An diesem Wochenende finden in Tanzania die Wahlen statt.
Nachdem zwischendurch die Diskussionsfreude und das Interesse an den Wahlen abgeflaut war, hat es in den letzten zwei Wochen wieder gewaltig zugenommen. Mittlerweile gibt es eigentlich nur noch ein Thema und das begegnet einem ueberall.
Dabei scheint eigentlich alles klar zu sein: alle wollen sie einen Wechsel und einen Ruck fuer das Land. Der Obama-Slogan "Change is possible" ist omnipraesent!
Letztlich wird es wohl eine Wahl zwischen der Regierungspartei (CCM) und der Oppositionspartei (Chadema) werden.
Drei Faktoren scheinen die politische Gesinnung zu beeinflussen: Einerseits die regionale Praegung, so kann meinen einige Tanzanier entsprechende Wahlbezirke ausmachen zu koennen. Doch letztlich ist dieser Faktor von den beiden Hauptfaktoren mitbeeinflusst:
Wer educated ist der waehlt die Chadema-Partei. Der weiss um die Notwendigkeit eines Wechsels und sieht, dass unter dem jetzigen Presidenten Wahlversprechen kaum eingehalten wurden. Die Frage ob die Versprechen der Chadema nach der Wahl eingehalten werden, stellt sich wohl kaum einer.
Andererseits ist die Religion ein wichtiger Motor: Chadema ist christlich - CCM ist primaer islamisch gepraegt. So werden wohl die Muslimischen Gebiete eher CCM waehlen - Christliche Gebiete die Chadema.
Bis in die Andachten der Bibelschulen hat es der Wahlkampf geschafft. Gestern abend und heute Morgen wurden lange und intensiv fuer die Wahlen, den Sieg der jeweiligen Hoffnungspartei - vorallem aber fuer einen friedlichen Ausgang der Wahlen gebetet.
Sicherlich wird es an diesem Wochenende spannend werden.
Fuer mich ist es spannend zu sehen, welch riesigen Hoffnungen die Menschen mit diesen Wahlen verbinden. Um so mehr hoffe ich, dass diese Erwartungen nach der Wahl nicht enttaeuscht werden. Die Sorge vor Wahlmanipulationen seitens der CCM sind gross. Diese Befuerchtungen werden geschuert von Berichten, dass in Chadema-Gebieten versucht wurde die Wahlscheine abzukaufen. Nur mit einem entsprechenden Wahlschein kann gewaehlt werden. Und es kann auch nur vor Ort gewaehlt werden. Das ist der Grund weswegen die Bibelschule zur Zeit wie ausgestorben scheint. Wer kein Chagga ist hat sich schon auf den Weg zu seinem Wahlbezirk gemacht.
Ich bin gespannt was meine Schueler nach diesem Wochenende zu berichten haben.
Bis dahin werden noch die Parteiautos durch die Strassen ziehen und die Doerfer mit ihrer Musik beschallen, Fahnen werden gehisst und im Dalla heiss diskutiert.
Dabei sind sich eigentlich alle einig: man moechte einen Wechsel und man moechte einen friedlichen Ausgang der Wahlen!
Freitag, 29. Oktober 2010
Samstag, 23. Oktober 2010
Bei Mchungajis zu Haus‘
Mchungaji ist in Tanzania die Bezeichnung für den Pastor.
Wie kann man sich das Leben in einem tanzanischen Pastorat vorstellen? Bei meinem Musikkollegen durfte ich das nun wieder einmal miterleben.
Natürlich gehören zum Pastor eine Frau und viele Kinder. Auch wenn mein Kollege noch relativ jung ist, so stellte er mir eine ganze Schar von Kindern und Jugendlichen als seine Kinder vor, die ihn auch alle mit Baba anredeten.
Und natürlich gehören zum „Pastorat“ auch eine Kuh und ein paar Ziegen, ein Garten mit Bananen, Kaffee, Kartoffel, Bohnen und Mais und - ohne Frage - Hühner. Es gab Zeiten da brauchte er eigentlich nur Zucker und Salz zum täglichen Bedarf dazukaufen. Selbst die Sonnenblumen für das Öl hatte er auf seiner Shamba selbst angebaut und anschließend in der Dorfmühle pressen lassen.
Als wir beim obligatorischen Chai saßen fragte ich ihn nochmal nach seinen Kindern. Ja, also – natürlich sind das nicht alles seine leiblichen Kinder. Aber mittlerweile sind es so gut wie seine Kinder geworden. Zwei von ihnen hat er nach dem Tod seines Bruders aufgenommen. Eine weitere Tochter hat ihn adoptiert und beendet in diesem Jahr ihre Evangelistenausbildung an der Bibelschule und lebt auch dort in den Dormitories. Dafür war aber grade ein anderer Sohn da, der eigentlich in Dodoma studiert, aber jetzt in den Semesterferien in den Secondaryschool vor Ort unterrichtet. Draussen war eine seiner Töchter dabei zu kochen. Sie kommt aus ziemlich einfachen Verhältnissen und hat angefragt, ob sie nicht bei ihm wohnen könnte. Er würde sie gerne wieder zur Schule gehen lassen, doch momentan weiß er noch nicht wie er das Schulgeld finanzieren soll. Genauso wie für eine weitere ältere Tochter, deren Mutter im vergangenen Jahr an HIV gestorben ist und die seitdem bei ihm mit lebt. Glücklicherweise ist in diesem Jahr die Maisernte sehr gut ausgefallen, vielleicht kann er den Mais mit etwas Gewinn verkaufen. Zusätzlich hat er in der vergangenen Woche mit einem Hühnerprojekt angefangen.
In einem Nebenzimmer hatte er ein kleines Gehege abgegrenzt aus dem es laut fiepte. 150 Küken hat er gekauft und die will er nun groß ziehen. Wenn alles gut geht fängt er in zwei Wochen an die ersten Hühnchen zu verkaufen und je näher es an Weihnachten rückt, um so mehr wird er auch verkaufen können. Vor Weihnachten finden die Konfirmationen statt und da werden Massen von Hühnchen gegessen – und die müssen schließlich irgendwoher kommen. Vielleicht hat er dann im Januar das Schulgeld für ein Jahr zusammen.
Als wir zurück in das Wohnzimmer kamen, wurden wir schon händeringend von Joshua gesucht. Dicht hinter ihm folgte die erstgeborene Tochter, die tränenüberströmt war. So ganz hab ich den Grund des Unglückes nicht verstanden – aber an der Duka hatte sie etwas kaufen wollen und irgendetwas ist da schief gelaufen. So schlimm war’s letztlich aber doch nicht, denn mit einem Funkeln in den Augen fragte sie, ob sie mir das Mtoto (Kind) zeigen dürfe.
Natürlich! Das war ja der Grund meines Besuches. Vor einer Woche ist er zum zweiten Mal Vater geworden und seine Frau war grade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wenig später hatte ich ein Wolldeckenbündel auf dem Schoß, in dem seelenruhig der jüngste Nachwuchs schlief. Etwas überrascht war ich über die Hautfarbe schon, die sich nicht großartig von meiner Hand unterschied. Später wurde ich belehrt, dass die tanzanischen Kinder „im Laufe der Zeit noch nachdunkeln“.
Auf die Frage wie es denn heißen würde bekam ich zunächst die Antwort „Sijui“, gefolgt von „bado kidogo“. Als ich diese Namenskonstellation mit einem Augenaufschlag quittierte brach auch mein Kollege in schallendes Gelächter aus. Sie haben sich „noch nicht ganz“ (bado kidogo)entscheiden können und „wissen es nicht“ (sijui). Sijui Bado Kidogo fand es wohl selbst gar nicht so lustig und quittierte ihrerseits den Scherz mit einer Demonstration ihres Lungenvolumens. Daraufhin musste sie die Männerrunde verlassen und durfte wieder zu ihrer Mama zurück.
Inzwischen war das Abendbrot fertig gekocht und der Strom endgültig ausgefallen. Also aßen wir den Bananeneintopf beim Schein einer Diodenlampe, was dem Geschmack und der Stimmung aber keinen Abbruch tat.
Ehe ich mich nach dem Essen auf den Heimweg begab, setzten wir uns noch mal zusammen und feierten eine kleine Abendandacht. Schon bei einem vorherigen Besuch fühlte ich mich davon irgendwie an Familie Luther und das Vorbild für das protestantische Pfarrhaus erinnert. Es hat mir ziemlich imponiert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder aus schlechteren Verhältnissen aufgenommen wurden und ihnen hier die Möglichkeit für eine vielversprechendere Zukunft gegeben wurde. Auch wenn mein Kollege nicht genau weiß, wie er jedem eine Schulbildung ermöglichen kann, sieht er seine Möglichkeiten als großes Geschenk an, und von dem möchte er so viel wie möglich weitergeben. Das sei zwar nicht immer einfach, doch er vertraut darauf, dass sich irgendeine Lösung ergibt.
Wie kann man sich das Leben in einem tanzanischen Pastorat vorstellen? Bei meinem Musikkollegen durfte ich das nun wieder einmal miterleben.
Natürlich gehören zum Pastor eine Frau und viele Kinder. Auch wenn mein Kollege noch relativ jung ist, so stellte er mir eine ganze Schar von Kindern und Jugendlichen als seine Kinder vor, die ihn auch alle mit Baba anredeten.
Und natürlich gehören zum „Pastorat“ auch eine Kuh und ein paar Ziegen, ein Garten mit Bananen, Kaffee, Kartoffel, Bohnen und Mais und - ohne Frage - Hühner. Es gab Zeiten da brauchte er eigentlich nur Zucker und Salz zum täglichen Bedarf dazukaufen. Selbst die Sonnenblumen für das Öl hatte er auf seiner Shamba selbst angebaut und anschließend in der Dorfmühle pressen lassen.
Als wir beim obligatorischen Chai saßen fragte ich ihn nochmal nach seinen Kindern. Ja, also – natürlich sind das nicht alles seine leiblichen Kinder. Aber mittlerweile sind es so gut wie seine Kinder geworden. Zwei von ihnen hat er nach dem Tod seines Bruders aufgenommen. Eine weitere Tochter hat ihn adoptiert und beendet in diesem Jahr ihre Evangelistenausbildung an der Bibelschule und lebt auch dort in den Dormitories. Dafür war aber grade ein anderer Sohn da, der eigentlich in Dodoma studiert, aber jetzt in den Semesterferien in den Secondaryschool vor Ort unterrichtet. Draussen war eine seiner Töchter dabei zu kochen. Sie kommt aus ziemlich einfachen Verhältnissen und hat angefragt, ob sie nicht bei ihm wohnen könnte. Er würde sie gerne wieder zur Schule gehen lassen, doch momentan weiß er noch nicht wie er das Schulgeld finanzieren soll. Genauso wie für eine weitere ältere Tochter, deren Mutter im vergangenen Jahr an HIV gestorben ist und die seitdem bei ihm mit lebt. Glücklicherweise ist in diesem Jahr die Maisernte sehr gut ausgefallen, vielleicht kann er den Mais mit etwas Gewinn verkaufen. Zusätzlich hat er in der vergangenen Woche mit einem Hühnerprojekt angefangen.
In einem Nebenzimmer hatte er ein kleines Gehege abgegrenzt aus dem es laut fiepte. 150 Küken hat er gekauft und die will er nun groß ziehen. Wenn alles gut geht fängt er in zwei Wochen an die ersten Hühnchen zu verkaufen und je näher es an Weihnachten rückt, um so mehr wird er auch verkaufen können. Vor Weihnachten finden die Konfirmationen statt und da werden Massen von Hühnchen gegessen – und die müssen schließlich irgendwoher kommen. Vielleicht hat er dann im Januar das Schulgeld für ein Jahr zusammen.
Als wir zurück in das Wohnzimmer kamen, wurden wir schon händeringend von Joshua gesucht. Dicht hinter ihm folgte die erstgeborene Tochter, die tränenüberströmt war. So ganz hab ich den Grund des Unglückes nicht verstanden – aber an der Duka hatte sie etwas kaufen wollen und irgendetwas ist da schief gelaufen. So schlimm war’s letztlich aber doch nicht, denn mit einem Funkeln in den Augen fragte sie, ob sie mir das Mtoto (Kind) zeigen dürfe.
Natürlich! Das war ja der Grund meines Besuches. Vor einer Woche ist er zum zweiten Mal Vater geworden und seine Frau war grade aus dem Krankenhaus entlassen worden. Wenig später hatte ich ein Wolldeckenbündel auf dem Schoß, in dem seelenruhig der jüngste Nachwuchs schlief. Etwas überrascht war ich über die Hautfarbe schon, die sich nicht großartig von meiner Hand unterschied. Später wurde ich belehrt, dass die tanzanischen Kinder „im Laufe der Zeit noch nachdunkeln“.
Auf die Frage wie es denn heißen würde bekam ich zunächst die Antwort „Sijui“, gefolgt von „bado kidogo“. Als ich diese Namenskonstellation mit einem Augenaufschlag quittierte brach auch mein Kollege in schallendes Gelächter aus. Sie haben sich „noch nicht ganz“ (bado kidogo)entscheiden können und „wissen es nicht“ (sijui). Sijui Bado Kidogo fand es wohl selbst gar nicht so lustig und quittierte ihrerseits den Scherz mit einer Demonstration ihres Lungenvolumens. Daraufhin musste sie die Männerrunde verlassen und durfte wieder zu ihrer Mama zurück.
Inzwischen war das Abendbrot fertig gekocht und der Strom endgültig ausgefallen. Also aßen wir den Bananeneintopf beim Schein einer Diodenlampe, was dem Geschmack und der Stimmung aber keinen Abbruch tat.
Ehe ich mich nach dem Essen auf den Heimweg begab, setzten wir uns noch mal zusammen und feierten eine kleine Abendandacht. Schon bei einem vorherigen Besuch fühlte ich mich davon irgendwie an Familie Luther und das Vorbild für das protestantische Pfarrhaus erinnert. Es hat mir ziemlich imponiert, mit welcher Selbstverständlichkeit Kinder aus schlechteren Verhältnissen aufgenommen wurden und ihnen hier die Möglichkeit für eine vielversprechendere Zukunft gegeben wurde. Auch wenn mein Kollege nicht genau weiß, wie er jedem eine Schulbildung ermöglichen kann, sieht er seine Möglichkeiten als großes Geschenk an, und von dem möchte er so viel wie möglich weitergeben. Das sei zwar nicht immer einfach, doch er vertraut darauf, dass sich irgendeine Lösung ergibt.
Lauftreff zwischen Indischem Ozean und Elbe
In der Woche als wir in Bagamoyo waren, bin ich morgens in einer kleinen Laufgruppe am Strand gelaufen. Als wir am ersten Morgen aufstanden, um im Indischen Ozean baden zu gehen, mussten wir feststellen, dass in dieser Woche morgens absolute Ebbe herrschen würde. Es war aber auch der Morgen, an dem mich eine andere Missionarin ziemlich neidisch machte, weil sie nämlich ihre Laufklamotten mitgenommen hatte und lustig ihre Runden drehte.
Beim Frühstück darauf angesprochen, meinte sie ganz locker: na dann lauf doch Barfuss!
Also trafen wir uns am zweiten Morgen um 6.00h vor ihrer Hütte, um dann am Strand laufen zu gehen.
Es war ein Traum! Unsere Häuschen lagen sowieso in direkter Strandlage, mit Blick auf’s Meer, der Weg zum Strand war eigentlich nur über die Veranda hinaus. Der Strand war gesäumt von Palmen, zwischen denen tagsüber die Fischerboote lagen. Als wir uns morgens aufmachten, wurden mit den ersten Sonnenstrahlen, der über dem indischen Ozean aufgehenden Sonne, die kleinen Fischerboote (traditionelle Ngalawa-Boote) durch das Watt ins Wasser getragen.
Wir liefen auf dem harten Sandboden dem Mangrovenwäldchen entgegen, während unser Blick von dem Sonnenaufgang, den Dhaus und Palmen gefesselt wurde. Vorbei ging es an der ersten katholischen Kirche Ostafrikas und dem Friedhof, an kleinen Strohhütten zwischen den Palmen und an vereinzelten Muschelsammlerinnen. Da das Wasser so weit zurück gewichen war, konnten wir auch noch durch den Mangrovenwald laufen und scheuchten jede Menge kleinerer Wattläufer auf, die dort auf Nahrungsfang unterwegs waren. Als es schließlich nicht mehr weiter ging kehrten wir um und liefen in entgegengesetzter Richtung zum kleinen Hafen und Fischmarkt. Dort herrschte schon ein reges Treiben.
Für mich war das Laufen, obwohl ich die letzten zwei Wochen in Dodoma überhaupt nicht Laufen gewesen bin, ziemlich entspannt. Abgesehen davon, dass ich mir am ersten Morgen ein paar kleinere Blasen gelaufen habe. Da hat sich wohl mein Höhentraining in Mwika ausgezahlt. Hier laufe ich sonst in ca. 1600m mit Blick auf Kilimanjaro und quasi durch Urwald.
In Bagamoyo wurde mir dann für meine Zeit in Hamburg schon die Möglichkeit in Aussicht gestellt an der Elbe meine Runden zu drehen. Na, bei meinem Glück liegt im Januar sicherlich in Deutschland wieder Schnee, so dass eine Ausrede schnell gefunden ist ;-)
Beim Frühstück darauf angesprochen, meinte sie ganz locker: na dann lauf doch Barfuss!
Also trafen wir uns am zweiten Morgen um 6.00h vor ihrer Hütte, um dann am Strand laufen zu gehen.
Es war ein Traum! Unsere Häuschen lagen sowieso in direkter Strandlage, mit Blick auf’s Meer, der Weg zum Strand war eigentlich nur über die Veranda hinaus. Der Strand war gesäumt von Palmen, zwischen denen tagsüber die Fischerboote lagen. Als wir uns morgens aufmachten, wurden mit den ersten Sonnenstrahlen, der über dem indischen Ozean aufgehenden Sonne, die kleinen Fischerboote (traditionelle Ngalawa-Boote) durch das Watt ins Wasser getragen.
Wir liefen auf dem harten Sandboden dem Mangrovenwäldchen entgegen, während unser Blick von dem Sonnenaufgang, den Dhaus und Palmen gefesselt wurde. Vorbei ging es an der ersten katholischen Kirche Ostafrikas und dem Friedhof, an kleinen Strohhütten zwischen den Palmen und an vereinzelten Muschelsammlerinnen. Da das Wasser so weit zurück gewichen war, konnten wir auch noch durch den Mangrovenwald laufen und scheuchten jede Menge kleinerer Wattläufer auf, die dort auf Nahrungsfang unterwegs waren. Als es schließlich nicht mehr weiter ging kehrten wir um und liefen in entgegengesetzter Richtung zum kleinen Hafen und Fischmarkt. Dort herrschte schon ein reges Treiben.
Für mich war das Laufen, obwohl ich die letzten zwei Wochen in Dodoma überhaupt nicht Laufen gewesen bin, ziemlich entspannt. Abgesehen davon, dass ich mir am ersten Morgen ein paar kleinere Blasen gelaufen habe. Da hat sich wohl mein Höhentraining in Mwika ausgezahlt. Hier laufe ich sonst in ca. 1600m mit Blick auf Kilimanjaro und quasi durch Urwald.
In Bagamoyo wurde mir dann für meine Zeit in Hamburg schon die Möglichkeit in Aussicht gestellt an der Elbe meine Runden zu drehen. Na, bei meinem Glück liegt im Januar sicherlich in Deutschland wieder Schnee, so dass eine Ausrede schnell gefunden ist ;-)
Sonntag, 17. Oktober 2010
Tag der Deutschen Einheit
Am 3. Oktober waren wir abends zum Empfang in der Residenz des deutschen Botschafters in Dar es Salaam eingeladen. Als kleines bunt gemischtes Grüppchen lauter Nordelbischer Langzeitmitarbeiter und Volontären machten wir uns von Bagamoyo am Nachmittag nach Dar es Salaam auf. Die Kleiderfrage hatten wir pragmatisch tanzanisch geklärt und so konnten wir sogar noch unauffällig am „Slipway“ flanieren und uns schon ein wenig an ein anderes Tanzania akklimatisieren. Immer wieder überraschen mich die krassen gesellschaftlichen Unterschiede innerhalb Tanzanias. So führte uns die Fahrt zur deutschen Botschaft den Oyster Bay entlang, vorbei am Koko Beach und durch recht repräsentative Anwesen.
Vor der Botschaft zeigte sich wodurch sich die Deutschen auszeichnen; durch Pünktlichkeit! Hatten wir gedacht, wir kommen mal ganz entspannt am Abend dahin, waren wir nun doch froh deutscher angekommen zu sein.
Es war die Stimmung einer besseren Gartenparty. Wer nicht mit offiziellem Diplomatenauto kam meldete sich am Empfang und wurde auf der Gästeliste abgehakt, um danach vom Botschafter nebst Gattin begrüßt und direkt mit Getränk versorgt zu werden.
Der Garten der Residenz war mit Lichterketten in den Palmen stilvoll illuminiert, die Veranda schwarz-rot-gold geschmückt und hinter dem Rednerpult wehten die tanzanische, deutsche und europäische Fahne im lauen Abendlüftchen. Dazu spielte ein tanzanisches Militärcorps und man unterhielt sich angeregt. Die Ansprache des Botschafters wurde mit der Europhymne eingeleitet und mit der tanzanischen Hymne beschlossen. Etwas irritiert waren wir, als sich die Musiker nun setzten, erwarteten wir doch nun eigentlich die deutsche Hymne. Doch schon erhoben sie sich wieder – nun ausgestattet mit Noten – und es folgte die deutsche Hymne nach der das Büffet eröffnet wurde. Positiv überrascht war ich, wie gemessen und dennoch textsicher mitgesungen wurde.
In der Schlange zum Büffet (Kritikern sei vorab der Wind aus den Segeln genommen – es war wirklich steuerzahlerfreundlich!) ergaben sich so manche interessanten Gespräche. Mir eröffnete sich dadurch ein kleiner Einblick in die vielfältigsten Geschichten und Aufgaben, weswegen Deutsche in Tanzania leben würden. Allerdings regte es mich wieder einmal über die Sinnhaftigkeit und dem Selbstverständnis deutscher Entwicklungshilfe und –helfer an.
Da wir noch die Rückfahrt nach Bagamoyo vor uns hatte, wovon der letzte Abschnitt nicht mehr geteert ist, machten wir uns zu gemäßigter Stunde auf den Heimweg. Jedoch nicht ohne einem Azameisverkäufer zum Geschäft des Tages und Dar es Salaam zu einem mittelprächtigen Verkehrschaos zu verhelfen.
Vor der Botschaft zeigte sich wodurch sich die Deutschen auszeichnen; durch Pünktlichkeit! Hatten wir gedacht, wir kommen mal ganz entspannt am Abend dahin, waren wir nun doch froh deutscher angekommen zu sein.
Es war die Stimmung einer besseren Gartenparty. Wer nicht mit offiziellem Diplomatenauto kam meldete sich am Empfang und wurde auf der Gästeliste abgehakt, um danach vom Botschafter nebst Gattin begrüßt und direkt mit Getränk versorgt zu werden.
Der Garten der Residenz war mit Lichterketten in den Palmen stilvoll illuminiert, die Veranda schwarz-rot-gold geschmückt und hinter dem Rednerpult wehten die tanzanische, deutsche und europäische Fahne im lauen Abendlüftchen. Dazu spielte ein tanzanisches Militärcorps und man unterhielt sich angeregt. Die Ansprache des Botschafters wurde mit der Europhymne eingeleitet und mit der tanzanischen Hymne beschlossen. Etwas irritiert waren wir, als sich die Musiker nun setzten, erwarteten wir doch nun eigentlich die deutsche Hymne. Doch schon erhoben sie sich wieder – nun ausgestattet mit Noten – und es folgte die deutsche Hymne nach der das Büffet eröffnet wurde. Positiv überrascht war ich, wie gemessen und dennoch textsicher mitgesungen wurde.
In der Schlange zum Büffet (Kritikern sei vorab der Wind aus den Segeln genommen – es war wirklich steuerzahlerfreundlich!) ergaben sich so manche interessanten Gespräche. Mir eröffnete sich dadurch ein kleiner Einblick in die vielfältigsten Geschichten und Aufgaben, weswegen Deutsche in Tanzania leben würden. Allerdings regte es mich wieder einmal über die Sinnhaftigkeit und dem Selbstverständnis deutscher Entwicklungshilfe und –helfer an.
Da wir noch die Rückfahrt nach Bagamoyo vor uns hatte, wovon der letzte Abschnitt nicht mehr geteert ist, machten wir uns zu gemäßigter Stunde auf den Heimweg. Jedoch nicht ohne einem Azameisverkäufer zum Geschäft des Tages und Dar es Salaam zu einem mittelprächtigen Verkehrschaos zu verhelfen.
Hund oder Hyäne
Eine unserer TEE-Stationen führte uns auch in die Massai-Steppe. Da es dort kein Gästehaus gab, schlief das Missionarsehepaar in einem Zelt und überließen mir das Auto. Schon seit Beginn der Reise hatte ich mich auf dieses Erlebnis gefreut, stellte ich mir doch den Sternenhimmel – fern jeglicher künstlicher Lichtquelle überwältigend vor. Diesem Erleben sollte auch der Vollmond keinen Abbruch tun, denn der ging glücklicherweise erst später auf.
Bei unserer Ankunft wurde uns zur Begrüßung der obligatorische Chai kredenzt, obwohl es zu der Zeit dort ein Problem mit der Wasserversorgung gab. In der Vorstellungsrunde, in der jeder von den Ereignissen der letzten Wochen berichtet, war das fehlende Wasser auch eines der Hauptanliegen. Aber auch die Übergriffe von Hyänen auf Menschen beschäftigten die Schüler. Wir dachten zunächst an ein Verständigungsproblem. Doch als der nächste Schüler ebenfalls von der tödlichen Attacke einer Hyäne berichtete, war zumindest ich überrascht.
So glaubte ich am nächsten Morgen auch eher an einen Scherz als ich gefragt wurde, ob ich die Hyäne in der Nacht gehört hätte. Sicherlich habe ich die streunenden Hunde durch das Autofenster beobachtet und hatte sie auch gehört. Doch eine Hyäne? Das schien mir trotz der Schauergeschichten ein wenig weit her geholt. Sicherlich konnte die Missionarin die Hunde, die ich in der Nacht gehört hatte ziemlich markant nachmachen. Dennoch zweifelte ich daran, dass das eine Hyäne gewesen sein sollte.
Erst eine Woche später wurde ich überzeugt, als sie die Geschichte vor einigen Massaikindern erzählte und diese in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie konnten sich ausschütteln vor Lachen, dass ich das Jaulen eines Hundes nicht vom Lachen einer Hyäne unterscheiden könnte.
Bei unserer Ankunft wurde uns zur Begrüßung der obligatorische Chai kredenzt, obwohl es zu der Zeit dort ein Problem mit der Wasserversorgung gab. In der Vorstellungsrunde, in der jeder von den Ereignissen der letzten Wochen berichtet, war das fehlende Wasser auch eines der Hauptanliegen. Aber auch die Übergriffe von Hyänen auf Menschen beschäftigten die Schüler. Wir dachten zunächst an ein Verständigungsproblem. Doch als der nächste Schüler ebenfalls von der tödlichen Attacke einer Hyäne berichtete, war zumindest ich überrascht.
So glaubte ich am nächsten Morgen auch eher an einen Scherz als ich gefragt wurde, ob ich die Hyäne in der Nacht gehört hätte. Sicherlich habe ich die streunenden Hunde durch das Autofenster beobachtet und hatte sie auch gehört. Doch eine Hyäne? Das schien mir trotz der Schauergeschichten ein wenig weit her geholt. Sicherlich konnte die Missionarin die Hunde, die ich in der Nacht gehört hatte ziemlich markant nachmachen. Dennoch zweifelte ich daran, dass das eine Hyäne gewesen sein sollte.
Erst eine Woche später wurde ich überzeugt, als sie die Geschichte vor einigen Massaikindern erzählte und diese in schallendes Gelächter ausbrachen. Sie konnten sich ausschütteln vor Lachen, dass ich das Jaulen eines Hundes nicht vom Lachen einer Hyäne unterscheiden könnte.
TEE-Reise
Das hat nichts mit Chai oder Tea zu tun, sondern mit dieser Abkürzung wird eine mobile Evangelistenausbildung beschrieben. Zwei Wochen hatte ich die Chance ein Missionarsehepaar auf ihrer Reise zu den Klassen in den verschiedenen Gemeinden rund um Dodoma zu begleiten. Dabei habe ich unendlich viel über Tanzania, das Land, die Menschen und das Leben erfahren. Nach meiner Rückkehr habe ich gemerkt, wie sehr auch mein Kiswahili davon beeinflusst wurde.
Wie fasst man zwei Wochen intensiven Zusammenlebens und Erleben zusammen? Ich weiß es nicht. So bunt ist der Blumenstrauß an wunderbaren Eindrücken und Bilder, die ich sammeln konnte. Sein es die riesigen Felsformationen rund um Dodoma, die absolute Trockenheit durch die wir gefahren sind, die sich ständig verändernde Bodenfarbe (von schneeweiß über ocker bis hin zu blutrot), die Ochsen- und Eselskarren mit denen Wasserkanister und Maisstroh transportiert wurden, ganze Baobabwälder, die Affen in den Bäumen und Elefantenköttel (wie kann man bei einer solchen Kugel von „Köttel“ sprechen?) und immer wieder die vielen Menschen auf und neben der Straße, vor den Häusern und auf dem Weg irgendwo hin.
Die TEE-Klassen fanden entweder in einem Gäste-oder Gemeindehaus oder in einer Kirche statt. Auf dem Weg dorthin sammelten wir meist schon einige der Schüler ein und so füllte sich das Auto zunehmend. Überhaupt waren diese Reisen eine logistische Meisterleistung. Neben dem eigenen Gepäck wurden die diversen Utensilien für den Unterricht mitgenommen und auch an die folgenden Unterrichtsstunden wurde gedacht. So waren wir eigentlich ein rollender Buchladen. Aber auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Zwei große Reissäcke verströmten einen angenehmen Duft im Auto und wurden später vor Ort von den Schülern mit Bohnen zum Mittag gekocht. Da kann man Esau verstehen, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht abtrat.
Vor Ort wurden wir mit großem Hallo empfangen und natürlich wurden erstmal die Neuigkeiten ausgetauscht ehe der Unterricht mit einer Andacht begann. Die Schüler hatten in Vorbereitung auf diesen Kurs sich intensiv mit den Katholischen Briefen beschäftigt und da ich diese im letzten Semester an der Bibelschule unterrichtet hatte, ergab sich mir der direkte Vergleich. Wie viel praxisnäher und basisorientierter findet hier die Ausbildung statt. Sicherlich trägt neben dem Workbook auch die Sprache einen großen Teil dazu bei, denn der Unterricht findet komplett auf Kiswahili statt. Insgesamt hat mich die Arbeit sehr an die Prädikantenausbildung in Deutschland erinnert, nur dass die meisten der Schüler schon seit neun Jahren dabei sind und schon als Evangelisten in den Gemeinden arbeiten.
In diesen zwei Wochen habe ich nochmal ein ganz anderes Tanzania kennengelernt. Fern ab des Bananengürtels und der Nationalparktouristen-überlaufenen-Safarihauptstädte Moshi oder Arusha. Die Reiseführer tun dazu ihr übriges: Dodoma und die Porini kommt nicht wirklich gut in ihnen weg. Manche raten überhaupt von einem Besuch dieser Gegenden ab. Sie wären wegen möglicher Überfälle und schlechter Strassenverhältnisse zu gefährlich. Außerdem wäre es eine triste, trostlose und trockene Gegend ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Das stimmt – aber nur bedingt. Es ist die Frage was man erleben möchte und was man später berichten möchte. Für stressgeplagte Nationalparktouristen liegt der Zeit-Nutzen-Faktor sicherlich im weniger Attraktiven Bereich. Aber für Tanzaniareisende die etwas über das Land erfahren möchten, die sich alleine durch eine stets abwechselnde Landschaft begeistern lassen können und die mit tanzanisch-ursprünglichen Komfort zurechtkommen, für solche dürfte die Dodoma-Region eigentlich ein Reisetipp sein. Kann man nur hoffen, dass die Reiseführer nicht zu schnell überarbeitet werden und es noch möglichst lange ein Geheimtipp bleibt.
Wie fasst man zwei Wochen intensiven Zusammenlebens und Erleben zusammen? Ich weiß es nicht. So bunt ist der Blumenstrauß an wunderbaren Eindrücken und Bilder, die ich sammeln konnte. Sein es die riesigen Felsformationen rund um Dodoma, die absolute Trockenheit durch die wir gefahren sind, die sich ständig verändernde Bodenfarbe (von schneeweiß über ocker bis hin zu blutrot), die Ochsen- und Eselskarren mit denen Wasserkanister und Maisstroh transportiert wurden, ganze Baobabwälder, die Affen in den Bäumen und Elefantenköttel (wie kann man bei einer solchen Kugel von „Köttel“ sprechen?) und immer wieder die vielen Menschen auf und neben der Straße, vor den Häusern und auf dem Weg irgendwo hin.
Die TEE-Klassen fanden entweder in einem Gäste-oder Gemeindehaus oder in einer Kirche statt. Auf dem Weg dorthin sammelten wir meist schon einige der Schüler ein und so füllte sich das Auto zunehmend. Überhaupt waren diese Reisen eine logistische Meisterleistung. Neben dem eigenen Gepäck wurden die diversen Utensilien für den Unterricht mitgenommen und auch an die folgenden Unterrichtsstunden wurde gedacht. So waren wir eigentlich ein rollender Buchladen. Aber auch für das leibliche Wohl war gesorgt. Zwei große Reissäcke verströmten einen angenehmen Duft im Auto und wurden später vor Ort von den Schülern mit Bohnen zum Mittag gekocht. Da kann man Esau verstehen, der sein Erstgeburtsrecht für ein Linsengericht abtrat.
Vor Ort wurden wir mit großem Hallo empfangen und natürlich wurden erstmal die Neuigkeiten ausgetauscht ehe der Unterricht mit einer Andacht begann. Die Schüler hatten in Vorbereitung auf diesen Kurs sich intensiv mit den Katholischen Briefen beschäftigt und da ich diese im letzten Semester an der Bibelschule unterrichtet hatte, ergab sich mir der direkte Vergleich. Wie viel praxisnäher und basisorientierter findet hier die Ausbildung statt. Sicherlich trägt neben dem Workbook auch die Sprache einen großen Teil dazu bei, denn der Unterricht findet komplett auf Kiswahili statt. Insgesamt hat mich die Arbeit sehr an die Prädikantenausbildung in Deutschland erinnert, nur dass die meisten der Schüler schon seit neun Jahren dabei sind und schon als Evangelisten in den Gemeinden arbeiten.
In diesen zwei Wochen habe ich nochmal ein ganz anderes Tanzania kennengelernt. Fern ab des Bananengürtels und der Nationalparktouristen-überlaufenen-Safarihauptstädte Moshi oder Arusha. Die Reiseführer tun dazu ihr übriges: Dodoma und die Porini kommt nicht wirklich gut in ihnen weg. Manche raten überhaupt von einem Besuch dieser Gegenden ab. Sie wären wegen möglicher Überfälle und schlechter Strassenverhältnisse zu gefährlich. Außerdem wäre es eine triste, trostlose und trockene Gegend ohne nennenswerte Sehenswürdigkeiten. Das stimmt – aber nur bedingt. Es ist die Frage was man erleben möchte und was man später berichten möchte. Für stressgeplagte Nationalparktouristen liegt der Zeit-Nutzen-Faktor sicherlich im weniger Attraktiven Bereich. Aber für Tanzaniareisende die etwas über das Land erfahren möchten, die sich alleine durch eine stets abwechselnde Landschaft begeistern lassen können und die mit tanzanisch-ursprünglichen Komfort zurechtkommen, für solche dürfte die Dodoma-Region eigentlich ein Reisetipp sein. Kann man nur hoffen, dass die Reiseführer nicht zu schnell überarbeitet werden und es noch möglichst lange ein Geheimtipp bleibt.
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