Freitag, 17. September 2010

Kwaya Contest II

Mittlerweile sind die Vorrunden abgeschlossen und man bewegt sich auf das große Finale am nächsten Wochenende zu. Dieses Wochenende findet das kleine Finale auf dem Gelände unserer Bibelschule statt. In dieser ganzen Woche wurde das Gelände von den Bibelschülern auf Vordermann gebracht, die Hecken geschnitten, der Rasen (mit gekrümmten Macheten) gemäht, eine Tribüne aufgebaut und eine Arena mit großen Stoffbahnen abgetrennt.

Meinem Musikkollegen brannte der Kopf und mit einer entsprechenden Handbewegung fasste er sich an selbigen. Ob ich ihm einen großen Gefallen tun könne. Es gäbe da so einen Posaunenchor in einer Secondaryschool, die wären ganz fit, hätten aber keinen Musiklehrer und hätten bei ihm angefragt, ob er ihnen nicht den letzten Schliff verpassen könnte. Wenn ich ihm das abnehmen könnte, wäre er mir total dankbar, denn jetzt von der Bibelschule weg zu fahren, das ginge einfach nicht.
Ich hatte kaum geantwortet, da hatte er auch schon sein Handy gezückt, mit der Schulleitung telefoniert und direkt im Anschluss daran einen Motorradfahrer für mich organisiert. Anders wäre das Seminary nicht zu erreichen. Keine zwei Stunden später fand ich mich auf dem Pikipiki wieder und los gings durch die Staubwüste der Straßenbaustelle. Doch nicht lange, denn zum Seminary bog der Weg ab und führte querfeldein durch die Kaffee- und Bananenfelder. Auf einer Bergkuppe hielt der Pikipikifahrer kurz an und zeigte auf die nächste Bergspitze – dort wäre das Seminary. In der Tat sah ich dort oben einige Gebäude und hatte ein wenig das Gefühl in den Kulissen vom „Herrn der Ringe“ zu sein.

Die Kombination von PS-Stärke und Fahrfreude brachte uns relativ bald ans Ziel. In der Schule war der Unterricht schon vorbei und nach dem Mittagessen begann nun das Nachmittagsprogramm. Voller Neugier wurde ich wieder mal beäugt, während die Jungs vom Posaunenchor draußen Stühle zum Proben aufstellten und ich eine kurze Vorstellung der Schule bekam.

Es war eine für Tanzania recht klassische, aber mit 600 Schülern eher kleine Schule. Aus ganz Tanzania kommen die Kids, die hier zur Schule gehen und in Dormitories leben. Es ist wirklich nichts in der Nähe, so dass man relativ ungestört unterrichten kann. Doch die Kehrseite war dem dort lebenden Lehrer auch deutlich anzuspüren – man ist einfach mal weit ab vom Schuss. Zu der Schule gehört ebenfalls eine „kleine“ Farm mit 10 Hektar, 26 Kühen, 12 Schweinen, ca. 20 Ziegen und einigen Hühnern. Außerdem noch eine Kirche, die grade gebaut wird. Der Schulpastor war mir nicht unbekannt – einer meiner Kollegen und ehemaliger Nachbar ist dort seit Anfang September neu hin berufen worden.

Während dieser Einführung waren die Jungs mit dem Aufbauen fertig – sogar Notenständer hatten sie und die Instrumente waren in einem überraschend guten Zustand. Ein wenig skurril war das Setting schon.
Gut 200 Schüler standen zufällig herum oder an die Schulgebäude gelehnt, während hinter mir der Berghang hinunter ging. Die umliegenden Berge verschwanden teilweise in den Wolken, so dass auch der Kilimanjaro nicht zu sehen war. Die für Tanzania typischen weißkrausigen Krähen kreisten am Himmel und mir schien die Sonne durch einen Dunstschleier gedämpft ins Gesicht.

Die Probe mit den Jungs war einfach eine riesige Freude!
Zunächst waren sie noch etwas schüchtern, doch bald hatten sie sich frei gespielt und ich glaube wir alle hatten einen ziemlichen Spaß. Letztlich probten wir nur die beiden Stücke für Sonntag, und dennoch verging die Zeit wie im Fluge, Es war Zeit für das Abendappel. Jeden Abend wird an öffentlichen Gebäuden um 18h die Tanzaniaflagge eingeholt, welche morgens um 6h gehisst worden ist.

In dem Seminary wurde dieses Appel gleichzeitig mit der Abendandacht verbunden. So füllte sich der Schulhof zunehmend mit den Schülern und auch ein Altar wurde aufgebaut. Die Andacht wurde von zwei älteren Schüler gehalten und lief gänzlich ohne einen Lehrer ab.
Kurz vor Ende der Andacht zog ein Grüppchen los – sie hatten Küchendienst und sollten der Dada bei der Essensausgabe helfen.

Inzwischen war auch die Schulleiterin gekommen, mit deren Fahrer ich wieder zurück nach Mwika fahren sollte. Ehe dieser von seinem Botengang zurückkam unterhielten wir uns ein wenig. Sie erzählte mir, dass sie schon mehrmals in Deutschland gewesen sei und auf meine scherzhafte Frage, ob sie denn nun auch Deutsch sprechen würde antwortete sie „ain bischchen!“

Mit ihrem Fahrer gings nun einen anderen Weg, der auch von einem Auto befahren werden konnte, zurück. Er schien sich ziemlich sicher zu sein, dass ihm keiner entgegenkommen und dass die Menschen schnell genug zur Seite springen würden. In der Tat kam uns auch nur ein Wahlpropagandaauto entgegen und auf unserer Kühlerhaube landete kein weiterer Fahrgast.

Als wir die Hauptpiste erreichten stieg ich in einen andern Wagen um, der mich dann wieder zurück nach Mwika brachte. Ziemlich beeindruckt kam ich dort an und bin nun gespannt, wie die Jungs am Sonntag abschneiden werden.

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