Dienstag, 1. Juni 2010

Saloni ya kutengenezea nywele*

Nach fast zwei Monaten entschied ich mich in dieser Woche für einen Besuch beim tanzanischen Herrenfrisör. Sicherlich kennt ihr alle die herrlichen Zopffrisuren an denen man vermutlich Stunden sitzt. Jedes Mal wenn eine meiner Schülerinnen nach einem Wochenende mit einem neuen Zopfmuster in der Klasse erscheint erkenne ich sie fast nicht. Als sich vor einigen Wochen eine der Wazungus die Haare hat flechten lassen, stellt die Haareflechterin wieder einmal fest, dass wir ja ganz andere Haare haben – die sind so schön weich und lassen sich so leicht kämmen (dafür halten aber die Frisuren bei uns auch nicht).

Neben dem Flechten gibt es dann noch eine andere prominente Methode des Frisierens und das ist wachsen lassen – aber primär rasieren. In der Tat fällt es mir leichter einen der Lehrer, oder der Schüler wiederzuerkennen, wenn sie sich mal wieder die Haare rasiert haben.

Am Markt in Mwika sind einige Friseursalons und einer der ehemaligen HuYaMwi-Schüler möchte sich jetzt grade selbstständig machen. Also fragte ich die Voluntärinnen, wo der Laden denn sei und schließlich kam sie einfach mit, um sich auch die Haare scheren zu lassen. Es versprach also eine interessante Angelegenheit zu werden.
Der Markt, der sonst ein ziemlich wuseliger Ort ist, schien gegenüber Markttagen wie ausgestorben. Nur ein paar der weißkrausigen Krähen saßen auf den verlassen Marktständen und vereinzelnde Schülergrüppchen waren in ihren Schuluniformen auf dem Heimweg.

Als wir zum Friseursalon kamen, saß Ruben ziemlich lässig in seinem Frisiersessel und grüßte uns freudig. Wir tauschten zunächst die üblichen Neuigkeiten aus und fragten am Schluss ob er uns nicht die Haare schneiden wollte. Seinem Gesichtsausdruck war zu entnehmen, dass er etwas überrascht war und er fragte nochmal nach, ob er’s richtig verstanden hätte.

Während ich Platz nahm und Ruben die Haarschneidemaschine desinfizierte, die Aufsätze vor mir aufreihte und mir den obligatorischen Umhang umband, telefonierte er mit einem Bekannten, dass er nun ‘nem Mzungu die Haare schneiden würde. Zaghaft begann er schließlich mir die Haare zu schneiden. Bevor sein Freund kommen konnte, hatte sich draußen schon eine kichernde und lachende Schülergruppe eingefunden und auch Ruben schien seinen Spaß zu haben. Als dann aber sein Freund kam, war Ruben sichtlich erleichtert und übergab die Maschine, offensichtlich an seinen Lehrer. Nun ging es etwas forscher voran. Wie mir versichert wurde, hätte er schon Erfahrungen mit den Haaren der Weißen. Doch irgendwie müssen die Haare der Norddeutschen widerspenstiger sein als die der Ungarn – zwar schnitt die Maschine Haare ab, doch mein Kopf sah weniger nach Frisur aus. Schließlich nahm ich die Maschine selbst in die Hand und begann einmal von der Stirn beginnend gegen die Wuchsrichtung zu schneiden. Zumindest waren die Haare nun wieder einigermaßen gleichmäßig lang ;-)

So setzte er das Haarescheren fort, wechselte für die Seiten die Aufsätze und schnitt nachher auch noch die Konturen nach – selbst an der Stirn. Letztlich war es sehr zu meiner Freude nicht die ganz klassische afrikanische Haare-ab-Frisur. Der Abschluss der Zeremonie bestand aus einem abgepudert Werden mit einem normalen Malerpinsel und Abtupfen mit Alkohol. Auch die Maschine bekam eine entsprechende Prozedur verpasst, schließlich sollte jetzt der andere Mzungu geschnitten werden. Während er die Maschine ölte, meinte er mit einem sorgenvollen Blick, dass er sich nun wohl eine neue Maschine kaufen müsste, weil die doch sehr beansprucht würde und deswegen nicht mehr so gut schneide.

*„Salon um Haare herstellen/reparieren zu lassen“

1 Kommentar:

  1. Und wo ist das Bild von Dir und Deiner neuen Frisur? Klingt auf jeden Fall nach einer weiteren interessanten Erfahrung!

    AntwortenLöschen