Samstag, 21. August 2010

Kwaya-Contest

Mitte August beginnen die großen Chorwettbewerbe in Tanzania.
Bereits am vergangenen Wochenende konnte ich mit Werner einer dieser Veranstaltungen beiwohnen.
Jedes Wochenende finden die verschiedensten Vorrunden statt und überall hört man die Chöre proben. Das geschieht zu den undenkbarsten Zeiten. So kam ich heute Morgen um 8.00h von der Morgenandacht zurück und bevor die Marktfrauen sich auf den Weg zum freitäglichen Markt machten, schoben sie noch eine Probe ein. Einer meiner Musiklehrer war auch dabei und versuchte ihnen den letzten Schliff zu geben. Dadurch, dass die Chöre seltenst drinnen proben, konnte ich das relativ bequem beobachten und der Gesang begleitete mich bis ins alte Pastorat, wo ich derzeit alleine wohne.
So schön es ist, Händels Halleluja zu hören, so nachdenklich stimmte mich das auch. Faszinieren doch in Deutschland gerade die rhythmusbetonten afrikanischen Gesänge. Hier in Tanzania gilt aber alles Westliche als schick. Dazu kommt, dass die Chöre in den Wettbewerben bei der Jury eine Notenvorlage für ihr Stück abgeben müssen. In der Regel singt man hier ohne geschriebene Noten, lediglich die Texte werden vielleicht handschriftlich in kleinen Heftchen notiert. Aber sonst singt man ziemlich frei und ist auch offen für leichte Variationen.

Das hat zweierlei Nachteile:

einerseits wird im Wettbewerb nach Notenvorlage bewertet – der Chor also, der seine Gesänge mitreisend und wunderbar vorträgt muss nicht automatisch der Gewinner eines solchen Wettbewerbs sein. Kaum jemand ist in der Lage Noten zu schreiben. Da entscheidet man sich doch lieber für schon verschriftlichte Noten und geht kein Risiko ein.

Andererseits gehen viele der traditionellen afrikanischen Gesänge verloren, sobald die Traditionskette abreist. Zwar ist Tanzania ein sangesbegeistertes Land, doch setzt sich die Jugend auch hier zunehmend von den Traditionen ab. Sie lieben die elektronische Musik mit E-Orgel und E-Bass.

Und auch bei den Chorwettbewerben gibt es inzwischen eine eigene Sparte für die Jugendchöre. So schön diese Offenheit für Veränderung ist, doch letztlich erinnern mich diese Beobachtungen an Deutschland und an das Phänomen der Volkslieder.

Wer in meiner Generation ist denn noch mit den Volksliedern groß geworden und ist heutzutage in der Lage nur drei Volkslieder auswendig zu singen?

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