Jeden Dienstag und Freitag ist in Mwika, direkt neben der Bibleschool Markt. Das merkt man spätestens daran, dass einem ein ganzer Treck Frauen mit Bananenstauden auf dem Kopf entgegen kommt, wenn man morgens um halb acht zur Andacht geht. Meistens sind das die großen grünen Kochbananen, die richtig schwer zu schälen sind. Dagegen ist unser Kartoffelschälen Erbsenpulen. Einige der Frauen tragen aber auch große Eimer mit bereits geschälten Bananen. Wofür die sind, wollte mir keiner so recht erklären, deswegen vermute ich mal, dass die zu Bananenbier verbraut werden.
Der Markt selbst ist ein terassenartiger Platz, wo jede Ebene überdacht ist. Man schlängelt sich dann von Etage zu Etage, und auf jeder Etage stehen dann zahlreiche, meist Frauen, die vor sich verschiedenste Gemüsesorten aufgebaut haben, immer schön in gleichgroßen Häufchen z.B. 5 Tomaten, oder 4 Gurken. Verkauft wird dann immer nach Haufen, doch ehe man einkauft begrüßt man sich und tauscht die Neuigkeiten aus. Das tut man selbst wenn man die Mama gar nicht kennt, weswegen ich bis jetzt auch noch nicht selbst eingekauft habe. Nach den Begrüßungsformalitäten wird man irgendwann gefragt, was man denn möchte, oder man fragt was die Bananen kosten. Entweder man kauft bei der ersten Mama, oder man geht zur nächsten und fragt dort nach dem Preis – natürlich auch nach einem entsprechenden Austausch der Neuigkeiten.
Weiter oben stehen dann die Gewürzhändler, die Zwiebeln, Knoblauch, Ingwer und andere Gewürzmischungen verkaufen. Hier mischt sich dann unter den Geruch von frischen Gewürzen allmählich der Geruch der nächsten Ebene, wo getrockneter und gesalzener Fisch (von Guppygröße bis zur kleinen Scholle) angeboten wird. Daran sind wir bisher eher zügig vorbeigezogen.
Um das Gelände vom Essensmarkt sind die verschiedensten Läden und Büdchen zu finden, wovor auch wiederum Frauen sitzen, die auf Decken ihr Gemüse und Obst anbieten, manchmal ist es am Rande zwar weniger schön, aber dafür günstiger und man hat das Gefühl, dass dort „existentieller“ verkauft wird. So kauft Verena stets bei einer Mama einen Haufen Tomaten, die direkt vor dem Schlachter sitzt und meist weniger guten Umsatz macht. Ja, der Butcher ist hier auch so eine Sache, in Deutschland würde man das wohl als gläserne Produktion bezeichnen – nur das sich nichts hinter Glas befindet, das wäre bei der Sonneneinstrahlung wohl auch unerträglich.
Daneben gibt es auch eine ganze Reihe von „Restaurants“ oder „Imbissbuden“, wo man für relativ günstiges Geld eine landestypische Mahlzeit einnehmen kann. So hab ich mich schon manchmal mit den beiden Voluntärinnen von HuYaMwi und ihren Schulkindern bei Mama Moniaichi getroffen. Aber man kann auch diverses frisches Gebäck, welches in Fett über einem offenen Feuer ausgebacken wird, kaufen. Dabei reicht die Palette von süßen Kekis bis hin zu kräftigen Teigtaschen.
Neben dem Markt für Nahrungsmittel schließt sich direkt ein weiteres Marktgelände an, auf dem man die unterschiedlichsten Alltagsgegenstände, wie Schüsseln, Schuhe, Eimer, Besteck etc. kaufen kann. Hier geht es etwas beschaulicher, doch kaum ruhiger zu. Denn schließlich werden auch Radios verkauft, die demonstriert werden müssen, dass sie auch funktionieren.
Hat man alles eingekauft kann man sich auf den Heimweg machen. Wer seine Ware auf dem Kopf tragen kann ist natürlich klar im Vorteil, denn erstens verteilt sich so die Last gleichmäßig und man bekommt keinen krummen Rücken und außerdem hat man so noch die Hände frei einander zu begrüßen. Doch ein Balanceakt ist es selbst mit Kopftuch, schließlich ist der Weg keine gepflasterter Wazungupfad, sonder eine echter „naturnaher“ afrikanischer Marktweg. D.h. an manchen Stellen wächst noch Gras, oder es befindet sich dort ein Rinnsal vom letzten Regenschauer in dem allerlei Sachen schwimmen und an dessen Rand eine Henne mit ihren Kücken pickt, während Gevatter Hahn nebenan in einem Haufen Bananstroh scharrt. Ja diese Idylle existiert tatsächlich und bei meiner Begeisterung für die ganzen freilaufenden Hühnern, nehme ich gerne das Krähen der Hähne tlw. schon noch während finsterster Nacht, dank Ohropax gerne in Kauf.
Zurück auf der Straße, auf der die in eine Staubwolke gehüllten Dallas lauthupend vorbeirauschen, werden die Lastwagen mit Bananenstauden und mit Körben voll Bananenstroh beladen. Dafür bringen Schubkarrenfahrer die Bananenstauden heran. Um sich Platz zu verschaffen hupen sie laut mit ihren Stimmbändern und wenn man nicht schnell genug aus dem Weg springt kann es passieren, dass man ein Holzrad in der Kniekehle hat.
Nach einem solchen, turbulenten Marktbesuch fällt es einem richtig auf, wie ruhig der Campus eigentlich da liegt. Mwika ähnelt da schon irgendwie Bethel, zumindest dem Gefühl auf dem Berg zu sein. Und selbst wenn die Dallas häufiger, wenn auch nicht regelmäßiger, fahren so ist man fast zwei Stunden unterwegs ehe man in Moshi, der Stadt fast 500m tiefer ankommt.
Freitag, 30. April 2010
„Angeliter“ in Afrika
Nun ist es schon fast wieder eine Woche her, dass ich in Moshi einen Zwischenstopp auf dem Weg nach Arusha eingelegt habe. Wie die Zeit derweil noch rast. Der Tag hat hier tatsächlich nur 12 Stunden, denn um 18.30h ist es so dunkel, dass man nicht mehr mit Tageslicht lesen kann und erst ab bummelig 6.30h ist es wieder so hell, dass man sich an den Schreibtisch setzen könnte. So verfliegen die Tage und ich wunder mich über mein permanentes Schlafbedürfnis.
Nachdem ich beim Filmabend der deutschen Gemeinde in Moshi Angelika Wohlenberg kennengelernt habe, bin ich vergangenes Wochenende ihrer Einladung gefolgt, mir einen englischen Gottesdienst mit Puppenspiel anzuschauen. Da der Weg von Mwika nach Arusha mit dem Dalla gut 4h dauert hat sie mich kurzerhand am Telefon eingeladen schon am Abend vorher zu ihr nach Tengeru zu kommen - „Wir Angeliter müssen ja zusammenhalten!“ (ich wußte gar nicht, dass Angeln bis an die Westküste reicht – naja beim diesjährigen Posaunentag wird ganz Nordelbien in Angeln zu Gast sein ;-))
Das war der reinste Abenteuerurlaub für mich, denn das bedeutete die erste eigenständige Fahrt mit dem Dalla. Wobei das Einsteigen weniger das Problem ist als das Aussteigen, denn Anhalten tun die Dallafahrer nur, wenn der Condactor („Schaffner“) jemanden am Wegesrand einsammelt oder wenn man zu verstehen gibt, dass man aussteigen möchte. Dafür muss man allerdings wissen, wo man sich grade befindet und wie der Ort heißt wo man raus will. Ein einfaches „hapa“ (hier) ist da eher weniger hilfreich. Glücklicherweise wollte die Mama neben mir auch in Tengeru aussteigen und so war ich relativ entspannt auf der Fahrt von Moshi nach Arusha. Der Weg führte mich auch vorbei an Usa-River, wo ich vor zwei Jahren schonmal gewesen bin, und weckte viele schöne Erinnerungen an diesen ersten Besuch in Tanzania.
In Tengeru ausgestiegen, meldete ich mich bei Angelika, die mir vorschlug ihr doch schon einfach mal auf der „Hospitalstraße“ entgegen zu kommen, sie würde sich dann direkt auf den Weg machen. Die Hospitalstraße würde direkt auf der anderen Straßenseite den Berg hinaufführen. Da mir gegenüber sogar ein geteerter Weg nach einer kleinen Sänke den Berg hinaufführte entschied ich, dass das die entsprechende Straße sein musste und tatsächlich führte sie schließlich auch an einem Krankenhaus vorbei. Wiedermal war ich nicht der einzige Fußgänger – die Füße sind das wichtigste Transportmittel in Afrika – aber der einzig Weiße, und so blickte ich in zahlreiche interessierte Gesichter auf denen sich meistens ein, für mich schwer zu deutendes, Grinsen breit machte. Wie glücklich war ich, als mir endlich ein weißer Landrover mit einer blonden Frau auf dem Beifahrersitz entgegenkam. Natürlich war es nicht der Beifahrer, sondern die Fahrerin, wiedermal bin ich auf die linksgelenkten tanzanischen Autos reingefallen.
Nachdem Angelika den Wagen gewendet hatte und ich eingestiegen bin, gings los durch die Bananenstauden. Hier war der Weg nun nichtmehr geteert und nach europäischen Ermessen fuhren wir auf einem Feldweg. Dem Betrieb zur folgern war es aber ein wohlbelebter Verbindungsweg zwischen den einzelnen Höfen. Später machten wir hier noch einen kleinen Erkundungsspaziergang und während ich versuchte auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen marschierte Angelika munter in Sandalen vorneweg und grüßte die entgegenkommenden geradezu singend. Schließlich bogen wir in einen kleinen Seitenweg ein und plötzlich stoppte sie. Ein riesiges, gut 1,5m tiefes Loch klaffte im Boden. Kurzerhand kletterte sie an der Seite, sich im Dornengestrüpp festhaltend, daran vorbei. Ich nutzte die andere Seite und konnte so durch das ganze Loch auf die andere Seite des Gestrüpps blicken. Wahrscheinlich hatte einer der letzten Regenschauer hier sich seinen Weg gesucht und auch gefunden.
Uns eröffnete sich nun ein traumhafter Blick. Das Wasserrauschen hatten wir schon von weitem gehört und jetzt standen wir am Wasserlauf, der urwaldartig zugewachsen war. Vor uns lagen die Baumkronen, Bananenstauden wuchsen von unten herauf und über allem lag ein leichter Dunstschleier. „Hier würde ich gerne einfach Tarzan spielen und mich an einem Seil auf die andere Seite schwingen – aber das kann ich ja nicht, sonst würden das die kleineren Kinder auch versuchen“, sagte Angelika und fragte im gleichen Atemzug, ob ich runter an den Fluß wollte.
Wieder kämpfte ich mit dem Boden, während sie schon unten am Wasser stand. Wiedereinmal hatte mich Afrika total geflasht und eigentlich hätte ich hier bleiben können. Doch es ging schon gegen späten Nachmittag und wir mussten noch zurück. Für mich, quer durch Bananenhainen, Bohnen- und Maisfelder gings zurück, vorbei an Häusern, wo Kinder im Türeingang spielten, Hühner scharrten und Hunde bellten. In einem Bananenhain sahen wir zwei weiße Steingräber – hier gibt es nur wenige Friedhöfe, die meisten Verstorbenen werden im eigenen Garten beigesetzt.
Von hinten, durch den Hundezwinger kehrten wir zurück zum Haus und während ich auf der Veranda im Ziegensessel sitzend, den Sonnenuntergang genoß, klang aus dem Tal, wie bei meiner Oma in Obersdorf eine Kirchenglocke herauf. Aus der Küche drang der Duft frisch gebratener Zwiebeln und wenig später – inzwischen war es draußen schon dunkel geworden – saßen wir zusammen am Tisch und aßen Spaghetti mit Tomatensoße und Schweinefleisch (in Afrika etwas ganz besonderes, normalerweise gibt es Rindfleisch).
Während Angelika noch den Gottesdienst vorbereitete und ihr Theaterstück konzipierte las ich weiter in einem Kinderbuch über ihre Arbeit. Sie wollte später noch einen Film schauen, doch von den ganzen Eindrücken war ich wiedermal hundemüde und verabschiedete mich. Zuvor nahm ich aber noch ein afrikanisches Bad, um den ganzen Staub der Fahrt abzuwaschen. Erst am nächsten Morgen wurde ich von Küchengeräuschen wach und schälte mich unter dem Moskitonetz hervor.
Nach einem wahren Sonntagsfrühstück mit Mango, Birnen, frischen Eiern und Sauerteigbrot wurden die Sachen für den Gottesdienst zusammen gepackt. Während dessen erklangen aus dem Schlafzimmer Trompetentöne, bei nicht ganz sauberen Passagen abgebrochen und mit „pole“ (Entschuldigung) kommentiert und direkt weiter gespielt. Schließlich kam Angelika ins Wohnzimmer und fragte mich, ob ich nicht im Gottesdienst Trompete spielen könne. Sie würd noch versuchen eine weitere Trompete aufzutreiben und dann würden wir die Lieder einfach gemeinsam begleiten. Gesagt getan und schon telefonierte sie rund und hatte binnen Kurzem ein weiteres Instrument aufgetan. Vollgepackt mit Puppentheater, Gitarre und Trompete machten wir uns auf den Weg, noch einige Schülerinnen aus dem Internat abzuholen. Als die vier Mädels eingestiegen waren, wurden sie sofort gefragt, wer denn eine Lesung übernehmen könnte, wer einen Psalm liest und wer ein Lied mit Mikrophon singen könnte. Hätte ich aus Deutschland großes Geziere erwartet kam von hinten der Reihe nach direkt ein fröhliches „Me!“.
Nach dem die Aufgaben verteilt waren erklang bald von hinten munteres Gesumme und Gesinge und so fuhren wir nach Arusha, kamen bei der Church an, luden aus und bauten alles auf. Schließlich wurde der Mikrophontest gemacht, die Puppenspielerin verkabelt und kurz vor Beginn kam die Nachricht, dass die Klavierspielerin leider zu einem Notfall raus mußte, ob wir nicht einfach alle Lieder begleiten könnten. Groß Zeit zum anspielen gab’s nicht und mit gewohnter äquatorialer Gelassenheit begann der Gottesdienst.
Absolutes Highlight für die Kids und ihre Eltern war das Puppentheater über den guten Hirten. Da gab’s dann nicht nur ein Krokodil (zwar gehört es ja zu jedem ordentlichen Kasperltheater – doch hier wirkte es wirklich alltagsnah), eine touristenveräppelnde Zebraboygroup und einen rülpsenden Raben, sondern auch jede Menge Interaktion für die Kids und Lacher für die Erwachsenen. Nach dem Gottesdienst kam dann die Frage auf, ob tatsächlich nur eine Puppenspielerin hinter der Bühne gehockt habe, oder ob nicht doch noch jemand zweites zumindest die Stimmen imitiert hätte. In der Tat war das Puppenspiel schon faszinierend und die Message vom guten Hirten, wird wohl kaum jemand wieder vergessen. Und sei es wegen des rülpsenden Rabens oder des Alltagsbezug anhand des zu schnell und rücksichtslos fahrenden Motorradfahrers.
Nach dem Gottesdienst, als alles wieder im Wagen verstaut, die selbstgehäkelten Schafe an die kleinen Gottesdienstbesucher verteilt und der Tee ausgetrunken war, fuhren wir zurück Richtung Tengeru. Im Mädcheninternat gab’s anlässlich der Rückkehr von Jutta ein Festessen. Aufgrund „der Wolke“ konnte sie erst mit einer Woche Verspätung wieder aus Deutschland zurückkommen. Weil sie so vermisst wurde und sie sich freute endlich wieder zurück zu sein, gab’s Kuku mit Chipsi auf dem offenen Feuer fritiert (Pommes mit Hähnchen). Hähnchen und Pommes ist man besonders in Afrika am besten mit den Händen, zumindest die Erwachsenen waren sich darin einig. Die Mädchen nutzten nicht nur für den Gurkensalat das Geschirr…
Bevor ich mich wieder auf den Weg nach Moshi machte, um 17h hätte ich spätestens den letzten Dalla erreichen müssen, um noch auf den Berg zurück zu kommen, wurde mir bei Ingwertee die Arbeit von „Hilfe für die Massai“ erläutert. Der Idealismus und die Herzlichkeit hat mich schon ziemlich überwältigt. [...] Doch auch hier bin ich gespannt, welche Erfahrungen ich noch sammeln und welche Gespräche ich noch führen werde. Meist ergeben sich diese Gespräche spontan und unerwartet, wie z.B. am Donnerstagmorgen, als einer der Medizinpraktikanten vom KCMC bei uns am Frühstückstisch saß und ich zwischen NT und Griechisch mich mit ihm über die Fragen unserer Generationen in den jeweiligen Kontinenten austauschen konnte, nachdem er das Gespräch mit der Frage eröffnete: „What is the interest of your generation?“
Nachdem ich beim Filmabend der deutschen Gemeinde in Moshi Angelika Wohlenberg kennengelernt habe, bin ich vergangenes Wochenende ihrer Einladung gefolgt, mir einen englischen Gottesdienst mit Puppenspiel anzuschauen. Da der Weg von Mwika nach Arusha mit dem Dalla gut 4h dauert hat sie mich kurzerhand am Telefon eingeladen schon am Abend vorher zu ihr nach Tengeru zu kommen - „Wir Angeliter müssen ja zusammenhalten!“ (ich wußte gar nicht, dass Angeln bis an die Westküste reicht – naja beim diesjährigen Posaunentag wird ganz Nordelbien in Angeln zu Gast sein ;-))
Das war der reinste Abenteuerurlaub für mich, denn das bedeutete die erste eigenständige Fahrt mit dem Dalla. Wobei das Einsteigen weniger das Problem ist als das Aussteigen, denn Anhalten tun die Dallafahrer nur, wenn der Condactor („Schaffner“) jemanden am Wegesrand einsammelt oder wenn man zu verstehen gibt, dass man aussteigen möchte. Dafür muss man allerdings wissen, wo man sich grade befindet und wie der Ort heißt wo man raus will. Ein einfaches „hapa“ (hier) ist da eher weniger hilfreich. Glücklicherweise wollte die Mama neben mir auch in Tengeru aussteigen und so war ich relativ entspannt auf der Fahrt von Moshi nach Arusha. Der Weg führte mich auch vorbei an Usa-River, wo ich vor zwei Jahren schonmal gewesen bin, und weckte viele schöne Erinnerungen an diesen ersten Besuch in Tanzania.
In Tengeru ausgestiegen, meldete ich mich bei Angelika, die mir vorschlug ihr doch schon einfach mal auf der „Hospitalstraße“ entgegen zu kommen, sie würde sich dann direkt auf den Weg machen. Die Hospitalstraße würde direkt auf der anderen Straßenseite den Berg hinaufführen. Da mir gegenüber sogar ein geteerter Weg nach einer kleinen Sänke den Berg hinaufführte entschied ich, dass das die entsprechende Straße sein musste und tatsächlich führte sie schließlich auch an einem Krankenhaus vorbei. Wiedermal war ich nicht der einzige Fußgänger – die Füße sind das wichtigste Transportmittel in Afrika – aber der einzig Weiße, und so blickte ich in zahlreiche interessierte Gesichter auf denen sich meistens ein, für mich schwer zu deutendes, Grinsen breit machte. Wie glücklich war ich, als mir endlich ein weißer Landrover mit einer blonden Frau auf dem Beifahrersitz entgegenkam. Natürlich war es nicht der Beifahrer, sondern die Fahrerin, wiedermal bin ich auf die linksgelenkten tanzanischen Autos reingefallen.
Nachdem Angelika den Wagen gewendet hatte und ich eingestiegen bin, gings los durch die Bananenstauden. Hier war der Weg nun nichtmehr geteert und nach europäischen Ermessen fuhren wir auf einem Feldweg. Dem Betrieb zur folgern war es aber ein wohlbelebter Verbindungsweg zwischen den einzelnen Höfen. Später machten wir hier noch einen kleinen Erkundungsspaziergang und während ich versuchte auf dem glitschigen Boden nicht auszurutschen marschierte Angelika munter in Sandalen vorneweg und grüßte die entgegenkommenden geradezu singend. Schließlich bogen wir in einen kleinen Seitenweg ein und plötzlich stoppte sie. Ein riesiges, gut 1,5m tiefes Loch klaffte im Boden. Kurzerhand kletterte sie an der Seite, sich im Dornengestrüpp festhaltend, daran vorbei. Ich nutzte die andere Seite und konnte so durch das ganze Loch auf die andere Seite des Gestrüpps blicken. Wahrscheinlich hatte einer der letzten Regenschauer hier sich seinen Weg gesucht und auch gefunden.
Uns eröffnete sich nun ein traumhafter Blick. Das Wasserrauschen hatten wir schon von weitem gehört und jetzt standen wir am Wasserlauf, der urwaldartig zugewachsen war. Vor uns lagen die Baumkronen, Bananenstauden wuchsen von unten herauf und über allem lag ein leichter Dunstschleier. „Hier würde ich gerne einfach Tarzan spielen und mich an einem Seil auf die andere Seite schwingen – aber das kann ich ja nicht, sonst würden das die kleineren Kinder auch versuchen“, sagte Angelika und fragte im gleichen Atemzug, ob ich runter an den Fluß wollte.
Wieder kämpfte ich mit dem Boden, während sie schon unten am Wasser stand. Wiedereinmal hatte mich Afrika total geflasht und eigentlich hätte ich hier bleiben können. Doch es ging schon gegen späten Nachmittag und wir mussten noch zurück. Für mich, quer durch Bananenhainen, Bohnen- und Maisfelder gings zurück, vorbei an Häusern, wo Kinder im Türeingang spielten, Hühner scharrten und Hunde bellten. In einem Bananenhain sahen wir zwei weiße Steingräber – hier gibt es nur wenige Friedhöfe, die meisten Verstorbenen werden im eigenen Garten beigesetzt.
Von hinten, durch den Hundezwinger kehrten wir zurück zum Haus und während ich auf der Veranda im Ziegensessel sitzend, den Sonnenuntergang genoß, klang aus dem Tal, wie bei meiner Oma in Obersdorf eine Kirchenglocke herauf. Aus der Küche drang der Duft frisch gebratener Zwiebeln und wenig später – inzwischen war es draußen schon dunkel geworden – saßen wir zusammen am Tisch und aßen Spaghetti mit Tomatensoße und Schweinefleisch (in Afrika etwas ganz besonderes, normalerweise gibt es Rindfleisch).
Während Angelika noch den Gottesdienst vorbereitete und ihr Theaterstück konzipierte las ich weiter in einem Kinderbuch über ihre Arbeit. Sie wollte später noch einen Film schauen, doch von den ganzen Eindrücken war ich wiedermal hundemüde und verabschiedete mich. Zuvor nahm ich aber noch ein afrikanisches Bad, um den ganzen Staub der Fahrt abzuwaschen. Erst am nächsten Morgen wurde ich von Küchengeräuschen wach und schälte mich unter dem Moskitonetz hervor.
Nach einem wahren Sonntagsfrühstück mit Mango, Birnen, frischen Eiern und Sauerteigbrot wurden die Sachen für den Gottesdienst zusammen gepackt. Während dessen erklangen aus dem Schlafzimmer Trompetentöne, bei nicht ganz sauberen Passagen abgebrochen und mit „pole“ (Entschuldigung) kommentiert und direkt weiter gespielt. Schließlich kam Angelika ins Wohnzimmer und fragte mich, ob ich nicht im Gottesdienst Trompete spielen könne. Sie würd noch versuchen eine weitere Trompete aufzutreiben und dann würden wir die Lieder einfach gemeinsam begleiten. Gesagt getan und schon telefonierte sie rund und hatte binnen Kurzem ein weiteres Instrument aufgetan. Vollgepackt mit Puppentheater, Gitarre und Trompete machten wir uns auf den Weg, noch einige Schülerinnen aus dem Internat abzuholen. Als die vier Mädels eingestiegen waren, wurden sie sofort gefragt, wer denn eine Lesung übernehmen könnte, wer einen Psalm liest und wer ein Lied mit Mikrophon singen könnte. Hätte ich aus Deutschland großes Geziere erwartet kam von hinten der Reihe nach direkt ein fröhliches „Me!“.
Nach dem die Aufgaben verteilt waren erklang bald von hinten munteres Gesumme und Gesinge und so fuhren wir nach Arusha, kamen bei der Church an, luden aus und bauten alles auf. Schließlich wurde der Mikrophontest gemacht, die Puppenspielerin verkabelt und kurz vor Beginn kam die Nachricht, dass die Klavierspielerin leider zu einem Notfall raus mußte, ob wir nicht einfach alle Lieder begleiten könnten. Groß Zeit zum anspielen gab’s nicht und mit gewohnter äquatorialer Gelassenheit begann der Gottesdienst.
Absolutes Highlight für die Kids und ihre Eltern war das Puppentheater über den guten Hirten. Da gab’s dann nicht nur ein Krokodil (zwar gehört es ja zu jedem ordentlichen Kasperltheater – doch hier wirkte es wirklich alltagsnah), eine touristenveräppelnde Zebraboygroup und einen rülpsenden Raben, sondern auch jede Menge Interaktion für die Kids und Lacher für die Erwachsenen. Nach dem Gottesdienst kam dann die Frage auf, ob tatsächlich nur eine Puppenspielerin hinter der Bühne gehockt habe, oder ob nicht doch noch jemand zweites zumindest die Stimmen imitiert hätte. In der Tat war das Puppenspiel schon faszinierend und die Message vom guten Hirten, wird wohl kaum jemand wieder vergessen. Und sei es wegen des rülpsenden Rabens oder des Alltagsbezug anhand des zu schnell und rücksichtslos fahrenden Motorradfahrers.
Nach dem Gottesdienst, als alles wieder im Wagen verstaut, die selbstgehäkelten Schafe an die kleinen Gottesdienstbesucher verteilt und der Tee ausgetrunken war, fuhren wir zurück Richtung Tengeru. Im Mädcheninternat gab’s anlässlich der Rückkehr von Jutta ein Festessen. Aufgrund „der Wolke“ konnte sie erst mit einer Woche Verspätung wieder aus Deutschland zurückkommen. Weil sie so vermisst wurde und sie sich freute endlich wieder zurück zu sein, gab’s Kuku mit Chipsi auf dem offenen Feuer fritiert (Pommes mit Hähnchen). Hähnchen und Pommes ist man besonders in Afrika am besten mit den Händen, zumindest die Erwachsenen waren sich darin einig. Die Mädchen nutzten nicht nur für den Gurkensalat das Geschirr…
Bevor ich mich wieder auf den Weg nach Moshi machte, um 17h hätte ich spätestens den letzten Dalla erreichen müssen, um noch auf den Berg zurück zu kommen, wurde mir bei Ingwertee die Arbeit von „Hilfe für die Massai“ erläutert. Der Idealismus und die Herzlichkeit hat mich schon ziemlich überwältigt. [...] Doch auch hier bin ich gespannt, welche Erfahrungen ich noch sammeln und welche Gespräche ich noch führen werde. Meist ergeben sich diese Gespräche spontan und unerwartet, wie z.B. am Donnerstagmorgen, als einer der Medizinpraktikanten vom KCMC bei uns am Frühstückstisch saß und ich zwischen NT und Griechisch mich mit ihm über die Fragen unserer Generationen in den jeweiligen Kontinenten austauschen konnte, nachdem er das Gespräch mit der Frage eröffnete: „What is the interest of your generation?“
nachtrag: eindruecke der ersten woche
natuerlich ist die erste woche schon laengst rum, doch wie versprochen, wollte ich wenigstens den bericht zu den bildern liefern ;-)
Inzwischen neigt sich meine erste Woche Afrika schon dem Ende entgegen.
Während ich diese Zeilen schreibe umgibt mich ein flirrender und zirpender Klangteppich zahlloser Grillen, zwischendurch kläffen ein paar Straßenhunde und ab und an rauscht ein Landrover am Haus in Moshi vorbei. Meine erste Woche hier in Tanzania neigt sich so langsam dem Ende entgegen und ich platze fast vor Eindrücken.
So weiß ich auch gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Vorneweg: mit Flug und Gepäck hat alles planmäßig geklappt und trotz lediglich einer Kopie meiner Aufenthaltsgenehmigung kam ich relativ problemlos durch die Kontrolle. Morgen werden wir den offiziellen Stempel für den Pass im Office nachholen.
War bei meinem Abflug in Deutschland Afrika auch gedanklich noch irgendwie weit weg – so setzte sich spätestens im Flieger von Nairobi nach Tanzania ein Grinsen in meinem Gesicht fest. Immer wieder musste ich an meine erste Afrikareise vor zwei Jahren denken. Spätestens als das Frühstück in Safari-Lunchboxes serviert wurde und ich unter mir ab-und-an einen Blick auf die afrikanische Landschaft erhaschen konnte wuchs in mir die Vorstellung tatsächlich für längere Zeit nach Tanzania zurückzukehren. Besonders ergreifend war schließlich, als sich Stückchen für Stückchen das Bergmassiv des Kilimanjaros vor meinem Fenster vorbei schob und er mich mit einem bilderbuchartigen Blick auf den schneebedeckten Kibo in Tanzania begrüßte. Durch die derzeit herrschende Regenzeit und den Sonnenaufgang erschien die Spitze regelrecht kitischig vor dem strahlendblauen Himmel. Im Landeanflug breitete sich unter mir die grüne Ebene aus und je tiefer wir kamen, desto deutlicher konnte ich Hütten, Felder und Grale mit Viehherden erkennen. Ja, nun war ich auf dem Weg nach Afrika!
Inzwischen habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich mit 20kg Gepäck ausgekommen wäre. Ach, was hatte ich für eine Vorstellung und was habe ich alles mitgeschleppt, was man hier gut gekauft bekommt. Man kann tatsächlich so gut wie alles bekommen, was man zum alltäglichen Leben bräuchte – bis hin zu Nutella und Eiscreme.
Nun am Ende der ersten Woche hat sich auch mein Stundenplan so langsam zu Recht geruckelt und ich habe die ersten Stunden bereits gehalten. Derweil noch „very strange“ und vielleicht kann ich’s am besten mit meinem derzeitigem Lieblingssatz umschreiben „everything is so new and interresting for me“.
Ab der kommenden Woche werde ich dann wohl auch in die Nähe Mwikas ziehen. Sicherlich werden sich mir dann die Strukturen der Bibleschool weiter klären und ich hoffentlich ins Kiswaheli hineinfinden. Zurzeit fahren wir jeden Morgen mit dem Landrover den Berg hinauf, was je nach Regenschauerlage eine slipprige oder holprig-staubige Angelegenheit ist. Für mich ist es jedesmal ein kleiner Film der vor den Scheiben des Wagens abläuft.
Man könnt meinen ich wär in Afrika, irgendwo am Kilimanjaro und draussen laufen Kinder in Schuluniformen zur Schule, Frauen in bunten Tüchern und Hacken auf dem Kopf zum Feld, Jungs mit Wagen und gelben Kanistern zum Wasserholen. Wir würden zahllose Fahrradfahrer, Motorradfahrer und scheinbar hoffnungslosüberladene Kleinbusse überholen, die grade an den Straßenrand halten um doch noch einen Schwung Menschen mit Taschen und Körben einzuladen. Und wenn wir weiterfahren treiben am Straßenrand Männer Schafe, Ziegen und Kühe vor sich her, die aber eigentlich viel lieber das frische Gras vom Straßenrand fressen würden. Da haben es die Hühner doch besser, die dort picken können wo sie wollen. Und sei’s auch zwischen den kleinen Mais- und Bohnenpflanzen, bei denen ich mir einbilde, ich könnte ihnen Tag für Tag beim Wachsen zuschauen.
Dass dies dann doch irgendwie real sein muss merke ich spätestens dann, wenn ich mich wie zu besten Examenszeiten am Schreibtisch wiederfinde um über den Hebräerbrief eine „Lesson“ aus den Fingern zu saugen. Oder wenn ich abends mein Moskitonetz unter die Matratze gesteckt habe, dass Licht gelöscht habe und anhand des kleinen grünen Schwanzes unter dem bunten Bild an der Wand weiß, dass dort der Gecko sitzt der heute Nacht mich vor lästigen Mücken bewahren würde, wenn sich doch eine durch die Fliegengitter geschummelt hätte.
Inzwischen neigt sich meine erste Woche Afrika schon dem Ende entgegen.
Während ich diese Zeilen schreibe umgibt mich ein flirrender und zirpender Klangteppich zahlloser Grillen, zwischendurch kläffen ein paar Straßenhunde und ab und an rauscht ein Landrover am Haus in Moshi vorbei. Meine erste Woche hier in Tanzania neigt sich so langsam dem Ende entgegen und ich platze fast vor Eindrücken.
So weiß ich auch gar nicht so recht, wo ich anfangen soll.
Vorneweg: mit Flug und Gepäck hat alles planmäßig geklappt und trotz lediglich einer Kopie meiner Aufenthaltsgenehmigung kam ich relativ problemlos durch die Kontrolle. Morgen werden wir den offiziellen Stempel für den Pass im Office nachholen.
War bei meinem Abflug in Deutschland Afrika auch gedanklich noch irgendwie weit weg – so setzte sich spätestens im Flieger von Nairobi nach Tanzania ein Grinsen in meinem Gesicht fest. Immer wieder musste ich an meine erste Afrikareise vor zwei Jahren denken. Spätestens als das Frühstück in Safari-Lunchboxes serviert wurde und ich unter mir ab-und-an einen Blick auf die afrikanische Landschaft erhaschen konnte wuchs in mir die Vorstellung tatsächlich für längere Zeit nach Tanzania zurückzukehren. Besonders ergreifend war schließlich, als sich Stückchen für Stückchen das Bergmassiv des Kilimanjaros vor meinem Fenster vorbei schob und er mich mit einem bilderbuchartigen Blick auf den schneebedeckten Kibo in Tanzania begrüßte. Durch die derzeit herrschende Regenzeit und den Sonnenaufgang erschien die Spitze regelrecht kitischig vor dem strahlendblauen Himmel. Im Landeanflug breitete sich unter mir die grüne Ebene aus und je tiefer wir kamen, desto deutlicher konnte ich Hütten, Felder und Grale mit Viehherden erkennen. Ja, nun war ich auf dem Weg nach Afrika!
Inzwischen habe ich festgestellt, dass ich tatsächlich mit 20kg Gepäck ausgekommen wäre. Ach, was hatte ich für eine Vorstellung und was habe ich alles mitgeschleppt, was man hier gut gekauft bekommt. Man kann tatsächlich so gut wie alles bekommen, was man zum alltäglichen Leben bräuchte – bis hin zu Nutella und Eiscreme.
Nun am Ende der ersten Woche hat sich auch mein Stundenplan so langsam zu Recht geruckelt und ich habe die ersten Stunden bereits gehalten. Derweil noch „very strange“ und vielleicht kann ich’s am besten mit meinem derzeitigem Lieblingssatz umschreiben „everything is so new and interresting for me“.
Ab der kommenden Woche werde ich dann wohl auch in die Nähe Mwikas ziehen. Sicherlich werden sich mir dann die Strukturen der Bibleschool weiter klären und ich hoffentlich ins Kiswaheli hineinfinden. Zurzeit fahren wir jeden Morgen mit dem Landrover den Berg hinauf, was je nach Regenschauerlage eine slipprige oder holprig-staubige Angelegenheit ist. Für mich ist es jedesmal ein kleiner Film der vor den Scheiben des Wagens abläuft.
Man könnt meinen ich wär in Afrika, irgendwo am Kilimanjaro und draussen laufen Kinder in Schuluniformen zur Schule, Frauen in bunten Tüchern und Hacken auf dem Kopf zum Feld, Jungs mit Wagen und gelben Kanistern zum Wasserholen. Wir würden zahllose Fahrradfahrer, Motorradfahrer und scheinbar hoffnungslosüberladene Kleinbusse überholen, die grade an den Straßenrand halten um doch noch einen Schwung Menschen mit Taschen und Körben einzuladen. Und wenn wir weiterfahren treiben am Straßenrand Männer Schafe, Ziegen und Kühe vor sich her, die aber eigentlich viel lieber das frische Gras vom Straßenrand fressen würden. Da haben es die Hühner doch besser, die dort picken können wo sie wollen. Und sei’s auch zwischen den kleinen Mais- und Bohnenpflanzen, bei denen ich mir einbilde, ich könnte ihnen Tag für Tag beim Wachsen zuschauen.
Dass dies dann doch irgendwie real sein muss merke ich spätestens dann, wenn ich mich wie zu besten Examenszeiten am Schreibtisch wiederfinde um über den Hebräerbrief eine „Lesson“ aus den Fingern zu saugen. Oder wenn ich abends mein Moskitonetz unter die Matratze gesteckt habe, dass Licht gelöscht habe und anhand des kleinen grünen Schwanzes unter dem bunten Bild an der Wand weiß, dass dort der Gecko sitzt der heute Nacht mich vor lästigen Mücken bewahren würde, wenn sich doch eine durch die Fliegengitter geschummelt hätte.
Samstag, 24. April 2010
Eindruecke der zweiten Woche in Afrika
Nun bin ich schon die zweite Woche in Tanzania und so langsam lebe ich mich ein. Zum einen in meiner Rolle als Unterrichtender an der Bibelschule, zum anderen vor allem aber als einer, ein Weißer, unter ganz Anderen. Nur schwer gewöhne ich mich daran, stets durch mein reines Erscheinen Aufmerksamkeit zu wecken und wohl auch Hilfsbedürftigkeit auszustrahlen. Je mehr ich ins Kiswaheli komme und mich, wie heute, über den Markt in Mwika begebe, desto mehr werde ich mich wohl auch daran gewöhnen.
In dieser Woche hat sich allmählich auch meine Wohnsituation geklärt: Nachdem ich die erste Woche bei Nissens in Moshi mitwohnen durfte und so sanft in Afrika ankommen konnte, bin ich nun seit Montag in Mwika. Die angedachte Wohnung bei einem Lehrer der Bibelschule – Mr. Mremi (weswegen ich vom Principal auch als Jens Daniel Haverland Mremi vorgestellt wurde) konnte aufgrund der Regenzeit nicht fertig gestellt werden. Also wurde daraufhin eine Lösung gefunden indem ich in das alte Pastorat in Mwika mit eingezogen bin. Hier sind unter anderem die beiden anderen Voluntärinnen und HuYaMwi untergebracht.
In der Bibelschule haben sich inzwischen meine Unterrichtsaufgaben auch zu Recht geruckelt. Ich werde neben Griechisch eine Veranstaltung zu den Katholischen Briefen und eine Klasse des Musikzweiges in „Posaunenchorarbeit“ unterrichten. Besonders bei sämtlichen Unterrichtsaufgaben merke ich welch wichtige Funktion die Sprache als Kommunikationsmittel einnimmt. Erst da ich mich plötzlich darauf nichtmehr verlassen kann, wird mir bewusst, welch wichtige Rolle sie spielt.
In Griechischunterricht läuft das derzeit noch recht gut, und im Neuen Testament habe ich das Gefühl auch mehr und mehr rein zu kommen. Obwohl grade die theologischen Termini natürlich nicht in meinem Wörterbuch drin sind. Da ich die Abschlussklasse „unterrichten“ soll, die nun im Sommer ihr Examen machen, befinden sich in dem Kurs schon gestandene Pastoren, die ganz gerne diskutieren. Für mich ist dann nicht nur die Sprache ein Problem, sondern vorallem die afrikanische Theologie, das Bibelverständnis und die Alltagsorientiertheit – da ich den afrikanischen Alltag ja noch gar nicht kennengelernt habe. Hitzigstes Beispiel könnte da z.B. die Frage nach der Abgabe des Zehnten sei. Steht doch im Dt 14,22-23 man möge von allem was man erntet den zehnten Teil Gott geben.
In unserer Diskussion ging es dann um das daraus abgeleitete Verständnis, dass der Kirchenzehnt bezahlt wird. Zumindest dachte ich das. So brachte ich Lk 18,12 als Kontroverse ein, dass man nicht nur einfach den Zehnt gibt, sondern nach seinen Möglichkeiten und vorallem mit offenem Herzen. Erst spät - zu spät - realisierte ich, dass es weder um die Wörter „tenth“ oder „tithes“ ging, sondern um die Frage, ob man es abgibt oder ob man es selber verspeist.
Sprachlich die größte Herausforderung ist allerdings die Musikklasse. Dachte ich doch eigentlich dass Musik als internationale Sprache bezeichnet werden könnte, merke ich nun, dass es freilich einen Unterschied macht gemeinsam zu musizieren oder ein Instrument zu unterrichten. Bisher war Kiswaheli Unterrichtssprache, weswegen manches Mal ein Lehrer dabei sitzt und dolmetscht. Zwar verunsichert es mich doch noch einigermaßen nicht zu wissen, was nun übersetzt wird – doch der gemeinsame Abschlusschoral sollte mich eigentlich gewiss machen, dass die Musik schließlich doch die Sprachbarrieren überwinden helfen kann.
Dies merke ich jedenfalls jeden Morgen bei der Morgenandacht, dem „sala sa asubuhi“. Denn selbst wenn ich bei der Ansprache nur bruchstückhaft Worte aufschnappen kann und sich in meinem Kopf dann eine eigene Predigt zusammensetzt, bei den Liedern kann ich wunderbar mitsingen. Einerseits entstammen die meisten Choräle unserem Choralbuch und andererseits werden die Choräle Swaheli-Mwanafunzigerecht langsam gesungen, so dass ich zumindest mit der Lautartikulation mitkomme. Dadurch werden mir manche Wörter vertraut und mit einem Lexikon versuche ich mir dann Strophe für Strophe zu erschließen.
Ja, soweit zu den Herausforderungen des Einlebens in Afrika. Daneben gibt es unzählige wunderbare Eindrücke und Begegnungen mit und von Land und Leuten. Sei es der atemberaubende Blick auf den Kilimanjaro beim Weg zum Morgengottesdienst, oder eine Einladung zum Kindergeburtstag eines Nachbarkindes, der Gang über den bunten Markt mit den unterschiedlichsten Gerüchen und Waren, oder die Fahrt mit dem DallaDalla, wo - obwohl schon überfüllt dennoch, noch eine Familie eingeladen wird; das schlafende Kleinkind durchgereicht wird bis es auf dem Schoß einer älteren Mama* zum liegen kommt und der Karton mit dem gackernden Huhn mir Mzungu auf den Schoß gesetzt wird.
In der Tat, Afrika ist ein buntes, vor allem aber vielseitiges Land. Habe ich am Anfang gedacht ich würde nach Tanzania zurückkehren und an so manche Erfahrung anschließen können, so bin ich inzwischen eines besseren belehrt worden und bin gespannt, welches Bild ich von Afrika im Laufe der Zeit gewinnen werde und für mich zulassen kann.
* (hier generell die Bezeichnung für eine Frau – man dehne die Aussprache des a’s und schon hat man das perfekte Bild einer in bunten Tüchern gehüllten Maamaa vor Augen)
In dieser Woche hat sich allmählich auch meine Wohnsituation geklärt: Nachdem ich die erste Woche bei Nissens in Moshi mitwohnen durfte und so sanft in Afrika ankommen konnte, bin ich nun seit Montag in Mwika. Die angedachte Wohnung bei einem Lehrer der Bibelschule – Mr. Mremi (weswegen ich vom Principal auch als Jens Daniel Haverland Mremi vorgestellt wurde) konnte aufgrund der Regenzeit nicht fertig gestellt werden. Also wurde daraufhin eine Lösung gefunden indem ich in das alte Pastorat in Mwika mit eingezogen bin. Hier sind unter anderem die beiden anderen Voluntärinnen und HuYaMwi untergebracht.
In der Bibelschule haben sich inzwischen meine Unterrichtsaufgaben auch zu Recht geruckelt. Ich werde neben Griechisch eine Veranstaltung zu den Katholischen Briefen und eine Klasse des Musikzweiges in „Posaunenchorarbeit“ unterrichten. Besonders bei sämtlichen Unterrichtsaufgaben merke ich welch wichtige Funktion die Sprache als Kommunikationsmittel einnimmt. Erst da ich mich plötzlich darauf nichtmehr verlassen kann, wird mir bewusst, welch wichtige Rolle sie spielt.
In Griechischunterricht läuft das derzeit noch recht gut, und im Neuen Testament habe ich das Gefühl auch mehr und mehr rein zu kommen. Obwohl grade die theologischen Termini natürlich nicht in meinem Wörterbuch drin sind. Da ich die Abschlussklasse „unterrichten“ soll, die nun im Sommer ihr Examen machen, befinden sich in dem Kurs schon gestandene Pastoren, die ganz gerne diskutieren. Für mich ist dann nicht nur die Sprache ein Problem, sondern vorallem die afrikanische Theologie, das Bibelverständnis und die Alltagsorientiertheit – da ich den afrikanischen Alltag ja noch gar nicht kennengelernt habe. Hitzigstes Beispiel könnte da z.B. die Frage nach der Abgabe des Zehnten sei. Steht doch im Dt 14,22-23 man möge von allem was man erntet den zehnten Teil Gott geben.
In unserer Diskussion ging es dann um das daraus abgeleitete Verständnis, dass der Kirchenzehnt bezahlt wird. Zumindest dachte ich das. So brachte ich Lk 18,12 als Kontroverse ein, dass man nicht nur einfach den Zehnt gibt, sondern nach seinen Möglichkeiten und vorallem mit offenem Herzen. Erst spät - zu spät - realisierte ich, dass es weder um die Wörter „tenth“ oder „tithes“ ging, sondern um die Frage, ob man es abgibt oder ob man es selber verspeist.
Sprachlich die größte Herausforderung ist allerdings die Musikklasse. Dachte ich doch eigentlich dass Musik als internationale Sprache bezeichnet werden könnte, merke ich nun, dass es freilich einen Unterschied macht gemeinsam zu musizieren oder ein Instrument zu unterrichten. Bisher war Kiswaheli Unterrichtssprache, weswegen manches Mal ein Lehrer dabei sitzt und dolmetscht. Zwar verunsichert es mich doch noch einigermaßen nicht zu wissen, was nun übersetzt wird – doch der gemeinsame Abschlusschoral sollte mich eigentlich gewiss machen, dass die Musik schließlich doch die Sprachbarrieren überwinden helfen kann.
Dies merke ich jedenfalls jeden Morgen bei der Morgenandacht, dem „sala sa asubuhi“. Denn selbst wenn ich bei der Ansprache nur bruchstückhaft Worte aufschnappen kann und sich in meinem Kopf dann eine eigene Predigt zusammensetzt, bei den Liedern kann ich wunderbar mitsingen. Einerseits entstammen die meisten Choräle unserem Choralbuch und andererseits werden die Choräle Swaheli-Mwanafunzigerecht langsam gesungen, so dass ich zumindest mit der Lautartikulation mitkomme. Dadurch werden mir manche Wörter vertraut und mit einem Lexikon versuche ich mir dann Strophe für Strophe zu erschließen.
Ja, soweit zu den Herausforderungen des Einlebens in Afrika. Daneben gibt es unzählige wunderbare Eindrücke und Begegnungen mit und von Land und Leuten. Sei es der atemberaubende Blick auf den Kilimanjaro beim Weg zum Morgengottesdienst, oder eine Einladung zum Kindergeburtstag eines Nachbarkindes, der Gang über den bunten Markt mit den unterschiedlichsten Gerüchen und Waren, oder die Fahrt mit dem DallaDalla, wo - obwohl schon überfüllt dennoch, noch eine Familie eingeladen wird; das schlafende Kleinkind durchgereicht wird bis es auf dem Schoß einer älteren Mama* zum liegen kommt und der Karton mit dem gackernden Huhn mir Mzungu auf den Schoß gesetzt wird.
In der Tat, Afrika ist ein buntes, vor allem aber vielseitiges Land. Habe ich am Anfang gedacht ich würde nach Tanzania zurückkehren und an so manche Erfahrung anschließen können, so bin ich inzwischen eines besseren belehrt worden und bin gespannt, welches Bild ich von Afrika im Laufe der Zeit gewinnen werde und für mich zulassen kann.
* (hier generell die Bezeichnung für eine Frau – man dehne die Aussprache des a’s und schon hat man das perfekte Bild einer in bunten Tüchern gehüllten Maamaa vor Augen)
Wieder sitze ich in Moshi in dem Internetcafe. Diesmal besser vorbereitet als beim letzten Mal, nur leider habe ich den ersten Bericht nicht mit auf die CD gebrannt... Immerhin funktioniert das Internet und das CD-Laufwerk. Also werde ich versuchen die ersten Bilder schonmal hochzuladen - der dazugehoerige Bericht folgt dann wohl noch irgendwann. Hamna shida :-)
Nachdem die Fahrt mit dem Dalla von Mwika nach Moshi fast 2h gedauert hat (sonst fahren wir das in knapp 1h) werde ich mich gleich schon auf den Weg nach Arusha aufmachen. Dort werde ich morgen einen englischen Gottesdienstbesuchen und evtl. davon in der naechsten Woche berichten. Jeder Tag ist hier so voller Eindruecke und Ereignisse, dass ich (momentan noch) jeden Tag einen halben Roman verfassen koennte und wahrscheinlich dennoch nicht die Situation so wiedergeben wuerde wie sie ist.
Nachdem die Fahrt mit dem Dalla von Mwika nach Moshi fast 2h gedauert hat (sonst fahren wir das in knapp 1h) werde ich mich gleich schon auf den Weg nach Arusha aufmachen. Dort werde ich morgen einen englischen Gottesdienstbesuchen und evtl. davon in der naechsten Woche berichten. Jeder Tag ist hier so voller Eindruecke und Ereignisse, dass ich (momentan noch) jeden Tag einen halben Roman verfassen koennte und wahrscheinlich dennoch nicht die Situation so wiedergeben wuerde wie sie ist.
Tanzanischer Kindergeburtstag
Gestern Abend (22.04.)waren wir bei unserer Nachbarin zum Geburtstag ihres Sohnes eingeladen. Dachte ich zunächst, dass das einfach ein netter Anlass wäre Leute einzuladen und für mich eine Möglichkeit Stückchen für Stückchen in das afrikanische Leben hineinzukommen war auch dies für mich wieder ein Sprung ins kalte Wasser.
Stellt man sich einen deutschen Kindergeburtstag vor, so erinnern wir uns möglicherweise an nachmittägliche Spiele wie Topfschlagen, Kuchen und Süßigkeiten bis der Bauch platzt und einfach eine Horde lauter fröhlicher Kinder.
Hier ist das so ein bisgen anders: Die Gäste sind alle erwachsen, treffen sich nach Einbruch der Dunkelheit und sitzen relativ ernst beisammen.
Nachdem der Großteil der Gäste da waren begann einer der Bibelschüler die „Zeremonie“ und führte durch den Abend. Zu Beginn der Andacht sangen wir einen tanzanischen Choral, dessen Melodie –wie bei so vielen Kirchenliedern – stark an „Großer Gott wir loben Dich“ erinnerte. Danach hielt der Pastor (Mchungaji) eine kleine Ansprache und betete. Petra, eine der Voluntärinnen übersetzte für mich, sonst hätte ich wohl nur die Hälfte verstanden und das wäre dann wohl fatal ausgegangen. Nun wurde der Kuchen aufgedeckt, der am Ende des Couchtisches unter einem Deckchen versteckt war. Ean, das in kurzen Anzug fein herausgeputzte Geburtstagskind, durfte den Kuchen symbolisch anschneiden, ehe seine Schwester mundgerechte Happen herrichtete und in jeden einen Zahnstocher steckte. Bevor aber der Kuchen verteilt wurde stellte uns Mama Moshi, die Mutter von Ean, gegenseitig vor. Sie begann selbstverständlich mit dem Pastor, stellte aber danach direkt mich vor - als Mchungaji Jens Daniel. Wer in Afrika Theologie fertig studiert hat, der gilt also gleich als Pastor und so kam mir an diesem Abend fortan ebenfalls die Ehre des „Pastors“ zuteil. Nun war ich Petra wirklich dankbar für ihre Übersetzungen.
Nach vorgegebener Reihenfolge verteilt nun das Geburtstagskind den Kuchen. Zunächst führte er seinem Bruder ein Stück direkt in den Mund, was auf Foto festgehalten und mit Applaus honoriert wurde. Danach kamen der Pastor und ich an die Reihe, abschließend seine Mutter, die ihm dann auch ein Stück Kuchen in den Mund legte.
Während dieser Kuchenzeremonie wurde im Nachbarzimmer hinter einem dünnen Tuchvorhang das Essen bereitgestellt. Jeder einzeln durfte schließlich dahinter verschwinden, bekam von Mama Moshi die Hände gewaschen und einen Teller aufgefüllt mit Reis, einem fantastischem Fleischgericht (da braucht man kein Ingwerwässerchen mehr ;-)), Gemüse und darauf ein Pfannkuchen und Früchte. Gegessen wurde nur mit einem Löffel, und wir deutschen Gäste durften Knochen und allzu knorpelige Fleischstückchen auch auf den Rand legen. Mittlerweile – der allabendliche Stromausfall wurde inzwischen mit einer grellen Neontaschenlampe überbrückt – saßen alle, gut mampfend auf ihrer Couch, die Teller auf’m Schoss und die Soda in der Hand. Da machte sich der Pastor auf den Weg, dankte und verschwand mit dem Hinweis, er könne ja nun ohne schlechtem Gewissen gehen „Mchungaji Daniel“ sei ja da und würde den Rest machen.
Draussen war es nun vollends dunkel geworden, was aber kein Hindernisgrund darstellte sich dennoch vor dem Haus zu einem Gruppenfoto zu formieren. Mit der Neontaschenlampe wurde grob ausgeleuchtet und der Blitz des Fotoapparates tat sein übriges zufriedenstellende Fotoergebnisse zu erzielen. Nun ging’s wieder ins Haus und dort neigte sich der Kindergeburtstag langsam dem Ende entgegen. Für mich wohl der bewegendste Teil, nicht nur weil ich nun aufgefordert wurde nach einem weiteren Geburtstagsständchen – Happy Birthday to you & Zum Geburtstag viel Glück – ein Gebet für Ean, seinen Bruder und seine Eltern zu sprechen (ich durfte es auch auf Englisch oder Deutsch halten und entschied mich letztlich doch für Deutsch). Daran anschließend erzählte seine Mutter die Geburtsgeschichte von Ean. Man hört ja viel über die hohe Kindersterblichkeitsrate in Afrika und nach diesem Bericht kann ich nun auch irgendwie verstehen, warum so ernst-feierlich der sechste Geburtstag eines Kindes begangen wird. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass Kinder dieses Alter erreichen und dann in die Schule gehen können. Und so verstehe ich diesen Kindergeburtstag auch mehr als einfach nur ein nettes Beisammensein, sondern tatsächlich als ein ernsthaftes Gott danken!
Zur Verabschiedung prozessiert wir an Ean vorbei und wünschten ihm und seinem Bruder noch alles Gute. Mama Moshi geleitete uns dann bis zu unserem Haus, dem alten Pastorat in Mwika. Auf diesem Weg konnte ich wieder einmal die querliegende Mondsichel und den unbeschreiblichen Sternenhimmel Afrikas genießen und wäre beinahe über den Strick der Kuh gestolpert die uns wohl faszinierender fand als die Sterne.
Stellt man sich einen deutschen Kindergeburtstag vor, so erinnern wir uns möglicherweise an nachmittägliche Spiele wie Topfschlagen, Kuchen und Süßigkeiten bis der Bauch platzt und einfach eine Horde lauter fröhlicher Kinder.
Hier ist das so ein bisgen anders: Die Gäste sind alle erwachsen, treffen sich nach Einbruch der Dunkelheit und sitzen relativ ernst beisammen.
Nachdem der Großteil der Gäste da waren begann einer der Bibelschüler die „Zeremonie“ und führte durch den Abend. Zu Beginn der Andacht sangen wir einen tanzanischen Choral, dessen Melodie –wie bei so vielen Kirchenliedern – stark an „Großer Gott wir loben Dich“ erinnerte. Danach hielt der Pastor (Mchungaji) eine kleine Ansprache und betete. Petra, eine der Voluntärinnen übersetzte für mich, sonst hätte ich wohl nur die Hälfte verstanden und das wäre dann wohl fatal ausgegangen. Nun wurde der Kuchen aufgedeckt, der am Ende des Couchtisches unter einem Deckchen versteckt war. Ean, das in kurzen Anzug fein herausgeputzte Geburtstagskind, durfte den Kuchen symbolisch anschneiden, ehe seine Schwester mundgerechte Happen herrichtete und in jeden einen Zahnstocher steckte. Bevor aber der Kuchen verteilt wurde stellte uns Mama Moshi, die Mutter von Ean, gegenseitig vor. Sie begann selbstverständlich mit dem Pastor, stellte aber danach direkt mich vor - als Mchungaji Jens Daniel. Wer in Afrika Theologie fertig studiert hat, der gilt also gleich als Pastor und so kam mir an diesem Abend fortan ebenfalls die Ehre des „Pastors“ zuteil. Nun war ich Petra wirklich dankbar für ihre Übersetzungen.
Nach vorgegebener Reihenfolge verteilt nun das Geburtstagskind den Kuchen. Zunächst führte er seinem Bruder ein Stück direkt in den Mund, was auf Foto festgehalten und mit Applaus honoriert wurde. Danach kamen der Pastor und ich an die Reihe, abschließend seine Mutter, die ihm dann auch ein Stück Kuchen in den Mund legte.
Während dieser Kuchenzeremonie wurde im Nachbarzimmer hinter einem dünnen Tuchvorhang das Essen bereitgestellt. Jeder einzeln durfte schließlich dahinter verschwinden, bekam von Mama Moshi die Hände gewaschen und einen Teller aufgefüllt mit Reis, einem fantastischem Fleischgericht (da braucht man kein Ingwerwässerchen mehr ;-)), Gemüse und darauf ein Pfannkuchen und Früchte. Gegessen wurde nur mit einem Löffel, und wir deutschen Gäste durften Knochen und allzu knorpelige Fleischstückchen auch auf den Rand legen. Mittlerweile – der allabendliche Stromausfall wurde inzwischen mit einer grellen Neontaschenlampe überbrückt – saßen alle, gut mampfend auf ihrer Couch, die Teller auf’m Schoss und die Soda in der Hand. Da machte sich der Pastor auf den Weg, dankte und verschwand mit dem Hinweis, er könne ja nun ohne schlechtem Gewissen gehen „Mchungaji Daniel“ sei ja da und würde den Rest machen.
Draussen war es nun vollends dunkel geworden, was aber kein Hindernisgrund darstellte sich dennoch vor dem Haus zu einem Gruppenfoto zu formieren. Mit der Neontaschenlampe wurde grob ausgeleuchtet und der Blitz des Fotoapparates tat sein übriges zufriedenstellende Fotoergebnisse zu erzielen. Nun ging’s wieder ins Haus und dort neigte sich der Kindergeburtstag langsam dem Ende entgegen. Für mich wohl der bewegendste Teil, nicht nur weil ich nun aufgefordert wurde nach einem weiteren Geburtstagsständchen – Happy Birthday to you & Zum Geburtstag viel Glück – ein Gebet für Ean, seinen Bruder und seine Eltern zu sprechen (ich durfte es auch auf Englisch oder Deutsch halten und entschied mich letztlich doch für Deutsch). Daran anschließend erzählte seine Mutter die Geburtsgeschichte von Ean. Man hört ja viel über die hohe Kindersterblichkeitsrate in Afrika und nach diesem Bericht kann ich nun auch irgendwie verstehen, warum so ernst-feierlich der sechste Geburtstag eines Kindes begangen wird. Es ist eben nicht selbstverständlich, dass Kinder dieses Alter erreichen und dann in die Schule gehen können. Und so verstehe ich diesen Kindergeburtstag auch mehr als einfach nur ein nettes Beisammensein, sondern tatsächlich als ein ernsthaftes Gott danken!
Zur Verabschiedung prozessiert wir an Ean vorbei und wünschten ihm und seinem Bruder noch alles Gute. Mama Moshi geleitete uns dann bis zu unserem Haus, dem alten Pastorat in Mwika. Auf diesem Weg konnte ich wieder einmal die querliegende Mondsichel und den unbeschreiblichen Sternenhimmel Afrikas genießen und wäre beinahe über den Strick der Kuh gestolpert die uns wohl faszinierender fand als die Sterne.
Montag, 19. April 2010
Im Internetcafe in Moshi
Vor einer Woche bin ich nun in Tanzania gelandet und platze schier vor Eindruecken. Die ersten Erfahrungen vor einem Kurs zu stehen habe ich schon sammeln koennen und so langsam ruckelt es sich alles zurecht. Nun sitze ich hier im Internetcafe und wollte gern mein vorgeschriebenen Blogeintrag hochladen, doch mit dem USB-Stick ist das dann doch nicht ganz so zu haendeln wie gedacht. Deswegen, so lange die Line steht in aller kuerze:
Ich bin heil ung gut angekommen - zumindest gelandet, wann ich ankommen wird sich wohl im Laufe der Zeit zeigen. Derweil sauge ich die verschiedensten Eindruecke wie ein Schwamm auf und bin immer wieder neu beeindruckt von diesem Land.
Eine Reihe von Fragen haben mich per Mail ereilt und ich versuch einige von denen zu beantworten: Derzeit ist hier Regenzeit; d.h. abends, nachts und morgens regnet es wie aus Kuebeln und tagsueber wirds wieder trocken und vorallem warm: wischen 24-28C.
An der Bibleschool werde ich Griechisch und statt Religionspaedagogik eine Lesung in NT Katholische Briefe halten... Mein dritter "FAchbereich" liegt mir da wohl am meisten, in einer Musicclass werd ich Posaunen teachen. Heute ziehe ich auf den Berg und bin dann mal gespannt wie es sich auf ca 1800m leben laesst. Ich wurde schon vorgewarnt dass es kalt werden wuerde, aber bei meinem Norddeutschengebluet kommt mir das wohl ganz entgegen.
Internetzugang werd ich wohl nur in Moshi haben, wenn ich einmal die Woche runter in die Stadt fahre, ansonsten habe ich mir eine Tanzanische Handzkarte zugelegt, mit der ich allerdings scheinbar keine SMS aus Deutschland empfangen kann - pole!
Ja, und sonst... it`s everything so new and interesting beschreibt es wohl am ehesten und "ich bin mal gespannt wie`s wird" ist dann mein Lieblingssatz.
Nun wuensche ich Euch alles Gute und werde mal schauen, dass ich zum naechsten Eintrag das mit der Datenuebertragung hinbekommen und auch ein paar Bilder einstellen kann. Obwohl ich kaum dazu komme die Situationen mit der Camera einzufangen, viel zu beeindruckend ist das Leben und Sein hier.
Herzliche Gruesse aus Moshi,
Jens
Ich bin heil ung gut angekommen - zumindest gelandet, wann ich ankommen wird sich wohl im Laufe der Zeit zeigen. Derweil sauge ich die verschiedensten Eindruecke wie ein Schwamm auf und bin immer wieder neu beeindruckt von diesem Land.
Eine Reihe von Fragen haben mich per Mail ereilt und ich versuch einige von denen zu beantworten: Derzeit ist hier Regenzeit; d.h. abends, nachts und morgens regnet es wie aus Kuebeln und tagsueber wirds wieder trocken und vorallem warm: wischen 24-28C.
An der Bibleschool werde ich Griechisch und statt Religionspaedagogik eine Lesung in NT Katholische Briefe halten... Mein dritter "FAchbereich" liegt mir da wohl am meisten, in einer Musicclass werd ich Posaunen teachen. Heute ziehe ich auf den Berg und bin dann mal gespannt wie es sich auf ca 1800m leben laesst. Ich wurde schon vorgewarnt dass es kalt werden wuerde, aber bei meinem Norddeutschengebluet kommt mir das wohl ganz entgegen.
Internetzugang werd ich wohl nur in Moshi haben, wenn ich einmal die Woche runter in die Stadt fahre, ansonsten habe ich mir eine Tanzanische Handzkarte zugelegt, mit der ich allerdings scheinbar keine SMS aus Deutschland empfangen kann - pole!
Ja, und sonst... it`s everything so new and interesting beschreibt es wohl am ehesten und "ich bin mal gespannt wie`s wird" ist dann mein Lieblingssatz.
Nun wuensche ich Euch alles Gute und werde mal schauen, dass ich zum naechsten Eintrag das mit der Datenuebertragung hinbekommen und auch ein paar Bilder einstellen kann. Obwohl ich kaum dazu komme die Situationen mit der Camera einzufangen, viel zu beeindruckend ist das Leben und Sein hier.
Herzliche Gruesse aus Moshi,
Jens
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