Freitag, 4. Februar 2011

Ein Einblick in die HipHop-Szene Tanzanias

Mancher wird sich wundern auf welchen Musikgeschmack ich gekommen bin – vielleicht ich selbst noch am meisten. Freilich bin ich ein großer Freund der Vokalmusik, doch habe ich den HipHop bisher nicht dazu gezählt. Auf meiner Reise nach Matema haben wir kurz vor der Grenze Malawis einen Zwischenstopp einlegen müssen, da wir von dort keinen Bus mehr weiter an den Nyasasee bekommen haben. Meine Reisebegleitung kannte da jemanden in Kyela, nen guten Freund und richtig guten Mann. Zwei kurze Telefonate und wir hatten für den Abend nicht nur eine Einladung zum Abendbrot, sondern auch eine Übernachtungs- und Frühstücksgelegenheit.

Gesagt getan trafen wir uns „neben der Polizeistation gegenüber von der Tankstelle“ mit "Salu T", dem HipHop-Master Tanzanias schlechthin. So zumindest die Beschreibung, die mich weniger fasziniert hatte als später die handtellergroße Spinne, die sich neben mir am Bambus abseilte und in der Nacht verschwand.

Bei der obligatorischen Soda wurde ich ein wenig in die HipHop-Szene eingeführt. Vorallem wurde ich darüber aufgeklärt, welche Probleme junge Musiker in Tanzania haben und welche Hürden sie nehmen müssen, ehe ihre Musik endlich mal im Radio gesendet wird. Das kann nämlich ziemlich teuer werden. Einerseits muss man die richtigen Menschen kennen – und so eine Handynummer kann schon was kosten. Dann muss man sich aber noch die Möglichkeit erkaufen, dass der eigene Song ein Monat gesendet wird. Nur so kann man darauf hoffen, dass man mal zu einem Event eingeladen wird und allmählich populär wird. Aber selbst dann kann man von der Musik alleine nicht leben. Ich kenn mich ja in der „Szene“ Deutschlands auch nicht so aus, aber spontan würde ich sagen, dass zumindest letzteres ähnlich ist.

Außerdem erfuhr ich, dass der HipHop Tanzanias sich versucht ein Zentrum in Mbeya aufzubauen. Normalerweise orientiert sich musikalisch alles nach Dar es Salaam. Dagegen wollen sie nun einen Gegenpol bilden und auf diese ziemlich lebendige und schnellwüchsige Stadt im Süden Tanzanias setzen. Da der Weg übers Radio schwierig ist suchen sie sich andere Möglichkeiten. Hierbei bietet Ihnen das Internet die beste Plattform. Da können sie kostenlos ihre Musik einstellen. Vor allem können Sie aber bei youtube auch ihre Videos posten und so die Message der Musik mit Bildern aus ihrer Lebenswirklichkeit verbinden.

Bevor wir schließlich zu Abend aßen bekam ich eine kleine Kostprobe der Videos vorgespielt (bspw.: Hali ya hatari oder Uzoefu). Zwar bleibe ich ein Freund der klassischen Vokalmusik und denke, dass man mit internationalen Chorprojekten und -austauschen auch vieles bewegen kann. Allerdings hat mich die Arbeit und besonders das Feuer mit dem die beiden von den Möglichkeiten des Hiphops berichteten fasziniert. Sicherlich - sie sind sich bewusst, dass sie mit der Musik alleine keine Probleme lösen werden. Doch indem sie mit der Musik der Straße die Themen des Alltags in ein anderes Medium bringen, schaffen sie Distanz und gleichzeitig eine ganz neue Öffentlichkeit und damit auch ein Bewusstsein dafür, dass man vielleicht nicht alles als unwandelbar hinnimmt. Nicht durch lethargisches Klagen, sondern durch die Musik.


Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen