Freitag, 30. April 2010

Markt in Mwika

Jeden Dienstag und Freitag ist in Mwika, direkt neben der Bibleschool Markt. Das merkt man spätestens daran, dass einem ein ganzer Treck Frauen mit Bananenstauden auf dem Kopf entgegen kommt, wenn man morgens um halb acht zur Andacht geht. Meistens sind das die großen grünen Kochbananen, die richtig schwer zu schälen sind. Dagegen ist unser Kartoffelschälen Erbsenpulen. Einige der Frauen tragen aber auch große Eimer mit bereits geschälten Bananen. Wofür die sind, wollte mir keiner so recht erklären, deswegen vermute ich mal, dass die zu Bananenbier verbraut werden.

Der Markt selbst ist ein terassenartiger Platz, wo jede Ebene überdacht ist. Man schlängelt sich dann von Etage zu Etage, und auf jeder Etage stehen dann zahlreiche, meist Frauen, die vor sich verschiedenste Gemüsesorten aufgebaut haben, immer schön in gleichgroßen Häufchen z.B. 5 Tomaten, oder 4 Gurken. Verkauft wird dann immer nach Haufen, doch ehe man einkauft begrüßt man sich und tauscht die Neuigkeiten aus. Das tut man selbst wenn man die Mama gar nicht kennt, weswegen ich bis jetzt auch noch nicht selbst eingekauft habe. Nach den Begrüßungsformalitäten wird man irgendwann gefragt, was man denn möchte, oder man fragt was die Bananen kosten. Entweder man kauft bei der ersten Mama, oder man geht zur nächsten und fragt dort nach dem Preis – natürlich auch nach einem entsprechenden Austausch der Neuigkeiten.
Weiter oben stehen dann die Gewürzhändler, die Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und andere Gewürzmischungen verkaufen. Hier mischt sich dann unter den Geruch von frischen Gewürzen allmählich der Geruch der nächsten Ebene, wo getrockneter und gesalzener Fisch (von Guppygröße bis zur kleinen Scholle) angeboten wird. Daran sind wir bisher eher zügig vorbeigezogen.

Um das Gelände vom Essensmarkt sind die verschiedensten Läden und Büdchen zu finden, wovor auch wiederum Frauen sitzen, die auf Decken ihr Gemüse und Obst anbieten, manchmal ist es am Rande zwar weniger schön, aber dafür günstiger und man hat das Gefühl, dass dort „existentieller“ verkauft wird. So kauft Verena stets bei einer Mama einen Haufen Tomaten, die direkt vor dem Schlachter sitzt und meist weniger guten Umsatz macht. Ja, der Butcher ist hier auch so eine Sache, in Deutschland würde man das wohl als gläserne Produktion bezeichnen – nur das sich nichts hinter Glas befindet, das wäre bei der Sonneneinstrahlung wohl auch unerträglich.
Daneben gibt es auch eine ganze Reihe von „Restaurants“ oder „Imbissbuden“, wo man für relativ günstiges Geld eine landestypische Mahlzeit einnehmen kann. So hab ich mich schon manchmal mit den beiden Voluntärinnen von HuYaMwi und ihren Schulkindern bei Mama Moniaichi getroffen. Aber man kann auch diverses frisches Gebäck, welches in Fett über einem offenen Feuer ausgebacken wird, kaufen. Dabei reicht die Palette von süßen Kekis bis hin zu kräftigen Teigtaschen.

Neben dem Markt für Nahrungsmittel schließt sich direkt ein weiteres Marktgelände an, auf dem man die unterschiedlichsten Alltagsgegenstände, wie Schüsseln, Schuhe, Eimer, Besteck etc. kaufen kann. Hier geht es etwas beschaulicher, doch kaum ruhiger zu. Denn schließlich werden auch Radios verkauft, die demonstriert werden müssen, dass sie auch funktionieren.

Hat man alles eingekauft kann man sich auf den Heimweg machen. Wer seine Ware auf dem Kopf tragen kann ist natürlich klar im Vorteil, denn erstens verteilt sich so die Last gleichmäßig und man bekommt keinen krummen Rücken und außerdem hat man so noch die Hände frei einander zu begrüßen. Doch ein Balanceakt ist es selbst mit Kopftuch, schließlich ist der Weg keine gepflasterter Wazungupfad, sonder eine echter „naturnaher“ afrikanischer Marktweg. D.h. an manchen Stellen wächst noch Gras, oder es befindet sich dort ein Rinnsal vom letzten Regenschauer in dem allerlei Sachen schwimmen und an dessen Rand eine Henne mit ihren Kücken pickt, während Gevatter Hahn nebenan in einem Haufen Bananstroh scharrt. Ja diese Idylle existiert tatsächlich und bei meiner Begeisterung für die ganzen freilaufenden Hühnern, nehme ich gerne das Krähen der Hähne tlw. schon noch während finsterster Nacht, dank Ohropax gerne in Kauf.

Zurück auf der Straße, auf der die in eine Staubwolke gehüllten Dallas lauthupend vorbeirauschen, werden die Lastwagen mit Bananenstauden und mit Körben voll Bananenstroh beladen. Dafür bringen Schubkarrenfahrer die Bananenstauden heran. Um sich Platz zu verschaffen hupen sie laut mit ihren Stimmbändern und wenn man nicht schnell genug aus dem Weg springt kann es passieren, dass man ein Holzrad in der Kniekehle hat.

Nach einem solchen, turbulenten Marktbesuch fällt es einem richtig auf, wie ruhig der Campus eigentlich da liegt. Mwika ähnelt da schon irgendwie Bethel, zumindest dem Gefühl auf dem Berg zu sein. Und selbst wenn die Dallas häufiger, wenn auch nicht regelmäßiger, fahren so ist man fast zwei Stunden unterwegs ehe man in Moshi, der Stadt fast 500m tiefer ankommt.

1 Kommentar:

  1. Hallo Jens! Ja, das sind ja mal alles tolle Eindrücke und ich würde am liebsten sofort vorbeikommen...Ich hoffe es geht dir gut! Ganz liebe Grüße aus Bonn!
    Ja ich sollte mich hier noch mal anmelden...man kommt ja zu nix!
    Munter!

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