Mittwoch, 25. August 2010

Was hat der Shilling mit dem Euro gemeinsam?

Tanzanisches Geld ist ein Gebrauchsmittel. So sieht es zumindest aus und so wird auch damit umgegangen. Bedenkt man, dass man eigentlich nur mit Scheinen hantiert und die nicht im Portemonaie sondern entweder in der Hosentasche oder dem Kanga aufbewahrt werden so verwundert deren Aussehen auch nicht.

Seit ein paar Wochen mischen sich hier unter die „gebrauchten“ Scheine immer wieder auch neue, gänzlich ungeknickte Scheine. So ungewohnt sahen sie gar nicht aus und in der Tat erinnerten sie mich an den Euro. Sie wiesen die gleichen Sicherheitsmerkale auf, hatten sogar ein erkennbares Wasserzeichen und auch sonst dem Euro sehr ähnlich. Nur dass sie eben nicht von anonymen Bauten geziert werden, sondern von J.Nyere oder einem der Wildtiere.

Nun habe ich erfahren, dass ich gar nicht so verkehrt lag mit meiner Assoziation, denn das Geld wird tatsächlich in Deutschland gedruckt und kommt dann nach Tanzania. Na, und warum ist es dann so schwierig in Deutschland Shillingi zu tauschen bzw. viel spannender: Warum haben wir auf dem Euro nicht auch so herrliche Tierbilder – oder zumindest ne kleine Giraffe als Wasserzeichen?

Rally Dakar oder „Gear-affen“

Eigentlich war’s nur eine ganz gewöhnliche Fahrt durch das Massailand, doch für mich war es das erste Mal Autofahren in Tanzania. Nach dem deutschen Gottesdienst im Massaicamp wurde mir der Schlüssel zu einem der Landrover hingehalten mit dem Satz: „Hier, ich will jetzt auch mal was von der Landschaft sehen“

Gut, dachte ich, hier in der Steppe ist das mit dem Linksverkehr ja nicht so schwierig. Doch das plötzlich die ganzen Armaturen auf der Beifahrerseite sind und man mit links schalten und die Handbremse bedienen muss, war dann doch etwas ungewohnt. Den Blinker musste ich glücklicherweise erst auf der Teerstraße suchen und hatte bis dahin Zeit mich an das Fahrgefühl zu gewöhnen (Tipp: der Blinker ist ganz normal auf der rechten Seite, wird aber dennoch gerne mit dem Hebel Links verwechselt, welcher der Scheibenwischer ist).

Dank 4W-Drive hat das Auto ziemlich tapfer auch durch die beachigsten Sandfelder durchgehalten und wir haben Dank der wunderbaren Federung und Anschnallgurten auch meinen Stein- und Lochausweichmanövern stand gehalten. Die Rinder- und Ziegenherden haben schon respektablen Abstand gehalten. Wobei ich da auch ziemlich dankbar war. Die Rinder hier sind ziemliche Geschosse und haben anders als das Angeliter Rotrind beeindruckende Hörner und einen ziemlichen Nacken.

In der Spätnachmittagssonne zeigte sich nicht nur der Kilimanjaro (diesmal ungewohnt auf der linken Seite), sondern gegenüber auch der Mount Meru, hinter dem wenig später die Sonne ziemlich idyllisch unterging. Die Farben waren da ähnlich dem Bild in der Kopfzeile meines Bloggs.

Absolutes Highlight war für mich, als neben unserer Piste eine riesige Giraffenherde stand. Schon von weitem sahen wir die Köpfe über den Akazien ragen, doch die gesamte Herde erfassten wir erst, als wir direkt daneben anhielten.

Welch majestätischer Anblick! Für mich schlicht der Inbegriff von Grazilität und Eleganz!
Bereits bei meinem ersten Afrikabesuch haben mich die Giraffen eigentlich am meisten fasziniert. Sie nun hier so unerwartet wiederzutreffen war ein ganz besonderes Geschenk. Ich machte den Motor aus und wir stiegen alle aus. Über 25 Giraffen pflückten mit ihrer Zunge die kleinen Akazienblätter zwischen den Dornen hervor. Auf dem nahegelegenen Hügel marschierten auch noch ein paar Tiere und erst dadurch merkte man wie gewaltig groß sie sind und welche Strecke sie mit einem Schritt machen können.

Ähnlich wie bei den Affen waren wir für die Giraffen wohl ähnlich spannend, abwechselnd beobachteten sie uns. Wenn sie dann im voranschreiten die Kopf und damit den ganzen Hals bewegten, dann wirkte das ein wenig so, wie wenn die Segelboote auf der Förde kreuzen. Es war einfach grandios.

Schließlich entschlossen wir uns doch weiterzufahren, doch nur um nach ein paar Metern wieder anzuhalten, da nun der Blick noch besser war. Das wiederholten wir noch zweimal ehe wir weiter heimwärts fuhren.

Nach gefühlten zwei Stunden Durchgeschüttelt sein erreichten wir die Teerstraße. Überraschend leicht fiel mir das Fahren im Linksverkehr. Spannenderweise ertappte ich mich dabei, wie ich mir die deutschen Straßen vorstellte und diese auch im Linksverkehr fuhr. Selbst der deutsche Kreisverkehr funktionierte in Gedanken anders herum. Auf Kiswahili heißt Kreisverkehr auch deswegen einfach „kipi-lefti“.

Anders als man sich deutsche Straßen vorstellt sind die Straßen hier, selbst wenn sie geteert sind nicht ohne Hubbel. Aufgrund des risikobereiten Fahrstils der Tanzania sind in der Straße in schön unregelmäßigen Abständen sogenannte Bumps eingebaut. Das sind Entschleuniger wie in mancher 30er Zone nur doppelt so hoch, oder drei, vier kleinere Hubbel hintereinander. Dass es in Deutschland Straßen ohne diese Bumps gibt, ist für manchen Tanzania unvorstellbar.

Samstag, 21. August 2010

Es wird Herbst…

… die Blätter fallen.
Ja, auch hier in Tanzania.

Zunächst habe ich gedacht, es wäre nur ein einzelner Baum. Doch inzwischen verlieren immer mehr Bäume ihre Blätter und wenn ein Windstoß kommt, bekomme ich ein regelrecht herbstliches Gefühl. Allerdings wird es nun wohl hier in Tanzania wärmer anstatt kälter. Gegen Mittag und zum Nachmittag hin wird es sehr dunstig, so dass man die Bergkette der Paremountains hinter der Ebene kaum mehr sehen kann. Dafür ergibt sich nun besonders Morgens immer häufiger ein Blick auf den mächtigen Kilimanjaro.
Den Gärtner der Bibelschule, der hier täglich in stoischer Manier das Laub zusammenfegt fasziniert das nicht so. Doch für mich ist es immer noch ein bewegender Anblick diesen Riesen (also nicht den Gärtner, sondern den Berg) zu sehen. Manchmal merke ich dann wie mein Gang etwas langsamer wird und ich einfach nur staune. Der wolkenfreie Blick auf die verbliebenen Gletscherreste ist ein ganz besonderes Erlebnis.
Doch fast noch mystischer ist das Erhaschen eines Blickes auf den Berg, wenn die Wolken nur einen kleinen Ausschnitt freigeben und man noch zweifelt, ist er’s jetzt oder nicht? und sich dann die Wolken schon wieder davor geschoben haben.
Da merke ich als angeliter Flachlandindianer doch, dass so’n Deich eine andere Dimension hat und auch unsere Endmoränen reichen nicht ganz an den Kilimanjaro heran.

Obwohl: gelb heißt auf Kiswahili manjano, und wenn bei uns der Raps blüht, dann haben wir ja eigentlich auch ne ganze „Kilimanjano-Kette“

Kwaya-Contest

Mitte August beginnen die großen Chorwettbewerbe in Tanzania.
Bereits am vergangenen Wochenende konnte ich mit Werner einer dieser Veranstaltungen beiwohnen.
Jedes Wochenende finden die verschiedensten Vorrunden statt und überall hört man die Chöre proben. Das geschieht zu den undenkbarsten Zeiten. So kam ich heute Morgen um 8.00h von der Morgenandacht zurück und bevor die Marktfrauen sich auf den Weg zum freitäglichen Markt machten, schoben sie noch eine Probe ein. Einer meiner Musiklehrer war auch dabei und versuchte ihnen den letzten Schliff zu geben. Dadurch, dass die Chöre seltenst drinnen proben, konnte ich das relativ bequem beobachten und der Gesang begleitete mich bis ins alte Pastorat, wo ich derzeit alleine wohne.
So schön es ist, Händels Halleluja zu hören, so nachdenklich stimmte mich das auch. Faszinieren doch in Deutschland gerade die rhythmusbetonten afrikanischen Gesänge. Hier in Tanzania gilt aber alles Westliche als schick. Dazu kommt, dass die Chöre in den Wettbewerben bei der Jury eine Notenvorlage für ihr Stück abgeben müssen. In der Regel singt man hier ohne geschriebene Noten, lediglich die Texte werden vielleicht handschriftlich in kleinen Heftchen notiert. Aber sonst singt man ziemlich frei und ist auch offen für leichte Variationen.

Das hat zweierlei Nachteile:

einerseits wird im Wettbewerb nach Notenvorlage bewertet – der Chor also, der seine Gesänge mitreisend und wunderbar vorträgt muss nicht automatisch der Gewinner eines solchen Wettbewerbs sein. Kaum jemand ist in der Lage Noten zu schreiben. Da entscheidet man sich doch lieber für schon verschriftlichte Noten und geht kein Risiko ein.

Andererseits gehen viele der traditionellen afrikanischen Gesänge verloren, sobald die Traditionskette abreist. Zwar ist Tanzania ein sangesbegeistertes Land, doch setzt sich die Jugend auch hier zunehmend von den Traditionen ab. Sie lieben die elektronische Musik mit E-Orgel und E-Bass.

Und auch bei den Chorwettbewerben gibt es inzwischen eine eigene Sparte für die Jugendchöre. So schön diese Offenheit für Veränderung ist, doch letztlich erinnern mich diese Beobachtungen an Deutschland und an das Phänomen der Volkslieder.

Wer in meiner Generation ist denn noch mit den Volksliedern groß geworden und ist heutzutage in der Lage nur drei Volkslieder auswendig zu singen?

Die Mango blüht!

Diese Beobachtung in meiner letzten Sprachkurswoche hat mich regelrecht aus dem Häuschen gebracht. Ist doch dies ein erster Vorbote für die von mir so erwartete Mangosaison. Mit Bangen habe ich ausgerechnet, ob ich diese denn überhaupt noch mitbekommen würde. In der Regel ist sie so ab Januar bis Anfang März. Dann werden einem die Mangos (so wird zumindest berichtet) regelrecht hinterhergeworfen und man soll eine ganze Tüte mit Mangos für nicht mal 50 Cent bekommen. Ach, das wär ein Traum…

Meine Begeisterung für die Mangosaison konnte von einem Arzt im Sprachkurs nicht ganz geteilt werden. Er verdrehte nur die Augen und meinte, dass wäre für die Krankenhäuser die schlimmste Zeit. Man könne sich gar nicht vorstellen, wie viele Kinder und auch Erwachsene beim Versuch die Früchte von den riesigen Bäumen zu pflücken herabstürzen und mit Knochenbrüchen in die Krankenhäuser kommen. Da ist wohl ein norddeutscher Schneewinter nichts dagegen.

Auch die Informationen über die Mangofliege, vielmehr ihre Larven, die sich unter die Haut bohren und dort dann lustig heran wachsen, klingen natürlich wenig appetitlich. Daraufhin habe ich nach dem letzten Waschen meine Wäsche mit gemischten Gefühlen nach draußen gehängt. Mal schauen, ob die Information aus dem Internet stimmt, dass die Mangofliege nicht in der prallen Sonne ihre Eier ablegt.

Dennoch bin ich von dem Anblick der unscheinbaren Blütendolden regelrecht verzückt. Und als wir dann mit dem Dalla von Moshi nach Mwika fuhren, bekam ich mein Grinsen kaum mehr aus den Backen.

Warum die Menschen in Tanzania so positiv sind:

Das ist eher eine linguistische Frage und die konnten wir dank schweizerischem Scharfsinn noch lösen.
Eigentlich ist es ganz simpel, denkt man sich ein wenig in das System des Kiswahili hinein. Ähnlich dem Hebräischen werden den verschiedensten Worten Prä-, Sub-, In- oder andere –fixe angehängt und man kann manchmal mit nur einem Wort einen ganzen Satz bilden (z.B. nimeshakuandikia - ich habe Dir schon geschrieben). Natürlich gibt es für die verschiedensten Zeiten Infixe, die mit den Personenpräfixen kombiniert werden und an den Verbstamm angefügt werden. Und so wie es für jede Person und Zeit eine eigene Form gibt, so gibt es für die Negationen auch nochmal ganz eigene Formen. Teilweise verändert sich dann auch noch der Verbstamm.

Es ist also schlicht viel zu kompliziert etwas Negatives im Kiswahili auszudrücken!

Danke Peter, für diese Erkenntnis!

Donnerstag, 12. August 2010

Straßenkinder auf dem Lande

Heute haben wir ein Straßenkinderprojekt in unserer Nachbarschaft besucht. Das klingt zunächst verwunderlich, wenn man bedenkt, dass wir hier eigentlich mitten auf dem Lande sind. Arusha ist ca 20km westlich und Moshi 60km östlich von uns. Mit dem Bus vom TCDC sind wir als ganze Wagenladung Weißer dort hingefahren worden und wurden dort bei strömenden Regen herzlichst empfangen.

Zunächst bekamen wir eine kleine Einführung in das Projekt das seit ca. 7 Jahren existiert und maßgeblich aus Holland unterstützt wird. 40 Jungs im Alter von 13-15 Jahren werden derzeit hier für 3-4 Jahre begleitet und sollen eine Art zuhause auf Zeit bekommen.

Hier in dem Center bekommen die Jungs eine Schulbildung und werden gleichzeitig auf einen Handwerksberuf (Schweißer, Schreiner, KFZ-Mechaniker) vorbereitet. Der Tages- und Wochenablauf ist ziemlich straff organisiert und das Zusammenleben mit einem Kontrakt geregelt. Wer dreimal schriftlich verwarnt wird muss die Einrichtung verlassen.

Die letzten 18 Monate, die die Jungs hier verbringen, soll sie auf ein eigenständiges Leben vorbereiten. Sie verdienen ein wenig eigenes Geld um auch den Umgang damit zu lernen. Ich konnte es mir nur schwer vorstellen, doch als Straßenkids haben sie relativ viel Geld zu Verfügung.

Die Geschichten der Jungs sind ganz unterschiedlich. Die meisten sind von zuhause weggelaufen, weil sie Stress mit Eltern/Stiefeltern oder Lehrern hatten und von anderen gehört haben, dass man in der Stadt wunderbar vom Klauen und Betteln leben kann. Die wohlgemeinte Hilfe von Weißen, bettelnden Kids Geld oder ein Essen auszugeben wirkt hier also eher kontraproduktiv und vergrößert die Attraktivität vom Straßenleben!

Im Anschluss an die theoretische Einführung wurden wir von einer ganzen Horde Jungs (immerhin waren wir ja auch eine ganze Horde Wazungus) umschwärmt, die uns auf Englisch und mit einem kräftigen Händedruck begrüßten. Jeder von uns bekam einen „personal Guide“ und wurde nun von einem der Kids über das Gelände geführt.

Ziemlich zielstrebig kam einer der Jungs auf mich zu und es war klar, dass er mich nun hier rum führen wollte. Er hieß Robert, war 15 Jahre alt und bereits seit 2 Jahren in dem Center. Hier macht er eine Ausbildung zum Schweißer und ist für die Versorgung der Hühner verantwortlich. Zuvor hatte er für mehrere Jahre in Arusha auf der Straße gelebt und ein schlechtes Leben geführt. Er hat Drogen genommen und Touristen bestohlen. Nun hofft er in spätestens 2 Jahren seine Ausbildung abgeschlossen zu haben und dann ein besseres Leben führen zu können.

Ich war überrascht wie leicht mir die Kommunikation mit dem Jungen fiel, war ich doch in den letzten Wochen durch die Menge der Grammatik und Vokabeln immer ein wenig „sprachgeblockt“. Zunächst führte uns unser Rundgang zu den Kuh- und Ziegenställen. Daneben wurde grade ein ziemlich großer Schweinestall gebaut. Obwohl sich dieser noch im Bau befand, waren schon die ersten kleinen Ferkel eingezogen und wuselten in zwei Stallungen umher. Draußen zeigte mir Robert die Biogasanlage, die derzeit nur durch den Kuhstall versorgt wird – später aber auch an den Schweinestall angeschlossen werden soll.

Weiter ging’s vorbei an den Dormitories zur Küche und den Essensplätzen. Hier wurde der europäische Einfluss ganz besonders deutlich. Kleine, überdachte Sitzgelegenheiten für jeweils 10 Kids erinnerten mich vielmehr an einen Grillplatz in einem deutschen Freizeitpark. Neben der Küche waren die Silos für Mais und Bohnen. Und auf der anderen Seite schloss sich die „Openair-Waschküche“ an, in der die Jungs ihre Wäsche selbst waschen und auch aufhängen können.

Während mir berichtet wurde, dass hier die Jungs selbst mitkochen gingen wir weiter zum Garten, indem Spinat, Salat, Tomaten, Möhren, Zwiebeln, Paprika und natürlich Bananen wuchsen. Auch hier waren einige Jungs zugange und hauten besonders rein, als wir vorbei zogen.
Nachdem wir auch den Hühner- und daneben den Kaninchenstall (das erste Mal, dass ich Stallhühner und Stallhasen in Afrika erlebt habe) besichtigt hatten, gingen wir weiter zu den Werkstätten. Auch hier herrschte rege Betriebsamkeit, doch mit größtem Interesse wurden wir verstohlen begutachtet.

Zu dem Center gehört auch ein kleines Safariunternehmen mit einer eigenen Lodge und einem Lory für mehrtägige Touren. Dieser wird auch von den Jungs gewartet und die Lodge mit Lebensmitteln versorgt.

Nach dem Rundgang zeigte mir Robert noch den Freizeitpavillon, indem sie jeden Sonntag Pool und Kicker spielen dürfen und sogar ein Fernseher ist. Hier schauen sie dann gemeinsam Filme und haben natürlich auch die Weltmeisterschaft verfolgt.

Bevor wir uns als Gruppe wieder trafen – natürlich zum obligatorischen Tee, verabschiedeten wir uns von einander.
Ziemlich beeindruckt ging ich zurück zu der Veranda mit den Ziegenfellstühlen und Baumwurzeltisch. Wieder einmal war ich davon beeindruckt, welch vielversprechende Projekte hier bereits laufen. Und mich begeisterte die Vision die hier zum Ausdruck kam, dass eigene Land anhand der Jugend zu verändern!

Montag, 2. August 2010

Abend in Usariver

Seit gut einer Woche bin ich nun in Usariver und mache hier meinen Sprachkurs. Inzwischen habe ich mich an den europaeischen Lebensstil hier im Center wieder gewoehnt und auch meinen Arbeitsplatz in der Bibliothek gefunden. Ein wenig kommen dabei wieder Erinnerungen an meine Examensvorbereitung hoch, denn eigentlich machen wir hier nichts anderes als Grammatik und Vokabeln lernen, die Sprache ein wenig praktizieren und Grammatik und Vokabeln lernen.

Da kommt es mir sehr entgegen, dass es an den Abenden etwas laenger hell ist als in den Bergen. Durch die Hanglage am Kilimanjaro geht die Sonne in Mwika gut eine halbe Stunde frueher hinter dem grossen Riesen unter. Und auch tagsueber macht sich die tiefere Lage durch etwas waermere Temperaturen bemerkbar - dennoch ist es hier relativ kalt (dafuer gibt es aber derzeit kaum Muecken in den Reisfeldern).

Der Abend kuendigt sich hier in Usariver durch lautes Fluegelrauschen an, wenn die riesigen Marabus sich auf ihren Schlafplaetzen nieder lassen. Das klingt ein wenig so, wie ein Schwan im Landeanflug - nur eben wesentlich lauter. Recht elegant versuchen sie mit ihren langen Beinen Halt auf den duennen Zweigen der Akazien zu finden und balancieren mit heftigen Fluegelschlaegen ihr Gewicht aus. Haben sie ihren Platz gefunden, legen sie ihren Kopf in den Nacken und klappern laut mit dem Schnabel, wobei der riesige Kehlsack um den Hals schlottert.

Bis ich selbst zum Abendbrot gehe, finden sich gut ein Dutzend Marabus ein und wenn ich dann wieder zurueck komme, hoere ich nur noch vereinzeltes Fluegelschlagen. Am naechsten Morgen sind sie schon wieder unterwegs ihre Nester auf der anderen Seite des Centers zu bauen. Mit riesigen Aesten im Schnabel fliegen sie dann durch die Luft und ich wunder mich, wie elegant sie dabei aussehen.

...der eine mag den Kaffee kalt....

naja, oder so...

nachdem ich gestern von meinen ersten Affenkontakten in Leguruki berichtet habe, hat heute eine ganze Affenhorde sich an den frischgeroesteten Erdnuessen zur Chai-/Kaffeepause in Usariver vergriffen.

In den letzten Tagen wurden sie immer zutraulicher und tollten in den Baeumen des Danishcenters herum, wo ich derzeit meinen Sprachkurs mache. Haben sie sich am Wochenende noch mit den Orangen in den Baeumen zufrieden gegeben, enterten heute die Jungaffen in einem unbeachteten Augenblick die Chaipause und griffen einmal ordentlich bei den Erdnuessen zu.
Wiedereinmal waren wir Europaeer und Amerikaner ueberrascht, dass es eben doch Wildtiere sind die in Afrika leben und nicht nur kleine putzige Tierchen, die verspielt in den Baeumen umher tollen.

Die Angestellten bereitetem dem Spuk schliesslich ein Ende und die Affen trollten sich, munter keckernd, in ihre Orangenbaeume zurueck.

Den Kinderschlager muesste man wohl weiter umdichten...

"Die ganze Affenbande bruellt:
Wer hat die Erdnuss, wer hat die Erdnuss, wer hat die Erdnuesse geklaut!"

Sonntag, 1. August 2010

Die Affen rasen durch den Wald...

Zwar nicht bei mir in Mwika, doch bei einem Wochenendbesuch einer anderen Voluntaerin in Leguruki (zwischen Mount Meru und Kilimanjaro) durften wir dieses Spektakel hautnah zu spueren bekommen.

Gemeinsam mit ihrem Freund machte ich mich zu einem kleinen Nachmittagsspaziergang auf den Weg zu den Affen. Wir wussten zwar nicht genau, wo sie sich aufhalten wuerden, aber das es welche in dem Waeldchen geben sollte, das hatten wir von einigen Schuelern des VTC gehoert.

Auf dem Weg Richtung Wald gruesst uns ploetzlich eine Stimme aus dem Maisfeld und wenig spaeter erschien auch der dazugehoerig Mann. Wie es uns geht, wer wir denn seien und wohin wir wollten wurden wir nach typisch tanzanischer Art gefragt.
Ach, zu den Affen... ja, er wollte sowie so grade... und er bringt uns hin. Er wuerde sich nur noch fix was anders anziehen und dann koennten wir los. Nach einer Weilchen kam er in einem frischen Hemd und blitzblanken Schuhen wieder und wir konnten losziehen. Bald wuchs unser Tross noch um ein paar Kinder an und wir naeherten uns so gar nicht dem Wald den wir angepeilt hatten.

Schliesslich standen wir vor der Lehmhuette eines Mzees (Mzee ist ein alter Mann), der in Hockstellung Bohnen ausdrosch. Nach einem kleinem Plaeuschen kam er schliesslich mit und hinter seinem Haus gings weiter, bis wir an einem dicht begruenten Abhang standen. Hier sollten nun die Affen sein und damit wir das glaubten warf er prompt einen Stein irgendwo ins Dickicht. Daraufhin raschelte es ordentlich in den Baeumen und wir sahen tatsaechlich auch einige schwarze Schatten. Danach war's wieder still und nur vereinzelt knackte nochmal ein Ast.
Unser Guide merkte, dass wir nicht so voll befriedigt waren und zog mit uns und den Kindern ab. Schliesslich landeten wir dann doch in einem Waeldchen und dort sahen wir hoch oben in den Baumwipfeln tatsaechlich die Affenbande gemuetlich sitzen. Immer weiter fuehrte er uns in das Waeldchen, so dass wir schliesslich ganz in der Naehe der Affen waren und sie wunderbar beobachten konnte.

Er verabschiedete sich von uns, weil er im Wald nun noch Baeume suchen wollte - kleine Baeume fuer seinen Garten und wir blieben einfach noch stehen und genossen diese besondere Art der Safari.

Anscheinend waren wir fuer die Affen mindestens genauso interessant, wie sie fuer uns und so kamen sie immer naeher, blieben auf den Aesten um uns herum sitzen und schakerten mit uns. Anfangs fanden wir das auch noch ganz lustig und waren ganz angetan davon, wieviele Affen es waren. Die Kleineren hatten wir ja schon in den Baeumen tollen sehen, doch nun kamen auch die alten Herren an und Muetter mit ihren Kleinen unter dem Bauch. Etwas komisch wurde es uns zumute, als um uns herum irgendwelche Sachen aus den Baeumen ziemlich zielgerichtet neben uns zu Boden fielen und die Einschlaege immer dichter kamen. Einige, die sich wohl besonders lustig fanden, veranstalteten ein Zielpinkeln, was allerdings aufgrund des Ast-und Blaetterwerkes nicht hunderprozentig gut ankam.

Wir beschlossen ein wenig weiter zu ziehen - scheinbar hatte die Affenhorde die gleiche Idee und so zogen wir gemeinsam durch den Wald und dem Waldrand entgegen. Dort verabschiedeten wir uns ohne viele Worte - um aber direkt unserem Guide in die Arme zu laufen. Der kam mit nem ganzen Strauss kleiner Baeumchen auch grade vorbei und freute sich uns zu sehen. Wir waren etwas verdutzt und konnten uns das nicht so ganz erklaeren. Aber immerhin fuehrte er uns wieder zurueck und lud uns fuers naechste Mal zu sich nach Hause ein.

Elefanten in Mwika

Manchmal vergesse ich fast, dass ich in Afrika lebe. Doch dann gibt es immer wieder Situationen wo ich denke: stimmt, Deutschland ist glaube ich irgendwie anders...

Vor zwei Wochen herrschte in Mwika grosse Aufregung. Fuenf Elefanten hatten sich von Rombo an der kenianischen Grenze auf einen kleinen Ausflug gemacht. So lustig das nun klingen mag, die Menschen in Mwika und Umgebung waren nicht ganz so erfreut. Einerseits weil die Elefanten doch sichtbare Spuren in den Mais- und Bananenfeldern hinterlassen, andererseits weil sie auch einfach mal tierisch gefaehrlich werden koennen. Als die Elefanten auf Menschen losgingen und ein Menschen getoetet wurde, wurden zwei der Elefanten im Tal hinter der Bibelschule erschossen. Ein weiterer wurde in der Naehe vom Haus meines Musikkollegens erschossen und dort vor Ort direkt zerlegt.

Die anderen zwei Elefanten wurden nach Marangu verjagt. Marangu ist der Ausgangspunkt vieler Kilimanjaro-Exkursionen und zugleich einer der Zugaenge zum Nationalpark. Marangu ist aber auch eine Dalla-Station auf dem Richtung Moshi und so bekam ich an diesem Morgen eine ziemlich besondere Dallafahrt geboten.

Ziemlich zoegerlich und widerstrebend setzten sich die Dallafahrer in Bewegung. Keiner wusste genau, wo sich die Elefanten aufhielten und jeder hatte ziemliche Manchetten vor den Tieren. Nach jedem Halt tauschten die Neuzugestiegenen ihre Geschichte und Information ueber die Elefanten aus und liessen daran das ganze Dalla dran teilhaben. Stets klingelte eines der Handys und das meist gesprochene Wort an diesem Morgen war sicherlich "Tembo, Tembo" (Kiswaheli fuer Elefant).

http://www.habarileo.co.tz/kitaifa/?n=8731&cat=kitaifa