Freitag, 9. Juli 2010

Weltmeisterschaft

Immer wieder wurde ich in den vergangenen Wochen gefragt, ob ich denn überhaupt die Fußballweltmeisterschaft verfolgen könne.
Ja, ganz klar! Das ist eines der großen Themen hier und in der Vorrunde lief der Fernseher nebenan im Gästehaus rund um die Uhr. So ganz klar für wen die Tanzanier waren, war dann nicht. Aber in jedem Falle freuten sie sich mit dem Gewinnern!

Gemeinsam mit den Bibelschülern Fußball zu schauen ist auf vielfältige Weise ein riesiges Vergnügen. So ist es immer eine große Gaudi und manchmal kann man den Fernseher vor lauter aufgebrachter Afrikaner nicht sehen – geschweige denn irgendetwas verstehen. Das ist aber auch nicht so der riesige Verlust, verliert sich doch der Kommentator meist in seinen Floskeln wie „it’s a good booool!“ Da ist der Soundtrack der Bibelschüler weit unterhaltsamer. Mit größter Kreativität wird der Abschuss vom Torwart unterlegt (bup-buuuüüüiiiüüüuuuuh-duff!) oder ein quietschendes „aargh“ drückt das Mitgefühl mit dem Gefoultem aus.

Aber auch spirituell ist es ein ganz neues Fußballerlebnis, wenn die Bibel z.B. beim Ghanaspiel auf den Fernseher gelegt wird. Als das nichts half, wurde sie aufgeschlagen und hochkant hingestellt. Bis sich zum Schluss unzählige Hände betend und segenspennend gen Bildschirm richteten.

Bei den Deutschlandspielen ließen es sich die Bibelschüler nicht nehmen, sich auch die Deutschlandfahne auf Wangen und Stirn zu schminken und meine mitgebrachte Deutschlandfahne wurde kurzer Hand von einem Massai an einen Besenstil gehisst und fleißigst geschwenkt. Umso mehr haben die Bibelschüler am vergangenen Mittwoch mit mir mitgelitten.

Ein Spiel schaute ich in der Familie zweier Volontärinnen Nordelbiens im Nachbarort. In deren Wohnzimmer saßen drei Wazungu mit Deutschlandfahnen und Deutschlandkronen und fachsimpelten über das laufende Spiel. Die drei amerikanischen Gäste kamen erst zur Hymne ihrer Nationalmannschaft aus ihren Zimmern und amüsierten sich etwas über die dekorierten Deutschen. Zumindest lernten sie, dass Germany eigentlich „Schland“ heißt.

Auch bei unserem Kurztripp nach Dar es Salam und Dodoma mussten wir auf das Fußballereignis nicht verzichten. Als Ghana gewonnen hat, zogen bis spät in die Nacht Jugendliche feiernd durch Dar es Salams Straßen. Selbst am nächsten Morgen zog wieder ein ganzer Pulk Jugendlicher durch eine Straße neben unserem Hotel rauf und runter. Später sollten wir auch erfahren warum: die Straße hieß „Ghana-Road“.

Nun stehen „wir“ also doch nicht im Finale – und die ganze Bibelschule trauert mit. Wo ich das Spiel am Samstag schauen werde, weiß ich noch nicht. Doch für das Finale hatten wir uns schon mal prophylaktisch beim „Public-Viewing“ in der deutschen Gemeinde in Moshi angemeldet, wo wir auch das erste Deutschlandspiel gesehen haben.

1 Kommentar:

  1. Hallo Jens! Das find ich ja rührend, daß die WM so eine große Rolle gespielt hat bei Euch! Hab, ehrlich gesagt, keine Ahnung gehabt, daß Du Fußballfan bist! Sehr schade, daß Jogis Jungs nur auf Platz 3 gelandet sind! Sie haben teilweise Weltklasse gespielt. Wir wünschen Dir weiterhin alles erdenklich Gute! Herzliche Grüße aus Schland senden K u P aus HL

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