nachdem Shoko so aufgeteilt, fertig im Kochtopf lag, machten wir uns in unsere Küche rüber, wo wir auf dem Gasherd kochen wollten. Zwar wäre es auf dem Dreistein mit Feuerholz schneller gegangen, doch es sollte bald dunkel werden und an der Kochstelle hätte es kein Licht gegeben.
Ein letztes Mal kam Shoko in den Genuss von frischem Gemüse und ging darin voll auf. Zum gemeinsamen Essen kam später die komplette Family von Mama Moshi samt Gästen rüber. Unser großer Küchentisch wurde quer in den Raum gestellt, damit jeder einen Platz bekam. Während wir uns um Shoko und einen Gurkenobstsalat gekümmert hatten, hatte die Cousine von Mama Moshi noch Reis und Spinat gekocht. So gab’s ein richtiges Festmahl und da ich an diesem Tag meinen hoffentlich vorerst letzten Zimmerwechsel vollzogen hatte, gab es sogar einen Anlass der mit Shoko gefeiert werden wollte.
* Einfachheitshalber verwende ich das geschlechtsneutrale tanzanische Wort Kuku für Huhn
** Ja Anam, Dein Messer leistet hier in Tanzania vielfältig gute Dienste!
*** Nicht, dass ich das so detailliert mitbekommen hätte, doch dank des neuen Volontärs gibt es eine Videoaufzeichnung von dem Prozedere, welches ich aus Jugendschutzgründen hier nicht einstelle, doch auf Mailanfrage versuche zu verschicken
Kitimoto
Kennern fließt alleine schon bei diesem Schlagwort das Wasser im Munde zusammen. Doch ich selbst habe etwas länger gebraucht ehe ich mit diesem Worten etwas anfangen konnte. Es findet sich kaum in einem Lexikon – letztlich ist eine Chiffre für Schweinefleisch.
Aus Rücksicht auf die islamischen Mitbewohner eines Dorfes oder eingeheirateten Verwandten isst man in den Dörfern nur sehr selten Schweinefleisch und obwohl es das ideale Fleischtier ist, halten demenstprechend nur relativ wenige Familien ein Schwein.
Das heißt aber nicht, dass die Menschen nicht gerne Schweinefleisch essen. So gibt es z.B. in Moshi Restaurants in denen man „Kiti moto“ essen kann. Für manchen Einheimischen ist es das Highlight eines jeden Moshibesuches - endlich kann man mal ohne schlechtem Gewissen den muslimischen Verwandten gegenüber Schwein essen. Doch auch für Christen hat Kitimoto etwas anrüchiges, ist es doch meistens verbunden mit einer Bar, in der Bier ausgeschenkt wird. Doch was verboten ist, ist ja bekanntlich nur noch reizvoller.
Aus der, von einer kräftigen Mama hingehaltenen, Schüssel mit vorgekochten Fleischstücken sucht man sich selbst ein Stück aus - je nachdem wie viel Schwarte und Knochen man haben möchte. Nachdem man noch die Anzahl der Kochbananen angegeben hat, die mitgebraten werden sollen, setzt man sich mit der ersten Soda an einen Tisch und wartet. Irgendwann kommt die Mama mit einer dampfende Schale angeschritten und setzt die Platte mehr oder weniger liebevoll auf dem Tisch ab. Dazu gibt’s dann noch einen Teller mit frischen Gurken und Pilipili. Das ausgesuchte Fleischstück wurde in mundgerechte Stücke geschnitten und hat sich bei der Kochprozedur elegant mit den Bananen, Tomaten, Kräutern, Zwiebeln und anderen Gewürzen vermischt. Ißt man mit mehreren, so gibt’s dennoch nur eine Platte von der dann alle gemeinsam essen.
Geübte Kitimoto-Esser können den Zeitpunkt des Erscheinens der Mama mit der Platte schon ganz gut abschätzen, so dass man kurz vorher aufsteht und sich an dem obligatorischen Wassereimer mit Hahn die Hände wäscht. Besteck wird man bei diesem traditionellen tanzanischen Essen vergeblich suchen und so macht man sich mit sauberen Pfoten über das Schwein her. Knochen werden lässig abgenagt und dann auf das Wachstischtuch gelegt, Schwarte genussvoll verspeist und mit dem Pilipili versucht man das Fett ein wenig zu überlisten.
Nach so einer Fleischplatte ist man in der Regel unfähig überhaupt noch irgendwas anderes zu machen und so bleiben die meisten noch sitzen und trinken einfach noch ein Bier (oder gut christlich noch eine Soda), ehe der erste Verdauungsschock überwunden ist. Dabei puhlt man mit einem Zahnstocher die letzten Fleisch und Knochenreste aus den Zahnräumen und schaut den anderen beim Essen zu oder wird von einem der Musikvideos in den Bann gezogen.
Aus Rücksicht auf die islamischen Mitbewohner eines Dorfes oder eingeheirateten Verwandten isst man in den Dörfern nur sehr selten Schweinefleisch und obwohl es das ideale Fleischtier ist, halten demenstprechend nur relativ wenige Familien ein Schwein.
Das heißt aber nicht, dass die Menschen nicht gerne Schweinefleisch essen. So gibt es z.B. in Moshi Restaurants in denen man „Kiti moto“ essen kann. Für manchen Einheimischen ist es das Highlight eines jeden Moshibesuches - endlich kann man mal ohne schlechtem Gewissen den muslimischen Verwandten gegenüber Schwein essen. Doch auch für Christen hat Kitimoto etwas anrüchiges, ist es doch meistens verbunden mit einer Bar, in der Bier ausgeschenkt wird. Doch was verboten ist, ist ja bekanntlich nur noch reizvoller.
Aus der, von einer kräftigen Mama hingehaltenen, Schüssel mit vorgekochten Fleischstücken sucht man sich selbst ein Stück aus - je nachdem wie viel Schwarte und Knochen man haben möchte. Nachdem man noch die Anzahl der Kochbananen angegeben hat, die mitgebraten werden sollen, setzt man sich mit der ersten Soda an einen Tisch und wartet. Irgendwann kommt die Mama mit einer dampfende Schale angeschritten und setzt die Platte mehr oder weniger liebevoll auf dem Tisch ab. Dazu gibt’s dann noch einen Teller mit frischen Gurken und Pilipili. Das ausgesuchte Fleischstück wurde in mundgerechte Stücke geschnitten und hat sich bei der Kochprozedur elegant mit den Bananen, Tomaten, Kräutern, Zwiebeln und anderen Gewürzen vermischt. Ißt man mit mehreren, so gibt’s dennoch nur eine Platte von der dann alle gemeinsam essen.
Geübte Kitimoto-Esser können den Zeitpunkt des Erscheinens der Mama mit der Platte schon ganz gut abschätzen, so dass man kurz vorher aufsteht und sich an dem obligatorischen Wassereimer mit Hahn die Hände wäscht. Besteck wird man bei diesem traditionellen tanzanischen Essen vergeblich suchen und so macht man sich mit sauberen Pfoten über das Schwein her. Knochen werden lässig abgenagt und dann auf das Wachstischtuch gelegt, Schwarte genussvoll verspeist und mit dem Pilipili versucht man das Fett ein wenig zu überlisten.
Nach so einer Fleischplatte ist man in der Regel unfähig überhaupt noch irgendwas anderes zu machen und so bleiben die meisten noch sitzen und trinken einfach noch ein Bier (oder gut christlich noch eine Soda), ehe der erste Verdauungsschock überwunden ist. Dabei puhlt man mit einem Zahnstocher die letzten Fleisch und Knochenreste aus den Zahnräumen und schaut den anderen beim Essen zu oder wird von einem der Musikvideos in den Bann gezogen.
Ramadan
Hier in Tanzania leben Christen mit Muslimen und anderen Religionen relativ friedlich nebeneinander. Manchmal ist es schon skurril, dass es scheinbar für die Lutheraner weniger Probleme mit den Muslimen als mit Katholiken gibt. Mit meinen Bibelschülern hatte ich im letzten Semester einige Diskussionen, warum Katholiken dies und das machen. Dahingegen war es für sie überhaupt kein Problem, dass Muslime ja auch gute Menschen sein können.
So verwundert es auch nicht, dass der Ramadan hier ziemlich deutlich zu spüren ist. Bereits in meinem Sprachkurs erlebte ich die Umstellung auf diese besondere Fastenzeit mit. So wurden die Essenszeiten extra auf die frühen Morgen- bzw. Abendstunden verlegt. Der Muezzin legte eine extra Gebetszeit ein und mancher der muslimischen Mitarbeiter durfte öfters mal eine Pause machen.
Aber auch in der Gastronomieszene Moshis ist der Ramadan zu spüren. Zunächst dachte ich, dass einem Restaurant am Ende der Doubleroad die Konzession entzogen wurde. Gewundert hätte es mich nicht, da wir dort schon des öfteren einen „Rechenfehler“ in der Rechnung hatten. Doch als auch der famose Strassengrill plötzlich nicht mehr da war, da machte ich mir schon Gedanken.
Glücklicherweise konnte ich beruhigt werden, dass in der nächsten Woche wieder alles beim Alten sein soll. Ich bin gespannt wie schnell sich der Alltag dann in der Gastronomieszene Moshis wieder einstellt.
So verwundert es auch nicht, dass der Ramadan hier ziemlich deutlich zu spüren ist. Bereits in meinem Sprachkurs erlebte ich die Umstellung auf diese besondere Fastenzeit mit. So wurden die Essenszeiten extra auf die frühen Morgen- bzw. Abendstunden verlegt. Der Muezzin legte eine extra Gebetszeit ein und mancher der muslimischen Mitarbeiter durfte öfters mal eine Pause machen.
Aber auch in der Gastronomieszene Moshis ist der Ramadan zu spüren. Zunächst dachte ich, dass einem Restaurant am Ende der Doubleroad die Konzession entzogen wurde. Gewundert hätte es mich nicht, da wir dort schon des öfteren einen „Rechenfehler“ in der Rechnung hatten. Doch als auch der famose Strassengrill plötzlich nicht mehr da war, da machte ich mir schon Gedanken.
Glücklicherweise konnte ich beruhigt werden, dass in der nächsten Woche wieder alles beim Alten sein soll. Ich bin gespannt wie schnell sich der Alltag dann in der Gastronomieszene Moshis wieder einstellt.
Beisetzung
Bei meinem ersten Besuch in Tanzania war mir aufgefallen, dass rund um die Kirchen gar keine Friedhöfe sind. Auf die Frage, wo sie denn ihre Verstorbenen begraben, wurden ich etwas perplex angeschaut. „Na, zu Hause!“
Inzwischen sind sie mir schon häufiger aufgefallen, die weißgekachelten Gräber zwischen den Bananen und Kaffeesträucher. Und auch die Sargschreinereien gehören zum Straßenbild dazu.
In der vergangenen Woche ist nach längerer Krankheit der Schwiegervater einer Bibelschulmitarbeiterin verstorben. Die Beisetzung sollte am Samstag bei der Mitarbeiterin zuhause stattfinden. Als wir in die Nähe des Hauses kamen, konnte man die Musik der Lautsprecher schon von weitem hören und auch der Pastor war schon dort.
Eine riesige Menschenmasse hatte sich versammelt und selbst mit gecharterten Dallas kamen die Menschen zu der Trauerfeier. Die meisten trugen ganz normale Sonntagskleidung, d.h. die Frauen bunte Kangas und die Männer die klassischen Anzügen. Die Trauerfarbe schien weiß zu sein. So trugen die Mitglieder der Familie und engere Freunde weiße Tücher.
Eine Menschentraube machte sich auf den Gang um den vor der Haustür aufgebahrten Sarg, um sich von dem Verstorbenen nochmal zu verabschieden. Dafür war auf dem verspiegelten Sarg ein Bild aufgestellt und der obere Teil des Sargs war noch aufgeklappt. Ruhig schlafend lag er dort.
Bevor der eigentliche Gottesdienst anfing positionierten sich die Familienmitglieder noch um den Sarg, um Fotos machen zu lassen. Dieses wurde durch den Moderator kommentiert und ein Kameramann hielt die komplette Feier mit seiner Digitalcamera fest. Danach sollte der Gottesdienst eigentlich beginnen, doch beim Weggehen der Familienmitglieder brachen zwei Töchter vor Trauer zusammen. Während der kompletten Zeremonie schien es mir ein auf und ab der Gefühle zu sein. Lautes, schluchzendes fast schon kreischendes Weinen wurde von gelassener Stimmung und während der Predigt sogar Gelächter abgewechselt. Dazu ertönte anfangs an Jahrmarktsmusik erinnernde Musik aus den Lautsprechern. Während der Zeremonie spielte dann eine Brasskapelle, die eher den Sound von Guggemusik hatte.
Ehe der Gottesdienst begann saß man zwischen den Kaffesträuchern und Bananenstauden verstreut in Grüppchen zusammen und unterhielt sich dezent. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde der Lebenslauf tabellarisch verlesen. Als nach der ersten Strophe von „So nimm denn meine Hände“ der Sarg komplett verschlossen wurde, war ein weiterer Momente in dem die Stimmung kippte einige Frauen kreischend weinten.
Während die Liturgie und die Lieder auf Kiswahili waren, wurde die Predigt in einem Gemisch aus Kiswahili und Kichaga gehalten, so dass ich ihr nicht wirklich folgen konnte. Doch scheinbar traf der Pastor den Nerv der Menschen, denn sie amüsierten sich köstlich. Laut Lachend schlugen sie sich auf die Schenkel und tauschten sich über die Predigt aus, während sich der Prediger mehr und mehr in Rage redete – alleine ihm zuzusehen hatte einen hohen Unterhaltungswert (obwohl ich natürlich auch gerne verstanden hätte, worüber so herzlich gelacht wurde).
Nach der Predigt setzte sich die ganze Trauergesellschaft von mehreren hundert Besuchern auf dem Weg zum vorbereiteten Grab. Das war für mich schon ein seltsames Gefühl, bin ich doch bei einer vorherigen Essenseinladung auch durch dieses Feld gegangen, und nun wurde hier der Schwiegervater beigesetzt. Das Grab war in den vorherigen Tagen ausgehoben und von innen schon verkachelt worden. Hier hinein wurde nun der Sarg gestellt. Direkt nach dem Vaterunser wurde das Grab verschlossen.
Dafür mischten einige Männer mit Schaufeln auf dem Boden Zement an und füllten das komplette Grab mit diesem. Gemessen an der Menge, die gebraucht wurde ging das ziemlich fix und so sang man einfach ein paar Lieder und die Brasskapelle spielte noch einige Stücke.
Nachdem das Grab so verschlossen war, zogen wieder unter lautem Weinen Freunde und Familie an dem Grab vorbei und legten Blumen nieder. Wieder brachen einige der Frauen zusammen und wurden weggetragen. Als relativ neutraler Beobachter fiel es mir schwer einzuschätzen wie echt diese Form der Trauer war. Doch merkte ich, wie es auch mir nahe ging die Frauen so leiden zu sehen und meine Gedanken schweiften nach Deutschland. Darum zu wissen, dass es Menschen gibt, von denen ich mich nicht mehr persönlich verabschieden und bei deren Beisetzung ich nicht dabei sein kann wurde mir besonders in diesem Moment wieder einmal bewusst. Dass die Beisetzungsfeier, neben dem Abschied gleichzeitig die christliche Hoffnung auf die Überwindung des Todes durch das Ostergeschehen beinhaltet, wurde in meinen Augen durch das auf und ab der Gefühle deutlich zum Ausdruck gebracht.
Für das Ende der Zeremonie zogen wir wieder zum Haus. Es wurden die verschiedensten Grußworte gesprochen und nachdem unter den drei Söhnen eine Hose, ein Jacket und ein Hemd des Verstorbenen verteilt wurden, kam auch die Trauerfeier zum Abschluss. Zu den drei Söhnen setzte sich noch die Ehefrau schräg neben den Altar und nach dem Segen begannen der Pastor, die Evangelisten und jeder, der auf die Ehrenplätze um den Altar eingeladen worden war den Familienangehörigen zu kondolieren. Ehe dann der nicht abreißen wollende Menschenstrom kondolierte, wurden wir in das Haus des Verstorbenen eingeladen. Wieder einmal schwenkte die Stimmung um. Man unterhielt sich bei der obligatorischen Soda recht ausgelassen, bis das Essen kam. Das Bild des Verstorbenen stand nun im Regal und von dort schaute er auf unsere Teller herab.
Inzwischen sind sie mir schon häufiger aufgefallen, die weißgekachelten Gräber zwischen den Bananen und Kaffeesträucher. Und auch die Sargschreinereien gehören zum Straßenbild dazu.
In der vergangenen Woche ist nach längerer Krankheit der Schwiegervater einer Bibelschulmitarbeiterin verstorben. Die Beisetzung sollte am Samstag bei der Mitarbeiterin zuhause stattfinden. Als wir in die Nähe des Hauses kamen, konnte man die Musik der Lautsprecher schon von weitem hören und auch der Pastor war schon dort.
Eine riesige Menschenmasse hatte sich versammelt und selbst mit gecharterten Dallas kamen die Menschen zu der Trauerfeier. Die meisten trugen ganz normale Sonntagskleidung, d.h. die Frauen bunte Kangas und die Männer die klassischen Anzügen. Die Trauerfarbe schien weiß zu sein. So trugen die Mitglieder der Familie und engere Freunde weiße Tücher.
Eine Menschentraube machte sich auf den Gang um den vor der Haustür aufgebahrten Sarg, um sich von dem Verstorbenen nochmal zu verabschieden. Dafür war auf dem verspiegelten Sarg ein Bild aufgestellt und der obere Teil des Sargs war noch aufgeklappt. Ruhig schlafend lag er dort.
Bevor der eigentliche Gottesdienst anfing positionierten sich die Familienmitglieder noch um den Sarg, um Fotos machen zu lassen. Dieses wurde durch den Moderator kommentiert und ein Kameramann hielt die komplette Feier mit seiner Digitalcamera fest. Danach sollte der Gottesdienst eigentlich beginnen, doch beim Weggehen der Familienmitglieder brachen zwei Töchter vor Trauer zusammen. Während der kompletten Zeremonie schien es mir ein auf und ab der Gefühle zu sein. Lautes, schluchzendes fast schon kreischendes Weinen wurde von gelassener Stimmung und während der Predigt sogar Gelächter abgewechselt. Dazu ertönte anfangs an Jahrmarktsmusik erinnernde Musik aus den Lautsprechern. Während der Zeremonie spielte dann eine Brasskapelle, die eher den Sound von Guggemusik hatte.
Ehe der Gottesdienst begann saß man zwischen den Kaffesträuchern und Bananenstauden verstreut in Grüppchen zusammen und unterhielt sich dezent. Zu Beginn des Gottesdienstes wurde der Lebenslauf tabellarisch verlesen. Als nach der ersten Strophe von „So nimm denn meine Hände“ der Sarg komplett verschlossen wurde, war ein weiterer Momente in dem die Stimmung kippte einige Frauen kreischend weinten.
Während die Liturgie und die Lieder auf Kiswahili waren, wurde die Predigt in einem Gemisch aus Kiswahili und Kichaga gehalten, so dass ich ihr nicht wirklich folgen konnte. Doch scheinbar traf der Pastor den Nerv der Menschen, denn sie amüsierten sich köstlich. Laut Lachend schlugen sie sich auf die Schenkel und tauschten sich über die Predigt aus, während sich der Prediger mehr und mehr in Rage redete – alleine ihm zuzusehen hatte einen hohen Unterhaltungswert (obwohl ich natürlich auch gerne verstanden hätte, worüber so herzlich gelacht wurde).
Nach der Predigt setzte sich die ganze Trauergesellschaft von mehreren hundert Besuchern auf dem Weg zum vorbereiteten Grab. Das war für mich schon ein seltsames Gefühl, bin ich doch bei einer vorherigen Essenseinladung auch durch dieses Feld gegangen, und nun wurde hier der Schwiegervater beigesetzt. Das Grab war in den vorherigen Tagen ausgehoben und von innen schon verkachelt worden. Hier hinein wurde nun der Sarg gestellt. Direkt nach dem Vaterunser wurde das Grab verschlossen.
Dafür mischten einige Männer mit Schaufeln auf dem Boden Zement an und füllten das komplette Grab mit diesem. Gemessen an der Menge, die gebraucht wurde ging das ziemlich fix und so sang man einfach ein paar Lieder und die Brasskapelle spielte noch einige Stücke.
Nachdem das Grab so verschlossen war, zogen wieder unter lautem Weinen Freunde und Familie an dem Grab vorbei und legten Blumen nieder. Wieder brachen einige der Frauen zusammen und wurden weggetragen. Als relativ neutraler Beobachter fiel es mir schwer einzuschätzen wie echt diese Form der Trauer war. Doch merkte ich, wie es auch mir nahe ging die Frauen so leiden zu sehen und meine Gedanken schweiften nach Deutschland. Darum zu wissen, dass es Menschen gibt, von denen ich mich nicht mehr persönlich verabschieden und bei deren Beisetzung ich nicht dabei sein kann wurde mir besonders in diesem Moment wieder einmal bewusst. Dass die Beisetzungsfeier, neben dem Abschied gleichzeitig die christliche Hoffnung auf die Überwindung des Todes durch das Ostergeschehen beinhaltet, wurde in meinen Augen durch das auf und ab der Gefühle deutlich zum Ausdruck gebracht.
Für das Ende der Zeremonie zogen wir wieder zum Haus. Es wurden die verschiedensten Grußworte gesprochen und nachdem unter den drei Söhnen eine Hose, ein Jacket und ein Hemd des Verstorbenen verteilt wurden, kam auch die Trauerfeier zum Abschluss. Zu den drei Söhnen setzte sich noch die Ehefrau schräg neben den Altar und nach dem Segen begannen der Pastor, die Evangelisten und jeder, der auf die Ehrenplätze um den Altar eingeladen worden war den Familienangehörigen zu kondolieren. Ehe dann der nicht abreißen wollende Menschenstrom kondolierte, wurden wir in das Haus des Verstorbenen eingeladen. Wieder einmal schwenkte die Stimmung um. Man unterhielt sich bei der obligatorischen Soda recht ausgelassen, bis das Essen kam. Das Bild des Verstorbenen stand nun im Regal und von dort schaute er auf unsere Teller herab.
Viehherden
Trocken ist es zur Zeit in Tanzania – staubtrocken!
Während meiner letzten Fahrt von Arusha nach Moshi ist mir diese Trockenheit wieder einmal brutal bewusst geworden. Oben in den Bergen vergisst man das leicht, obwohl es auch hier durch den Straßenbau unsagbar staubig ist.
In der Ebene sah man am Horziont zahlreiche Staubfahnen und auf die Frage was das denn sei, antwortete mir mein Nachbar, dass das von den Tansanit-Mienen käme. Um den Kilimanjaro-Flughafen herum wird in zahlreichen Mienen dieser begehrte Edelstein abgebaut. Leider ist Tanzania derzeit noch nicht in der Lage diesen gewinnbringend aufzubereiten und so wird das Roherz vorwiegend nach Südafrika verkauft, wo es unter dem Namen „blauer Diamant“ in den Handel kommt.
Auf der Rücktour von Arusha, sah ich dann zahlreiche Staubwolken, die so ganz anders aussahen. Erst dachte ich, sie kämen von Jeeps, die auf querfeldein fahren würden. Doch dann sah ich, dass jede dieser Staubwolken durch eine Viehherde aufgewirbelt wurde.
Die Massai trieben ihren Viehbestand in die heimatlichen Grals und so ein Treck kann dann tatsächlich eine ganze Masse Staub aufwirbeln und ist von weitem zu sehen. Vorne weg trippeln die Schafe und Ziegen und dahinter folgen dann die teilweise mächtigen Rinder und Esel mit gelben Wasserkanistern. Diese verschwinden aber meist schon in dem von den Kleinvieh aufgewirbelten Staub. Der Massai selbst folgt dahinter und durch den herrschenden Wind kann er mit Glück sogar unter der aufsteigenden Wolke drunter her gehen.
Diese Bild hatte für mich irgendwie biblische Züge. So in etwas muss es gewirkt haben, als sich Abram von Lot trennte und jeder seines Weges zog, als Jakob Esau entgegen trat oder als Josef von seinen Brüdern schon von weitem gesichtet wurde.
Während meiner letzten Fahrt von Arusha nach Moshi ist mir diese Trockenheit wieder einmal brutal bewusst geworden. Oben in den Bergen vergisst man das leicht, obwohl es auch hier durch den Straßenbau unsagbar staubig ist.
In der Ebene sah man am Horziont zahlreiche Staubfahnen und auf die Frage was das denn sei, antwortete mir mein Nachbar, dass das von den Tansanit-Mienen käme. Um den Kilimanjaro-Flughafen herum wird in zahlreichen Mienen dieser begehrte Edelstein abgebaut. Leider ist Tanzania derzeit noch nicht in der Lage diesen gewinnbringend aufzubereiten und so wird das Roherz vorwiegend nach Südafrika verkauft, wo es unter dem Namen „blauer Diamant“ in den Handel kommt.
Auf der Rücktour von Arusha, sah ich dann zahlreiche Staubwolken, die so ganz anders aussahen. Erst dachte ich, sie kämen von Jeeps, die auf querfeldein fahren würden. Doch dann sah ich, dass jede dieser Staubwolken durch eine Viehherde aufgewirbelt wurde.
Die Massai trieben ihren Viehbestand in die heimatlichen Grals und so ein Treck kann dann tatsächlich eine ganze Masse Staub aufwirbeln und ist von weitem zu sehen. Vorne weg trippeln die Schafe und Ziegen und dahinter folgen dann die teilweise mächtigen Rinder und Esel mit gelben Wasserkanistern. Diese verschwinden aber meist schon in dem von den Kleinvieh aufgewirbelten Staub. Der Massai selbst folgt dahinter und durch den herrschenden Wind kann er mit Glück sogar unter der aufsteigenden Wolke drunter her gehen.
Diese Bild hatte für mich irgendwie biblische Züge. So in etwas muss es gewirkt haben, als sich Abram von Lot trennte und jeder seines Weges zog, als Jakob Esau entgegen trat oder als Josef von seinen Brüdern schon von weitem gesichtet wurde.
Freitag, 3. September 2010
Was die Welt bewegt…
Immer schon wollte ich der Sache nachgehen, ob das Wasser auf der anderen Seite des Äquators tatsächlich andersherum abfließt. Wer schon mal in Deutschland versucht hat, die Fließrichtung eines Strudels abfließenden Wassers zu drehen, der weiß wie aussichtslos ein solches Vorhaben ist.
Bei meinem letzten Wäschewaschen habe ich diesem Forschungsprojekt endlich weiter nachgehen können.Nach meinen Erkenntnissen befinden wir uns hier in solcher Nähe zum Äquator, dass die Fließrichtung nicht genügend ausgeprägt ist. Es gibt dementsprechend tatsächlich drei Abflussrichtungen:
1. Gießt man das Wasser mit Schwung von der linken Seite in das Waschbecken, so bildet sich ein Strudel mit dem Uhrzeigersinn
2. Gießt man das Wasser mit Schwung von der rechten Seite in das Waschbecken, so bildet sich ein Strudel gegen den Uhrzeigersinn
3. Gießt man das Wasser mittig in das Waschbecken, so fließt es nicht so schnell ab. Man stelle sich vor, das Wasser fließt tatsächlich einfach ab, ohne einen ausgeprägten links- oder rechtsdrehenden Strudel zu bilden
Als eindeutiges Ergebnis dieser Studie kann ich festhalten, wie sehr ich mich wieder auf den Luxus einer Waschmaschine in Deutschland freue. Auch wenn ich dann wohl nie erfahren werde, ob die Schleuderrichtung der Wäschetrommel auch die Abflussrichtung des Abwassers in Tanzania beeinflussen würde. Doch dafür, dass ich meine Socken nicht mehr mit der Hand waschen muss, nehme ich selbst das gerne in Kauf.
Bei meinem letzten Wäschewaschen habe ich diesem Forschungsprojekt endlich weiter nachgehen können.Nach meinen Erkenntnissen befinden wir uns hier in solcher Nähe zum Äquator, dass die Fließrichtung nicht genügend ausgeprägt ist. Es gibt dementsprechend tatsächlich drei Abflussrichtungen:
1. Gießt man das Wasser mit Schwung von der linken Seite in das Waschbecken, so bildet sich ein Strudel mit dem Uhrzeigersinn
2. Gießt man das Wasser mit Schwung von der rechten Seite in das Waschbecken, so bildet sich ein Strudel gegen den Uhrzeigersinn
3. Gießt man das Wasser mittig in das Waschbecken, so fließt es nicht so schnell ab. Man stelle sich vor, das Wasser fließt tatsächlich einfach ab, ohne einen ausgeprägten links- oder rechtsdrehenden Strudel zu bilden
Als eindeutiges Ergebnis dieser Studie kann ich festhalten, wie sehr ich mich wieder auf den Luxus einer Waschmaschine in Deutschland freue. Auch wenn ich dann wohl nie erfahren werde, ob die Schleuderrichtung der Wäschetrommel auch die Abflussrichtung des Abwassers in Tanzania beeinflussen würde. Doch dafür, dass ich meine Socken nicht mehr mit der Hand waschen muss, nehme ich selbst das gerne in Kauf.
Maisernte
Inzwischen ist es gewaltig trocken geworden in Tanzania. Der Staub setzt sich immer besonders gerne in der Kleidung fest, aber auch in den hintersten Windungen des Gehörganges und der Nase lagert er sich ab.
Jetzt ist aber auch der Mais reif und vor allem ordentlich durchgetrocknet, so dass er geerntet werden kann. Der junge saftige Mais wird eigentlich das ganze Jahr über als Röstmais an der Straße verkauft. Dann sitzt eine Mama vor ihrem kleinen Kohlegrill am Straßenrand und dreht den lieben langen Tag die Maiskolben, so dass sie rundherum goldbraun – und manchmal auch schwarz werden. Hinter ihr häuft sich im Laufe des Tages ein kleiner Berg an Maisblättern auf, die abends an die Ziegen verfüttert werden. Am Busstand in Himo kommen die Ziegen auf ihrem Heimweg einfach direkt vorbei und futtern die Blätter vor Ort auf – das ist für alle Seiten richtig praktisch.
Überhaupt ist das Maisstroh als Kuhfutter ein begehrtes Nebenprodukt der Maisernte. Das Straßenbild wird derzeit von meterhoch beladenen Pikups geprägt und vor den Häusern türmen sich die Strohmassen. Aber auch der Straßenrand ist übersät mit dem hellen Stroh, was von den Autos herunter geweht wurde. Mais ist einfach jetzt überall.
Vor allem aber natürlich die Maiskolben. Nach der Trockenzeit im letzten Jahr, haben sich die Menschen schon maßlos auf die Ernte gefreut. Und jetzt liegen die Maiskolben entweder ziegensicher auf dem Dach zum nachtrocknen oder sie werden vor dem Haus ausgebreitet. Wenn sie dann ordentlich ausgetrocknet sind, werden die Maiskörner abgepult und zur Maismühle gebracht. Dort wird dann das Maismehl hergestellt aus dem das Ugali gekocht wird. Kann ein junger Mann zwei, drei Röstmaiskolben essen, so schafft er keinen ganzen Maiskolben, wenn daraus Ugali gekocht wurde.
Anders als bei uns ist die Ernte komplette Handarbeit. Auch unsere Bibelschüler sind auf die Shamba gezogen, um den Bibelschulmais zu ernten. Nachdem ein Feld abgeerntet ist, stehen immer noch einige Stängel herum. Durch diese werden dann die Viehherden getrieben, die sich dann an den Resten gütlich tun.
Jetzt ist aber auch der Mais reif und vor allem ordentlich durchgetrocknet, so dass er geerntet werden kann. Der junge saftige Mais wird eigentlich das ganze Jahr über als Röstmais an der Straße verkauft. Dann sitzt eine Mama vor ihrem kleinen Kohlegrill am Straßenrand und dreht den lieben langen Tag die Maiskolben, so dass sie rundherum goldbraun – und manchmal auch schwarz werden. Hinter ihr häuft sich im Laufe des Tages ein kleiner Berg an Maisblättern auf, die abends an die Ziegen verfüttert werden. Am Busstand in Himo kommen die Ziegen auf ihrem Heimweg einfach direkt vorbei und futtern die Blätter vor Ort auf – das ist für alle Seiten richtig praktisch.
Überhaupt ist das Maisstroh als Kuhfutter ein begehrtes Nebenprodukt der Maisernte. Das Straßenbild wird derzeit von meterhoch beladenen Pikups geprägt und vor den Häusern türmen sich die Strohmassen. Aber auch der Straßenrand ist übersät mit dem hellen Stroh, was von den Autos herunter geweht wurde. Mais ist einfach jetzt überall.
Vor allem aber natürlich die Maiskolben. Nach der Trockenzeit im letzten Jahr, haben sich die Menschen schon maßlos auf die Ernte gefreut. Und jetzt liegen die Maiskolben entweder ziegensicher auf dem Dach zum nachtrocknen oder sie werden vor dem Haus ausgebreitet. Wenn sie dann ordentlich ausgetrocknet sind, werden die Maiskörner abgepult und zur Maismühle gebracht. Dort wird dann das Maismehl hergestellt aus dem das Ugali gekocht wird. Kann ein junger Mann zwei, drei Röstmaiskolben essen, so schafft er keinen ganzen Maiskolben, wenn daraus Ugali gekocht wurde.
Anders als bei uns ist die Ernte komplette Handarbeit. Auch unsere Bibelschüler sind auf die Shamba gezogen, um den Bibelschulmais zu ernten. Nachdem ein Feld abgeerntet ist, stehen immer noch einige Stängel herum. Durch diese werden dann die Viehherden getrieben, die sich dann an den Resten gütlich tun.
Straßenbau
Ein weiterer Nebeneffekt der anstehenden Wahlen ist, dass der Straßenbau von Marangu nach Mwika mit größtem Eifer wieder aufgenommen wurde. Ursprünglich sollte die Straße im August fertig gestellt werden. Davon ist sie aber noch weit entfernt. Wie beschrieb es Werner so passend: „die hat ja ein Profil wie ein Knäckebrot!“
In der Tat ist es eher noch eine Piste und besonders jetzt, wo es seit Tagen nicht mehr geregnet hat, ist es die reinste Staubschleuder. Bei meinen morgendlichen Joggingrunden kann man schon alleine an den Bananenstauden ablesen, wie nah man der Straße wieder ist. Alles ist von einer hellen Staubschicht überzogen und die Farben der Kleidung sind nach einer Dallafahrt ziemlich homogen rotgraumeliert.
Mit schweren Baufahrzeugen werden ganze Berge abgetragen und Täler aufgefüllt, so dass ein relativ einheitlicher Straßenverlauf geschaffen wird. Mit roten Kreuzen wurden die Häuser markiert, die dem Straßenbau weichen müssen. Tag für Tag verschwinden immer mehr von diesen Häuschen. Große Durchflussrohre für die Bäche und Flüsse der Regenzeit werden in die Straßendecke eingebaut und damit das ursprüngliche Bachbett verändert. Der Eingriff in die Natur und Landschaft ist schon massiv, doch die Straße ist gleichzeitig infrastrukturell bspw. für mögliche Krankentransporte auch ein Gewinn.
Vorallem aber ist dieser Straßenbau ein Politikum. Es soll gezeigt werden, was der jetzige Präsident alles bewegen kann. Doch glücklicherweise sind die meisten Tanzanier kritisch genug, als dass sie dieses auch durchschauen und als Wahlpropaganda auffassen. Ziemlich pragmatisch geht man nicht davon aus, dass die Straße noch in diesem Jahr fertig gestellt werden würde. Was sollte denn sonst im nächsten Wahlkampf in fünf Jahren passieren?
Ja, auch hier bin ich gespannt was ich in den kommenden vier Monaten noch erleben werde. Mit Sorgen blicke ich auf das Fahrverhalten der Tanzanier. Die plane Piste wird zu halsbrecherischen Fahrmanövern genutzt. Ungeachtet der Tatsache, dass es neben der Piste steil bergab geht und man in den Staubwolken des Vordermannes nicht sehen kann ob und wer einem entgegen kommt. Ich kann nur hoffen, dass in die endgültige Straße doch wieder die viel gehassten Bumps eingebaut werden. Diese zwingen die Fahrer abzubremsen, will man sich nicht Ölwanne und Aufhängung ziemlich fix ruinieren.
In der Tat ist es eher noch eine Piste und besonders jetzt, wo es seit Tagen nicht mehr geregnet hat, ist es die reinste Staubschleuder. Bei meinen morgendlichen Joggingrunden kann man schon alleine an den Bananenstauden ablesen, wie nah man der Straße wieder ist. Alles ist von einer hellen Staubschicht überzogen und die Farben der Kleidung sind nach einer Dallafahrt ziemlich homogen rotgraumeliert.
Mit schweren Baufahrzeugen werden ganze Berge abgetragen und Täler aufgefüllt, so dass ein relativ einheitlicher Straßenverlauf geschaffen wird. Mit roten Kreuzen wurden die Häuser markiert, die dem Straßenbau weichen müssen. Tag für Tag verschwinden immer mehr von diesen Häuschen. Große Durchflussrohre für die Bäche und Flüsse der Regenzeit werden in die Straßendecke eingebaut und damit das ursprüngliche Bachbett verändert. Der Eingriff in die Natur und Landschaft ist schon massiv, doch die Straße ist gleichzeitig infrastrukturell bspw. für mögliche Krankentransporte auch ein Gewinn.
Vorallem aber ist dieser Straßenbau ein Politikum. Es soll gezeigt werden, was der jetzige Präsident alles bewegen kann. Doch glücklicherweise sind die meisten Tanzanier kritisch genug, als dass sie dieses auch durchschauen und als Wahlpropaganda auffassen. Ziemlich pragmatisch geht man nicht davon aus, dass die Straße noch in diesem Jahr fertig gestellt werden würde. Was sollte denn sonst im nächsten Wahlkampf in fünf Jahren passieren?
Ja, auch hier bin ich gespannt was ich in den kommenden vier Monaten noch erleben werde. Mit Sorgen blicke ich auf das Fahrverhalten der Tanzanier. Die plane Piste wird zu halsbrecherischen Fahrmanövern genutzt. Ungeachtet der Tatsache, dass es neben der Piste steil bergab geht und man in den Staubwolken des Vordermannes nicht sehen kann ob und wer einem entgegen kommt. Ich kann nur hoffen, dass in die endgültige Straße doch wieder die viel gehassten Bumps eingebaut werden. Diese zwingen die Fahrer abzubremsen, will man sich nicht Ölwanne und Aufhängung ziemlich fix ruinieren.
Wahlkampf
Im nächsten Monat finden die Präsidentschaftswahlen statt und vor drei Wochen wurde der Wahlkampf eröffnet. Die meisten Tanzanier rechnen damit dass der jetzige Präsident wieder gewählt wird, doch ist man sehr darum bemüht eine möglichst starke Opposition zu bekommen. In de Sonntagspredigten werden die Menschen dazu aufgerufen verantwortungsbewusst wählen zu gehen. Ohne eine bestimmte Partei zu nennen, nutzt die Kirche hier ihr aufklärerisch-pädagogischen Potenzial, was ihr von der Gesellschaft zugeschrieben wird.
Aus den Gesprächen mit politisch aufgeweckten und interessierten Tanzaniern habe ich als größte Sorge herausgehört, dass weiterhin korrupte Politiker die Entwicklung des Landes hemmen. Die Sorge ist, dass weiterhin einige wenige ihre politische Position ausnutzen, um eigene Interessen zu vertreten und in die eigene oder Freundes Tasche wirtschaften. Das Problem von neuen Parteien oder neuen Köpfen ist, dass man nicht weiß, ob sie denn soviel besser sind. Da nimmt man lieber das bekannte Übel in Kauf und hofft darauf, dass eine starke Opposition ein Korrektiv bildet. Nur wer wählt dann die Opposition?
Bisher habe ich vom Wahlkampf verschieden Facetten mitbekommen. Einerseits werden natürlich Plakate aufgehängt, die den Kopf des jetzigen Präsidenten zeigen. Es zählen Bilder und Personen!
Andererseits sieht man jetzt vermehrt Fahnen und Farben der größeren Parteien. Teilweise brausen Pikipiki-Konvois laut hupend und fahnenschwänkend durch die Stadt. Dabei sind die Fahrer primär junge Menschen, die das als großen Spass ansehen, inwieweit sie hinter den politischen Zielen stehen, kann ich nicht beurteilen. Aber der Sprit wird ihnen vom Präsidenten wohl bezahlt und so läßt man die Gelegenheit doch nicht aus. Es zählt das Erleben!
Andererseits fahren Pikups durch die Dörfer mit riesigen Lautsprechern auf dem Deck, die ihre Musik weit in die Bananenhaine hinein schallen lassen.
Dabei werden bei den Versprechen auf Schlagworte wie billiges Benzin, ausreichend Essen, Schulbildung und mehr Geld für alle gesetzt.
Wie diese Versprechen nach der Wahl umgesetzt werden sollen wird auf jeden Fall spannend sein ;-)
Aus den Gesprächen mit politisch aufgeweckten und interessierten Tanzaniern habe ich als größte Sorge herausgehört, dass weiterhin korrupte Politiker die Entwicklung des Landes hemmen. Die Sorge ist, dass weiterhin einige wenige ihre politische Position ausnutzen, um eigene Interessen zu vertreten und in die eigene oder Freundes Tasche wirtschaften. Das Problem von neuen Parteien oder neuen Köpfen ist, dass man nicht weiß, ob sie denn soviel besser sind. Da nimmt man lieber das bekannte Übel in Kauf und hofft darauf, dass eine starke Opposition ein Korrektiv bildet. Nur wer wählt dann die Opposition?
Bisher habe ich vom Wahlkampf verschieden Facetten mitbekommen. Einerseits werden natürlich Plakate aufgehängt, die den Kopf des jetzigen Präsidenten zeigen. Es zählen Bilder und Personen!
Andererseits sieht man jetzt vermehrt Fahnen und Farben der größeren Parteien. Teilweise brausen Pikipiki-Konvois laut hupend und fahnenschwänkend durch die Stadt. Dabei sind die Fahrer primär junge Menschen, die das als großen Spass ansehen, inwieweit sie hinter den politischen Zielen stehen, kann ich nicht beurteilen. Aber der Sprit wird ihnen vom Präsidenten wohl bezahlt und so läßt man die Gelegenheit doch nicht aus. Es zählt das Erleben!
Andererseits fahren Pikups durch die Dörfer mit riesigen Lautsprechern auf dem Deck, die ihre Musik weit in die Bananenhaine hinein schallen lassen.
Dabei werden bei den Versprechen auf Schlagworte wie billiges Benzin, ausreichend Essen, Schulbildung und mehr Geld für alle gesetzt.
Wie diese Versprechen nach der Wahl umgesetzt werden sollen wird auf jeden Fall spannend sein ;-)
Mittwoch, 25. August 2010
Was hat der Shilling mit dem Euro gemeinsam?
Tanzanisches Geld ist ein Gebrauchsmittel. So sieht es zumindest aus und so wird auch damit umgegangen. Bedenkt man, dass man eigentlich nur mit Scheinen hantiert und die nicht im Portemonaie sondern entweder in der Hosentasche oder dem Kanga aufbewahrt werden so verwundert deren Aussehen auch nicht.
Seit ein paar Wochen mischen sich hier unter die „gebrauchten“ Scheine immer wieder auch neue, gänzlich ungeknickte Scheine. So ungewohnt sahen sie gar nicht aus und in der Tat erinnerten sie mich an den Euro. Sie wiesen die gleichen Sicherheitsmerkale auf, hatten sogar ein erkennbares Wasserzeichen und auch sonst dem Euro sehr ähnlich. Nur dass sie eben nicht von anonymen Bauten geziert werden, sondern von J.Nyere oder einem der Wildtiere.
Nun habe ich erfahren, dass ich gar nicht so verkehrt lag mit meiner Assoziation, denn das Geld wird tatsächlich in Deutschland gedruckt und kommt dann nach Tanzania. Na, und warum ist es dann so schwierig in Deutschland Shillingi zu tauschen bzw. viel spannender: Warum haben wir auf dem Euro nicht auch so herrliche Tierbilder – oder zumindest ne kleine Giraffe als Wasserzeichen?
Seit ein paar Wochen mischen sich hier unter die „gebrauchten“ Scheine immer wieder auch neue, gänzlich ungeknickte Scheine. So ungewohnt sahen sie gar nicht aus und in der Tat erinnerten sie mich an den Euro. Sie wiesen die gleichen Sicherheitsmerkale auf, hatten sogar ein erkennbares Wasserzeichen und auch sonst dem Euro sehr ähnlich. Nur dass sie eben nicht von anonymen Bauten geziert werden, sondern von J.Nyere oder einem der Wildtiere.
Nun habe ich erfahren, dass ich gar nicht so verkehrt lag mit meiner Assoziation, denn das Geld wird tatsächlich in Deutschland gedruckt und kommt dann nach Tanzania. Na, und warum ist es dann so schwierig in Deutschland Shillingi zu tauschen bzw. viel spannender: Warum haben wir auf dem Euro nicht auch so herrliche Tierbilder – oder zumindest ne kleine Giraffe als Wasserzeichen?
Rally Dakar oder „Gear-affen“
Eigentlich war’s nur eine ganz gewöhnliche Fahrt durch das Massailand, doch für mich war es das erste Mal Autofahren in Tanzania. Nach dem deutschen Gottesdienst im Massaicamp wurde mir der Schlüssel zu einem der Landrover hingehalten mit dem Satz: „Hier, ich will jetzt auch mal was von der Landschaft sehen“
Gut, dachte ich, hier in der Steppe ist das mit dem Linksverkehr ja nicht so schwierig. Doch das plötzlich die ganzen Armaturen auf der Beifahrerseite sind und man mit links schalten und die Handbremse bedienen muss, war dann doch etwas ungewohnt. Den Blinker musste ich glücklicherweise erst auf der Teerstraße suchen und hatte bis dahin Zeit mich an das Fahrgefühl zu gewöhnen (Tipp: der Blinker ist ganz normal auf der rechten Seite, wird aber dennoch gerne mit dem Hebel Links verwechselt, welcher der Scheibenwischer ist).
Dank 4W-Drive hat das Auto ziemlich tapfer auch durch die beachigsten Sandfelder durchgehalten und wir haben Dank der wunderbaren Federung und Anschnallgurten auch meinen Stein- und Lochausweichmanövern stand gehalten. Die Rinder- und Ziegenherden haben schon respektablen Abstand gehalten. Wobei ich da auch ziemlich dankbar war. Die Rinder hier sind ziemliche Geschosse und haben anders als das Angeliter Rotrind beeindruckende Hörner und einen ziemlichen Nacken.
In der Spätnachmittagssonne zeigte sich nicht nur der Kilimanjaro (diesmal ungewohnt auf der linken Seite), sondern gegenüber auch der Mount Meru, hinter dem wenig später die Sonne ziemlich idyllisch unterging. Die Farben waren da ähnlich dem Bild in der Kopfzeile meines Bloggs.
Absolutes Highlight war für mich, als neben unserer Piste eine riesige Giraffenherde stand. Schon von weitem sahen wir die Köpfe über den Akazien ragen, doch die gesamte Herde erfassten wir erst, als wir direkt daneben anhielten.
Welch majestätischer Anblick! Für mich schlicht der Inbegriff von Grazilität und Eleganz!
Bereits bei meinem ersten Afrikabesuch haben mich die Giraffen eigentlich am meisten fasziniert. Sie nun hier so unerwartet wiederzutreffen war ein ganz besonderes Geschenk. Ich machte den Motor aus und wir stiegen alle aus. Über 25 Giraffen pflückten mit ihrer Zunge die kleinen Akazienblätter zwischen den Dornen hervor. Auf dem nahegelegenen Hügel marschierten auch noch ein paar Tiere und erst dadurch merkte man wie gewaltig groß sie sind und welche Strecke sie mit einem Schritt machen können.
Ähnlich wie bei den Affen waren wir für die Giraffen wohl ähnlich spannend, abwechselnd beobachteten sie uns. Wenn sie dann im voranschreiten die Kopf und damit den ganzen Hals bewegten, dann wirkte das ein wenig so, wie wenn die Segelboote auf der Förde kreuzen. Es war einfach grandios.
Schließlich entschlossen wir uns doch weiterzufahren, doch nur um nach ein paar Metern wieder anzuhalten, da nun der Blick noch besser war. Das wiederholten wir noch zweimal ehe wir weiter heimwärts fuhren.
Nach gefühlten zwei Stunden Durchgeschüttelt sein erreichten wir die Teerstraße. Überraschend leicht fiel mir das Fahren im Linksverkehr. Spannenderweise ertappte ich mich dabei, wie ich mir die deutschen Straßen vorstellte und diese auch im Linksverkehr fuhr. Selbst der deutsche Kreisverkehr funktionierte in Gedanken anders herum. Auf Kiswahili heißt Kreisverkehr auch deswegen einfach „kipi-lefti“.
Anders als man sich deutsche Straßen vorstellt sind die Straßen hier, selbst wenn sie geteert sind nicht ohne Hubbel. Aufgrund des risikobereiten Fahrstils der Tanzania sind in der Straße in schön unregelmäßigen Abständen sogenannte Bumps eingebaut. Das sind Entschleuniger wie in mancher 30er Zone nur doppelt so hoch, oder drei, vier kleinere Hubbel hintereinander. Dass es in Deutschland Straßen ohne diese Bumps gibt, ist für manchen Tanzania unvorstellbar.
Gut, dachte ich, hier in der Steppe ist das mit dem Linksverkehr ja nicht so schwierig. Doch das plötzlich die ganzen Armaturen auf der Beifahrerseite sind und man mit links schalten und die Handbremse bedienen muss, war dann doch etwas ungewohnt. Den Blinker musste ich glücklicherweise erst auf der Teerstraße suchen und hatte bis dahin Zeit mich an das Fahrgefühl zu gewöhnen (Tipp: der Blinker ist ganz normal auf der rechten Seite, wird aber dennoch gerne mit dem Hebel Links verwechselt, welcher der Scheibenwischer ist).
Dank 4W-Drive hat das Auto ziemlich tapfer auch durch die beachigsten Sandfelder durchgehalten und wir haben Dank der wunderbaren Federung und Anschnallgurten auch meinen Stein- und Lochausweichmanövern stand gehalten. Die Rinder- und Ziegenherden haben schon respektablen Abstand gehalten. Wobei ich da auch ziemlich dankbar war. Die Rinder hier sind ziemliche Geschosse und haben anders als das Angeliter Rotrind beeindruckende Hörner und einen ziemlichen Nacken.
In der Spätnachmittagssonne zeigte sich nicht nur der Kilimanjaro (diesmal ungewohnt auf der linken Seite), sondern gegenüber auch der Mount Meru, hinter dem wenig später die Sonne ziemlich idyllisch unterging. Die Farben waren da ähnlich dem Bild in der Kopfzeile meines Bloggs.
Absolutes Highlight war für mich, als neben unserer Piste eine riesige Giraffenherde stand. Schon von weitem sahen wir die Köpfe über den Akazien ragen, doch die gesamte Herde erfassten wir erst, als wir direkt daneben anhielten.
Welch majestätischer Anblick! Für mich schlicht der Inbegriff von Grazilität und Eleganz!
Bereits bei meinem ersten Afrikabesuch haben mich die Giraffen eigentlich am meisten fasziniert. Sie nun hier so unerwartet wiederzutreffen war ein ganz besonderes Geschenk. Ich machte den Motor aus und wir stiegen alle aus. Über 25 Giraffen pflückten mit ihrer Zunge die kleinen Akazienblätter zwischen den Dornen hervor. Auf dem nahegelegenen Hügel marschierten auch noch ein paar Tiere und erst dadurch merkte man wie gewaltig groß sie sind und welche Strecke sie mit einem Schritt machen können.
Ähnlich wie bei den Affen waren wir für die Giraffen wohl ähnlich spannend, abwechselnd beobachteten sie uns. Wenn sie dann im voranschreiten die Kopf und damit den ganzen Hals bewegten, dann wirkte das ein wenig so, wie wenn die Segelboote auf der Förde kreuzen. Es war einfach grandios.
Schließlich entschlossen wir uns doch weiterzufahren, doch nur um nach ein paar Metern wieder anzuhalten, da nun der Blick noch besser war. Das wiederholten wir noch zweimal ehe wir weiter heimwärts fuhren.
Nach gefühlten zwei Stunden Durchgeschüttelt sein erreichten wir die Teerstraße. Überraschend leicht fiel mir das Fahren im Linksverkehr. Spannenderweise ertappte ich mich dabei, wie ich mir die deutschen Straßen vorstellte und diese auch im Linksverkehr fuhr. Selbst der deutsche Kreisverkehr funktionierte in Gedanken anders herum. Auf Kiswahili heißt Kreisverkehr auch deswegen einfach „kipi-lefti“.
Anders als man sich deutsche Straßen vorstellt sind die Straßen hier, selbst wenn sie geteert sind nicht ohne Hubbel. Aufgrund des risikobereiten Fahrstils der Tanzania sind in der Straße in schön unregelmäßigen Abständen sogenannte Bumps eingebaut. Das sind Entschleuniger wie in mancher 30er Zone nur doppelt so hoch, oder drei, vier kleinere Hubbel hintereinander. Dass es in Deutschland Straßen ohne diese Bumps gibt, ist für manchen Tanzania unvorstellbar.
Samstag, 21. August 2010
Es wird Herbst…
… die Blätter fallen.
Ja, auch hier in Tanzania.
Zunächst habe ich gedacht, es wäre nur ein einzelner Baum. Doch inzwischen verlieren immer mehr Bäume ihre Blätter und wenn ein Windstoß kommt, bekomme ich ein regelrecht herbstliches Gefühl. Allerdings wird es nun wohl hier in Tanzania wärmer anstatt kälter. Gegen Mittag und zum Nachmittag hin wird es sehr dunstig, so dass man die Bergkette der Paremountains hinter der Ebene kaum mehr sehen kann. Dafür ergibt sich nun besonders Morgens immer häufiger ein Blick auf den mächtigen Kilimanjaro.
Den Gärtner der Bibelschule, der hier täglich in stoischer Manier das Laub zusammenfegt fasziniert das nicht so. Doch für mich ist es immer noch ein bewegender Anblick diesen Riesen (also nicht den Gärtner, sondern den Berg) zu sehen. Manchmal merke ich dann wie mein Gang etwas langsamer wird und ich einfach nur staune. Der wolkenfreie Blick auf die verbliebenen Gletscherreste ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Doch fast noch mystischer ist das Erhaschen eines Blickes auf den Berg, wenn die Wolken nur einen kleinen Ausschnitt freigeben und man noch zweifelt, ist er’s jetzt oder nicht? und sich dann die Wolken schon wieder davor geschoben haben.
Da merke ich als angeliter Flachlandindianer doch, dass so’n Deich eine andere Dimension hat und auch unsere Endmoränen reichen nicht ganz an den Kilimanjaro heran.
Obwohl: gelb heißt auf Kiswahili manjano, und wenn bei uns der Raps blüht, dann haben wir ja eigentlich auch ne ganze „Kilimanjano-Kette“
Ja, auch hier in Tanzania.
Zunächst habe ich gedacht, es wäre nur ein einzelner Baum. Doch inzwischen verlieren immer mehr Bäume ihre Blätter und wenn ein Windstoß kommt, bekomme ich ein regelrecht herbstliches Gefühl. Allerdings wird es nun wohl hier in Tanzania wärmer anstatt kälter. Gegen Mittag und zum Nachmittag hin wird es sehr dunstig, so dass man die Bergkette der Paremountains hinter der Ebene kaum mehr sehen kann. Dafür ergibt sich nun besonders Morgens immer häufiger ein Blick auf den mächtigen Kilimanjaro.
Den Gärtner der Bibelschule, der hier täglich in stoischer Manier das Laub zusammenfegt fasziniert das nicht so. Doch für mich ist es immer noch ein bewegender Anblick diesen Riesen (also nicht den Gärtner, sondern den Berg) zu sehen. Manchmal merke ich dann wie mein Gang etwas langsamer wird und ich einfach nur staune. Der wolkenfreie Blick auf die verbliebenen Gletscherreste ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Doch fast noch mystischer ist das Erhaschen eines Blickes auf den Berg, wenn die Wolken nur einen kleinen Ausschnitt freigeben und man noch zweifelt, ist er’s jetzt oder nicht? und sich dann die Wolken schon wieder davor geschoben haben.
Da merke ich als angeliter Flachlandindianer doch, dass so’n Deich eine andere Dimension hat und auch unsere Endmoränen reichen nicht ganz an den Kilimanjaro heran.
Obwohl: gelb heißt auf Kiswahili manjano, und wenn bei uns der Raps blüht, dann haben wir ja eigentlich auch ne ganze „Kilimanjano-Kette“
Kwaya-Contest
Mitte August beginnen die großen Chorwettbewerbe in Tanzania.
Bereits am vergangenen Wochenende konnte ich mit Werner einer dieser Veranstaltungen beiwohnen.
Jedes Wochenende finden die verschiedensten Vorrunden statt und überall hört man die Chöre proben. Das geschieht zu den undenkbarsten Zeiten. So kam ich heute Morgen um 8.00h von der Morgenandacht zurück und bevor die Marktfrauen sich auf den Weg zum freitäglichen Markt machten, schoben sie noch eine Probe ein. Einer meiner Musiklehrer war auch dabei und versuchte ihnen den letzten Schliff zu geben. Dadurch, dass die Chöre seltenst drinnen proben, konnte ich das relativ bequem beobachten und der Gesang begleitete mich bis ins alte Pastorat, wo ich derzeit alleine wohne.
So schön es ist, Händels Halleluja zu hören, so nachdenklich stimmte mich das auch. Faszinieren doch in Deutschland gerade die rhythmusbetonten afrikanischen Gesänge. Hier in Tanzania gilt aber alles Westliche als schick. Dazu kommt, dass die Chöre in den Wettbewerben bei der Jury eine Notenvorlage für ihr Stück abgeben müssen. In der Regel singt man hier ohne geschriebene Noten, lediglich die Texte werden vielleicht handschriftlich in kleinen Heftchen notiert. Aber sonst singt man ziemlich frei und ist auch offen für leichte Variationen.
Das hat zweierlei Nachteile:
einerseits wird im Wettbewerb nach Notenvorlage bewertet – der Chor also, der seine Gesänge mitreisend und wunderbar vorträgt muss nicht automatisch der Gewinner eines solchen Wettbewerbs sein. Kaum jemand ist in der Lage Noten zu schreiben. Da entscheidet man sich doch lieber für schon verschriftlichte Noten und geht kein Risiko ein.
Andererseits gehen viele der traditionellen afrikanischen Gesänge verloren, sobald die Traditionskette abreist. Zwar ist Tanzania ein sangesbegeistertes Land, doch setzt sich die Jugend auch hier zunehmend von den Traditionen ab. Sie lieben die elektronische Musik mit E-Orgel und E-Bass.
Und auch bei den Chorwettbewerben gibt es inzwischen eine eigene Sparte für die Jugendchöre. So schön diese Offenheit für Veränderung ist, doch letztlich erinnern mich diese Beobachtungen an Deutschland und an das Phänomen der Volkslieder.
Wer in meiner Generation ist denn noch mit den Volksliedern groß geworden und ist heutzutage in der Lage nur drei Volkslieder auswendig zu singen?
Bereits am vergangenen Wochenende konnte ich mit Werner einer dieser Veranstaltungen beiwohnen.
Jedes Wochenende finden die verschiedensten Vorrunden statt und überall hört man die Chöre proben. Das geschieht zu den undenkbarsten Zeiten. So kam ich heute Morgen um 8.00h von der Morgenandacht zurück und bevor die Marktfrauen sich auf den Weg zum freitäglichen Markt machten, schoben sie noch eine Probe ein. Einer meiner Musiklehrer war auch dabei und versuchte ihnen den letzten Schliff zu geben. Dadurch, dass die Chöre seltenst drinnen proben, konnte ich das relativ bequem beobachten und der Gesang begleitete mich bis ins alte Pastorat, wo ich derzeit alleine wohne.
So schön es ist, Händels Halleluja zu hören, so nachdenklich stimmte mich das auch. Faszinieren doch in Deutschland gerade die rhythmusbetonten afrikanischen Gesänge. Hier in Tanzania gilt aber alles Westliche als schick. Dazu kommt, dass die Chöre in den Wettbewerben bei der Jury eine Notenvorlage für ihr Stück abgeben müssen. In der Regel singt man hier ohne geschriebene Noten, lediglich die Texte werden vielleicht handschriftlich in kleinen Heftchen notiert. Aber sonst singt man ziemlich frei und ist auch offen für leichte Variationen.
Das hat zweierlei Nachteile:
einerseits wird im Wettbewerb nach Notenvorlage bewertet – der Chor also, der seine Gesänge mitreisend und wunderbar vorträgt muss nicht automatisch der Gewinner eines solchen Wettbewerbs sein. Kaum jemand ist in der Lage Noten zu schreiben. Da entscheidet man sich doch lieber für schon verschriftlichte Noten und geht kein Risiko ein.
Andererseits gehen viele der traditionellen afrikanischen Gesänge verloren, sobald die Traditionskette abreist. Zwar ist Tanzania ein sangesbegeistertes Land, doch setzt sich die Jugend auch hier zunehmend von den Traditionen ab. Sie lieben die elektronische Musik mit E-Orgel und E-Bass.
Und auch bei den Chorwettbewerben gibt es inzwischen eine eigene Sparte für die Jugendchöre. So schön diese Offenheit für Veränderung ist, doch letztlich erinnern mich diese Beobachtungen an Deutschland und an das Phänomen der Volkslieder.
Wer in meiner Generation ist denn noch mit den Volksliedern groß geworden und ist heutzutage in der Lage nur drei Volkslieder auswendig zu singen?
Die Mango blüht!
Diese Beobachtung in meiner letzten Sprachkurswoche hat mich regelrecht aus dem Häuschen gebracht. Ist doch dies ein erster Vorbote für die von mir so erwartete Mangosaison. Mit Bangen habe ich ausgerechnet, ob ich diese denn überhaupt noch mitbekommen würde. In der Regel ist sie so ab Januar bis Anfang März. Dann werden einem die Mangos (so wird zumindest berichtet) regelrecht hinterhergeworfen und man soll eine ganze Tüte mit Mangos für nicht mal 50 Cent bekommen. Ach, das wär ein Traum…
Meine Begeisterung für die Mangosaison konnte von einem Arzt im Sprachkurs nicht ganz geteilt werden. Er verdrehte nur die Augen und meinte, dass wäre für die Krankenhäuser die schlimmste Zeit. Man könne sich gar nicht vorstellen, wie viele Kinder und auch Erwachsene beim Versuch die Früchte von den riesigen Bäumen zu pflücken herabstürzen und mit Knochenbrüchen in die Krankenhäuser kommen. Da ist wohl ein norddeutscher Schneewinter nichts dagegen.
Auch die Informationen über die Mangofliege, vielmehr ihre Larven, die sich unter die Haut bohren und dort dann lustig heran wachsen, klingen natürlich wenig appetitlich. Daraufhin habe ich nach dem letzten Waschen meine Wäsche mit gemischten Gefühlen nach draußen gehängt. Mal schauen, ob die Information aus dem Internet stimmt, dass die Mangofliege nicht in der prallen Sonne ihre Eier ablegt.
Dennoch bin ich von dem Anblick der unscheinbaren Blütendolden regelrecht verzückt. Und als wir dann mit dem Dalla von Moshi nach Mwika fuhren, bekam ich mein Grinsen kaum mehr aus den Backen.
Meine Begeisterung für die Mangosaison konnte von einem Arzt im Sprachkurs nicht ganz geteilt werden. Er verdrehte nur die Augen und meinte, dass wäre für die Krankenhäuser die schlimmste Zeit. Man könne sich gar nicht vorstellen, wie viele Kinder und auch Erwachsene beim Versuch die Früchte von den riesigen Bäumen zu pflücken herabstürzen und mit Knochenbrüchen in die Krankenhäuser kommen. Da ist wohl ein norddeutscher Schneewinter nichts dagegen.
Auch die Informationen über die Mangofliege, vielmehr ihre Larven, die sich unter die Haut bohren und dort dann lustig heran wachsen, klingen natürlich wenig appetitlich. Daraufhin habe ich nach dem letzten Waschen meine Wäsche mit gemischten Gefühlen nach draußen gehängt. Mal schauen, ob die Information aus dem Internet stimmt, dass die Mangofliege nicht in der prallen Sonne ihre Eier ablegt.
Dennoch bin ich von dem Anblick der unscheinbaren Blütendolden regelrecht verzückt. Und als wir dann mit dem Dalla von Moshi nach Mwika fuhren, bekam ich mein Grinsen kaum mehr aus den Backen.
Warum die Menschen in Tanzania so positiv sind:
Das ist eher eine linguistische Frage und die konnten wir dank schweizerischem Scharfsinn noch lösen.
Eigentlich ist es ganz simpel, denkt man sich ein wenig in das System des Kiswahili hinein. Ähnlich dem Hebräischen werden den verschiedensten Worten Prä-, Sub-, In- oder andere –fixe angehängt und man kann manchmal mit nur einem Wort einen ganzen Satz bilden (z.B. nimeshakuandikia - ich habe Dir schon geschrieben). Natürlich gibt es für die verschiedensten Zeiten Infixe, die mit den Personenpräfixen kombiniert werden und an den Verbstamm angefügt werden. Und so wie es für jede Person und Zeit eine eigene Form gibt, so gibt es für die Negationen auch nochmal ganz eigene Formen. Teilweise verändert sich dann auch noch der Verbstamm.
Es ist also schlicht viel zu kompliziert etwas Negatives im Kiswahili auszudrücken!
Danke Peter, für diese Erkenntnis!
Eigentlich ist es ganz simpel, denkt man sich ein wenig in das System des Kiswahili hinein. Ähnlich dem Hebräischen werden den verschiedensten Worten Prä-, Sub-, In- oder andere –fixe angehängt und man kann manchmal mit nur einem Wort einen ganzen Satz bilden (z.B. nimeshakuandikia - ich habe Dir schon geschrieben). Natürlich gibt es für die verschiedensten Zeiten Infixe, die mit den Personenpräfixen kombiniert werden und an den Verbstamm angefügt werden. Und so wie es für jede Person und Zeit eine eigene Form gibt, so gibt es für die Negationen auch nochmal ganz eigene Formen. Teilweise verändert sich dann auch noch der Verbstamm.
Es ist also schlicht viel zu kompliziert etwas Negatives im Kiswahili auszudrücken!
Danke Peter, für diese Erkenntnis!
Donnerstag, 12. August 2010
Straßenkinder auf dem Lande
Heute haben wir ein Straßenkinderprojekt in unserer Nachbarschaft besucht. Das klingt zunächst verwunderlich, wenn man bedenkt, dass wir hier eigentlich mitten auf dem Lande sind. Arusha ist ca 20km westlich und Moshi 60km östlich von uns. Mit dem Bus vom TCDC sind wir als ganze Wagenladung Weißer dort hingefahren worden und wurden dort bei strömenden Regen herzlichst empfangen.
Zunächst bekamen wir eine kleine Einführung in das Projekt das seit ca. 7 Jahren existiert und maßgeblich aus Holland unterstützt wird. 40 Jungs im Alter von 13-15 Jahren werden derzeit hier für 3-4 Jahre begleitet und sollen eine Art zuhause auf Zeit bekommen.
Hier in dem Center bekommen die Jungs eine Schulbildung und werden gleichzeitig auf einen Handwerksberuf (Schweißer, Schreiner, KFZ-Mechaniker) vorbereitet. Der Tages- und Wochenablauf ist ziemlich straff organisiert und das Zusammenleben mit einem Kontrakt geregelt. Wer dreimal schriftlich verwarnt wird muss die Einrichtung verlassen.
Die letzten 18 Monate, die die Jungs hier verbringen, soll sie auf ein eigenständiges Leben vorbereiten. Sie verdienen ein wenig eigenes Geld um auch den Umgang damit zu lernen. Ich konnte es mir nur schwer vorstellen, doch als Straßenkids haben sie relativ viel Geld zu Verfügung.
Die Geschichten der Jungs sind ganz unterschiedlich. Die meisten sind von zuhause weggelaufen, weil sie Stress mit Eltern/Stiefeltern oder Lehrern hatten und von anderen gehört haben, dass man in der Stadt wunderbar vom Klauen und Betteln leben kann. Die wohlgemeinte Hilfe von Weißen, bettelnden Kids Geld oder ein Essen auszugeben wirkt hier also eher kontraproduktiv und vergrößert die Attraktivität vom Straßenleben!
Im Anschluss an die theoretische Einführung wurden wir von einer ganzen Horde Jungs (immerhin waren wir ja auch eine ganze Horde Wazungus) umschwärmt, die uns auf Englisch und mit einem kräftigen Händedruck begrüßten. Jeder von uns bekam einen „personal Guide“ und wurde nun von einem der Kids über das Gelände geführt.
Ziemlich zielstrebig kam einer der Jungs auf mich zu und es war klar, dass er mich nun hier rum führen wollte. Er hieß Robert, war 15 Jahre alt und bereits seit 2 Jahren in dem Center. Hier macht er eine Ausbildung zum Schweißer und ist für die Versorgung der Hühner verantwortlich. Zuvor hatte er für mehrere Jahre in Arusha auf der Straße gelebt und ein schlechtes Leben geführt. Er hat Drogen genommen und Touristen bestohlen. Nun hofft er in spätestens 2 Jahren seine Ausbildung abgeschlossen zu haben und dann ein besseres Leben führen zu können.
Ich war überrascht wie leicht mir die Kommunikation mit dem Jungen fiel, war ich doch in den letzten Wochen durch die Menge der Grammatik und Vokabeln immer ein wenig „sprachgeblockt“. Zunächst führte uns unser Rundgang zu den Kuh- und Ziegenställen. Daneben wurde grade ein ziemlich großer Schweinestall gebaut. Obwohl sich dieser noch im Bau befand, waren schon die ersten kleinen Ferkel eingezogen und wuselten in zwei Stallungen umher. Draußen zeigte mir Robert die Biogasanlage, die derzeit nur durch den Kuhstall versorgt wird – später aber auch an den Schweinestall angeschlossen werden soll.
Weiter ging’s vorbei an den Dormitories zur Küche und den Essensplätzen. Hier wurde der europäische Einfluss ganz besonders deutlich. Kleine, überdachte Sitzgelegenheiten für jeweils 10 Kids erinnerten mich vielmehr an einen Grillplatz in einem deutschen Freizeitpark. Neben der Küche waren die Silos für Mais und Bohnen. Und auf der anderen Seite schloss sich die „Openair-Waschküche“ an, in der die Jungs ihre Wäsche selbst waschen und auch aufhängen können.
Während mir berichtet wurde, dass hier die Jungs selbst mitkochen gingen wir weiter zum Garten, indem Spinat, Salat, Tomaten, Möhren, Zwiebeln, Paprika und natürlich Bananen wuchsen. Auch hier waren einige Jungs zugange und hauten besonders rein, als wir vorbei zogen.
Nachdem wir auch den Hühner- und daneben den Kaninchenstall (das erste Mal, dass ich Stallhühner und Stallhasen in Afrika erlebt habe) besichtigt hatten, gingen wir weiter zu den Werkstätten. Auch hier herrschte rege Betriebsamkeit, doch mit größtem Interesse wurden wir verstohlen begutachtet.
Zu dem Center gehört auch ein kleines Safariunternehmen mit einer eigenen Lodge und einem Lory für mehrtägige Touren. Dieser wird auch von den Jungs gewartet und die Lodge mit Lebensmitteln versorgt.
Nach dem Rundgang zeigte mir Robert noch den Freizeitpavillon, indem sie jeden Sonntag Pool und Kicker spielen dürfen und sogar ein Fernseher ist. Hier schauen sie dann gemeinsam Filme und haben natürlich auch die Weltmeisterschaft verfolgt.
Bevor wir uns als Gruppe wieder trafen – natürlich zum obligatorischen Tee, verabschiedeten wir uns von einander.
Ziemlich beeindruckt ging ich zurück zu der Veranda mit den Ziegenfellstühlen und Baumwurzeltisch. Wieder einmal war ich davon beeindruckt, welch vielversprechende Projekte hier bereits laufen. Und mich begeisterte die Vision die hier zum Ausdruck kam, dass eigene Land anhand der Jugend zu verändern!
Zunächst bekamen wir eine kleine Einführung in das Projekt das seit ca. 7 Jahren existiert und maßgeblich aus Holland unterstützt wird. 40 Jungs im Alter von 13-15 Jahren werden derzeit hier für 3-4 Jahre begleitet und sollen eine Art zuhause auf Zeit bekommen.
Hier in dem Center bekommen die Jungs eine Schulbildung und werden gleichzeitig auf einen Handwerksberuf (Schweißer, Schreiner, KFZ-Mechaniker) vorbereitet. Der Tages- und Wochenablauf ist ziemlich straff organisiert und das Zusammenleben mit einem Kontrakt geregelt. Wer dreimal schriftlich verwarnt wird muss die Einrichtung verlassen.
Die letzten 18 Monate, die die Jungs hier verbringen, soll sie auf ein eigenständiges Leben vorbereiten. Sie verdienen ein wenig eigenes Geld um auch den Umgang damit zu lernen. Ich konnte es mir nur schwer vorstellen, doch als Straßenkids haben sie relativ viel Geld zu Verfügung.
Die Geschichten der Jungs sind ganz unterschiedlich. Die meisten sind von zuhause weggelaufen, weil sie Stress mit Eltern/Stiefeltern oder Lehrern hatten und von anderen gehört haben, dass man in der Stadt wunderbar vom Klauen und Betteln leben kann. Die wohlgemeinte Hilfe von Weißen, bettelnden Kids Geld oder ein Essen auszugeben wirkt hier also eher kontraproduktiv und vergrößert die Attraktivität vom Straßenleben!
Im Anschluss an die theoretische Einführung wurden wir von einer ganzen Horde Jungs (immerhin waren wir ja auch eine ganze Horde Wazungus) umschwärmt, die uns auf Englisch und mit einem kräftigen Händedruck begrüßten. Jeder von uns bekam einen „personal Guide“ und wurde nun von einem der Kids über das Gelände geführt.
Ziemlich zielstrebig kam einer der Jungs auf mich zu und es war klar, dass er mich nun hier rum führen wollte. Er hieß Robert, war 15 Jahre alt und bereits seit 2 Jahren in dem Center. Hier macht er eine Ausbildung zum Schweißer und ist für die Versorgung der Hühner verantwortlich. Zuvor hatte er für mehrere Jahre in Arusha auf der Straße gelebt und ein schlechtes Leben geführt. Er hat Drogen genommen und Touristen bestohlen. Nun hofft er in spätestens 2 Jahren seine Ausbildung abgeschlossen zu haben und dann ein besseres Leben führen zu können.
Ich war überrascht wie leicht mir die Kommunikation mit dem Jungen fiel, war ich doch in den letzten Wochen durch die Menge der Grammatik und Vokabeln immer ein wenig „sprachgeblockt“. Zunächst führte uns unser Rundgang zu den Kuh- und Ziegenställen. Daneben wurde grade ein ziemlich großer Schweinestall gebaut. Obwohl sich dieser noch im Bau befand, waren schon die ersten kleinen Ferkel eingezogen und wuselten in zwei Stallungen umher. Draußen zeigte mir Robert die Biogasanlage, die derzeit nur durch den Kuhstall versorgt wird – später aber auch an den Schweinestall angeschlossen werden soll.
Weiter ging’s vorbei an den Dormitories zur Küche und den Essensplätzen. Hier wurde der europäische Einfluss ganz besonders deutlich. Kleine, überdachte Sitzgelegenheiten für jeweils 10 Kids erinnerten mich vielmehr an einen Grillplatz in einem deutschen Freizeitpark. Neben der Küche waren die Silos für Mais und Bohnen. Und auf der anderen Seite schloss sich die „Openair-Waschküche“ an, in der die Jungs ihre Wäsche selbst waschen und auch aufhängen können.
Während mir berichtet wurde, dass hier die Jungs selbst mitkochen gingen wir weiter zum Garten, indem Spinat, Salat, Tomaten, Möhren, Zwiebeln, Paprika und natürlich Bananen wuchsen. Auch hier waren einige Jungs zugange und hauten besonders rein, als wir vorbei zogen.
Nachdem wir auch den Hühner- und daneben den Kaninchenstall (das erste Mal, dass ich Stallhühner und Stallhasen in Afrika erlebt habe) besichtigt hatten, gingen wir weiter zu den Werkstätten. Auch hier herrschte rege Betriebsamkeit, doch mit größtem Interesse wurden wir verstohlen begutachtet.
Zu dem Center gehört auch ein kleines Safariunternehmen mit einer eigenen Lodge und einem Lory für mehrtägige Touren. Dieser wird auch von den Jungs gewartet und die Lodge mit Lebensmitteln versorgt.
Nach dem Rundgang zeigte mir Robert noch den Freizeitpavillon, indem sie jeden Sonntag Pool und Kicker spielen dürfen und sogar ein Fernseher ist. Hier schauen sie dann gemeinsam Filme und haben natürlich auch die Weltmeisterschaft verfolgt.
Bevor wir uns als Gruppe wieder trafen – natürlich zum obligatorischen Tee, verabschiedeten wir uns von einander.
Ziemlich beeindruckt ging ich zurück zu der Veranda mit den Ziegenfellstühlen und Baumwurzeltisch. Wieder einmal war ich davon beeindruckt, welch vielversprechende Projekte hier bereits laufen. Und mich begeisterte die Vision die hier zum Ausdruck kam, dass eigene Land anhand der Jugend zu verändern!
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