Montag, 13. September 2010

Kitimoto

Kennern fließt alleine schon bei diesem Schlagwort das Wasser im Munde zusammen. Doch ich selbst habe etwas länger gebraucht ehe ich mit diesem Worten etwas anfangen konnte. Es findet sich kaum in einem Lexikon – letztlich ist eine Chiffre für Schweinefleisch.

Aus Rücksicht auf die islamischen Mitbewohner eines Dorfes oder eingeheirateten Verwandten isst man in den Dörfern nur sehr selten Schweinefleisch und obwohl es das ideale Fleischtier ist, halten demenstprechend nur relativ wenige Familien ein Schwein.

Das heißt aber nicht, dass die Menschen nicht gerne Schweinefleisch essen. So gibt es z.B. in Moshi Restaurants in denen man „Kiti moto“ essen kann. Für manchen Einheimischen ist es das Highlight eines jeden Moshibesuches - endlich kann man mal ohne schlechtem Gewissen den muslimischen Verwandten gegenüber Schwein essen. Doch auch für Christen hat Kitimoto etwas anrüchiges, ist es doch meistens verbunden mit einer Bar, in der Bier ausgeschenkt wird. Doch was verboten ist, ist ja bekanntlich nur noch reizvoller.

Aus der, von einer kräftigen Mama hingehaltenen, Schüssel mit vorgekochten Fleischstücken sucht man sich selbst ein Stück aus - je nachdem wie viel Schwarte und Knochen man haben möchte. Nachdem man noch die Anzahl der Kochbananen angegeben hat, die mitgebraten werden sollen, setzt man sich mit der ersten Soda an einen Tisch und wartet. Irgendwann kommt die Mama mit einer dampfende Schale angeschritten und setzt die Platte mehr oder weniger liebevoll auf dem Tisch ab. Dazu gibt’s dann noch einen Teller mit frischen Gurken und Pilipili. Das ausgesuchte Fleischstück wurde in mundgerechte Stücke geschnitten und hat sich bei der Kochprozedur elegant mit den Bananen, Tomaten, Kräutern, Zwiebeln und anderen Gewürzen vermischt. Ißt man mit mehreren, so gibt’s dennoch nur eine Platte von der dann alle gemeinsam essen.

Geübte Kitimoto-Esser können den Zeitpunkt des Erscheinens der Mama mit der Platte schon ganz gut abschätzen, so dass man kurz vorher aufsteht und sich an dem obligatorischen Wassereimer mit Hahn die Hände wäscht. Besteck wird man bei diesem traditionellen tanzanischen Essen vergeblich suchen und so macht man sich mit sauberen Pfoten über das Schwein her. Knochen werden lässig abgenagt und dann auf das Wachstischtuch gelegt, Schwarte genussvoll verspeist und mit dem Pilipili versucht man das Fett ein wenig zu überlisten.

Nach so einer Fleischplatte ist man in der Regel unfähig überhaupt noch irgendwas anderes zu machen und so bleiben die meisten noch sitzen und trinken einfach noch ein Bier (oder gut christlich noch eine Soda), ehe der erste Verdauungsschock überwunden ist. Dabei puhlt man mit einem Zahnstocher die letzten Fleisch und Knochenreste aus den Zahnräumen und schaut den anderen beim Essen zu oder wird von einem der Musikvideos in den Bann gezogen.

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