Noch über einen Monat werde ich hier in Tanzania sein, doch habe ich manche der Studierenden heute das letzte Mal unterrichtet. Für einen Teil der Bibelschüler beginnen heute die Ferien. Eigentlich sollte der Unterricht noch bis zum Freitag gehen, aber ein (wiedermal scheinbar spontan auftretender) Feiertag veranlasste heute den Principal während des Chais zu sagen, dass einige Kurse bereits ab 11.30h (also direkt in Anschluss an den Chai) enden.
Mein herrlicher Plan die Genesisvorlesung mit dem Turmbau zu Babel und der (für mich so passend erscheinenden) Sprachverwirrung zu beenden, woran ich anschließend jeden der Schüler auf seiner Tribesprache „Frohe Weihnachten“ wünschen lassen wollte ging nun leider nicht mehr auf.
Im nächsten Jahr lasse ich vor meiner Abreise noch in allen Kursen die Examina schreiben und hoffe, dass ich sie vor meiner Abreise korrigiert bekomme.
Besonders in den letzten Wochen hat mir die stete Ungewissheit, ob ein Unterricht nun stattfindet oder wieder zugunsten irgendwelcher Aufräum, Heckenschneid oder sonstiger Arbeiten bzw. spontan verkündeter Feiertage entfällt, ziemlich zugesetzt. Hätte ich solche Ausfälle vorher gewusst hätte ich die Stunden nicht vorbereitet, doch so habe ich manche vorbereitete Stunde 2 Wochen vor mir her geschoben, ehe ich sie halten konnte. Bei insgesamt 14 Wochenstunden kam da so manches zusammen und wirklich besser wurde der Unterricht nicht davon.
Nachdem wir in der vergangenen Woche die beiden Jesajaberufungen in herzallerliebsten Bibliodramen erfahrbar gemacht haben und eine emotionale Diskussion über die Frage geführt haben, warum denn Jesus in Kana denn ausgerechnet Wein hatte machen müssen.
Erst später verstand ich, dass es wiedermal keine theologische, sondern eine Alltagspraktische Frage war. In der lutherischen Kirche Tanzanias besteht striktes Alkoholverbot und warum Jesus dann ausgerechnet Unmengen von Wein produzieren musste ist dann nur allzu berechtigt.
Die Frage, wann man denn in Deutschland heiraten kann, war in einer Stunde auch weniger nach dem Zeitpunkt sondern nach dem Verwandtschaftsgrad orientiert. So gibt es in den unterschiedlichen Tribes unterschiedliche Regeln. Bei kleineren Tribes gilt beispielsweise die Regel, dass man heiraten kann, wenn der Großvater unterschiedlich ist. In der Folge der Diskussion entsponn sich hieran jedoch die Frage, wann man denn heiraten müsse. Dass man schon mal probeweise zusammenzieht ist in Tanzania absolut nicht üblich. Doch in der Klasse gab es da ganz unterschiedliche und „ketzerische“ Meinungen.
Nach einer ganzen Reihe von Unterrichtsfrust konnten mich solche Stunden mit weniger erquicklichen Unterrichtssituationen etwas versöhnen. Sehr herzlich verabschiedeten sich die Schüler von mir, ehe sie sich zum teil schon heute auf ihre bis zu drei Tage dauernden Heimreise zu ihren Familien begaben.
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