tag:blogger.com,1999:blog-80505506389023478852024-03-13T20:48:21.972+01:00Jens (war) in TanzaniaJenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.comBlogger67125tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-89601723918791193002011-02-25T17:00:00.002+01:002011-02-25T17:13:54.326+01:00Eine wahre Zigarette – true grit... naja, oder eben „echter Sand“. <br />Wie man diesen Filmtitel auch übersetzen mag, es wird wohl in jedem Falle irgendwie für die Neuverfilmung des Westerns „The Marshall“ mit ehemals John Wayne in der Hauptrolle passen.<br /><br />Gestern hatte der Film "True Grit" in den deutschen Kinos Prämiere und für mich war es meine posttansanische Kinokarriere. Als ich da so im Kino saß und die Werbung auf mich einprasselte musste ich schon ein wenig schmunzeln. Einen Monat bin ich nun schon wieder zurück und immer häufiger ertappe ich mich dabei, wie ich in Gedanken doch nach Tansania abschweife. Gestern hing ich in Gedanken wieder mal in Malambo, wo ich ja eigentlich nur eine Woche gewesen bin. Dort, mitten in der Massaisteppe habe ich einen meiner wenigen DVD-Filme gesehen und dabei haben wir ein wenig rumgefeixt, wie es wohl werden würde wieder in Deutschland im Kino zu sitzen.<br /><br />Ja, und in der Tat dieser Western brachte zahlreiche Parallelen zu meinen Erinnerungen an Tanzania. Vielleicht gab es in Tanzania dann doch ein paar Leichen und Morde weniger als im Film und auch die Schlangen die ich gesehen hatte waren nicht zu vergleichen mit den Prachtexemplaren. Doch mit den selbstbewussten tansanischen Frauen der jüngeren Generation, den Straßenverhältnissen und Teilen der Vegetation sowie der atemberaubenden Landschaft passt der Vergleich. Gut, den Schnee hatten wir nur in sicherer Entfernung auf dem Kilimanjaro – aber da wurde ich ja in Deutschland mittlerweile gut versorgt.<br /><br />Fehlten für den gelungenen Vergleich natürlich noch die Elefanten und Giraffen in der Kulisse, auch die Zebras und Gnus müsste man sich als Zuschauer hinzudenken, aber das könnt ihr ja einfach mal ausprobieren, wenn ihr Euch diesen durchaus humorvollen Film ansehen werdet. Wenn es nun zu einem Remake der John Wayne Filme kommt und mit dieser Ergänzung der Tierwelt liegt natürlich die Frage auf der Hand:<br />Wann wird der Klassiker <span style="font-style:italic;">Hatari!</span> neu verfilmt?Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-88067200711151496022011-02-12T22:11:00.001+01:002011-02-12T22:13:08.614+01:00Deutschland, ein schwarzer KontinentDas kann keine politisch korrekte Aussage sein - soll es ja auch nicht, sondern bezieht sich einfach nur mal auf das modische Erscheinungsbild der Menschen hier in Hamburg. <br /><br />Sicherlich ist mein Blick noch geprägt von dem Kleidungsstil der Tanzanier. In manchen Farbkombinationen sind sie einfach mal ein wenig schmerzbefreiter als wir. Wenn ich mich morgens auf den Weg zum NMZ mache, komme ich mir mit meiner blauen Jeans und meiner blauen Daunenjacke schon wie ein ziemlich bunter Vogel vor. <br /><br />Das ist mir vor meiner Abreise tatsächlich nicht so aufgefallen. Oder hat sich nach dem weißen Winter die Modefarbe als Pendant dazu entwickelt? Unumwunden muss ich eingestehen, dass das Schwarz natürlich unverfänglich neutral ist und eigentlich stets recht elegant ausschaut. Aber gleichzeitig muss ich innerlich auch ein wenig lächeln. Die Tanzanier sahen in ihren, sagen wir mal, farblich recht frei zusammengestellten Klamotten auch ziemlich elegant aus. <br />Mit welcher Überzeugung haben sie die noch so schrägsten Klamotten getragen und haben darin Eleganz bewiesen? <br /><br />Ich glaub ich werde mir nun auch mal einen Grundstock schwarzer Kleidung kaufen und dann ausprobieren was das mit mir macht. Vielleicht liegt der Schlüssel zum Verständnis ja dann gar nicht in dem Tragekomfort an sich, sondern hat tatsächlich einen termophysikalischen Grund. Bei den eisigen Temperaturen versucht man wohl so viele Sonnenstrahlen wie irgend möglich zu erhaschen. Und schwarz absorbiert ja bekanntlich jeglicher Strahlung. Das würde mir dann auch einleuchten und meine Vorfreude auf wärmeres Wetter steigt mit dieser Erkenntnis noch ein Stückchen mehr.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-51571544731267349942011-02-04T18:47:00.000+01:002011-02-04T18:48:03.879+01:00…und nun?Tja, und nun bin ich wieder in Deutschland und bin überrascht wie normal das eigentlich ist.<br /><br />Mit dem Flieger bin ich planmäßig in Hamburg gelandet und habe mich dann mit der Bahn auf den Weg nach Kiel gemacht, wo ich mich mit zwei Freunden zum Döner-Essen verabredet hatte. Nach dem ersten Kälteschock (nachts 27°C in Dar es Salaam – morgens -7°C in Amsterdam) und dem ersten Farbschock (heieiei, die Menschen sind so blass hier und tragen ja kaum Farben, dazu noch der Nebel und nun der Schnee – also wirklich mal) habe ich in Kiel das Gefühl gehabt kaum weggewesen zu sein. Es war alles so vertraut und Afrika war plötzlich weit weg. Dann aber mein Patenkind, die neuen Häuser und Erdenbürger zu sehen und mitzubekommen, dass sich in der Politik doch so einiges verändert hat – das zeigt mir dass ich tatsächlich neun Monate irgendwie raus war. <br /><br />Nach einer Woche auspacken und ankommen in Brunsholm, bin ich nun kurzfristig in „Jerusalem“ untergekommen, einem Zimmer im Gästehaus des Nordelbischen Missionszentrums in Hamburg. Dort werde ich in den nächsten drei Monaten mein Anschlusspraktikum im Afrikareferat machen. Mein erster „Bürojob“ hat ziemlich vielversprechend angefangen und ich freue mich jetzt auf die Möglichkeit das Erlebte sacken zu lassen, aber auch meine Erfahrungen aus Tanzania mit dem Leben hier in Verbindung zu bringen.<br /><br />„Schreibst’n Du Deinen Blogg jetzt in Deutschland weiter?“ <br />Jetzt wo ich die „letzten Einträge“ schreibe, merke ich schon wie sehr ich es genossen habe von dem einem oder anderen zu berichten. Tatsächlich kommt mir manches hier in Deutschland komisch vor. Beispielsweise hatten wir vor 10 Jahren an meiner Zivistelle Schlüssel, die sahen aus wie blaue Schnuller. „E-Schlüssel“ wurden die damals genannt, Elektronische-Schlüssel und waren was ganz besonderes. Natürlich hat sich die Technologie weiter entwickelt und heute habe ich einen Schlüssel mit einem Smiley an meinem Schlüsselbund, der fängt an zu grinsen, wenn ich die Tür aufschließen kann.<br /><br />Na, was dazu die Tanzanier sagen werden, wenn sie das im Frühjahr sehen werden…? Ich bin gespannt ;-)Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com3tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-71656335905471776372011-02-04T18:16:00.002+01:002011-02-04T18:46:51.332+01:00Ein Einblick in die HipHop-Szene TanzaniasMancher wird sich wundern auf welchen Musikgeschmack ich gekommen bin – vielleicht ich selbst noch am meisten. Freilich bin ich ein großer Freund der Vokalmusik, doch habe ich den HipHop bisher nicht dazu gezählt. Auf meiner Reise nach Matema haben wir kurz vor der Grenze Malawis einen Zwischenstopp einlegen müssen, da wir von dort keinen Bus mehr weiter an den Nyasasee bekommen haben. Meine Reisebegleitung kannte da jemanden in Kyela, nen guten Freund und richtig guten Mann. Zwei kurze Telefonate und wir hatten für den Abend nicht nur eine Einladung zum Abendbrot, sondern auch eine Übernachtungs- und Frühstücksgelegenheit. <br /><br />Gesagt getan trafen wir uns „neben der Polizeistation gegenüber von der Tankstelle“ mit "Salu T", dem HipHop-Master Tanzanias schlechthin. So zumindest die Beschreibung, die mich weniger fasziniert hatte als später die handtellergroße Spinne, die sich neben mir am Bambus abseilte und in der Nacht verschwand.<br /><br />Bei der obligatorischen Soda wurde ich ein wenig in die HipHop-Szene eingeführt. Vorallem wurde ich darüber aufgeklärt, welche Probleme junge Musiker in Tanzania haben und welche Hürden sie nehmen müssen, ehe ihre Musik endlich mal im Radio gesendet wird. Das kann nämlich ziemlich teuer werden. Einerseits muss man die richtigen Menschen kennen – und so eine Handynummer kann schon was kosten. Dann muss man sich aber noch die Möglichkeit erkaufen, dass der eigene Song ein Monat gesendet wird. Nur so kann man darauf hoffen, dass man mal zu einem Event eingeladen wird und allmählich populär wird. Aber selbst dann kann man von der Musik alleine nicht leben. Ich kenn mich ja in der „Szene“ Deutschlands auch nicht so aus, aber spontan würde ich sagen, dass zumindest letzteres ähnlich ist.<br /><br />Außerdem erfuhr ich, dass der HipHop Tanzanias sich versucht ein Zentrum in Mbeya aufzubauen. Normalerweise orientiert sich musikalisch alles nach Dar es Salaam. Dagegen wollen sie nun einen Gegenpol bilden und auf diese ziemlich lebendige und schnellwüchsige Stadt im Süden Tanzanias setzen. Da der Weg übers Radio schwierig ist suchen sie sich andere Möglichkeiten. Hierbei bietet Ihnen das Internet die beste Plattform. Da können sie kostenlos ihre Musik einstellen. Vor allem können Sie aber bei youtube auch ihre Videos posten und so die Message der Musik mit Bildern aus ihrer Lebenswirklichkeit verbinden.<br /><br />Bevor wir schließlich zu Abend aßen bekam ich eine kleine Kostprobe der Videos vorgespielt (bspw.: <a href="http://www.eastafricantube.com/media/32573/Salu_T-__hali_ya_hatari/">Hali ya hatari</a> oder <a href="http://www.youtube.com/watch?v=Xyhd4AZ0bAA&feature=related">Uzoefu</a>). Zwar bleibe ich ein Freund der klassischen Vokalmusik und denke, dass man mit internationalen Chorprojekten und -austauschen auch vieles bewegen kann. Allerdings hat mich die Arbeit und besonders das Feuer mit dem die beiden von den Möglichkeiten des Hiphops berichteten fasziniert. Sicherlich - sie sind sich bewusst, dass sie mit der Musik alleine keine Probleme lösen werden. Doch indem sie mit der Musik der Straße die Themen des Alltags in ein anderes Medium bringen, schaffen sie Distanz und gleichzeitig eine ganz neue Öffentlichkeit und damit auch ein Bewusstsein dafür, dass man vielleicht nicht alles als unwandelbar hinnimmt. Nicht durch lethargisches Klagen, sondern durch die Musik.<br /><br /><a href="http://www.youtube.com/watch?v=yhxSkQnPOvo&feature=related"></a><br /><a href="http://www.youtube.com/watch?v=Xyhd4AZ0bAA&feature=related"></a>Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-34070910594246220452011-02-04T18:13:00.001+01:002011-02-04T18:13:54.824+01:00Ein ganzer Monat ohne Einträge…Das heißt aber nicht, dass nichts berichtenswertes passiert wäre. Im Gegenteil liegt es wohl vielmehr daran, dass ich es einfach nicht geschafft habe einen kleinen Beitrag zu verfassen. Sicherlich hat sich im Laufe der Zeit ein Alltag eingestellt, der mir dann ziemlich unspektakulär vorkam. Und sicherlich gab es durch die vermehrten und langanhaltenden Stromausfälle auch technische Hindernisse. Bei bis zu 13-stündigen Stromausfällen macht selbst der beste Laptop- oder Handyakku schlapp und der für den bibelschuleigenen Stromgenerator wurde das Mafuta, der Treibstoff, auch rationiert. <br /><br />So klafft nun am Ende meiner Zeit in Tanzania eine Lücke in diesem Blogg. <br />Vielleicht steht sie sinnbildlich dafür, dass dieser Blogg tatsächlich nur einen kleinen und damit natürlich unvollständigen Einblick in meine Erlebnisse geben konnte. Es beschleicht mich schon jetzt ein wenig Wehmut, wenn ich bedenke was ich alles gar nicht in Worte fassen konnte und was so in Vergessenheit zu geraten droht. Beispielsweise tauchen die mitreißenden Chorproben mit Agnes nur am Rande auf und der Besuch von Lena mit dem traumhaften Zanzibar-Wochenende und der Delfinbegegnung habe ich gar nicht erwähnt. <br /><br />Ebenso habe ich hier nicht über den Weihnachtsbesuch meiner Eltern berichtet, obwohl es einige Bytes zu berichten gäbe. Angefangen mit dem Weihnachtsessen beim Bischof, der Safari in den Tarangire-Nationalpark und den verschiedensten Spaziergänge durch Bananenhaine, Kaffeplantagen, und Bergschluchten zu Wasserfällen und Berggipfeln. Nicht zu schweigen von den zahlreichen Busfahrten und ganz unterschiedlichen Stadtbesichtigungen und natürlich von dem herzlichen Empfang meiner Eltern durch das Kollegium an der Bibelschule. Aber letztlich auch der ganz normale Alltag in Mwika und die Fahrt wieder vom Berg runter mit Sack und Pack im Dalla-Dalla. Schließlich musste ich für das Gepäck doch mehr bezahlen als für meine Mutter, und das obwohl sie keine afrikanische Mama ist – dabei habe ich so verhandelt... <br /><br />Auch über meine letzte Woche in Tanzania habe ich nichts geschrieben, obwohl ich noch einmal das Gesamtpaket Afrika geliefert bekam. Mit all den spektakulären Begebenheiten wie Busfahrten auf denen man Elefanten, Giraffen und Büffel am Straßenrand beobachten kann, von der Polizei angehalten wird und später einen ganz besonderen Umweg nehmen durfte. Traumhafte Landschaften die ich so nicht auf Bildern festhalten konnte, aber hoffentlich in meinem inneren Fotoalbum abgespeichert habe. Wunderbare Gespräche mit „altbekannten“ und auch „neuen Tanzaniabekanntschaften“, die mir in vielen Dingen geholfen haben das Land und seine Menschen, aber auch D’land und seine Menschen zu verstehen und vielleicht mal aus einem anderen Blickwinkel sehen zu können. <br /><br />Und wie ich über die letzten Tage in Tanzania schreiben sollte… ich weiß es nicht. Scheinbar ist es ähnlich wie mit den Spuren im Sand. Gerade dann wenn es besonders viel oder wichtiges zu schreiben gäbe, dann liest man nichts. Andersherum kann man wohl auch nicht den Schluss ziehen, dass ich nichts zu tun gewusst hätte, wenn es einiges zu lesen gab. <br />Ob das mit Rundbriefen anders geworden wäre… ich weiß es nicht. <br /><br />Wenn ich meinen ersten Eintrag lese, dann kommt es dem ziemlich nahe, wie es gedacht war. Ich wollte ein Medium schaffen mit dem ich relativ unverbindlich und doch persönlich einen Einblick in mein Leben in Tanzania geben konnte. Das kann natürlich kein Telefonat oder persönliches Gespräch ersetzen. So freue ich mich schon auf so manches Käffchen oder ´nen Teeplausch um vielleicht die ein oder andere Begebenheit nachzuerzählen, aber auch um auf den neuesten Stand hier in Deutschland gebracht zu werden. <br /><br />Dass mein Blog in diesen neun Monaten deutlich mehr als 3500 Aufrufe verzeichnet und tatsächlich von Servern rund um den Globus aufgerufen wurde hat mich doch überwältigt. Sicherlich hat sich auch so mancher über eine etwas aparte Googlesuche hierher verirrt. Doch letztlich habe ich mich über jeden Besucher gefreut und vor allem über die positiven Rückmeldungen. Deswegen möchte ich mich nun auch bei Euch bedanken, dass ihr auf diesem Wege an meinem Leben in Tanzania teilgenommen habt.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-32973719530867237852010-12-20T12:48:00.002+01:002010-12-20T13:03:32.686+01:00… bei den Hirten auf dem Felde…In meiner kindlichen Weihnachtsvorstellung sind die Hirten auf dem Felde stets Männer gewesen, die sich in einer Schneelandschaft inmitten ihrer Schafherde an einem Feuer gewärmt haben, als der Engel zu Ihnen kam.<br /><br />Schon oft ist mir hier in Tanzania bewusst geworden, wie dicht die Lebenswirklichkeit der Menschen an den Geschichten der Bibel dran ist. Und so ging es mir auch in der vergangenen Woche als ich mit Angelika Wohlenberg in der Massaisteppe war.<br /><br />Die Woche war voller Erlebnisse und Eindrücke ganz unterschiedlicher Art. Alleine schon die Fahrt durch das Schutzgebiet des Ngorongoro-Kraters war ein Erlebnis für sich. Von den verschiedensten Grosswildarten Tanzanias wurden wir empfangen und die Steppe begrüßte uns in einem zarten Grün, da es in der vorhergehenden Woche ordentlich geregnet hatte. So war die Fahrt weniger staubig als befürchtet. Bis zum Ende der Woche hatten sich die Pistenverhältnisse jedoch radikal verändert, dafür blühten dafür die „Lilien auf dem Felde“.<br /><br />Auf den Fahrten zu den Klinikeinsätzen wurden die Zebras, Gazellen und Strausse schon fast zum alltäglichen Bild. Doch nur fast, denn der Faszination über einem Akazienbaum plötzlich den Kopf einer Giraffe zu erblicken und darunter ihr kleines Kalb zu sehen kann man sich wohl kaum entziehen. Auch die Ebene mit den hunderten von Gnus und Zebras mit ihren frischgeborenen Fohlen zu sehen, dazwischen die Viehherden der Massai durchziehen zu sehen… - das war wiedermal ein ganz anderes Tanzania als in der fruchtbaren, reichbevölkerten Kilimanjaro-Region. <br /><br />Ganz besonders waren für mich die verschiedensten Begegnungen mit den Massais bei den Klinikhalten im Schatten von einzelnen Bäumen oder bei Besuchen in ihren Bomas. Stets gab es dann den obligatorischen Chai, der hier noch ein wenig geräucherterer war, als sonst bei uns an der Bibelschule. Gewöhnlich ist er stark gesüsst – umso überraschter waren wir, als wir bei einem Stopp deftigen Tee bekam, der statt mit Zucker mit Salz verfeinert war. Der erinnerte dann doch mehr an Räucheraal-Tee als an Chai.<br /><span style="font-style:italic;"><br />…die hüteten des Nachts ihre Herden…</span><br /><br />An unserem letzten Abend waren wir in das Boma der Großmutter einer Schülerin der Schule in Malambo eingeladen. Wir hatten uns ein wenig verspätet und so saßen wir noch in der Lehmhütte, als die ersten Ziegenherden zurück kamen. Den Tag über sind sie mit einem „Hirten“ in der Steppe oder in den Bergen unterwegs und gegen Abend kommen sie dann wieder zurück um die Nacht im Gral zu verbringen.<br /><br />Hier lernte ich nun, dass es keineswegs nur die Männer oder kleinen Jungs sind, die die Ziegenherden hüten, sondern dass das mittlerweile auch zur Arbeit der Mädchen geworden ist. Als das Glockengescheppere dichter kam und die ersten Herden das Boma erreichten gingen wir der Schwester der Schülerin entgegen. Es war ein faszinierendes Bild, von allen Seiten die Staubwolken heranziehen zu sehen. Zwischen den lustig blöckend und meckerden Herden zogen auch eine ganze Reihe Esel mit, die teilweise gelbe Wasserkanister trugen.<br /><br />Gemeinsam kehrten wir zum Boma zurück. Inzwischen waren schon die meisten Grals mit Ziegen gefüllt und auch „unser“ Gral füllte sich allmählich mit der Herde. Einige vorwitzige Zicklein schlüpften noch durch die Zwischenräume der Äste, wurden aber bald von ihren Müttern zurückgerufen. Es kehrte keine Ruhe in Sinne von Stille ein – vielmehr lag über allem ein Klangteppich aus Ziegengemeckere, Eselsgeschrei und Glockengescheppere – doch es kehrte eine ganz eigene Ruhe und Beschaulichkeit ein. <br /><span style="font-style:italic;"><br />…lasset uns nun gehen…</span><br /><br />Mit Dornengestrüpp werden die Bomas in der Nacht verschlossen. Und ehe das Boma verschlossen wurde, machten wir uns auch auf den Rückweg nach Malambo.<br />Ob die Hirten damals ihre Herden auch so gesichert zurückgelassen hatten – oder ob das Szenario doch ganz anders gewesen sein wird? In meiner Vorstellungswelt hat das Weihnachtsszenario eine weitere Facette bekommen. Ich weiß nicht, ob dieses Bild sich beim Hören der Weihnachtsgeschichte in meine Gedanken einmischt, oder sich beim Singen des Weihnachtsoratoriums Schafherden durch meine Gedanken galoppieren. <br />Zumindest in diesem Jahr werde ich so eingestimmt die Weihnachtsgeschichte hören und ein Stückweit in Gedanken bei den Hirten auf dem Felde sein. <br /><br />Wie die Frauen am Ostermorgen am Grab, so erscheinen auch die Hirten manchmal nur in der Nebenrolle. Und dennoch sind sie es, die als erstes das neue Ereignis sehen. Der Weihnachtsengel ruft ihnen als allererstes zu: Fürchtet Euch nicht! Usiogope!<br />Und sie machten sich ohne Furcht auf, und vertrauten auf das, was ihnen verkündigt wurde. <br /><br />Weihnachten steht, egal ob in Tanzania oder in Deutschland, zu Beginn des Kirchenjahres - doch am Ende des Jahres. Ähnlich wie die Hirten auf dem Felde machen wir uns auf und lassen gleichzeitig etwas zurück. <br />Dabei um einen Gral, um ein schützendes Boma zu wissen, welches unser Glaube ist, und auf die Weihnachtsbotschaft des Engels zu hören, dass prägt in diesem Jahr mein Bild von „den Hirten auf dem Felde“. <br /><br /><span style="font-style:italic;">Und der Engel sprach zu ihnen: <span style="font-weight:bold;">„Fürchtet euch nicht! Siehe ich verkündige euch große Freude, die allem Volke wiederfahren wird!“</span> [Lk 2,10]</span><br /><br />In diesem Sinne wünsche ich Euch allen ein frohes und gesegnetes Weihnachtsfest!Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com2tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-68491304644231577112010-12-08T19:28:00.000+01:002010-12-08T19:30:56.363+01:00Unterricht und (k)ein Ende…Noch über einen Monat werde ich hier in Tanzania sein, doch habe ich manche der Studierenden heute das letzte Mal unterrichtet. Für einen Teil der Bibelschüler beginnen heute die Ferien. Eigentlich sollte der Unterricht noch bis zum Freitag gehen, aber ein (wiedermal scheinbar spontan auftretender) Feiertag veranlasste heute den Principal während des Chais zu sagen, dass einige Kurse bereits ab 11.30h (also direkt in Anschluss an den Chai) enden. <br />Mein herrlicher Plan die Genesisvorlesung mit dem Turmbau zu Babel und der (für mich so passend erscheinenden) Sprachverwirrung zu beenden, woran ich anschließend jeden der Schüler auf seiner Tribesprache „Frohe Weihnachten“ wünschen lassen wollte ging nun leider nicht mehr auf. <br /><br />Im nächsten Jahr lasse ich vor meiner Abreise noch in allen Kursen die Examina schreiben und hoffe, dass ich sie vor meiner Abreise korrigiert bekomme. <br /><br />Besonders in den letzten Wochen hat mir die stete Ungewissheit, ob ein Unterricht nun stattfindet oder wieder zugunsten irgendwelcher Aufräum, Heckenschneid oder sonstiger Arbeiten bzw. spontan verkündeter Feiertage entfällt, ziemlich zugesetzt. Hätte ich solche Ausfälle vorher gewusst hätte ich die Stunden nicht vorbereitet, doch so habe ich manche vorbereitete Stunde 2 Wochen vor mir her geschoben, ehe ich sie halten konnte. Bei insgesamt 14 Wochenstunden kam da so manches zusammen und wirklich besser wurde der Unterricht nicht davon. <br />Nachdem wir in der vergangenen Woche die beiden Jesajaberufungen in herzallerliebsten Bibliodramen erfahrbar gemacht haben und eine emotionale Diskussion über die Frage geführt haben, warum denn Jesus in Kana denn ausgerechnet Wein hatte machen müssen.<br /><br />Erst später verstand ich, dass es wiedermal keine theologische, sondern eine Alltagspraktische Frage war. In der lutherischen Kirche Tanzanias besteht striktes Alkoholverbot und warum Jesus dann ausgerechnet Unmengen von Wein produzieren musste ist dann nur allzu berechtigt. <br />Die Frage, wann man denn in Deutschland heiraten kann, war in einer Stunde auch weniger nach dem Zeitpunkt sondern nach dem Verwandtschaftsgrad orientiert. So gibt es in den unterschiedlichen Tribes unterschiedliche Regeln. Bei kleineren Tribes gilt beispielsweise die Regel, dass man heiraten kann, wenn der Großvater unterschiedlich ist. In der Folge der Diskussion entsponn sich hieran jedoch die Frage, wann man denn heiraten müsse. Dass man schon mal probeweise zusammenzieht ist in Tanzania absolut nicht üblich. Doch in der Klasse gab es da ganz unterschiedliche und „ketzerische“ Meinungen. <br /><br />Nach einer ganzen Reihe von Unterrichtsfrust konnten mich solche Stunden mit weniger erquicklichen Unterrichtssituationen etwas versöhnen. Sehr herzlich verabschiedeten sich die Schüler von mir, ehe sie sich zum teil schon heute auf ihre bis zu drei Tage dauernden Heimreise zu ihren Familien begaben.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-89559382475300197062010-12-07T16:32:00.000+01:002010-12-07T16:44:45.652+01:00StudentenprotesteAls beschlossen wurde, dass die Bibelschule zur Universität ausgebaut werden sollte war klar, dass sich einiges verändern wird. Und es hat sich auch einiges verändert. <br /><br />Am auffälligsten ist wohl das unterschiedliche Auftreten der Studierenden gegenüber den Bibelschülern, sowohl kleidertechnisch als auch vom Gehabe. Mir, der dieses Nebeneinander von Universität und Bibelschule seit knapp 8 Monaten beobachtet, ist dies besonders aufgefallen, als im September und Oktober nur für die Bibelschüler der Unterricht wieder begonnen hatte. Die Universität begann erst nach den Wahlen.<br /><br />Als dann die Studentenmassen auf den Berg strömten veränderte sich die Stimmung merklich. Der sonst beschauliche, manchmal etwas verschlafene Campus wurde weltlich belebt. Bei alleine dreihundert Studierenden im ersten Semester kamen die rund 200 Bibelschüler leicht ins Hintertreffen. Auch der Platz wurde für die Studierenden knapp und so wurde nach Ausweichmöglichkeiten für die Unistudenten gesucht. <br /><br />Seitdem finden auch in der Kapelle Vorlesungen statt. Nach der Morgenandacht ist es dann ein Gedränge und Geschiebe während die Andachtsbesucher hinausziehen wollen und die Vorlesungsbesucher hereinströmen. Dabei merkt man den Unmut auf beiden Seiten und manchmal wird dann auch ein Ellenbogen ausgefahren.<br /><br />Es hat sich also bereits einiges Verändert. Doch leider zeichnen sich diese Veränderungen noch nicht auf der strukturellen Ebene ab. Vor knapp einem Monat wurde zwar der Internetanschluss mit „Großer Gott wir loben dich“ offiziell begrüßt, doch wirklich funktionieren tut der noch nicht. An der Raumsituation wird sich so schnell wahrscheinlich auch nichts ändern können. Allerdings wurde vor meiner Ankunft bereits die Bibliothek räumlich vergrößert, wann der freie Platz jedoch mit angemessenen Büchern gefüllt wird ist auch noch offen.<br /><br />Vieles ist sowohl für die Bibelschüler als auch für die Unistudenten unbefriedigend. <br />In der letzten Woche sind zumindest die Unistudenten in den Streik getreten. Nach der Andacht besetzten sie die Kapelle und protestierten, diskutierten und demonstrierten ihre Vorstellungen. Dabei ging es in der ehrwürdigen Kapelle teilweise hoch her und sie war so gefüllt, dass an den Fenstern diejenigen standen, die drinnen keinen Platz mehr bekommen hatten.<br /><br />Inwiefern ihre Anliegen zeitnah Berücksichtigung finden scheint fraglich. Zumindest die Forderung nach Absetzung eines Lehrers wurde sofort nachgegangen und dieses per handschriftlichem Aushang bekannt gegeben. Auch unter den Lehrern wird nun über „nicht ganz optimale“ Bedingungen diskutiert. Beispielsweise überlegt man die Studierendenlisten zumindest alphabetisch anzulegen und nicht die Namen je nach Ankunft zu führen. Wer weiß, vielleicht werden ja zum nächsten Semester auch Immatrikulationsnummern verteilt….<br /><br />Gestern war der Unipräsident aus Moshi gekommen, um die Wogen ein wenig zu glätten – doch das Gegenteil wurde erreicht. Nach einer langen Sitzung bis in die Abendstunden, war der Weg auf die Straße Mwikas mit großen Steinen vom Straßenbau versperrt und vereinzelte Steine flogen auf das Dach der Chappel.<br /><br /> In der Andacht heute Morgen informierte der Stellvertretende Principal über die Situation und bat alle die Chuo in ihre Gebete mit aufzunehmen.<br />Es wird also spannend in die Weihnachtsferien gehen….Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-85275908486765016932010-11-30T17:16:00.000+01:002010-11-30T17:18:07.602+01:00AdventskäffchenNachdem die Nachrichten von angeblichen Minustemperaturen in Deutschland sich bei mir häufen, tun mir die Menschen in Deutschland zunehmend leid, die diese Wettersituation nicht genießen können. Vielleicht kann ja dieser kleine Eintrag die fröstelnden Gemüter ein wenig erwärmen ;-) <br /><br />Während der Posaunenchor der Kirchengemeinde in Mwika seine Weihnachtslieder probt sitzen wir heute Nachmittag in T-Shirt und Malapas auf unserer Veranda, trinken ein Käffchen und essen dazu aus Deutschland importierte Lebkuchen. Den Dresdener Stollen heben wir uns noch ein wenig auf…<br /><br />Der einzige Schnee liegt in Sichtweite auf dem Kilimanjaro und sorgt dort für keinerlei Verkehrschaos. <br /><br />Bei der zweiten Tasse Kaffee sind wir gedanklich schon beim kommenden Wochenende, an dem wir mit der deutschen Gemeinde zu einer Adventsfreizeit fahren werden. <br /><br />Inzwischen ist der Posaunenchor wieder in sein Standardrepertoire verfallen, das eher an Guggenmusik erinnert. Natürlich hat es auch seinen Reiz „Stille Nacht“ mit großer Trommel untermalt zu hören und „Tochter Zion“ ist für mich ja eigentlich eh zum Ganzjahres Lied geworden, was eher ein Lebensgefühl ausdrückt ;-)Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-15210027532895039512010-11-30T17:00:00.003+01:002010-12-03T09:03:49.636+01:00GraduationEs wurde als das Highlight des Bibelschuljahres angekündigt und seit über einem Monat war das „Mahafali“ ständiges Thema. Ständiges Thema heißt aber nicht, dass es auch ständig geplant wurde. So wurde dann manches noch bis zur letzten Minute geplant und der Mkuu der Uni erfuhr erst am Morgen selbst, dass er nun Ehrengast sei, weil die kirchlichen Vertreter bereits andere Einladungen erhalten hatten. Dennoch war es, verglichen mit unserer Zeugnisübergabe (Briefumschlag) eine ziemlich feierliche Angelegenheit.<br /><br />Als Teil des Lehrkörpers bekam ich am Morgen noch eine Robe geliehen, so dass ich auch entsprechend gekleidet mit einziehen konnte. Nicht nur die Studenten und Lehrer in ihren Gewändern verliehen der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen, auch die angereisten Familien und Freunde waren in Festtagskleidung und –schmuck. <br /><br />Zwar wollte ich eigentlich keinen Fotoblogg gestalten, doch manches wird vielleicht durch Bilder doch anders nachvollziehbar gemacht…<br /><br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2dWw85CkbbCln2w8bY9zxQMqpMbk-ngCDMWfqdXFjVkHX8nyoSvG2CsNbO2yCLPzFyAxiQ3NRQRWhwx0-qy93CWIjzIbz7DHqryYwV15TWouF4o648Cim42GMc_EX7lC8-5V1crvAW8s/s1600/Angowi+Moshi+Jens+Angela.jpg"><img style="cursor:pointer; cursor:hand;width: 148px; height: 200px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEi2dWw85CkbbCln2w8bY9zxQMqpMbk-ngCDMWfqdXFjVkHX8nyoSvG2CsNbO2yCLPzFyAxiQ3NRQRWhwx0-qy93CWIjzIbz7DHqryYwV15TWouF4o648Cim42GMc_EX7lC8-5V1crvAW8s/s200/Angowi+Moshi+Jens+Angela.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5546363155678253602" /></a><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjODHcKcdHfqhRZmuMclAsC4wBo5c_YO8xvYcmBrgoPjmrMvSoyPkRY0DfNdsn84y6E-oD-jCzTGawl_t2vrD5lkk2jwE-Llbb0rIjN-S15nkL7zdSLv2uhrLwOV0wNm6w6bd-ZDkWy1rY/s1600/Zug.jpg"><img style="cursor:pointer; cursor:hand;width: 134px; height: 200px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEjODHcKcdHfqhRZmuMclAsC4wBo5c_YO8xvYcmBrgoPjmrMvSoyPkRY0DfNdsn84y6E-oD-jCzTGawl_t2vrD5lkk2jwE-Llbb0rIjN-S15nkL7zdSLv2uhrLwOV0wNm6w6bd-ZDkWy1rY/s200/Zug.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5546363146926001666" /></a><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiboK2BKyGI7ix4gTzJbNenSgphCeiT4hXDjBm9OydWCpvg0Jgme3715Il73NacQojy7Hw8bO5islN93-n3Kd5ELnLripIgmBIWr7Nk3E91pMszuL7ymktEDmw9iRQ00NIGMJSt8t9nRYA/s1600/anziehen.jpg"><img style="cursor:pointer; cursor:hand;width: 150px; height: 200px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEiboK2BKyGI7ix4gTzJbNenSgphCeiT4hXDjBm9OydWCpvg0Jgme3715Il73NacQojy7Hw8bO5islN93-n3Kd5ELnLripIgmBIWr7Nk3E91pMszuL7ymktEDmw9iRQ00NIGMJSt8t9nRYA/s200/anziehen.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5546363148243068642" /></a><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhQGbtIXAE7n8eF3ElVz5a5X0HnNZIiXF1gl0-U2-opr3mPSMR-Qz2ew_SaT-Czcf6VqjJgpKpq_LG1N2ho-FVQ4I-h7yzkaD8ijn_-qPnPIi5x3T0uZsqn0AaW69wWgDqeDdGNyv7seE8/s1600/Massai+-+blogg.jpg"><img style="cursor:pointer; cursor:hand;width: 107px; height: 160px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEhQGbtIXAE7n8eF3ElVz5a5X0HnNZIiXF1gl0-U2-opr3mPSMR-Qz2ew_SaT-Czcf6VqjJgpKpq_LG1N2ho-FVQ4I-h7yzkaD8ijn_-qPnPIi5x3T0uZsqn0AaW69wWgDqeDdGNyv7seE8/s200/Massai+-+blogg.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5546363159601432306" /></a><br />Nach einem Gottesdienst folgte schließlich die Übergabe der Urkunden. Jeder Schüler wurde einzeln aufgerufen und durfte dann, nach einer angemessenen Verbeugung sich die Urkunde abholen. Ehe er auf seinen Platz zurück kehrte verbeugte er sich dann abermals vor den Lehrern und dem Publikum. Ich war überrascht wie sehr die Veranstaltung im Zeitplan blieb. Fast pünktlich um eins war der offizielle Part abgeschlossen und nach dem Auszug der Dozenten und Graduierten versammelte man sich auf den Stufen zur Chappel zum großen Fotoshooting. <br />Selten habe ich das Gefühl gehabt so begehrtes Fotomotiv zu sein, wie an diesem Tag. Von allen Seiten wollten sich alle möglichen Leute mit einem Weißen fotografieren lassen. Anfangs grübelte ich noch darüber, woher wir uns denn nun kennen würden, doch bald gab ich auf. Ein junges Mädchen sagte dann auch ganz unverblümt und wohl in der Annahme ich würde sie eh nicht verstehen, dass es ihr erstes Bild mit einem Mzungu wäre. <br /><br />So war ich ganz froh, dass wir noch eine Einladung hatten und ich mit einer guten Entschuldigung nicht weiter den Quoten-Weißen spielen musste. Wie gut kann ich nun die Massai nachvollziehen, die von den Touris genervt sind oder zumindest einen Profit daraus ziehen wollen, dass sie ein begehrtes Fotomotiv sind.<br /><br />Im Anschluss an die große Graduationzeremonie und Abgabe der Roben waren wir bei einer meiner Studentinnen zur Nachfeier eingeladen. Mit bunten Tüchern war der Vorplatz des kleinen Häuschens festlich dekoriert und in eine Festhalle verwandelt worden. Auch diese Nachfeier lief nach gutem tanzanischem Ritual ab: Vorstellung der Gäste, Kuchenzeremonie (ausgewählte Gäste werden vom Gastgeber mit einem kleinem Stückchen Kuchen auf einem Zahnstocher gefüttert), Dankesreden etc.. Essen und Abschlussgebet.<br />Agnes hatte mich freundlicherweise bereits am Vortag gefragt, ob ich für sie das Abschlussgebet sprechen würde und so konnte ich mich darauf psychisch einstimmen und sprachlich-inhaltlich vorbereiten. <br /><br />Doch vor dem Abschlussgebet stand das Essen und hier bestand Lena endgültig ihre tanzanische Feuerprobe, denn zum Essen lag kein Besteck aus, so dass mit den Händen gegessen wurde. Frittierte Bananen, Kartoffeln und „Gulasch“ sind ja noch relativ einfach zu händeln - doch bei gekochtem Reis wird es da schon ein wenig fikelinsch. Ähnlich wie bei Ugali nimmt man eine Portion in die Hand, knetet sie ordentlich durch und formt daraus eine Kugel in die man mit dem Daumen eine kleine Mulde drücken kann, um so auch etwas von der Soße aufzunehmen. Ich glaube ja, dass man in Deutschland frühzeitig mit dem Üben beginnen sollte und besonders Kinder dabei klar im Vorteil sind… :-)<br /><br />Aber auch hier macht Übung den Meister und für die anderen hoffe ich einfach, dass man eine tanzanische Mama neben sich sitzen hat, die einem ohne Kommentar eine Flasche mit Wasser hinhält und dezent beim Händewaschen assistiert.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-19505525324639403322010-11-29T21:29:00.000+01:002010-11-30T17:00:47.130+01:00Ein anderer AdventSeit Sonnabend hängt er nun in unserer Küche – der andere Adventskalender. In diesem Jahr wird die Adventszeit ganz sicherlich anders sein.<br /><br />Bei strahlendem Sonnenschein haben wir nach der letzten korrigierten Klausur noch einen Spaziergang den Berg hinauf gemacht. Auf dem Weg kam uns jemand mit einem riesigen Reisigreifen entgegen, der heute Morgen in der Dorfkirche Mwikas als Adventskranz dekoriert hing. <br /><br />Am Abend lasen wir das erste Kalenderblatt. Wie sehr musste ich bei der Formulierung ob des „kalten Dachbodens“ schmunzeln, saßen wir doch bei offenem Fenster in meinem Zimmer unter dem Dach und hofften ein wenig auf Durchzug. <br /><br />Vor dem Frühstück sangen wir heute Morgen „Macht hoch die Tür“ und natürlich „Tochter Zion“ mit solcher Innbrunst, dass unsere Nachbarin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen am Fenster vorbei zog. Neben Früchten der Saison (Ananas, Mango, Melone und Bananen) gab es heute zum Frühstück die ersten Lebkuchen - frisch aus Nürnberg importiert! <br />Ein wenig gemogelt hatten wir dann doch. Schließlich hatten wir bereits am Samstag beim Besuch einer Schülerin die ersten Lebkuchen gegessen. Eigentlich war es als Mitbringsel gedacht, doch „leider“ wollte ihre kleine Tochter den Keki direkt probieren. Damit sie nicht in ein deutsches Krankenhaus eingeliefert werden musste (so die Drohung der Mutter) aßen wir dann auch das eine oder andere Lebkuchenherz.<br /><br />Einen etwas fragwürdigen Einblick in die tanzanische Exegese- bzw. Predigttradition bekamen wir während der Predigt anlässlich der Graduation. Wurde doch das Warten auf das Kommen des Unipräsidenten mit dem Warten auf das Kommen des Heilandes verglichen. Wirklich erschlossen hat sich mir dieser Vergleich nicht. Dahingegen bekam die zweite Strophe von „Wie soll ich dich empfangen“ hier in Tanzania einen viel anschaulicheren Sinn.<br />„Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn. Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß."<br /><br />Ich weiß ja nicht was in Deutschland zurzeit gestreut wird und was dort grünt, doch in jedem Falle wünsche ich Euch allen eine hoffentlich besinnliche und entspannte Adventszeit!Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-79129154147730913392010-11-29T21:24:00.000+01:002010-11-29T21:28:44.272+01:00Preparation of GraduationEin ähnliches Highlight wie der Theoball in Bethel zu Beginn der Adventszeit sind hier in Tanzania die Graduierungsfeierlichkeiten. Am kommenden Wochenende ist es nun so weit. Zunächst am Samstag die Diplomastudenten im Schwester-Campus Masoka in Moshi und dann am Sonntag die große Feier für die Evangelisten- und Musikschüler hier in Mwika. <br /><br />Seit einer Woche kann kaum noch normaler Unterricht stattfinden. Stets sind einzelne Schüler oder die ganze Studierendenschaft in Säuberungsaktivitäten oder Aufbaumaßnahmen involviert. Jeden Abend finden Abschiedsessen für die Schüler der unterschiedlichen Kirchenkreise statt, zu denen ein jeweiliger offizieller Vertreter eingeladen wird. Diese Essen sind tanzanisch-offiziell. Das heißt es gibt einen DJ und einen Moderator, die das Rahmenprogramm gestalten. Während die „normalen“ Gäste an einzelnen Tischen sitzen, ist an der Frontseite der sogenannte „Hightable“ für die Ehrengäste aufgebaut. Mit viel drapiertem Stoff, Plastikblumen, kleinen Deckchen und den obligatorischen Sodas wunderschön dekoriert. <br /><br />Sehr formell werden den entsprechenden Leuten die Möglichkeiten gegeben ein Grußwort zu sprechen und den zu graduierenden Glückwünsche und Dank auszudrücken. Nach diesem offiziellen Teil gibt es reichlich Essen, so dass auch die Bibelschüler in den Genuss einer Abwechslung zur sonst alltäglichen Schulspeisung Ugali mit Maharage (Maisbrei mit Bohnen) kommen. <br />So wie die Zeremonie mit einer kurzen Andacht begonnen hat, so wird sie auch mit einer Ausführlicheren Andacht beendet, die Ehrengäste werden verabschiedet und zum Gate der Bibelschule geleitet. <br /><br />Am Mittwoch und Donnerstag fanden Rüsttage für die Bibelschüler statt, in denen sie eine praktische Unterweisung in den Gemeindealltag bekamen. Nachdem sie nun vier Jahre auf dem Campus gelebt und intensiv gelernt haben möchte man ihnen einige praktische Tipps für den Alltag von Beruf und Familie mitgeben. Natürlich konnte deswegen auch kein Unterricht stattfinden, es hätte mir natürlich freigestanden dennoch zu unterrichten. Doch alleine der Versuch die angekündigten Midtermtests zu schreiben löste in einer Klasse eine mittelprächtige Revolte aus. Nur gut, dass die Alternative Heckenschneiden gewesen wäre….Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-41519096603258472182010-11-05T12:14:00.003+01:002010-11-05T12:22:16.532+01:00Beim OrgelbauerMit meiner Musikklasse haben wir diese Woche unsere Abschlussfahrt zu einem Orgelbauer gemacht. Über die deutsche Gemeinde hatten wir die grandiose Möglichkeit bekommen, eine frisch aufgebaute Orgel kurz vor dem Verpacken zu besichtigen. Meine Kollegen waren von der Idee ziemlich angetan, hatte doch keiner der Schüler zuvor eine Pfeifenorgel gesehen. <br /><br />Die Planung lief gut tanzanisch ab und ich lernte eine Menge über „eingeladen sein“ und „Reisevorbereitungen“. Doch letztlich kamen wir sogar so pünktlich an, dass meine Schüler eine Mitgefühlsbekundung ob der stressigen Reise ernteten – wir hatten tatsächlich nur eine Stunde Verspätung. Dass wir zwischendurch ein Dalla auf die kürzere und dadurch schnellere Wegstrecke gebracht hatten (einer meiner Schüler kannte den Fahrer) und natürlich prompt von der Polizei angehalten wurden (etwas Kleingeld kann regelrechte Wunder bewirken), und nach dem Umsteigen erst am Stadtrand von Moshi feststellten, dass einer der Schüler noch beim Chai saß, weswegen wir eine Viertelstunde im Dalla (diesmal von meinem Kollegen im Colarhemd organisiert) auf ihn warteten und so womöglich nicht in einen Verkehrsunfall mit einem Tanklaster verwickelt wurden – dass war alles für meine Schüler überhaupt kein Thema, sondern scheinbar total normal.<br /><br />Was nun folgte klingt vielleicht weniger aufregend – doch mich hat es noch mehr angerührt! <br />Meine Schüler konnten sich tatsächlich überhaupt nicht vorstellen, wie groß eine Orgel sein kann, geschweige denn, dass sie eine Hörvorstellung von ihrem Klang gehabt hätten. Ein wenig kam ich mir vor wie in „Schlafes Bruder“ als Elias sich an die Orgel heranwagt und schließlich der große Orgelwettbewerb in Worten geschildert wird. <br /><br />Beim Anblick der großen Basspfeifen gingen den Schülern die Augen über. Wie sehr mussten sie über den Sound lachen, der erzeugt wurden, als Reiner diese per Mund anblies. Dieses Lachen wandelte sich aber in grenzenloses Staunen, als wir die Orgelwerkstatt betraten und sie dort das Instrument mit hunderten solcher Pfeifen aufgebaut sahen. <br /><br />Nach einem kleinen Rundgang um das Instrument setzte sich Reiner an die Orgel und demonstrierte das Spielprinzip, bis er schließlich alle Register gezogen hatte. Die Schüler waren einfach sprachlos ob des Klanges. Ich kann nur schwer sagen, was sie in diesem Moment dachten. Einige lehnten auf dem Gerüst und schauten gebannt auf Finger und Füße, andere versuchten die Orgelpfeifen zu identifizieren und andere wollten jeden Ton mit der Kamera einfangen. <br /><br />Der für mich rührendste Moment war, als sich einer der Schüler sich selbst auf die Orgelbank setzen durfte und seine auswendig gelernten Klavierstücke zu spielen begann. Nach anfänglicher Scheu spielte er sich frei und versank förmlich in der Orgel. Ab und an huschte ein Lächeln über seine Lippen und entspannte das konzentrierte Gesicht, ehe er wieder völlig in die Musik einzutauchen schien. Immer neu probierte er die Registratur und auch das Pedal aus, bis er schließlich mit Tränen in den Augen vor dem Spieltisch sitzen blieb, einen Augenblick verharrte, aufstand, seine Schuhe wieder anzog und sich dann auf die Fensterbank setzte.<br /><br /><a onblur="try {parent.deselectBloggerImageGracefully();} catch(e) {}" href="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLUWJFG_oc13G6IpOgHOjntNdwjWrRUu4bq-CcUhHf548r_EmBvy9iaSudUugHoyygp9LfLuVZ2qDZVzhyc71Fy4ycGJnShTFpBIBxD3OX-lWfQV2s8613Yjy3eUk7xQXAH0E-gVO97Jg/s1600/Orgelwerkstatt.jpg"><img style="float:right; margin:0 0 10px 10px;cursor:pointer; cursor:hand;width: 320px; height: 240px;" src="https://blogger.googleusercontent.com/img/b/R29vZ2xl/AVvXsEgLUWJFG_oc13G6IpOgHOjntNdwjWrRUu4bq-CcUhHf548r_EmBvy9iaSudUugHoyygp9LfLuVZ2qDZVzhyc71Fy4ycGJnShTFpBIBxD3OX-lWfQV2s8613Yjy3eUk7xQXAH0E-gVO97Jg/s320/Orgelwerkstatt.jpg" border="0" alt=""id="BLOGGER_PHOTO_ID_5536023428112379362" /></a>Letztlich durfte jeder sich einmal versuchen und jeder war auf seine Weise angetan von diesem Erlebnis. Zufällig erfuhr ich, dass einer meiner Schüler aus der Kirche stammt, wo diese Orgel nun eingebaut werden soll und genau deswegen zu uns nach Mwika in die Kirchenmusikerausbildung geschickt wurde. Der Schlawiner hatte natürlich nichts davon erzählt.<br /><br />Ehe wir zur obligatorischen Soda eingeladen wurden, trugen wir uns noch ins Gästebuch ein und bekamen einen Einblick in die Bauzeichnungen der Orgel. <br /> Nachdem wir uns verabschiedet hatten zogen wir weiter in das Studio eines meiner Schüler. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch seinen Producer, der die frohe Botschaft verkündete, dass das Mittagessen schon so gut wie fertig sei. Dementsprechend kurz viel der Besuch in dem Studio aus – hatten wir doch noch einen „kleinen“ Fußmarsch vor uns („fragt man einen Chagga nach dem Weg so sind es immer noch ungefähr 22 - Minuten oder Kilometer“). So hatten wir uns das Mittagessen auch redlich verdient. <br /><br />Die Dallafahrt zurück war weniger aufregend als die Hinfahrt – gab’s jetzt doch keinen weiteren Zeitdruck mehr und waren alle ziemlich impressed von dem Gesehen und Gehörtem.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-81694780030408175882010-11-05T12:12:00.001+01:002010-11-05T12:14:05.285+01:00It rains cats and dogs……oder eben Chamäleons.<br /><br />Dass hier in den Bäumen so manches Reptil lebt hatte ich schon gehört. Doch als ich heute Mittag zum Unterricht an die Bibelschule rüberging, fiel mir mit einem trockenen Fallgeräusch ein Chamäleon direkt vor die Füße. Zunächst dachte ich es sei ein kleiner Ast, doch dann räkelte sich dieser Ast ein wenig und streckte den Kopf heraus. Es verdrehte kurz die Augen und schaute sich dann noch etwas benommen um. <br /><br />Ich hatte mir die Chamäleons immer größer vorgestellt, doch dieses Exemplar war mit eingerolltem Schwanz kaum größer als mein Mittelfinger. <br />Die Größenvorstellung der Reptilien habe ich hier schon in der vergangenen Woche relativieren müssen, als ich mit einem der Bibelschüler von der Chorprobe zurück kam und ein langer Regenwurm sich über den Weg schlängelte. Allerdings war er für einen Regenwurm etwas schnell unterwegs und so fragte ich den Massai, was das denn für ein Tier sei. <br /><br />Er meinte es sei eine kleine Schlange, und um mir das zu demonstrieren, trat er mit seinem Fuß auf sie drauf. Es sei eine „Zwei-Kopf-Schlange“, weil sie zunächst in die eine Richtung krieche und dann plötzlich in die andere Richtung wechseln würde. So ganz konnte ich das nicht nachvollziehen. Doch nachdem sie sich nicht mehr rührte hob er sie mit einem Stöckchen hoch und ich konnte mir die Haut genauer anschauen. <br /><br />In der Tat war es eine kleine Schlange. Jedoch konnte ich in der Dunkelheit und im Schein meiner Handylampe nicht wirklich viel erkennen. Allerdings hatte ich nun das typische Verhalten der Tanzanier bei einer Schlangenbegegnung erlebt: Ist die Schlange gesehen, ist sie direkt dem Tode geweiht. Es gibt wohl kaum ein Tier in Tanzania, das so verhasst ist, wie die Schlangen. <br /><br />Für sie ist es unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die sich Schlangen freiwillig in Terrarien halten. Wie viel vorstellbarer ist es da für sie, was es heißt, dass die Schlange den Menschen in die Ferse stechen und er ihr den Kopf zertreten wird (Gen 3,15).Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-31663975479681438232010-11-05T12:09:00.000+01:002010-11-05T12:11:46.121+01:00Wahlen in Tanzania IISoweit wir das in Mwika und Moshi mitbekommen haben, sind die Wahlen relativ ruhig verlaufen – auch wenn es noch kein endgültiges Ergebnis gibt. Die Zeitungen und das Radio hatten recht sparsam berichtet, doch es scheint sich abzuzeichnen, dass der vorherige Präsident wiedergewählt worden zu sein scheint. Mittlerweile liest man von einigen Unregelmäßigkeiten in einigen Wahlbezirken und gerüchteweise hört man, dass der Herausforderer überlegt die Wahl anzuzweifeln. Eigentlich ist es wohl noch zu früh von einem Ergebnis zu berichten. <br /><br />Mir selbst wurde am Wahlvorabend noch die große Ehre zu Teil vom Präsidenten Tanzanias, Jakaya M. Kikwete, höchstpersönlich eine SMS geschickt zu bekommen. Nach einigen einleitenden Worten bat er mich darum, ihm am morgigen Wahltag mein Vertrauen auszusprechen und ihm meine Stimme zu geben. Es würde sich sehr darüber freuen, wieder Präsident von meinem Land werden zu dürfen!<br /><br />Mir tat es im Herzen weh, dass ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Anders als einer meiner Kollegen antwortete ich ihm aber nicht. Seine Antwort fiel weniger freundlich aus und machte keinen Hehl daraus, dass er das Gefühl hätte, dass er auch ohne seine Stimme es schaffen würde fünf weitere Jahre das Amt zu bekleiden – schließlich hätte er in den vorherigen Jahren schon gezeigt, dass ihm die Stimme des Volkes egal sei und er stets Mittel und Wege gefunden hätte seine Interessen zu verfolgen. Ups, wo bleibt da die tanzanische Höflichkeit….<br /><br />Zumindest prozentual scheint es eine erfolgreiche Wahlbeteiligung gegeben zu haben – über 80% der Wahlberechtigten Tanzanias haben ihre Stimme abgegeben. Wahlberechtigt ist in Tanzania jeder, der sich ein Jahr zuvor in die Wahllisten eingetragen hat. Dies kann jeder nach erreichen seines 18. Lebensjahres tun. Nur muss man dann auch in dem Wahlbezirk wählen, in dem man sich eingetragen hat. Zum großen Bedauern einiger meiner Kollegen gibt es das Briefwahlsystem in Tanzania noch nicht. Ebenso wenig wie die Möglichkeit Koalitionen zu bilden. <br /><br />Dafür läuft aber jetzt jeder der seiner Bürgerpflicht nachgekommen ist mit einem gefärbten kleinen Finger herum. So ist gewährleistet, dass jeder nur einmal seine Stimme abgibt und wer keinen gefärbten Finger hat, der wird dann auch direkt drauf angesprochen ;-)Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com1tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-30704919089446237852010-10-29T10:03:00.003+02:002010-10-29T10:20:12.789+02:00Wahlen in TanzaniaAn diesem Wochenende finden in Tanzania die Wahlen statt.<br />Nachdem zwischendurch die Diskussionsfreude und das Interesse an den Wahlen abgeflaut war, hat es in den letzten zwei Wochen wieder gewaltig zugenommen. Mittlerweile gibt es eigentlich nur noch ein Thema und das begegnet einem ueberall.<br />Dabei scheint eigentlich alles klar zu sein: alle wollen sie einen Wechsel und einen Ruck fuer das Land. Der Obama-Slogan "Change is possible" ist omnipraesent!<br />Letztlich wird es wohl eine Wahl zwischen der Regierungspartei (CCM) und der Oppositionspartei (Chadema) werden.<br />Drei Faktoren scheinen die politische Gesinnung zu beeinflussen: Einerseits die regionale Praegung, so kann meinen einige Tanzanier entsprechende Wahlbezirke ausmachen zu koennen. Doch letztlich ist dieser Faktor von den beiden Hauptfaktoren mitbeeinflusst:<br />Wer educated ist der waehlt die Chadema-Partei. Der weiss um die Notwendigkeit eines Wechsels und sieht, dass unter dem jetzigen Presidenten Wahlversprechen kaum eingehalten wurden. Die Frage ob die Versprechen der Chadema nach der Wahl eingehalten werden, stellt sich wohl kaum einer.<br />Andererseits ist die Religion ein wichtiger Motor: Chadema ist christlich - CCM ist primaer islamisch gepraegt. So werden wohl die Muslimischen Gebiete eher CCM waehlen - Christliche Gebiete die Chadema.<br />Bis in die Andachten der Bibelschulen hat es der Wahlkampf geschafft. Gestern abend und heute Morgen wurden lange und intensiv fuer die Wahlen, den Sieg der jeweiligen Hoffnungspartei - vorallem aber fuer einen friedlichen Ausgang der Wahlen gebetet.<br />Sicherlich wird es an diesem Wochenende spannend werden.<br />Fuer mich ist es spannend zu sehen, welch riesigen Hoffnungen die Menschen mit diesen Wahlen verbinden. Um so mehr hoffe ich, dass diese Erwartungen nach der Wahl nicht enttaeuscht werden. Die Sorge vor Wahlmanipulationen seitens der CCM sind gross. Diese Befuerchtungen werden geschuert von Berichten, dass in Chadema-Gebieten versucht wurde die Wahlscheine abzukaufen. Nur mit einem entsprechenden Wahlschein kann gewaehlt werden. Und es kann auch nur vor Ort gewaehlt werden. Das ist der Grund weswegen die Bibelschule zur Zeit wie ausgestorben scheint. Wer kein Chagga ist hat sich schon auf den Weg zu seinem Wahlbezirk gemacht. <br />Ich bin gespannt was meine Schueler nach diesem Wochenende zu berichten haben.<br />Bis dahin werden noch die Parteiautos durch die Strassen ziehen und die Doerfer mit ihrer Musik beschallen, Fahnen werden gehisst und im Dalla heiss diskutiert.<br />Dabei sind sich eigentlich alle einig: man moechte einen Wechsel und man moechte einen friedlichen Ausgang der Wahlen!Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-60257730311531658682010-10-23T14:08:00.001+02:002010-10-23T14:09:35.570+02:00Bei Mchungajis zu Haus‘Mchungaji ist in Tanzania die Bezeichnung für den Pastor. <br /><br />Wie kann man sich das Leben in einem tanzanischen Pastorat vorstellen? Bei meinem Musikkollegen durfte ich das nun wieder einmal miterleben. <br /><br />Natürlich gehören zum Pastor eine Frau und viele Kinder. Auch wenn mein Kollege noch relativ jung ist, so stellte er mir eine ganze Schar von Kindern und Jugendlichen als seine Kinder vor, die ihn auch alle mit Baba anredeten. <br /><br />Und natürlich gehören zum „Pastorat“ auch eine Kuh und ein paar Ziegen, ein Garten mit Bananen, Kaffee, Kartoffel, Bohnen und Mais und - ohne Frage - Hühner. Es gab Zeiten da brauchte er eigentlich nur Zucker und Salz zum täglichen Bedarf dazukaufen. Selbst die Sonnenblumen für das Öl hatte er auf seiner Shamba selbst angebaut und anschließend in der Dorfmühle pressen lassen. <br /><br />Als wir beim obligatorischen Chai saßen fragte ich ihn nochmal nach seinen Kindern. Ja, also – natürlich sind das nicht alles seine leiblichen Kinder. Aber mittlerweile sind es so gut wie seine Kinder geworden. Zwei von ihnen hat er nach dem Tod seines Bruders aufgenommen. Eine weitere Tochter hat ihn adoptiert und beendet in diesem Jahr ihre Evangelistenausbildung an der Bibelschule und lebt auch dort in den Dormitories. Dafür war aber grade ein anderer Sohn da, der eigentlich in Dodoma studiert, aber jetzt in den Semesterferien in den Secondaryschool vor Ort unterrichtet. Draussen war eine seiner Töchter dabei zu kochen. Sie kommt aus ziemlich einfachen Verhältnissen und hat angefragt, ob sie nicht bei ihm wohnen könnte. Er würde sie gerne wieder zur Schule gehen lassen, doch momentan weiß er noch nicht wie er das Schulgeld finanzieren soll. Genauso wie für eine weitere ältere Tochter, deren Mutter im vergangenen Jahr an HIV gestorben ist und die seitdem bei ihm mit lebt. Glücklicherweise ist in diesem Jahr die Maisernte sehr gut ausgefallen, vielleicht kann er den Mais mit etwas Gewinn verkaufen. Zusätzlich hat er in der vergangenen Woche mit einem Hühnerprojekt angefangen. <br /><br />In einem Nebenzimmer hatte er ein kleines Gehege abgegrenzt aus dem es laut fiepte. 150 Küken hat er gekauft und die will er nun groß ziehen. Wenn alles gut geht fängt er in zwei Wochen an die ersten Hühnchen zu verkaufen und je näher es an Weihnachten rückt, um so mehr wird er auch verkaufen können. Vor Weihnachten finden die Konfirmationen statt und da werden Massen von Hühnchen gegessen – und die müssen schließlich irgendwoher kommen. Vielleicht hat er dann im Januar das Schulgeld für ein Jahr zusammen.<br /><br />Als wir zurück in das Wohnzimmer kamen, wurden wir schon händeringend von Joshua gesucht. Dicht hinter ihm folgte die erstgeborene Tochter, die tränenüberströmt war. So ganz hab ich den Grund des Unglückes nicht verstanden – aber an der Duka hatte sie etwas kaufen wollen und irgendetwas ist da schief gelaufen. So schlimm war’s letztlich aber doch nicht, denn mit einem Funkeln in den Augen fragte sie, ob sie mir das Mtoto (Kind) zeigen dürfe. <br /><br />Natürlich! Das war ja der Grund meines Besuches. Vor einer Woche ist er zum zweiten Mal Vater geworden und seine Frau war grade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wenig später hatte ich ein Wolldeckenbündel auf dem Schoß, in dem seelenruhig der jüngste Nachwuchs schlief. Etwas überrascht war ich über die Hautfarbe schon, die sich nicht großartig von meiner Hand unterschied. Später wurde ich belehrt, dass die tanzanischen Kinder „im Laufe der Zeit noch nachdunkeln“. <br /><br />Auf die Frage wie es denn heißen würde bekam ich zunächst die Antwort „Sijui“, gefolgt von „bado kidogo“. Als ich diese Namenskonstellation mit einem Augenaufschlag quittierte brach auch mein Kollege in schallendes Gelächter aus. Sie haben sich „noch nicht ganz“ (bado kidogo)entscheiden können und „wissen es nicht“ (sijui). Sijui Bado Kidogo fand es wohl selbst gar nicht so lustig und quittierte ihrerseits den Scherz mit einer Demonstration ihres Lungenvolumens. Daraufhin musste sie die Männerrunde verlassen und durfte wieder zu ihrer Mama zurück.<br />Inzwischen war das Abendbrot fertig gekocht und der Strom endgültig ausgefallen. Also aßen wir den Bananeneintopf beim Schein einer Diodenlampe, was dem Geschmack und der Stimmung aber keinen Abbruch tat.<br /><br />Ehe ich mich nach dem Essen auf den Heimweg begab, setzten wir uns noch mal zusammen und feierten eine kleine Abendandacht. Schon bei einem vorherigen Besuch fühlte ich mich davon irgendwie an Familie Luther und das Vorbild für das protestantische Pfarrhaus erinnert. Es hat mir ziemlich imponiert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder aus schlechteren Verhältnissen aufgenommen wurden und ihnen hier die Möglichkeit für eine vielversprechendere Zukunft gegeben wurde. Auch wenn mein Kollege nicht genau weiß, wie er jedem eine Schulbildung ermöglichen kann, sieht er seine Möglichkeiten als großes Geschenk an, und von dem möchte er so viel wie möglich weitergeben. Das sei zwar nicht immer einfach, doch er vertraut darauf, dass sich irgendeine Lösung ergibt.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-35741194860073773952010-10-23T14:05:00.000+02:002010-10-23T14:07:49.544+02:00Lauftreff zwischen Indischem Ozean und ElbeIn der Woche als wir in Bagamoyo waren, bin ich morgens in einer kleinen Laufgruppe am Strand gelaufen. Als wir am ersten Morgen aufstanden, um im Indischen Ozean baden zu gehen, mussten wir feststellen, dass in dieser Woche morgens absolute Ebbe herrschen würde. Es war aber auch der Morgen, an dem mich eine andere Missionarin ziemlich neidisch machte, weil sie nämlich ihre Laufklamotten mitgenommen hatte und lustig ihre Runden drehte.<br />Beim Frühstück darauf angesprochen, meinte sie ganz locker: na dann lauf doch Barfuss!<br /><br />Also trafen wir uns am zweiten Morgen um 6.00h vor ihrer Hütte, um dann am Strand laufen zu gehen.<br /><br />Es war ein Traum! Unsere Häuschen lagen sowieso in direkter Strandlage, mit Blick auf’s Meer, der Weg zum Strand war eigentlich nur über die Veranda hinaus. Der Strand war gesäumt von Palmen, zwischen denen tagsüber die Fischerboote lagen. Als wir uns morgens aufmachten, wurden mit den ersten Sonnenstrahlen, der über dem indischen Ozean aufgehenden Sonne, die kleinen Fischerboote (traditionelle Ngalawa-Boote) durch das Watt ins Wasser getragen.<br /><br />Wir liefen auf dem harten Sandboden dem Mangrovenwäldchen entgegen, während unser Blick von dem Sonnenaufgang, den Dhaus und Palmen gefesselt wurde. Vorbei ging es an der ersten katholischen Kirche Ostafrikas und dem Friedhof, an kleinen Strohhütten zwischen den Palmen und an vereinzelten Muschelsammlerinnen. Da das Wasser so weit zurück gewichen war, konnten wir auch noch durch den Mangrovenwald laufen und scheuchten jede Menge kleinerer Wattläufer auf, die dort auf Nahrungsfang unterwegs waren. Als es schließlich nicht mehr weiter ging kehrten wir um und liefen in entgegengesetzter Richtung zum kleinen Hafen und Fischmarkt. Dort herrschte schon ein reges Treiben.<br /><br />Für mich war das Laufen, obwohl ich die letzten zwei Wochen in Dodoma überhaupt nicht Laufen gewesen bin, ziemlich entspannt. Abgesehen davon, dass ich mir am ersten Morgen ein paar kleinere Blasen gelaufen habe. Da hat sich wohl mein Höhentraining in Mwika ausgezahlt. Hier laufe ich sonst in ca. 1600m mit Blick auf Kilimanjaro und quasi durch Urwald. <br /><br />In Bagamoyo wurde mir dann für meine Zeit in Hamburg schon die Möglichkeit in Aussicht gestellt an der Elbe meine Runden zu drehen. Na, bei meinem Glück liegt im Januar sicherlich in Deutschland wieder Schnee, so dass eine Ausrede schnell gefunden ist ;-)Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-85024362026500174782010-10-17T15:05:00.002+02:002010-10-17T15:06:19.733+02:00Tag der Deutschen EinheitAm 3. Oktober waren wir abends zum Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Dar es Salaam eingeladen. Als kleines bunt gemischtes Grüppchen lauter Nordelbischer Langzeitmitarbeiter und Volontären machten wir uns von Bagamoyo am Nachmittag nach Dar es Salaam auf. Die Kleiderfrage hatten wir pragmatisch tanzanisch geklärt und so konnten wir sogar noch unauffällig am „Slipway“ flanieren und uns schon ein wenig an ein anderes Tanzania akklimatisieren. Immer wieder überraschen mich die krassen gesellschaftlichen Unterschiede innerhalb Tanzanias. So führte uns die Fahrt zur deutschen Botschaft den Oyster Bay entlang, vorbei am Koko Beach und durch recht repräsentative Anwesen.<br /><br />Vor der Botschaft zeigte sich wodurch sich die Deutschen auszeichnen; durch Pünktlichkeit! Hatten wir gedacht, wir kommen mal ganz entspannt am Abend dahin, waren wir nun doch froh deutscher angekommen zu sein.<br />Es war die Stimmung einer besseren Gartenparty. Wer nicht mit offiziellem Diplomatenauto kam meldete sich am Empfang und wurde auf der Gästeliste abgehakt, um danach vom Botschafter nebst Gattin begrüßt und direkt mit Getränk versorgt zu werden. <br /><br />Der Garten der Residenz war mit Lichterketten in den Palmen stilvoll illuminiert, die Veranda schwarz-rot-gold geschmückt und hinter dem Rednerpult wehten die tanzanische, deutsche und europäische Fahne im lauen Abendlüftchen. Dazu spielte ein tanzanisches Militärcorps und man unterhielt sich angeregt. Die Ansprache des Botschafters wurde mit der Europhymne eingeleitet und mit der tanzanischen Hymne beschlossen. Etwas irritiert waren wir, als sich die Musiker nun setzten, erwarteten wir doch nun eigentlich die deutsche Hymne. Doch schon erhoben sie sich wieder – nun ausgestattet mit Noten – und es folgte die deutsche Hymne nach der das Büffet eröffnet wurde. Positiv überrascht war ich, wie gemessen und dennoch textsicher mitgesungen wurde. <br /><br />In der Schlange zum Büffet (Kritikern sei vorab der Wind aus den Segeln genommen – es war wirklich steuerzahlerfreundlich!) ergaben sich so manche interessanten Gespräche. Mir eröffnete sich dadurch ein kleiner Einblick in die vielfältigsten Geschichten und Aufgaben, weswegen Deutsche in Tanzania leben würden. Allerdings regte es mich wieder einmal über die Sinnhaftigkeit und dem Selbstverständnis deutscher Entwicklungshilfe und –helfer an. <br /><br />Da wir noch die Rückfahrt nach Bagamoyo vor uns hatte, wovon der letzte Abschnitt nicht mehr geteert ist, machten wir uns zu gemäßigter Stunde auf den Heimweg. Jedoch nicht ohne einem Azameisverkäufer zum Geschäft des Tages und Dar es Salaam zu einem mittelprächtigen Verkehrschaos zu verhelfen.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-19745466743915840172010-10-17T15:05:00.001+02:002010-10-17T15:05:33.356+02:00Hund oder HyäneEine unserer TEE-Stationen führte uns auch in die Massai-Steppe. Da es dort kein Gästehaus gab, schlief das Missionarsehepaar in einem Zelt und überließen mir das Auto. Schon seit Beginn der Reise hatte ich mich auf dieses Erlebnis gefreut, stellte ich mir doch den Sternenhimmel – fern jeglicher künstlicher Lichtquelle überwältigend vor. Diesem Erleben sollte auch der Vollmond keinen Abbruch tun, denn der ging glücklicherweise erst später auf. <br /><br />Bei unserer Ankunft wurde uns zur Begrüßung der obligatorische Chai kredenzt, obwohl es zu der Zeit dort ein Problem mit der Wasserversorgung gab. In der Vorstellungsrunde, in der jeder von den Ereignissen der letzten Wochen berichtet, war das fehlende Wasser auch eines der Hauptanliegen. Aber auch die Übergriffe von Hyänen auf Menschen beschäftigten die Schüler. Wir dachten zunächst an ein Verständigungsproblem. Doch als der nächste Schüler ebenfalls von der tödlichen Attacke einer Hyäne berichtete, war zumindest ich überrascht. <br /><br />So glaubte ich am nächsten Morgen auch eher an einen Scherz als ich gefragt wurde, ob ich die Hyäne in der Nacht gehört hätte. Sicherlich habe ich die streunenden Hunde durch das Autofenster beobachtet und hatte sie auch gehört. Doch eine Hyäne? Das schien mir trotz der Schauergeschichten ein wenig weit her geholt. Sicherlich konnte die Missionarin die Hunde, die ich in der Nacht gehört hatte ziemlich markant nachmachen. Dennoch zweifelte ich daran, dass das eine Hyäne gewesen sein sollte.<br />Erst eine Woche später wurde ich überzeugt, als sie die Geschichte vor einigen Massaikindern erzählte und diese in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie konnten sich ausschütteln vor Lachen, dass ich das Jaulen eines Hundes nicht vom Lachen einer Hyäne unterscheiden könnte.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-69938886534022942432010-10-17T14:50:00.000+02:002010-10-17T15:04:55.361+02:00TEE-ReiseDas hat nichts mit Chai oder Tea zu tun, sondern mit dieser Abkürzung wird eine mobile Evangelistenausbildung beschrieben. Zwei Wochen hatte ich die Chance ein Missionarsehepaar auf ihrer Reise zu den Klassen in den verschiedenen Gemeinden rund um Dodoma zu begleiten. Dabei habe ich unendlich viel über Tanzania, das Land, die Menschen und das Leben erfahren. Nach meiner Rückkehr habe ich gemerkt, wie sehr auch mein Kiswahili davon beeinflusst wurde. <br /><br />Wie fasst man zwei Wochen intensiven Zusammenlebens und Erleben zusammen? Ich weiß es nicht. So bunt ist der Blumenstrauß an wunderbaren Eindrücken und Bilder, die ich sammeln konnte. Sein es die riesigen Felsformationen rund um Dodoma, die absolute Trockenheit durch die wir gefahren sind, die sich ständig verändernde Bodenfarbe (von schneeweiß über ocker bis hin zu blutrot), die Ochsen- und Eselskarren mit denen Wasserkanister und Maisstroh transportiert wurden, ganze Baobabwälder, die Affen in den Bäumen und Elefantenköttel (wie kann man bei einer solchen Kugel von „Köttel“ sprechen?) und immer wieder die vielen Menschen auf und neben der Straße, vor den Häusern und auf dem Weg irgendwo hin.<br /><br />Die TEE-Klassen fanden entweder in einem Gäste-oder Gemeindehaus oder in einer Kirche statt. Auf dem Weg dorthin sammelten wir meist schon einige der Schüler ein und so füllte sich das Auto zunehmend. Überhaupt waren diese Reisen eine logistische Meisterleistung. Neben dem eigenen Gepäck wurden die diversen Utensilien für den Unterricht mitgenommen und auch an die folgenden Unterrichtsstunden wurde gedacht. So waren wir eigentlich ein rollender Buchladen. Aber auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Zwei große Reissäcke verströmten einen angenehmen Duft im Auto und wurden später vor Ort von den Schülern mit Bohnen zum Mittag gekocht. Da kann man Esau verstehen, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht abtrat.<br /><br />Vor Ort wurden wir mit großem Hallo empfangen und natürlich wurden erstmal die Neuigkeiten ausgetauscht ehe der Unterricht mit einer Andacht begann. Die Schüler hatten in Vorbereitung auf diesen Kurs sich intensiv mit den Katholischen Briefen beschäftigt und da ich diese im letzten Semester an der Bibelschule unterrichtet hatte, ergab sich mir der direkte Vergleich. Wie viel praxisnäher und basisorientierter findet hier die Ausbildung statt. Sicherlich trägt neben dem Workbook auch die Sprache einen großen Teil dazu bei, denn der Unterricht findet komplett auf Kiswahili statt. Insgesamt hat mich die Arbeit sehr an die Prädikantenausbildung in Deutschland erinnert, nur dass die meisten der Schüler schon seit neun Jahren dabei sind und schon als Evangelisten in den Gemeinden arbeiten.<br /><br />In diesen zwei Wochen habe ich nochmal ein ganz anderes Tanzania kennengelernt. Fern ab des Bananengürtels und der Nationalparktouristen-überlaufenen-Safarihauptstädte Moshi oder Arusha. Die Reiseführer tun dazu ihr übriges: Dodoma und die Porini kommt nicht wirklich gut in ihnen weg. Manche raten überhaupt von einem Besuch dieser Gegenden ab. Sie wären wegen möglicher Überfälle und schlechter Strassenverhältnisse zu gefährlich. Außerdem wäre es eine triste, trostlose und trockene Gegend ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Das stimmt – aber nur bedingt. Es ist die Frage was man erleben möchte und was man später berichten möchte. Für stressgeplagte Nationalparktouristen liegt der Zeit-Nutzen-Faktor sicherlich im weniger Attraktiven Bereich. Aber für Tanzaniareisende die etwas über das Land erfahren möchten, die sich alleine durch eine stets abwechselnde Landschaft begeistern lassen können und die mit tanzanisch-ursprünglichen Komfort zurechtkommen, für solche dürfte die Dodoma-Region eigentlich ein Reisetipp sein. Kann man nur hoffen, dass die Reiseführer nicht zu schnell überarbeitet werden und es noch möglichst lange ein Geheimtipp bleibt.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-65651488488014578112010-09-17T15:48:00.000+02:002010-09-17T15:49:31.926+02:00Kwaya Contest IIIHeute am Sonntag fand das kleine Finale statt und nachdem ich den Posaunenchor von dem Agape Junior Seminary auf ihr Vorspiel vorbereitet hatte erwartete ich den heutigen Tag auch mit einer guten Portion Spannung.<br /><br />Schon in unserem Pastorat hörten wir über die Lautsprecher an diesem Morgen die Begrüßung der verschiedenen Chöre. Als wir uns zu um 10h auf den Weg zum Bibelschulgelände machten war dort ein buntes Gewimmel von Sängern in den verschiedensten Chorgewändern. Auch wenn es kurz vor 10h war, gab es erst mal noch im Lehrerzimmer den obligatorischen Chai mit einer „Kleinigkeit“ zu essen. In aller Seelenruhe machte man sich danach auf zum Gottesdienst.<br /><br />Bereits im Gottesdienst stellten sich die Chöre mit je einem Lied vor und da an einem so wichtigen Tag wie heute auch eine ordentliche Predigt nicht fehlen durfte, wurde es einfach mal ein etwas längerer Gottesdienst.<br /><br />Bevor es mit dem eigentlichen Contest losgehen konnte, wurde die Reihenfolge der Chöre ausgelost. Es gab fünf Blöcke (Frauenchor, Jugendchor, Secondary-Chor, Gemischter Chor und Posaunenchor) und jeder Chor hatte seine Performance vorbereitet. Schließlich ging es los und wiedermal konnte ich begeistert den Facettenreichtum tanzanischer Chormusik erleben. Es war eine Wonne, die verschiedenen Chöre zu hören und zu sehen, auch wenn ich nach wie vor meine Vorbehalte gegen diese Form des Wettkampfes habe. <br /><br />Je näher wir dem Ende kamen desto mehr stieg die Spannung bei mir, denn den letzten Block bildeten die Posaunenchöre. Kurz vor ihrem Auftritt war ich nochmal bei den Jungs gewesen, die unendlich aufgeregt waren und am liebsten alles nochmal geprobt und ausprobiert hätten. Die Konkurrenz war in ihren Augen groß und so stieg die Nervosität nur noch mehr. In der Tat war der Posaunenchor aus Lole mit schwerem Gerät angerückt und hatte seinem Namen entsprechend („Lole Brass Band“) auch Schlagwerk mit dabei. <br /><br />Die Jungs vom Seminary waren als zweites dran und zogen zu „Danke für diesen guten Morgen“ ein. Direkt im ersten Stück, Robbles „Swing low“, gab’s einen Patzer und so brachen sie ab und setzten ziemlich souverän nochmals an. Etwas schneller als geprobt brachten sie es dann über die Bühne. Das zweite Stück klappte ziemlich grandios und so wurden sie mit reichlich Applaus verabschiedet.<br /><br />Bevor es zu der Punkteverteilung kam, gab es zunächst Mittagessen – immerhin war es schon kurz vor 4 Uhr. Als dann wieder alle zusammengekommen waren, erläuterte der Juryvorsitzende die Bewertungskriterien und gab ein Feedback zu sämtlichen Beiträgen. Gleichzeitig machte er eine kleine Chorleiterschulung daraus, so dass jeder Chor an diesem Tag etwas lernen konnte.<br /><br />Nachdem den Vorjahressiegern eine DVD des letztjährigen Contest überreicht wurde, wurden endlich die Punkte verteilt. Zunächst die Vocalchöre und zum Schluss die Posaunenchöre. Mit einem Vorsprung von 15 Punkten gewannen die Jungs vom Agape Seminary den ersten Platz, vor der Brassband aus Lole. Sie waren total aus dem Häuschen, freuten sich tierisch und waren ebenso stolz. Nun fahren sie am nächsten Wochenende zum Finale nach Hai, wo sich die besten Chöre aus dem Kilimanjarodistrict treffen.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-45466930774146448712010-09-17T15:45:00.000+02:002010-09-17T15:48:10.466+02:00Kwaya Contest IIMittlerweile sind die Vorrunden abgeschlossen und man bewegt sich auf das große Finale am nächsten Wochenende zu. Dieses Wochenende findet das kleine Finale auf dem Gelände unserer Bibelschule statt. In dieser ganzen Woche wurde das Gelände von den Bibelschülern auf Vordermann gebracht, die Hecken geschnitten, der Rasen (mit gekrümmten Macheten) gemäht, eine Tribüne aufgebaut und eine Arena mit großen Stoffbahnen abgetrennt.<br /><br />Meinem Musikkollegen brannte der Kopf und mit einer entsprechenden Handbewegung fasste er sich an selbigen. Ob ich ihm einen großen Gefallen tun könne. Es gäbe da so einen Posaunenchor in einer Secondaryschool, die wären ganz fit, hätten aber keinen Musiklehrer und hätten bei ihm angefragt, ob er ihnen nicht den letzten Schliff verpassen könnte. Wenn ich ihm das abnehmen könnte, wäre er mir total dankbar, denn jetzt von der Bibelschule weg zu fahren, das ginge einfach nicht. <br />Ich hatte kaum geantwortet, da hatte er auch schon sein Handy gezückt, mit der Schulleitung telefoniert und direkt im Anschluss daran einen Motorradfahrer für mich organisiert. Anders wäre das Seminary nicht zu erreichen. Keine zwei Stunden später fand ich mich auf dem Pikipiki wieder und los gings durch die Staubwüste der Straßenbaustelle. Doch nicht lange, denn zum Seminary bog der Weg ab und führte querfeldein durch die Kaffee- und Bananenfelder. Auf einer Bergkuppe hielt der Pikipikifahrer kurz an und zeigte auf die nächste Bergspitze – dort wäre das Seminary. In der Tat sah ich dort oben einige Gebäude und hatte ein wenig das Gefühl in den Kulissen vom „Herrn der Ringe“ zu sein. <br /><br />Die Kombination von PS-Stärke und Fahrfreude brachte uns relativ bald ans Ziel. In der Schule war der Unterricht schon vorbei und nach dem Mittagessen begann nun das Nachmittagsprogramm. Voller Neugier wurde ich wieder mal beäugt, während die Jungs vom Posaunenchor draußen Stühle zum Proben aufstellten und ich eine kurze Vorstellung der Schule bekam. <br /><br />Es war eine für Tanzania recht klassische, aber mit 600 Schülern eher kleine Schule. Aus ganz Tanzania kommen die Kids, die hier zur Schule gehen und in Dormitories leben. Es ist wirklich nichts in der Nähe, so dass man relativ ungestört unterrichten kann. Doch die Kehrseite war dem dort lebenden Lehrer auch deutlich anzuspüren – man ist einfach mal weit ab vom Schuss. Zu der Schule gehört ebenfalls eine „kleine“ Farm mit 10 Hektar, 26 Kühen, 12 Schweinen, ca. 20 Ziegen und einigen Hühnern. Außerdem noch eine Kirche, die grade gebaut wird. Der Schulpastor war mir nicht unbekannt – einer meiner Kollegen und ehemaliger Nachbar ist dort seit Anfang September neu hin berufen worden. <br /><br />Während dieser Einführung waren die Jungs mit dem Aufbauen fertig – sogar Notenständer hatten sie und die Instrumente waren in einem überraschend guten Zustand. Ein wenig skurril war das Setting schon.<br />Gut 200 Schüler standen zufällig herum oder an die Schulgebäude gelehnt, während hinter mir der Berghang hinunter ging. Die umliegenden Berge verschwanden teilweise in den Wolken, so dass auch der Kilimanjaro nicht zu sehen war. Die für Tanzania typischen weißkrausigen Krähen kreisten am Himmel und mir schien die Sonne durch einen Dunstschleier gedämpft ins Gesicht.<br /><br />Die Probe mit den Jungs war einfach eine riesige Freude! <br />Zunächst waren sie noch etwas schüchtern, doch bald hatten sie sich frei gespielt und ich glaube wir alle hatten einen ziemlichen Spaß. Letztlich probten wir nur die beiden Stücke für Sonntag, und dennoch verging die Zeit wie im Fluge, Es war Zeit für das Abendappel. Jeden Abend wird an öffentlichen Gebäuden um 18h die Tanzaniaflagge eingeholt, welche morgens um 6h gehisst worden ist.<br /><br />In dem Seminary wurde dieses Appel gleichzeitig mit der Abendandacht verbunden. So füllte sich der Schulhof zunehmend mit den Schülern und auch ein Altar wurde aufgebaut. Die Andacht wurde von zwei älteren Schüler gehalten und lief gänzlich ohne einen Lehrer ab. <br />Kurz vor Ende der Andacht zog ein Grüppchen los – sie hatten Küchendienst und sollten der Dada bei der Essensausgabe helfen. <br /><br />Inzwischen war auch die Schulleiterin gekommen, mit deren Fahrer ich wieder zurück nach Mwika fahren sollte. Ehe dieser von seinem Botengang zurückkam unterhielten wir uns ein wenig. Sie erzählte mir, dass sie schon mehrmals in Deutschland gewesen sei und auf meine scherzhafte Frage, ob sie denn nun auch Deutsch sprechen würde antwortete sie „ain bischchen!“<br /><br />Mit ihrem Fahrer gings nun einen anderen Weg, der auch von einem Auto befahren werden konnte, zurück. Er schien sich ziemlich sicher zu sein, dass ihm keiner entgegenkommen und dass die Menschen schnell genug zur Seite springen würden. In der Tat kam uns auch nur ein Wahlpropagandaauto entgegen und auf unserer Kühlerhaube landete kein weiterer Fahrgast.<br /><br />Als wir die Hauptpiste erreichten stieg ich in einen andern Wagen um, der mich dann wieder zurück nach Mwika brachte. Ziemlich beeindruckt kam ich dort an und bin nun gespannt, wie die Jungs am Sonntag abschneiden werden.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-75835068227295430082010-09-13T12:21:00.003+02:002010-09-13T12:29:05.865+02:00"Der Drops ist gelutscht" ...oder: „Shoko ist nicht mehr!“<br /><br />Und das nur weil Menschen wie du und ich einfach mal gesellig beisammen sein wollten… <br />So, oder ähnlich würde dieser Blogeintrag enden müssen, wäre es eine Stenkelfeld-Folge. Vielleicht mag es ein wenig makaber klingen, doch uns hat es geschmeckt. <br /><br />Nach meinem Blogeintrag über unseren Chorausflug nach Shokony wurde ich häufiger gefragt, wie es denn meinem Huhn ginge. Nun, mein Huhn war gar kein Huhn sondern ein Hahn und deswegen hätte ich auch nie erfahren, welche Eier Shoko legen würde. Doch dank der fürsorglichen Pflege Mama Moshis ist Shoko wohlgediehen und nun den Gang gegangen, den alle Hähne in Tanzania früher oder später gehen müssen.* <br /> <br />Eines Tages kam Mama Moshi auf mich zu und fragte wann ich denn nun mein Kuku schlachten wollte. Sie müsse demnächst umziehen und auf tanzanische Art und Weise gab sie mir zu verstehen, dass es wohl besser wäre, wenn Shoko nicht mit umziehen müsse.<br /><br />Also verabredeten wir uns für einen Tag und mit einem Messer** gewappnet machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zu ihr rüber. Vor ein paar Monaten haben wir mit einigen Volontären schon einmal „indisch Curry mit lebend Huhn“ gekocht und so war es nicht mein erstes Huhn was ich in Tanzania schlachten sollte. Doch damals hatten wir ein wenig Probleme es auszunehmen, deswegen wollte mir Mama Moshi nun zeigen, wie man ein Kuku richtig ausnimmt und dann tanzanisch kocht. Auf dem Markt hatte ich bereits die Zutaten eingekauft und nun fehlte nur noch das Huhn.<br />Da Mama Moshi selbst noch „kurz“ auf dem Markt war, aber das Wasser schon kochte, machte ich mich gemeinsam mit ihrem Mann daran den Hühnerstall um einen Mitesser zu erleichtern. Der kleine Sohn war nicht wirklich erbaut, schaute aber zunächst fasziniert zu, ehe er sich mit zugehaltenen Augen abwendete.*** <br /><br />Unser erstes Kuku hatten wir nach einer Methode geschlachtet, die ich in Dodoma in einem Straßenkaffee beobachtet hatte und ziemlich elegant fand. Man dreht das Kuku einfach auf den Rücken und stellt sich dann mit beiden Füßen auf die Flügel. Dann hat man beide Hände frei um den Kopf und das Messer zu halten. Die Füße des Kukus sind zusammengebunden, so dass man sich auch kaum verletzen kann. Dieses Mal variierten wir die Dodoma-Methode ein wenig, doch dadurch war es leider nur noch halb so elegant. <br /><br />Nachdem das Kuku ausgeblutet war, wurde es komplett mit heißem Wasser übergossen, damit man die Federn leichter entfernen konnte. In der Tat lösten sich die Federn schon fast von selbst - und in der Tat war das Wasser ziemlich heiß. Meine zarten Europäerfingerchen waren das nicht gewöhnt und so überließ ich das notgedrungen den geübten Tanzanischen Händen. <br /><br />Als wir grade fertig waren kam auch Mama Moshi vom Markt zurück und so konnten wir das Kuku gemeinsam ausnehmen. In einen Topf kam das, was nicht mit gekocht werden sollte, in einen anderen die kochfertig kleingeschnittenen Stücke. Eigentlich kam hier alles rein, denn auch die Füße und der von den Augen und Schlund befreite Kopf wurden mitgekocht.<br />Nachdem Shoko so aufgeteilt, fertig im Kochtopf lag, machten wir uns in unsere Küche rüber, wo wir auf dem Gasherd kochen wollten. Zwar wäre es auf dem Dreistein mit Feuerholz schneller gegangen, doch es sollte bald dunkel werden und an der Kochstelle hätte es kein Licht gegeben.<br /><br />Ein letztes Mal kam Shoko in den Genuss von frischem Gemüse und ging darin voll auf. Zum gemeinsamen Essen kam später die komplette Family von Mama Moshi samt Gästen rüber. Unser großer Küchentisch wurde quer in den Raum gestellt, damit jeder einen Platz bekam. Während wir uns um Shoko und einen Gurkenobstsalat gekümmert hatten, hatte die Cousine von Mama Moshi noch Reis und Spinat gekocht. So gab’s ein richtiges Festmahl und da ich an diesem Tag meinen hoffentlich vorerst letzten Zimmerwechsel vollzogen hatte, gab es sogar einen Anlass der mit Shoko gefeiert werden wollte. <br /><br /><br />* Einfachheitshalber verwende ich das geschlechtsneutrale tanzanische Wort Kuku für Huhn<br />** Ja Anam, Dein Messer leistet hier in Tanzania vielfältig gute Dienste!<br />*** Nicht, dass ich das so detailliert mitbekommen hätte, doch dank des neuen Volontärs gibt es eine Videoaufzeichnung von dem Prozedere, welches ich aus Jugendschutzgründen hier nicht einstelle, doch auf Mailanfrage versuche zu verschickenJenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0tag:blogger.com,1999:blog-8050550638902347885.post-23103275013297948302010-09-13T12:20:00.000+02:002010-09-13T12:21:15.526+02:00KitimotoKennern fließt alleine schon bei diesem Schlagwort das Wasser im Munde zusammen. Doch ich selbst habe etwas länger gebraucht ehe ich mit diesem Worten etwas anfangen konnte. Es findet sich kaum in einem Lexikon – letztlich ist eine Chiffre für Schweinefleisch.<br /><br />Aus Rücksicht auf die islamischen Mitbewohner eines Dorfes oder eingeheirateten Verwandten isst man in den Dörfern nur sehr selten Schweinefleisch und obwohl es das ideale Fleischtier ist, halten demenstprechend nur relativ wenige Familien ein Schwein. <br /><br />Das heißt aber nicht, dass die Menschen nicht gerne Schweinefleisch essen. So gibt es z.B. in Moshi Restaurants in denen man „Kiti moto“ essen kann. Für manchen Einheimischen ist es das Highlight eines jeden Moshibesuches - endlich kann man mal ohne schlechtem Gewissen den muslimischen Verwandten gegenüber Schwein essen. Doch auch für Christen hat Kitimoto etwas anrüchiges, ist es doch meistens verbunden mit einer Bar, in der Bier ausgeschenkt wird. Doch was verboten ist, ist ja bekanntlich nur noch reizvoller. <br /><br />Aus der, von einer kräftigen Mama hingehaltenen, Schüssel mit vorgekochten Fleischstücken sucht man sich selbst ein Stück aus - je nachdem wie viel Schwarte und Knochen man haben möchte. Nachdem man noch die Anzahl der Kochbananen angegeben hat, die mitgebraten werden sollen, setzt man sich mit der ersten Soda an einen Tisch und wartet. Irgendwann kommt die Mama mit einer dampfende Schale angeschritten und setzt die Platte mehr oder weniger liebevoll auf dem Tisch ab. Dazu gibt’s dann noch einen Teller mit frischen Gurken und Pilipili. Das ausgesuchte Fleischstück wurde in mundgerechte Stücke geschnitten und hat sich bei der Kochprozedur elegant mit den Bananen, Tomaten, Kräutern, Zwiebeln und anderen Gewürzen vermischt. Ißt man mit mehreren, so gibt’s dennoch nur eine Platte von der dann alle gemeinsam essen.<br /><br />Geübte Kitimoto-Esser können den Zeitpunkt des Erscheinens der Mama mit der Platte schon ganz gut abschätzen, so dass man kurz vorher aufsteht und sich an dem obligatorischen Wassereimer mit Hahn die Hände wäscht. Besteck wird man bei diesem traditionellen tanzanischen Essen vergeblich suchen und so macht man sich mit sauberen Pfoten über das Schwein her. Knochen werden lässig abgenagt und dann auf das Wachstischtuch gelegt, Schwarte genussvoll verspeist und mit dem Pilipili versucht man das Fett ein wenig zu überlisten.<br /><br />Nach so einer Fleischplatte ist man in der Regel unfähig überhaupt noch irgendwas anderes zu machen und so bleiben die meisten noch sitzen und trinken einfach noch ein Bier (oder gut christlich noch eine Soda), ehe der erste Verdauungsschock überwunden ist. Dabei puhlt man mit einem Zahnstocher die letzten Fleisch und Knochenreste aus den Zahnräumen und schaut den anderen beim Essen zu oder wird von einem der Musikvideos in den Bann gezogen.Jenshttp://www.blogger.com/profile/02376959270090290025noreply@blogger.com0