oder: „Shoko ist nicht mehr!“
Und das nur weil Menschen wie du und ich einfach mal gesellig beisammen sein wollten…
So, oder ähnlich würde dieser Blogeintrag enden müssen, wäre es eine Stenkelfeld-Folge. Vielleicht mag es ein wenig makaber klingen, doch uns hat es geschmeckt.
Nach meinem Blogeintrag über unseren Chorausflug nach Shokony wurde ich häufiger gefragt, wie es denn meinem Huhn ginge. Nun, mein Huhn war gar kein Huhn sondern ein Hahn und deswegen hätte ich auch nie erfahren, welche Eier Shoko legen würde. Doch dank der fürsorglichen Pflege Mama Moshis ist Shoko wohlgediehen und nun den Gang gegangen, den alle Hähne in Tanzania früher oder später gehen müssen.*
Eines Tages kam Mama Moshi auf mich zu und fragte wann ich denn nun mein Kuku schlachten wollte. Sie müsse demnächst umziehen und auf tanzanische Art und Weise gab sie mir zu verstehen, dass es wohl besser wäre, wenn Shoko nicht mit umziehen müsse.
Also verabredeten wir uns für einen Tag und mit einem Messer** gewappnet machte ich mich am späten Nachmittag auf den Weg zu ihr rüber. Vor ein paar Monaten haben wir mit einigen Volontären schon einmal „indisch Curry mit lebend Huhn“ gekocht und so war es nicht mein erstes Huhn was ich in Tanzania schlachten sollte. Doch damals hatten wir ein wenig Probleme es auszunehmen, deswegen wollte mir Mama Moshi nun zeigen, wie man ein Kuku richtig ausnimmt und dann tanzanisch kocht. Auf dem Markt hatte ich bereits die Zutaten eingekauft und nun fehlte nur noch das Huhn.
Da Mama Moshi selbst noch „kurz“ auf dem Markt war, aber das Wasser schon kochte, machte ich mich gemeinsam mit ihrem Mann daran den Hühnerstall um einen Mitesser zu erleichtern. Der kleine Sohn war nicht wirklich erbaut, schaute aber zunächst fasziniert zu, ehe er sich mit zugehaltenen Augen abwendete.***
Unser erstes Kuku hatten wir nach einer Methode geschlachtet, die ich in Dodoma in einem Straßenkaffee beobachtet hatte und ziemlich elegant fand. Man dreht das Kuku einfach auf den Rücken und stellt sich dann mit beiden Füßen auf die Flügel. Dann hat man beide Hände frei um den Kopf und das Messer zu halten. Die Füße des Kukus sind zusammengebunden, so dass man sich auch kaum verletzen kann. Dieses Mal variierten wir die Dodoma-Methode ein wenig, doch dadurch war es leider nur noch halb so elegant.
Nachdem das Kuku ausgeblutet war, wurde es komplett mit heißem Wasser übergossen, damit man die Federn leichter entfernen konnte. In der Tat lösten sich die Federn schon fast von selbst - und in der Tat war das Wasser ziemlich heiß. Meine zarten Europäerfingerchen waren das nicht gewöhnt und so überließ ich das notgedrungen den geübten Tanzanischen Händen.
Als wir grade fertig waren kam auch Mama Moshi vom Markt zurück und so konnten wir das Kuku gemeinsam ausnehmen. In einen Topf kam das, was nicht mit gekocht werden sollte, in einen anderen die kochfertig kleingeschnittenen Stücke. Eigentlich kam hier alles rein, denn auch die Füße und der von den Augen und Schlund befreite Kopf wurden mitgekocht.
Nachdem Shoko so aufgeteilt, fertig im Kochtopf lag, machten wir uns in unsere Küche rüber, wo wir auf dem Gasherd kochen wollten. Zwar wäre es auf dem Dreistein mit Feuerholz schneller gegangen, doch es sollte bald dunkel werden und an der Kochstelle hätte es kein Licht gegeben.
Ein letztes Mal kam Shoko in den Genuss von frischem Gemüse und ging darin voll auf. Zum gemeinsamen Essen kam später die komplette Family von Mama Moshi samt Gästen rüber. Unser großer Küchentisch wurde quer in den Raum gestellt, damit jeder einen Platz bekam. Während wir uns um Shoko und einen Gurkenobstsalat gekümmert hatten, hatte die Cousine von Mama Moshi noch Reis und Spinat gekocht. So gab’s ein richtiges Festmahl und da ich an diesem Tag meinen hoffentlich vorerst letzten Zimmerwechsel vollzogen hatte, gab es sogar einen Anlass der mit Shoko gefeiert werden wollte.
* Einfachheitshalber verwende ich das geschlechtsneutrale tanzanische Wort Kuku für Huhn
** Ja Anam, Dein Messer leistet hier in Tanzania vielfältig gute Dienste!
*** Nicht, dass ich das so detailliert mitbekommen hätte, doch dank des neuen Volontärs gibt es eine Videoaufzeichnung von dem Prozedere, welches ich aus Jugendschutzgründen hier nicht einstelle, doch auf Mailanfrage versuche zu verschicken
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