Samstag, 8. Mai 2010

Cantate dominum

Wie die kirchlichen Feiertage wohl in Tanzania begangen werden, ist eine meiner Fragen, mit denen ich hierher gereist war. Heute am Sonntag Cantate konnte ich hier das erste Fest erleben. „Singt dem Herrn ein neues Lied“ – so lautet das Motto dieses Sonntags, abgeleitet von dem 149 Psalm. Nun ist für mich hier eigentlich jedes Lied ein neues Lied, zumindest vom Text her. Ansonsten sind die Choräle hier aber meistens Übersetzungen der deutschen Choräle, teilweise mit einer gewissen Rhythmusverschiebung. Mittlerweile schaue ich bei jedem Choral der im „sala sa asubuhi“ gesungen wird zunächst auf die Verfasserzeile, wo auch das ursprüngliche Lied angegeben ist. Die Lieder stehen sämtlich ohne Noten im Gottesdienstbuch aber die Gemeinde ist so sangeskräftig und melodiesicher, dass man direkt mitsingen muss und sollte ein Choral dann doch mal von einem Harmonium oder Posaunenchor begleitet werden, so wird die Begleitung meist überstimmt.

Am Sonntag gab es zunächst einen sehr feierlichen Gottesdienst in einer mit weiß-roten Fähnchen geschmückten Kirche und hohen Gästen der Tumaini-University, der die Bibelschule zugeordnet ist. Nach dem gemeinsamen Mittagessen (eigentlich strikt nach Schülern und Lehrern getrennt – wobei ich das erst zu spät verstanden hatte… pole!) gab es den zweiten Teil.

Wieder fanden sich alle in der Kirche ein. Inzwischen war dort große Technik aufgebaut worden, ein Mischpult und richtig dicke Boxen und übers Mikrophon wurden die verschiedenen Chöre vorgestellt und angekündigt.
An der Bibelschule hat jeder „Zweig“ – also die Evangelisten und die Theologen – seinen eigenen Chor, zusätzlich gibt es noch einen Choire-Q, also einen Chor der gesamten Bibelschule. In den letzten Tagen war dort Hochbetrieb und jeder Chor hat mindestens drei Stücke vorbereitet. Eines zum Einzug, eines zum Vortrag und eines wieder zum Auszug.

In Tanzania gibt es annähernd 200 Volksgruppen, die alle ihre eigene Kultur haben und ihre Sprache sprechen. Nach den offiziellen Bibelschulchören zogen nun die unterschiedlichsten Volksgruppen mit ihren Chören ein. Von den Chagga angefangen bis hin zu den Meru in bunte Kangas gekleidet und dem Chor der Massai. Hatte ich bisher einige der Studenten an ihren Ohrlöchern und der charakteristischen Zahnspalte als Massai erkannt, so zogen sie nun in ihren blauen bzw. rot-karierten Tüchern gekleidet und mit einem Stock ein. Dazu trugen die meisten reichen Perlenschmuck und die Sandalen aus alten Autoreifen.

Bei mir weckte dieser Einzug zweifelhafte Erinnerungen an ein Tourierlebniss bei unserer Safari vor zwei Jahren, als eine Gruppe Massai als Touristenattraktion präsentiert wurden. Nun hatte ich das Gefühl, dass es auch für die Tanzanier ein Highlight war die stolzen Massai zu erleben. Ziemlich ausgelassen sangen und sprungtanzten sie und ich hatte das Gefühl, dass sie selbst fast am meisten Spaß hatten.

Nachdem die ganzen Chöre – bis hin zu uns Deutschen, die wir klassisch einen Kanon anstimmten – vorgetragen hatten schlossen sich einzelne Solobeiträge an. Zwischendurch wurde immer mal wieder vom DJ (jawohl, wie befanden uns in der ehrwürdigen Kanisa der Bibelschule) Musik eingespielt. Vorne vor dem Altarraum bildete sich dann bald eine Tanzfläche auf der zunehmen ausgelassener getanzt wurde ehe es mit dem nächsten Beitrag weiterging. Bis es schließlich mit einem allgemeinem „Danz opp de (Kirchen-)Deel“ um bummelig 17h endete.

Nun bin ich ja mal auf Himmelfahrt gespannt, was da so geht. Schließlich endet der Unterricht nach der Chaipause mit einem Gottesdienst. Und wer weiß wie das so inszeniert wird ;-)

2 Kommentare:

  1. Wo sind die Bilder??? Und hey, ich glaube, an dieser Art von Kirche hätte ich auch Spaß!

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  2. Hallo lieber Jens!
    Über Deinen netten Brief habe ich mich
    sehr gefreut. Vielen herzlichen Dank dafür.
    Am 8. Juni war ich bei Frank und konnte in Deinen Blog schauen. Frank zeigte und erklärte mir die schönen Bilder und ich konnte in aller Ruhe Deinen geschriebenen Text lesen. Oh, wie habe ich gestaunt! Da ist der Gottesdienst bei Euch sehr lebhaft und sogar lustig. Für uns unvorstellbar. In unserer Kirche werden zwar auch religiöse Tänze eingeübt, kommen aber seltens zur Anwendung.
    Ich freue mich, dass Du dort Deinen Platz gefunden hast. Pass aber gut auf Dich auf!!! Man hat sich schnell mal verlaufen.
    Alles Liebe, alles Gute, Gott befohlen Deine Tante Marga

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