Samstag, 22. Mai 2010

Der Mond...

… ist aufgegangen, die goldnen Sternlein prangen…

Diese Liedstrophe ging mir gestern Abend durch den Kopf als ich nach dem „Kwaya theologia“ vor dem Musiksaal saß und durch die halbgekippten Glasscheiben dem Chor der Musikklasse bei deren Probe zuhörte. Weil sie heute im Sala ya asubuhi spielen sollten, hatten sie mich darum gebeten abends nochmal die Choräle durchspielen zu können. So machte ich mich also zu um halb neun auf den Weg runter zum Musiksaal, vorbei am verwaisten Speisesaal und dem Lorry der Bibelschule. Hier riecht es immer recht intensiv nach Kuh, und man muss aufpassen wo man hintritt. Schließlich besitzt die Bibelschule nicht nur eigene Felder, auf denen die Bibelschüler mit anpacken müssen, sondern auch Kühe, Hühner und ein paar Schweine. Und so kann es gut passieren, dass man aus einem der Klassenräume schaut und nicht nur den Kilimanjaro, sondern auch eine Herde schwarzbunter Rinder beobachten kann – das scheint aber mehr die Begeisterung des neuen Teachers zu wecken, als das der Schüler.

Da der Chor noch probte setzte ich mich draußen auf das gemauerte Treppengeländer, lauschte dem Gesang und ließ meinen Blick über das Dach des Musiksaales schweifen. Seit gestern ist die Regenzeit zu Ende und so war der Himmel ausnahmsweise mal wolkenlos und sternenklar. Der zunehmende Halbmond lag als Schale am Himmel und wieder einmal überwältigte mich das Gefühl nur ein winziges Etwas im Universum zu sein. Gleichzeitig versuchte ich mir vorzustellen, wie denn jetzt eigentlich die kosmologische Konstellation von Sonne Mond und Erde sein müsste und wie wohl der Mond gerade in Deutschland , China oder Neuseeland ausschauen würde. Schließlich befinde ich mich ja auf der Südhalbkugel und da soll ja so einiges anders sein; die Sonne geht nicht im Osten auf, das Wasser fließt anders herum ab und der Sternenhimmel ist auch ein anderer. Ob dann der Mond dann auch anders sein müsste?

…seht ihr den Mond dort stehen? Er ist [zumindest bei mir] nur halb zu sehen… [naja] so sind wohl manche Sachen, die wir getrost belachen, weil unsere Augen sie nicht sehen…

Dass die Sonne nicht im Osten aufgehen würde kann ich nicht bestätigen - zumindest wenn der Kompass in Afrika auch nach Norden zeigt! Und ob das Wasser anders herum abfließt weiß ich nicht, denn bei der Klospülung kann man das nicht so gut beobachten und bei den anderen Abflüssen fließt das Wasser nicht so fix ab, als dass sich ein Strudel bilden würde. Auf jeden Fall der Sternenhimmel wirkt hier ganz anders. Zwar waren die Abende meist bewölkt, aber sofern man durch die Wolken hindurch luschern konnte, schienen die Sterne wesentlich klarer und heller. Auch gestern Abend war dank des allabendlichen Powercuts nur eine spärliche Behelfsbeleuchtung an.

Als ich nach der Probe von zweien der Schüler nach Hause eskortiert wurde und wir uns verabschiedeten ging mir die letzte Strophe durch den Kopf:

… so legt euch Schwestern, Brüder, in Gottes Namen nieder; kalt ist der Abendhauch…

Tatsächlich ist es hier nun nachts mit unter 20°C physisch relativ frisch geworden und ich bin dazu übergegangen mir morgens schon wieder einen Pullover überzuziehen, wenn wir zum Morgengebet gehen. Das mag aus deutscher Perspektive seltsam klingen, und in der Tat scheint es auch nur auf dem Berg so frisch zu sein. Denn in Moshi ist es nachwievor noch afrikanisch warm und man kann es ganz gut nur im Hemd aushalten.

… und lass uns ruhig schlafen. Und unsern kranken Nachbarn auch!

Gerade in der letzten Woche ist mir vermehrt aufgefallen, dass einige der Bibelschüler selbst gesundheitliche Probleme haben und sich bspw. für einen Malariatest im Krankenhaus abmelden oder aufgrund von erkrankten Kindern nicht zum Unterricht erscheinen können. Auch die deutschen Mitarbeitenden der verschiedenen Missionswerke sind nicht vor Krankheiten gefeit und man nimmt regen Anteil an den Geschicken der anderen. Dennoch bin ich froh und dankbar, dass es mir gesundheitlich hier relativ gut geht und in Gedanken bei denen, die sich Sorgen um ihre Angehörigen machen.

P.S.: von wegen Regenzeit vorbei... als ich heute nach Moshi runtergefahren bin, schien es als wollte der Regen der vergangenen fuenf Jahre noch Teil dieser Regenzeitsaison werden. So war es eine recht rutschige Angelegenheit und hier in der Stadt werden die fast metertiefen Wassergraeben auch mal richtig benutzt. Doch der Vegetation tuts gut und so kann der Mais der bei meiner Ankunft gepflanzt wurde nun schon Blueten treiben. Das sieht wohl kaum so herrlich aus wie bei Euch die Maienbluetenpracht - aber ein Rapsfeld in Afrika waere ja auch seltsam ;-)

1 Kommentar:

  1. Hallo Angeliter!
    Der Mond ist aufgegangen...Weißt Du noch, daß wir dieses Lied am frühen Morgen des 20.08 2005 miteinander gesungen haben?Das war ein wunderbarer Ausklang einer seht schönen Hochzeit!Daran werde ich mich immer erinnern, wenn ich das Lied höre!Dir weiterhin alle guten Wünsche und viel Freude!
    Es grüßt aus HL KH

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