Dienstag, 1. Juni 2010

Gottesdienstbesuche in Tanzania

Die deutschen Gottesdienste sind immer tot langweilig, steif und dementsprechend spärlich besucht – dagegen sind die Gottesdienste in Afrika total fröhlich, dauern gerne mal zwei Stunden, es wird getanzt, gesungen und gelacht und sie sind immer zum Bersten gefüllt.
So könnte man wohl klischeehaft die beiden Veranstaltungen vergleichen.

Nun, das Tanzen hat die tanzanische Kirche ebenso verboten, wie den Alkohol und das Rauchen. Mittlerweile wird zumindest ersteres nicht mehr so streng gesehen, aber das wirklich getanzt wird ist, bis auf einige besondere Gottesdienste, nachwievor (nach meinen Beobachtungen) eher noch die Ausnahme. Und dennoch wirken die Gottesdienste für uns wesentlich lebendiger und fröhlicher. Tatsächlich ist eine gelungene Predigt eine Predigt in der man mindestens einmal gelacht hat und in der man direkt angesprochen wurde. Das ist durchaus wörtlich gemeint. Denn das „Bwana Yesu asefiwe“ (Der Herr Jesus werde gepriesen!“) wird der Gemeinde zwischendurch immer wieder entgegengeworfen, worauf diese mit einem kräftigen „Amin“ antwortet. War es dem Prediger nicht kräftig genug, so wird das einfach nochmal wiederholt. Eigentlich ein ziemlich geschickter Schachzug, so schafft man eine Zäsur in der Predigt, weckt möglicherweise den einen oder die andere Predigthörerin wieder auf und unterstreicht gleichzeitig seine Aussagen. Didaktisch und pädagogisch höchst wertvoll!
In diesem Sinne: Bwana Yesu asefiwe! … !
Bwana Yesu asefiwe! … AMIN!

Bassi, am prägnantesten ist jedoch für mich der kräftige Gemeindegesang. Im tanzanischen Gesangbuch sind nur die Texte der Lieder abgedruckt. Dennoch werden die Lieder kräftig, teilweise sogar mehrstimmig mitgesungen und das obwohl (oder grade weil?) keine Orgel den Gemeindegesang begleitet. Überhaupt wird im tanzanischen Gottesdienst eigentlich nur gesungen, wenn nicht gerade gebetet oder die Predigt gehalten wird. Dadurch wirkt der Gottesdienst natürlich besonders feierlich und fröhlich!

Grund für den vielen Gesang sind gar nicht mal die Choräle, sondern vielmehr die Liturgie. Die komplette, recht umfangreiche Liturgie wird gesungen. Und das teilweise sogar mehrstimmig. Gerade in den ersten Tagen erwischte ich mich immer wieder dabei, wie ich im Laufe des Tages einen Ohrwurm vom Morgenlob besaß und lustig die Liturgie vor mich her pfiff. Wird in Deutschland für die manchmal recht steifen Gottesdienste die Liturgie verantwortlich gemacht, so müsste das für Tanzania eigentlich noch mehr zu treffen. Nur seltsamer Weise ist sie es gerade, die „die afrikanischen Gottesdienste“ so lebendig und fröhlich erscheinen lässt!

Von der Länge des Gottesdienstes her kann der in der Tat gerne mal zwei Stunden dauern, besonders wenn ein Altbischof an die Stunde lang predigt. Doch das ist auch den Afrikanern zu lang und so schläft man entweder ein, oder wie Mama Agnes heute, gähnt einfach mal ganz herzlich und vernehmlich. Daraufhin hat der Altbischof uns alle aufstehen lassen und einen Choral schmettern lassen. Da noch nicht alle ganz wach waren, hat er abbrechen und nochmals anstimmen lassen, nicht vorher versäumend darauf hinzuweisen, dass man doch kräftig mitsingen solle.

Doch die Morgen- bzw. Abendandachten an der Bibelschule dauern meist nicht länger als eine halbe Stunde. In der Regel fangen sie auch pünktlich an und sind relativ gut besucht. Es sei denn es findet noch ein Fußballmatch gegen die Universität statt. Dann kann es schon mal passieren, dass wir nur zu dritt um 18.30h in der Chappel sitzen. So wie vergangenen Freitag im Sala ya Joni. Aber anstatt zu warten, wurde trotzdem schon mal angefangen – man sang halt einfach noch ein bisschen kräftiger!

Sicherlich ist – sei es in Afrika oder in Deutschland – jeder Gottesdienst anders und natürlich von einer Andacht zu unterscheiden. Doch letztlich glaube ich, kommt es wohl darauf an was man daraus macht!

Bwana Yesu asefiwe! …

Halleluya! Amin!

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