Dienstag, 30. November 2010

Adventskäffchen

Nachdem die Nachrichten von angeblichen Minustemperaturen in Deutschland sich bei mir häufen, tun mir die Menschen in Deutschland zunehmend leid, die diese Wettersituation nicht genießen können. Vielleicht kann ja dieser kleine Eintrag die fröstelnden Gemüter ein wenig erwärmen ;-)

Während der Posaunenchor der Kirchengemeinde in Mwika seine Weihnachtslieder probt sitzen wir heute Nachmittag in T-Shirt und Malapas auf unserer Veranda, trinken ein Käffchen und essen dazu aus Deutschland importierte Lebkuchen. Den Dresdener Stollen heben wir uns noch ein wenig auf…

Der einzige Schnee liegt in Sichtweite auf dem Kilimanjaro und sorgt dort für keinerlei Verkehrschaos.

Bei der zweiten Tasse Kaffee sind wir gedanklich schon beim kommenden Wochenende, an dem wir mit der deutschen Gemeinde zu einer Adventsfreizeit fahren werden.

Inzwischen ist der Posaunenchor wieder in sein Standardrepertoire verfallen, das eher an Guggenmusik erinnert. Natürlich hat es auch seinen Reiz „Stille Nacht“ mit großer Trommel untermalt zu hören und „Tochter Zion“ ist für mich ja eigentlich eh zum Ganzjahres Lied geworden, was eher ein Lebensgefühl ausdrückt ;-)

Graduation

Es wurde als das Highlight des Bibelschuljahres angekündigt und seit über einem Monat war das „Mahafali“ ständiges Thema. Ständiges Thema heißt aber nicht, dass es auch ständig geplant wurde. So wurde dann manches noch bis zur letzten Minute geplant und der Mkuu der Uni erfuhr erst am Morgen selbst, dass er nun Ehrengast sei, weil die kirchlichen Vertreter bereits andere Einladungen erhalten hatten. Dennoch war es, verglichen mit unserer Zeugnisübergabe (Briefumschlag) eine ziemlich feierliche Angelegenheit.

Als Teil des Lehrkörpers bekam ich am Morgen noch eine Robe geliehen, so dass ich auch entsprechend gekleidet mit einziehen konnte. Nicht nur die Studenten und Lehrer in ihren Gewändern verliehen der Veranstaltung einen feierlichen Rahmen, auch die angereisten Familien und Freunde waren in Festtagskleidung und –schmuck.

Zwar wollte ich eigentlich keinen Fotoblogg gestalten, doch manches wird vielleicht durch Bilder doch anders nachvollziehbar gemacht…






Nach einem Gottesdienst folgte schließlich die Übergabe der Urkunden. Jeder Schüler wurde einzeln aufgerufen und durfte dann, nach einer angemessenen Verbeugung sich die Urkunde abholen. Ehe er auf seinen Platz zurück kehrte verbeugte er sich dann abermals vor den Lehrern und dem Publikum. Ich war überrascht wie sehr die Veranstaltung im Zeitplan blieb. Fast pünktlich um eins war der offizielle Part abgeschlossen und nach dem Auszug der Dozenten und Graduierten versammelte man sich auf den Stufen zur Chappel zum großen Fotoshooting.
Selten habe ich das Gefühl gehabt so begehrtes Fotomotiv zu sein, wie an diesem Tag. Von allen Seiten wollten sich alle möglichen Leute mit einem Weißen fotografieren lassen. Anfangs grübelte ich noch darüber, woher wir uns denn nun kennen würden, doch bald gab ich auf. Ein junges Mädchen sagte dann auch ganz unverblümt und wohl in der Annahme ich würde sie eh nicht verstehen, dass es ihr erstes Bild mit einem Mzungu wäre.

So war ich ganz froh, dass wir noch eine Einladung hatten und ich mit einer guten Entschuldigung nicht weiter den Quoten-Weißen spielen musste. Wie gut kann ich nun die Massai nachvollziehen, die von den Touris genervt sind oder zumindest einen Profit daraus ziehen wollen, dass sie ein begehrtes Fotomotiv sind.

Im Anschluss an die große Graduationzeremonie und Abgabe der Roben waren wir bei einer meiner Studentinnen zur Nachfeier eingeladen. Mit bunten Tüchern war der Vorplatz des kleinen Häuschens festlich dekoriert und in eine Festhalle verwandelt worden. Auch diese Nachfeier lief nach gutem tanzanischem Ritual ab: Vorstellung der Gäste, Kuchenzeremonie (ausgewählte Gäste werden vom Gastgeber mit einem kleinem Stückchen Kuchen auf einem Zahnstocher gefüttert), Dankesreden etc.. Essen und Abschlussgebet.
Agnes hatte mich freundlicherweise bereits am Vortag gefragt, ob ich für sie das Abschlussgebet sprechen würde und so konnte ich mich darauf psychisch einstimmen und sprachlich-inhaltlich vorbereiten.

Doch vor dem Abschlussgebet stand das Essen und hier bestand Lena endgültig ihre tanzanische Feuerprobe, denn zum Essen lag kein Besteck aus, so dass mit den Händen gegessen wurde. Frittierte Bananen, Kartoffeln und „Gulasch“ sind ja noch relativ einfach zu händeln - doch bei gekochtem Reis wird es da schon ein wenig fikelinsch. Ähnlich wie bei Ugali nimmt man eine Portion in die Hand, knetet sie ordentlich durch und formt daraus eine Kugel in die man mit dem Daumen eine kleine Mulde drücken kann, um so auch etwas von der Soße aufzunehmen. Ich glaube ja, dass man in Deutschland frühzeitig mit dem Üben beginnen sollte und besonders Kinder dabei klar im Vorteil sind… :-)

Aber auch hier macht Übung den Meister und für die anderen hoffe ich einfach, dass man eine tanzanische Mama neben sich sitzen hat, die einem ohne Kommentar eine Flasche mit Wasser hinhält und dezent beim Händewaschen assistiert.

Montag, 29. November 2010

Ein anderer Advent

Seit Sonnabend hängt er nun in unserer Küche – der andere Adventskalender. In diesem Jahr wird die Adventszeit ganz sicherlich anders sein.

Bei strahlendem Sonnenschein haben wir nach der letzten korrigierten Klausur noch einen Spaziergang den Berg hinauf gemacht. Auf dem Weg kam uns jemand mit einem riesigen Reisigreifen entgegen, der heute Morgen in der Dorfkirche Mwikas als Adventskranz dekoriert hing.

Am Abend lasen wir das erste Kalenderblatt. Wie sehr musste ich bei der Formulierung ob des „kalten Dachbodens“ schmunzeln, saßen wir doch bei offenem Fenster in meinem Zimmer unter dem Dach und hofften ein wenig auf Durchzug.

Vor dem Frühstück sangen wir heute Morgen „Macht hoch die Tür“ und natürlich „Tochter Zion“ mit solcher Innbrunst, dass unsere Nachbarin mit einem breiten Grinsen auf den Lippen am Fenster vorbei zog. Neben Früchten der Saison (Ananas, Mango, Melone und Bananen) gab es heute zum Frühstück die ersten Lebkuchen - frisch aus Nürnberg importiert!
Ein wenig gemogelt hatten wir dann doch. Schließlich hatten wir bereits am Samstag beim Besuch einer Schülerin die ersten Lebkuchen gegessen. Eigentlich war es als Mitbringsel gedacht, doch „leider“ wollte ihre kleine Tochter den Keki direkt probieren. Damit sie nicht in ein deutsches Krankenhaus eingeliefert werden musste (so die Drohung der Mutter) aßen wir dann auch das eine oder andere Lebkuchenherz.

Einen etwas fragwürdigen Einblick in die tanzanische Exegese- bzw. Predigttradition bekamen wir während der Predigt anlässlich der Graduation. Wurde doch das Warten auf das Kommen des Unipräsidenten mit dem Warten auf das Kommen des Heilandes verglichen. Wirklich erschlossen hat sich mir dieser Vergleich nicht. Dahingegen bekam die zweite Strophe von „Wie soll ich dich empfangen“ hier in Tanzania einen viel anschaulicheren Sinn.
„Dein Zion streut dir Palmen und grüne Zweige hin und ich will dir in Psalmen ermuntern meinen Sinn. Mein Herze soll dir grünen in stetem Lob und Preis und deinem Namen dienen so gut es kann und weiß."

Ich weiß ja nicht was in Deutschland zurzeit gestreut wird und was dort grünt, doch in jedem Falle wünsche ich Euch allen eine hoffentlich besinnliche und entspannte Adventszeit!

Preparation of Graduation

Ein ähnliches Highlight wie der Theoball in Bethel zu Beginn der Adventszeit sind hier in Tanzania die Graduierungsfeierlichkeiten. Am kommenden Wochenende ist es nun so weit. Zunächst am Samstag die Diplomastudenten im Schwester-Campus Masoka in Moshi und dann am Sonntag die große Feier für die Evangelisten- und Musikschüler hier in Mwika.

Seit einer Woche kann kaum noch normaler Unterricht stattfinden. Stets sind einzelne Schüler oder die ganze Studierendenschaft in Säuberungsaktivitäten oder Aufbaumaßnahmen involviert. Jeden Abend finden Abschiedsessen für die Schüler der unterschiedlichen Kirchenkreise statt, zu denen ein jeweiliger offizieller Vertreter eingeladen wird. Diese Essen sind tanzanisch-offiziell. Das heißt es gibt einen DJ und einen Moderator, die das Rahmenprogramm gestalten. Während die „normalen“ Gäste an einzelnen Tischen sitzen, ist an der Frontseite der sogenannte „Hightable“ für die Ehrengäste aufgebaut. Mit viel drapiertem Stoff, Plastikblumen, kleinen Deckchen und den obligatorischen Sodas wunderschön dekoriert.

Sehr formell werden den entsprechenden Leuten die Möglichkeiten gegeben ein Grußwort zu sprechen und den zu graduierenden Glückwünsche und Dank auszudrücken. Nach diesem offiziellen Teil gibt es reichlich Essen, so dass auch die Bibelschüler in den Genuss einer Abwechslung zur sonst alltäglichen Schulspeisung Ugali mit Maharage (Maisbrei mit Bohnen) kommen.
So wie die Zeremonie mit einer kurzen Andacht begonnen hat, so wird sie auch mit einer Ausführlicheren Andacht beendet, die Ehrengäste werden verabschiedet und zum Gate der Bibelschule geleitet.

Am Mittwoch und Donnerstag fanden Rüsttage für die Bibelschüler statt, in denen sie eine praktische Unterweisung in den Gemeindealltag bekamen. Nachdem sie nun vier Jahre auf dem Campus gelebt und intensiv gelernt haben möchte man ihnen einige praktische Tipps für den Alltag von Beruf und Familie mitgeben. Natürlich konnte deswegen auch kein Unterricht stattfinden, es hätte mir natürlich freigestanden dennoch zu unterrichten. Doch alleine der Versuch die angekündigten Midtermtests zu schreiben löste in einer Klasse eine mittelprächtige Revolte aus. Nur gut, dass die Alternative Heckenschneiden gewesen wäre….

Freitag, 5. November 2010

Beim Orgelbauer

Mit meiner Musikklasse haben wir diese Woche unsere Abschlussfahrt zu einem Orgelbauer gemacht. Über die deutsche Gemeinde hatten wir die grandiose Möglichkeit bekommen, eine frisch aufgebaute Orgel kurz vor dem Verpacken zu besichtigen. Meine Kollegen waren von der Idee ziemlich angetan, hatte doch keiner der Schüler zuvor eine Pfeifenorgel gesehen.

Die Planung lief gut tanzanisch ab und ich lernte eine Menge über „eingeladen sein“ und „Reisevorbereitungen“. Doch letztlich kamen wir sogar so pünktlich an, dass meine Schüler eine Mitgefühlsbekundung ob der stressigen Reise ernteten – wir hatten tatsächlich nur eine Stunde Verspätung. Dass wir zwischendurch ein Dalla auf die kürzere und dadurch schnellere Wegstrecke gebracht hatten (einer meiner Schüler kannte den Fahrer) und natürlich prompt von der Polizei angehalten wurden (etwas Kleingeld kann regelrechte Wunder bewirken), und nach dem Umsteigen erst am Stadtrand von Moshi feststellten, dass einer der Schüler noch beim Chai saß, weswegen wir eine Viertelstunde im Dalla (diesmal von meinem Kollegen im Colarhemd organisiert) auf ihn warteten und so womöglich nicht in einen Verkehrsunfall mit einem Tanklaster verwickelt wurden – dass war alles für meine Schüler überhaupt kein Thema, sondern scheinbar total normal.

Was nun folgte klingt vielleicht weniger aufregend – doch mich hat es noch mehr angerührt!
Meine Schüler konnten sich tatsächlich überhaupt nicht vorstellen, wie groß eine Orgel sein kann, geschweige denn, dass sie eine Hörvorstellung von ihrem Klang gehabt hätten. Ein wenig kam ich mir vor wie in „Schlafes Bruder“ als Elias sich an die Orgel heranwagt und schließlich der große Orgelwettbewerb in Worten geschildert wird.

Beim Anblick der großen Basspfeifen gingen den Schülern die Augen über. Wie sehr mussten sie über den Sound lachen, der erzeugt wurden, als Reiner diese per Mund anblies. Dieses Lachen wandelte sich aber in grenzenloses Staunen, als wir die Orgelwerkstatt betraten und sie dort das Instrument mit hunderten solcher Pfeifen aufgebaut sahen.

Nach einem kleinen Rundgang um das Instrument setzte sich Reiner an die Orgel und demonstrierte das Spielprinzip, bis er schließlich alle Register gezogen hatte. Die Schüler waren einfach sprachlos ob des Klanges. Ich kann nur schwer sagen, was sie in diesem Moment dachten. Einige lehnten auf dem Gerüst und schauten gebannt auf Finger und Füße, andere versuchten die Orgelpfeifen zu identifizieren und andere wollten jeden Ton mit der Kamera einfangen.

Der für mich rührendste Moment war, als sich einer der Schüler sich selbst auf die Orgelbank setzen durfte und seine auswendig gelernten Klavierstücke zu spielen begann. Nach anfänglicher Scheu spielte er sich frei und versank förmlich in der Orgel. Ab und an huschte ein Lächeln über seine Lippen und entspannte das konzentrierte Gesicht, ehe er wieder völlig in die Musik einzutauchen schien. Immer neu probierte er die Registratur und auch das Pedal aus, bis er schließlich mit Tränen in den Augen vor dem Spieltisch sitzen blieb, einen Augenblick verharrte, aufstand, seine Schuhe wieder anzog und sich dann auf die Fensterbank setzte.

Letztlich durfte jeder sich einmal versuchen und jeder war auf seine Weise angetan von diesem Erlebnis. Zufällig erfuhr ich, dass einer meiner Schüler aus der Kirche stammt, wo diese Orgel nun eingebaut werden soll und genau deswegen zu uns nach Mwika in die Kirchenmusikerausbildung geschickt wurde. Der Schlawiner hatte natürlich nichts davon erzählt.

Ehe wir zur obligatorischen Soda eingeladen wurden, trugen wir uns noch ins Gästebuch ein und bekamen einen Einblick in die Bauzeichnungen der Orgel.
Nachdem wir uns verabschiedet hatten zogen wir weiter in das Studio eines meiner Schüler. Auf dem Weg dorthin trafen wir noch seinen Producer, der die frohe Botschaft verkündete, dass das Mittagessen schon so gut wie fertig sei. Dementsprechend kurz viel der Besuch in dem Studio aus – hatten wir doch noch einen „kleinen“ Fußmarsch vor uns („fragt man einen Chagga nach dem Weg so sind es immer noch ungefähr 22 - Minuten oder Kilometer“). So hatten wir uns das Mittagessen auch redlich verdient.

Die Dallafahrt zurück war weniger aufregend als die Hinfahrt – gab’s jetzt doch keinen weiteren Zeitdruck mehr und waren alle ziemlich impressed von dem Gesehen und Gehörtem.

It rains cats and dogs…

…oder eben Chamäleons.

Dass hier in den Bäumen so manches Reptil lebt hatte ich schon gehört. Doch als ich heute Mittag zum Unterricht an die Bibelschule rüberging, fiel mir mit einem trockenen Fallgeräusch ein Chamäleon direkt vor die Füße. Zunächst dachte ich es sei ein kleiner Ast, doch dann räkelte sich dieser Ast ein wenig und streckte den Kopf heraus. Es verdrehte kurz die Augen und schaute sich dann noch etwas benommen um.

Ich hatte mir die Chamäleons immer größer vorgestellt, doch dieses Exemplar war mit eingerolltem Schwanz kaum größer als mein Mittelfinger.
Die Größenvorstellung der Reptilien habe ich hier schon in der vergangenen Woche relativieren müssen, als ich mit einem der Bibelschüler von der Chorprobe zurück kam und ein langer Regenwurm sich über den Weg schlängelte. Allerdings war er für einen Regenwurm etwas schnell unterwegs und so fragte ich den Massai, was das denn für ein Tier sei.

Er meinte es sei eine kleine Schlange, und um mir das zu demonstrieren, trat er mit seinem Fuß auf sie drauf. Es sei eine „Zwei-Kopf-Schlange“, weil sie zunächst in die eine Richtung krieche und dann plötzlich in die andere Richtung wechseln würde. So ganz konnte ich das nicht nachvollziehen. Doch nachdem sie sich nicht mehr rührte hob er sie mit einem Stöckchen hoch und ich konnte mir die Haut genauer anschauen.

In der Tat war es eine kleine Schlange. Jedoch konnte ich in der Dunkelheit und im Schein meiner Handylampe nicht wirklich viel erkennen. Allerdings hatte ich nun das typische Verhalten der Tanzanier bei einer Schlangenbegegnung erlebt: Ist die Schlange gesehen, ist sie direkt dem Tode geweiht. Es gibt wohl kaum ein Tier in Tanzania, das so verhasst ist, wie die Schlangen.

Für sie ist es unvorstellbar, dass es Menschen gibt, die sich Schlangen freiwillig in Terrarien halten. Wie viel vorstellbarer ist es da für sie, was es heißt, dass die Schlange den Menschen in die Ferse stechen und er ihr den Kopf zertreten wird (Gen 3,15).

Wahlen in Tanzania II

Soweit wir das in Mwika und Moshi mitbekommen haben, sind die Wahlen relativ ruhig verlaufen – auch wenn es noch kein endgültiges Ergebnis gibt. Die Zeitungen und das Radio hatten recht sparsam berichtet, doch es scheint sich abzuzeichnen, dass der vorherige Präsident wiedergewählt worden zu sein scheint. Mittlerweile liest man von einigen Unregelmäßigkeiten in einigen Wahlbezirken und gerüchteweise hört man, dass der Herausforderer überlegt die Wahl anzuzweifeln. Eigentlich ist es wohl noch zu früh von einem Ergebnis zu berichten.

Mir selbst wurde am Wahlvorabend noch die große Ehre zu Teil vom Präsidenten Tanzanias, Jakaya M. Kikwete, höchstpersönlich eine SMS geschickt zu bekommen. Nach einigen einleitenden Worten bat er mich darum, ihm am morgigen Wahltag mein Vertrauen auszusprechen und ihm meine Stimme zu geben. Es würde sich sehr darüber freuen, wieder Präsident von meinem Land werden zu dürfen!

Mir tat es im Herzen weh, dass ich ihm diesen Wunsch nicht erfüllen konnte. Anders als einer meiner Kollegen antwortete ich ihm aber nicht. Seine Antwort fiel weniger freundlich aus und machte keinen Hehl daraus, dass er das Gefühl hätte, dass er auch ohne seine Stimme es schaffen würde fünf weitere Jahre das Amt zu bekleiden – schließlich hätte er in den vorherigen Jahren schon gezeigt, dass ihm die Stimme des Volkes egal sei und er stets Mittel und Wege gefunden hätte seine Interessen zu verfolgen. Ups, wo bleibt da die tanzanische Höflichkeit….

Zumindest prozentual scheint es eine erfolgreiche Wahlbeteiligung gegeben zu haben – über 80% der Wahlberechtigten Tanzanias haben ihre Stimme abgegeben. Wahlberechtigt ist in Tanzania jeder, der sich ein Jahr zuvor in die Wahllisten eingetragen hat. Dies kann jeder nach erreichen seines 18. Lebensjahres tun. Nur muss man dann auch in dem Wahlbezirk wählen, in dem man sich eingetragen hat. Zum großen Bedauern einiger meiner Kollegen gibt es das Briefwahlsystem in Tanzania noch nicht. Ebenso wenig wie die Möglichkeit Koalitionen zu bilden.

Dafür läuft aber jetzt jeder der seiner Bürgerpflicht nachgekommen ist mit einem gefärbten kleinen Finger herum. So ist gewährleistet, dass jeder nur einmal seine Stimme abgibt und wer keinen gefärbten Finger hat, der wird dann auch direkt drauf angesprochen ;-)