Es wurde als das Highlight des Bibelschuljahres angekündigt und seit über einem Monat war das „Mahafali“ ständiges Thema. Ständiges Thema heißt aber nicht, dass es auch ständig geplant wurde. So wurde dann manches noch bis zur letzten Minute geplant und der Mkuu der Uni erfuhr erst am Morgen selbst, dass er nun Ehrengast sei, weil die kirchlichen Vertreter bereits andere Einladungen erhalten hatten. Dennoch war es, verglichen mit unserer Zeugnisübergabe (Briefumschlag) eine ziemlich feierliche Angelegenheit.
Als Teil des Lehrkörpers bekam ich am Morgen noch eine Robe geliehen, so dass ich auch entsprechend gekleidet mit einziehen konnte. Nicht nur die Studenten und Lehrer in ihren Gewändern verliehen der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen, auch die angereisten Familien und Freunde waren in Festtagskleidung und –schmuck.
Zwar wollte ich eigentlich keinen Fotoblogg gestalten, doch manches wird vielleicht durch Bilder doch anders nachvollziehbar gemacht…
Nach einem Gottesdienst folgte schließlich die Übergabe der Urkunden. Jeder Schüler wurde einzeln aufgerufen und durfte dann, nach einer angemessenen Verbeugung sich die Urkunde abholen. Ehe er auf seinen Platz zurück kehrte verbeugte er sich dann abermals vor den Lehrern und dem Publikum. Ich war überrascht wie sehr die Veranstaltung im Zeitplan blieb. Fast pünktlich um eins war der offizielle Part abgeschlossen und nach dem Auszug der Dozenten und Graduierten versammelte man sich auf den Stufen zur Chappel zum großen Fotoshooting.
Selten habe ich das Gefühl gehabt so begehrtes Fotomotiv zu sein, wie an diesem Tag. Von allen Seiten wollten sich alle möglichen Leute mit einem Weißen fotografieren lassen. Anfangs grübelte ich noch darüber, woher wir uns denn nun kennen würden, doch bald gab ich auf. Ein junges Mädchen sagte dann auch ganz unverblümt und wohl in der Annahme ich würde sie eh nicht verstehen, dass es ihr erstes Bild mit einem Mzungu wäre.
So war ich ganz froh, dass wir noch eine Einladung hatten und ich mit einer guten Entschuldigung nicht weiter den Quoten-Weißen spielen musste. Wie gut kann ich nun die Massai nachvollziehen, die von den Touris genervt sind oder zumindest einen Profit daraus ziehen wollen, dass sie ein begehrtes Fotomotiv sind.
Im Anschluss an die große Graduationzeremonie und Abgabe der Roben waren wir bei einer meiner Studentinnen zur Nachfeier eingeladen. Mit bunten Tüchern war der Vorplatz des kleinen Häuschens festlich dekoriert und in eine Festhalle verwandelt worden. Auch diese Nachfeier lief nach gutem tanzanischem Ritual ab: Vorstellung der Gäste, Kuchenzeremonie (ausgewählte Gäste werden vom Gastgeber mit einem kleinem Stückchen Kuchen auf einem Zahnstocher gefüttert), Dankesreden etc.. Essen und Abschlussgebet.
Agnes hatte mich freundlicherweise bereits am Vortag gefragt, ob ich für sie das Abschlussgebet sprechen würde und so konnte ich mich darauf psychisch einstimmen und sprachlich-inhaltlich vorbereiten.
Doch vor dem Abschlussgebet stand das Essen und hier bestand Lena endgültig ihre tanzanische Feuerprobe, denn zum Essen lag kein Besteck aus, so dass mit den Händen gegessen wurde. Frittierte Bananen, Kartoffeln und „Gulasch“ sind ja noch relativ einfach zu händeln - doch bei gekochtem Reis wird es da schon ein wenig fikelinsch. Ähnlich wie bei Ugali nimmt man eine Portion in die Hand, knetet sie ordentlich durch und formt daraus eine Kugel in die man mit dem Daumen eine kleine Mulde drücken kann, um so auch etwas von der Soße aufzunehmen. Ich glaube ja, dass man in Deutschland frühzeitig mit dem Üben beginnen sollte und besonders Kinder dabei klar im Vorteil sind… :-)
Aber auch hier macht Übung den Meister und für die anderen hoffe ich einfach, dass man eine tanzanische Mama neben sich sitzen hat, die einem ohne Kommentar eine Flasche mit Wasser hinhält und dezent beim Händewaschen assistiert.
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