Eigentlich war’s nur eine ganz gewöhnliche Fahrt durch das Massailand, doch für mich war es das erste Mal Autofahren in Tanzania. Nach dem deutschen Gottesdienst im Massaicamp wurde mir der Schlüssel zu einem der Landrover hingehalten mit dem Satz: „Hier, ich will jetzt auch mal was von der Landschaft sehen“
Gut, dachte ich, hier in der Steppe ist das mit dem Linksverkehr ja nicht so schwierig. Doch das plötzlich die ganzen Armaturen auf der Beifahrerseite sind und man mit links schalten und die Handbremse bedienen muss, war dann doch etwas ungewohnt. Den Blinker musste ich glücklicherweise erst auf der Teerstraße suchen und hatte bis dahin Zeit mich an das Fahrgefühl zu gewöhnen (Tipp: der Blinker ist ganz normal auf der rechten Seite, wird aber dennoch gerne mit dem Hebel Links verwechselt, welcher der Scheibenwischer ist).
Dank 4W-Drive hat das Auto ziemlich tapfer auch durch die beachigsten Sandfelder durchgehalten und wir haben Dank der wunderbaren Federung und Anschnallgurten auch meinen Stein- und Lochausweichmanövern stand gehalten. Die Rinder- und Ziegenherden haben schon respektablen Abstand gehalten. Wobei ich da auch ziemlich dankbar war. Die Rinder hier sind ziemliche Geschosse und haben anders als das Angeliter Rotrind beeindruckende Hörner und einen ziemlichen Nacken.
In der Spätnachmittagssonne zeigte sich nicht nur der Kilimanjaro (diesmal ungewohnt auf der linken Seite), sondern gegenüber auch der Mount Meru, hinter dem wenig später die Sonne ziemlich idyllisch unterging. Die Farben waren da ähnlich dem Bild in der Kopfzeile meines Bloggs.
Absolutes Highlight war für mich, als neben unserer Piste eine riesige Giraffenherde stand. Schon von weitem sahen wir die Köpfe über den Akazien ragen, doch die gesamte Herde erfassten wir erst, als wir direkt daneben anhielten.
Welch majestätischer Anblick! Für mich schlicht der Inbegriff von Grazilität und Eleganz!
Bereits bei meinem ersten Afrikabesuch haben mich die Giraffen eigentlich am meisten fasziniert. Sie nun hier so unerwartet wiederzutreffen war ein ganz besonderes Geschenk. Ich machte den Motor aus und wir stiegen alle aus. Über 25 Giraffen pflückten mit ihrer Zunge die kleinen Akazienblätter zwischen den Dornen hervor. Auf dem nahegelegenen Hügel marschierten auch noch ein paar Tiere und erst dadurch merkte man wie gewaltig groß sie sind und welche Strecke sie mit einem Schritt machen können.
Ähnlich wie bei den Affen waren wir für die Giraffen wohl ähnlich spannend, abwechselnd beobachteten sie uns. Wenn sie dann im voranschreiten die Kopf und damit den ganzen Hals bewegten, dann wirkte das ein wenig so, wie wenn die Segelboote auf der Förde kreuzen. Es war einfach grandios.
Schließlich entschlossen wir uns doch weiterzufahren, doch nur um nach ein paar Metern wieder anzuhalten, da nun der Blick noch besser war. Das wiederholten wir noch zweimal ehe wir weiter heimwärts fuhren.
Nach gefühlten zwei Stunden Durchgeschüttelt sein erreichten wir die Teerstraße. Überraschend leicht fiel mir das Fahren im Linksverkehr. Spannenderweise ertappte ich mich dabei, wie ich mir die deutschen Straßen vorstellte und diese auch im Linksverkehr fuhr. Selbst der deutsche Kreisverkehr funktionierte in Gedanken anders herum. Auf Kiswahili heißt Kreisverkehr auch deswegen einfach „kipi-lefti“.
Anders als man sich deutsche Straßen vorstellt sind die Straßen hier, selbst wenn sie geteert sind nicht ohne Hubbel. Aufgrund des risikobereiten Fahrstils der Tanzania sind in der Straße in schön unregelmäßigen Abständen sogenannte Bumps eingebaut. Das sind Entschleuniger wie in mancher 30er Zone nur doppelt so hoch, oder drei, vier kleinere Hubbel hintereinander. Dass es in Deutschland Straßen ohne diese Bumps gibt, ist für manchen Tanzania unvorstellbar.
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