Samstag, 15. Mai 2010

Parachichi und Siafu

Auch eine der häufig gestellten Fragen: „wie schaut denn so Dein Essen aus?“

Da ich derweil noch die Möglichkeit hab selbst zu kochen, schaut‘s eigentlich ziemlich deutsch aus. Zumindest wenn ich nicht mittags (um 14.30h) bei dem Lehreressen dabei bin oder mir aus der „Cantine“ Essen hole. Das ist dann landestypisch, also Reis oder Ugali (Mais) mit Bohnen oder Spinat und einer Fleischsoße. Einmal gab es auch Pilau (Reis und Fleisch mit Zwiebeln), allerdings meistens kaum gewürzt, so dass unser verwöhnter deutscher Gaumen noch ein wenig Salz verlangt hat.

Morgens gibt es manchmal die Möglichkeit frische Chapati zu kaufen. Chapati sind bessere Pfannkuchen, die über dem offenen Feuer in einer Pfanne gebacken werden und deswegen eine gewisse Rauchnote haben und ziemlich fettig sind. Aus dem Fenster meines derzeitigen Zimmers kann ich morgens schon hören und riechen, ob es Chapati gibt. Dann sitzt der Chapatibäcker vor dem Küchenhaus nachdem er Feuerholz gehackt hat und macht das stark qualmende Feuer im Dreisteinherd an.

Dazu gibt es dann momentan Parachichi. Parachichi (gesprochen: Paratschitschi) bedeutet Avocado und die fallen derzeit in Mwika so von den Bäumen, wie bei uns im Herbst die Äpfel. Auch während ich dieses grade schreibe kündigt ein erstes Rascheln der Blätter und dann ein Knacken der Äste den nach 1-2 Sekunden erfolgenden dumpfen Aufprall einer Parachichi an. Jeder der schon mal aus einem Avocadokern versucht hat eine Pflanze zu ziehen, weiß wohl wie schnell der Trieb in die Länge schießt, schließlich sind Avocados ziemlich große Bäume. Die herunterfallenden Früchte sind zwar noch grün, doch nach 2 Tagen in der Küche sind sie nachgereift und so groß wie Mangos.

Da ich in Deutschland glaube ich noch keine Avocados gegessen habe, kann ich den Geschmack nicht vergleichen – aber natürlich schmecken sie hier viel besser, fast ein wenig nussig und ziemlich cremig. Wenn sie zwei Tage in der Küche gelegen haben, sind sie wunderbar streichfähig und lassen sich mit einem herrlich quatschenden Geräusch aufs selbstgebackene Brot schmieren. Nachdem die beiden Voluntärinnen das hier erhältliche Toastbrot leid waren, sind sie dazu übergegangen einmal in der Woche frisches Brot zu backen. Die absolute Krönung ist jedoch eine Parachichicreme, die ich in meinen ersten Tagen in Moshi gegessen habe und dann in Mwika einfach mal nachgemacht habe. Ziemlich simple werden zwei Parachichis püriert, mit einer Zwiebel, Salz, ein paar Gewürzen wie Curry, Chili oder Pfeffer und einem Schuss Essig verrührt. Öl braucht man bei dem fruchteigenen Fettgehalt wirklich nicht mehr hinzuzufügen. Zumal das Öl hier auch stets einen recht deutlichen Eigengeschmack aufweist.

Siafu ist nichts zu essen, hängt aber dennoch mit den Parachichis zusammen. Jedesmal nachdem man draußen auf Parachichijagd gegangen ist merkt man ziemlich bald, dass es überall kribbelt und zwickt. Bei dem feucht-warmen Klima fühlen sich die Ameisen ziemlich wohl und die gibt es hier auch in allen möglichen Größen. Die ganz Kleinen, aber auch die normal Großen bis hin zu den sehr grazil anmutenden, fast 5 cm großen Exemplaren. Richtig fies sind aber die Mittelgroßen, die beißen sich richtig fest und kennen auch keine Intimsphäre, wenn man sie nicht schnell genug aus der Buxe schüttelt. Wobei ein einfaches Ausschütteln aufgrund der Hartnäckigkeit schwierig ist. Es ist mir bisher ein Rätsel geblieben, wie diese Viecher es schaffen sich so fix und so zahlreich in der Hose einzunisten. Mittlerweile bleibe ich kaum noch an einer Stelle ruhig stehen, sondern gehe auch im Stehen noch weiter wenn ich eine Parachichi aufhebe und dennoch kann ich fast jedes Mal ein Dutzend dieser fleißigen Tierchen ab sammeln.

Doch bei der nächsten Parachichicreme ist diese Begleiterscheinung vergessen und schließlich bin ich ja nach Afrika gekommen, um auch die Flora und Fauna zu erleben.

3 Kommentare:

  1. Moin Moin, Angeliter!
    Was Du über das Essen schreibst, würde bei mir sofort eine 0- Diät zur Folge haben! Und Dir schmeckt das wirklich?? Hier gibts heute Spargel und Schinken- läuft Dir da nicht das Wasser im Mund zusammen? Na, die Hauptsache ist, Dir gehts gut und genießt alles, was Du tust! Wir denken oft an Dich und grüßen herzlich! Oma und Opa der Patin

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  2. Haha, herrlich! Was für unflätige Ameisen :-)

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  3. Lieber Jens,
    ich wünsche Dir gesegnete und fröhliche Pfingsttage. Sicherlich werden die Posaunen ertönen. Musik ist immer schön. Ich war ein paar Tage in Gescher. Den Muttertag habe ich mit meinen Kindern in Oberhausen verbracht. Zusammen Essen und erzählen. Ausklang mit einer Tasse Kaffee bei Gudrun. Für mich war es eine Freude, nur mit meinen Kindern ein paar gemütliche Stunden zu verbringen.
    Conny und Frank brachten mich wieder nach Hause.
    Alles Liebe und alles Gute, Dir lieber Jens,
    Gott behütet,
    Deine Tante Marga.

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