Seit heute bin ich stolzer Besitzer eines Huhnes! Aber der Reihe nach…
Heute gings mit dem Kwaya ya Theologia für zwei Gottesdienste in die Nachbargemeinde nach Shokony. Um 6.15h sollte es losgehen, da der erste Gottesdienst bereits um 7h (!) begann und man bestimmt ne halbe Stunde laufen würde.
Kurz gesagt, wir kamen um 6.30h los und waren um 7.30h dort. Auf dem Weg ging es quer durch die Bananen- und Kaffehaine, vorbei an Lehmhäusern, vor denen die Hühner pickten und vereinzelt schon ein paar Leute aktive waren. Auf dem Weg wurde uns berichtet, dass hier vor einigen Tagen Elefanten gesichtet wurden, die aus Kenia rüber gemacht hatten.
Etwas schmunzeln mußte ich schon, als ich bemerkte, wie die Schüler neben mir sich im Kichagga (der hiesigen Stammessprache) übten und versuchten die Vorbeikommenden zu grüßen. Insgesamt gibt es in Tanzania über 120 verschieden Stämme, von denen jeder seine eigene Sprache hat. Gerade die Chagga unterteilen sich selbst nochmal in drei eigene Tribes, die auch je eine eigene Sprache pflegen. Die Schüler der Bibelschule kommen aus allen Teilen Tanzanias und so sprechen sie alle auch ihre eigene Sprache – das Kiswahili ist erst seit J.Nyere zur Lingufranca geworden.
So waren denn auch die Liturgie und die Lieder des Gottesdienstes auf Kichagga, doch immerhin war die Predigt „allgemeinverständlich“ auf Kiswahili.
Vor der Predigt wurde der nun endlich anwesende Chor begrüßt und ich war wieder einmal überrascht, wie viel ich verstand. Letztlich sollte sich jeder kurz der Gemeinde vorstellen. Meine Schüler waren etwas besorgt, ob ich es wohl hinbekommen würde und boten mir eine Translation an. Umso mehr gratulierten sie mir im Nachhinein und freuten sich sichtlich mit mir – wofür braucht der Teacher denn noch’n Sprachkurs?
Zwischen den beiden Gottesdiensten gab es den obligatorischen, exorbitant süßen Chai mit Chappati und frittierten Bananen. Welch Genuss war es sich an der warmen Teetasse wenigstens die Hände wärmen zu können und dabei die fettigen, frisch frittierten Bananen zu essen. Zwischenzeitlich hatte es begonnen zu Regnen und wir rückten ein wenig von den offenen Fenstern ab. Waren aber froh, dass das Dach dicht war und wir nicht raus mußten. Jeder der rein kam stapfte ein-zwei Zentimeter größer auf seinen Schlammabsätzen erst mal zum Schuhabtreter.
Im zweiten Gottesdienst sang der einheimisch Chor unter der Leitung meines Musikkollegens mit unserem Chor im Wechsel und die Bibelschüler hatten ein Anspiel über die Konkurrenz von Witchman und Kirche vorbereitet. Während des Gottesdienstes wurden wir wieder vorgestellt. Diesmal wurde ich als Lehrer nach vorne gerufen und besonders begrüßt. Anscheinend hatte mein Kollege dem Pastor gesteckt, dass ich in Kiel in der Partnergemeinde von Shokony gelebt habe und so wurde mir direkt der Partnerschaftsbeauftragte vorgestellt. Auch die beiden Volontärinnen wurden extra begrüßt und hervorgehoben, dass durch die Bibelschüler ja ganz Tanzania vertreten sei. Gott ist ein Gott aller Völker und gemeinsam können wir ihm die Ehre geben und seinen Gottesdienst feiern. Wieder einmal merkte ich, welch hohen Stellenwert in Tanzania Gäste haben!
Bei der anschließenden Versteigerung der Naturalspenden wurde mir dann von den beiden Voluntärinnen ein Huhn ersteigert. Das arme Tier war den ganzen Gottesdienst über mit gebundenen Beinen in einer Plastiktüte verstaut gewesen. Der Kopf schaute natürlich heraus, und durch die Tüte hielt es auch wunderbar still. Das änderte sich dann, als es nach der Auktion (für 4.000,- TSh ~2,50€) mir überreicht wurde. Etwas hilflos stand ich nun mit dem flatternden Federvieh dar, und war recht dankbar, dass es mir von einem meiner Schüler fachmännisch abgenommen und wieder in der Tüte verstaut wurde. Sicherlich war es eines meiner Vorhaben in Tanzania eine Ziege und Hühner zu halten, aber dass sich das nun so plötzlich realisierte überraschte mich dann doch ein wenig.
Mein Schüler versprach es erst mal sicher zu verwahren und so ging ich relativ beruhigt zum Essen und zum Chorbeisammensein. Als wir uns am späten Nachmittag auf den Heimweg machen wollten griff er neben seine Bank, holte die Tüte mit dem verstauten Tier hervor und gab sie einer anderen Schülerin, die es in ihre Tasche steckte. Ein wenig gackerte das Huhn dabei, beruhigte sich aber recht bald und schaute etwas bedröppelt aus der H&M-Tüte. Ja, ganz sicherlich geht man hier mit Tieren anders um und vieles erscheint einem sehr fremd. Gerade nach deutschen Maßstäben kann man in vielen Dingen nicht gehen. Bei dem Huhn wäre sicherlich bald zu Recht der Tierschutzbund auf den Plan getreten. Und auch unsere heutige Heimfahrt über die ungeteerte Buckelpiste bergauf, auf der Ladefläche eines Bananenlasters wäre in Deutschland undenkbar. Unsere Bibelschüler ließen sich den Spaß auch nicht durch die kurzfristige Reparatur eines nicht ganz festen Hinterrades verderben auf das uns ein anderer überholender Laster aufmerksam gemacht hatte. Immerhin wurde ja vor und nach Safari gebetet!
In Mwika angekommen wurde das ersteigerte Zuckerrohr verteilt und zur Zahnpflege direkt verwendet. Ich machte mich mit meinem Huhn unterm Arm auf den Weg zu meinem Zimmer. Auf der Fahrt hatte die Henne den Namen Shoko bekommen, weil es ja aus Shokony stammt und zudem noch braun ist. Welche Eier es legen wird bleibt abzuwarten. Um es nicht in meinem frisch errichteten Bad unterzubringen, bin ich direkt weiter zu meinen Nachbarn gegangen. Die beiden Jungs staunten nicht schlecht, als ich mit der kleinen Henne ankam. Da man nie so recht weiß welche Krankheiten so ein Tier mitbringt ist es dort erst einmal in Quarantäne gekommen. Wenn ich es „bräuchte“ könne ich mich jeder Zeit melden.
Mit Blick auf den gutgefüllten Hühnerstall wurde direkt hinterher geschoben, dass mir Mama Moshi sicherlich gern beim Schlachten behilflich sein würde, die mache das häufiger ;-)
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*Huuuuuuuuuuuuuuuuuuuuuhn*
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Liebe Grüße
Lena