Immer wieder wurde ich in den vergangenen Wochen gefragt, ob ich denn überhaupt die Fußballweltmeisterschaft verfolgen könne.
Ja, ganz klar! Das ist eines der großen Themen hier und in der Vorrunde lief der Fernseher nebenan im Gästehaus rund um die Uhr. So ganz klar für wen die Tanzanier waren, war dann nicht. Aber in jedem Falle freuten sie sich mit dem Gewinnern!
Gemeinsam mit den Bibelschülern Fußball zu schauen ist auf vielfältige Weise ein riesiges Vergnügen. So ist es immer eine große Gaudi und manchmal kann man den Fernseher vor lauter aufgebrachter Afrikaner nicht sehen – geschweige denn irgendetwas verstehen. Das ist aber auch nicht so der riesige Verlust, verliert sich doch der Kommentator meist in seinen Floskeln wie „it’s a good booool!“ Da ist der Soundtrack der Bibelschüler weit unterhaltsamer. Mit größter Kreativität wird der Abschuss vom Torwart unterlegt (bup-buuuüüüiiiüüüuuuuh-duff!) oder ein quietschendes „aargh“ drückt das Mitgefühl mit dem Gefoultem aus.
Aber auch spirituell ist es ein ganz neues Fußballerlebnis, wenn die Bibel z.B. beim Ghanaspiel auf den Fernseher gelegt wird. Als das nichts half, wurde sie aufgeschlagen und hochkant hingestellt. Bis sich zum Schluss unzählige Hände betend und segenspennend gen Bildschirm richteten.
Bei den Deutschlandspielen ließen es sich die Bibelschüler nicht nehmen, sich auch die Deutschlandfahne auf Wangen und Stirn zu schminken und meine mitgebrachte Deutschlandfahne wurde kurzer Hand von einem Massai an einen Besenstil gehisst und fleißigst geschwenkt. Umso mehr haben die Bibelschüler am vergangenen Mittwoch mit mir mitgelitten.
Ein Spiel schaute ich in der Familie zweier Volontärinnen Nordelbiens im Nachbarort. In deren Wohnzimmer saßen drei Wazungu mit Deutschlandfahnen und Deutschlandkronen und fachsimpelten über das laufende Spiel. Die drei amerikanischen Gäste kamen erst zur Hymne ihrer Nationalmannschaft aus ihren Zimmern und amüsierten sich etwas über die dekorierten Deutschen. Zumindest lernten sie, dass Germany eigentlich „Schland“ heißt.
Auch bei unserem Kurztripp nach Dar es Salam und Dodoma mussten wir auf das Fußballereignis nicht verzichten. Als Ghana gewonnen hat, zogen bis spät in die Nacht Jugendliche feiernd durch Dar es Salams Straßen. Selbst am nächsten Morgen zog wieder ein ganzer Pulk Jugendlicher durch eine Straße neben unserem Hotel rauf und runter. Später sollten wir auch erfahren warum: die Straße hieß „Ghana-Road“.
Nun stehen „wir“ also doch nicht im Finale – und die ganze Bibelschule trauert mit. Wo ich das Spiel am Samstag schauen werde, weiß ich noch nicht. Doch für das Finale hatten wir uns schon mal prophylaktisch beim „Public-Viewing“ in der deutschen Gemeinde in Moshi angemeldet, wo wir auch das erste Deutschlandspiel gesehen haben.
Freitag, 9. Juli 2010
Da wird die Sau geschlacht…
Dass es an der Bibelschule auch echte Schweine gibt, auf die alle ziemlich stolz sind, habe ich ja schon mal berichtet. Nun am Ende des Semesters soll ihre Zahl reduziert werden, weil große Schweine auch einen großen Hunger haben und das Schweinefutter teuer geworden ist. In den Ställen steht schon der Nachwuchs bereit, so dass man im nächsten Semester wieder stolz die fetten Schweine präsentieren kann.
Am Samstagmorgen sollte in aller Frühe ein Schwein geschlachtet werden. Gemeinsam mit einem Volontär wollte ich mir diese Hausschlachtung nicht entgehen lassen. So machten wir uns um 7h morgens auf dem Weg zum Schweinestall, wo auf einem Feuer schon ein großer Kessel mit Wasser heiß gemacht wurde. Die arme Sau war noch in ihrem Stall und ahnte nichts von ihrer heutigen Hauptrolle. Jeder der ankam tätschelte ihr auf die mächtigen Schultern und kraulte ihr zwischen den großen Schlappohren.
Wir setzten uns erst einmal ans wärmende Feuer und genossen den Becher mit heißen Uji (die dt. Übersetzung schreibe ich nicht aus dem Wörterbuch ab, weil sie dem Gericht nicht gerecht wird). Uji, ist ein ziemlich süßer, dünnflüssiger Maisbrei, der grade an einem kalten Julimorgen unwahrscheinlich lecker schmeckt. Noch dazu ist es eine ziemlich gesellige Angelegenheit, wenn man zusammensitzt oder -steht, sich jeder an seinem Ujibecher wärmt und versucht auch den letzten Rest aus dem Becher zu klopfen.
Gegen 8h ging es dann los. Das Wasser war warm genug und die Bibelschüler wurden zunehmend aufgeregter. Bald wurde der Sau ein Sisalseil ins Maul gelegt und der Stall geöffnet. Neugierig schnüffelnd kam es aus seinem Bretterstall heraus und wurde mit vereinten Kräften zum Schlachtplatz, einem Gullideckel, geführt. So langsam realisierte das arme Tier, dass es wohl kein vorgezogener Sonntagsspaziergang werden sollte und es legte sich mit seinem kompletten Lebendgewicht ins Zeug den Bibelschülern das Vorhaben schwer zu machen. Letztlich brauchte es neun gestandene Männer um das Schwein in Position zu bringen und auf die Seite zu legen, ehe es denn geschlachtet werden konnte.
Ich beobachtete das Geschehen aus entspannter Zuschauerposition mit einem Massai, der sich die ganze Zeit nur schüttelte. Massais essen kein Schweinefleisch, sondern primär Ziegen und ganz selten mal Kuh. Ob wir denn in Deutschland auch Schweine hätten und sie essen würden?
Etwas ungläubig schaute er mich an, als ich ihm unseren Umgang mit Fleisch zu erklären. Dass eigentlich kaum jemand wirklich Kontakt zu den Tieren hat und Fleisch nur abgepackt im Laden kaufen würde. Wirklich bei einer Schlachtung dabei sein, würde eigentlich niemand. Die Vorstellung, dass ein Mensch über hundert Schweine halten würde, war für ihn unvorstellbar. Das wäre doch viel zu teuer und wo sollten die denn überhaupt untergebracht sein? Dass in meiner Nachbarschaft in Angeln mehrere 1000 Schweine gehalten werden, habe ich ihm lieber erst gar nicht versucht zu erzählen. Ich glaube er hätte mich für verrückt gehalten.
Nachdem das Fleisch von einem Lehrer, der früher als Veterinär gearbeitet hatte, untersucht wurde, die Leber und Nieren inspiziert waren und das Tier für gesund gehalten wurde, wurde es mit einer Machete in vier Teile zerlegt und gewogen. Dabei beschwerte sich der Lehrer, dass der Kopf doch recht großzügig abgeschnitten wurde und dabei viel Fett verloren gegangen sei. Der Kopf, sowie die Füße, Schwanz und Innereien bekamen die Schlächter als Lohn. Das nun verbliebene Schwein brachte immerhin noch stolz 140kg auf die Waage.
Während des ganzen Prozedere nahm einer der Schüler die Fleischbestellungen entgegen. Relativ spät entschieden wir uns schließlich doch etwas zu kaufen und ließen uns auf die Liste setzen. Als das der Lehrer mitbekam ließ er es sich nicht nehmen uns als aller erstes das noch warme Fleisch abzuwiegen. So bekamen wir noch vor dem Principal und den ganzen anderen Lehrern und Pastoren unser Fleisch abgewogen. Etwas unangenehm war mir das schon, aber so kamen wir in den Genuss eines Kilogramms reinsten Muskelfleisches mit nur ganz wenig Fett und keinen Knochensplittern zu bekommen.
Am Samstagmorgen sollte in aller Frühe ein Schwein geschlachtet werden. Gemeinsam mit einem Volontär wollte ich mir diese Hausschlachtung nicht entgehen lassen. So machten wir uns um 7h morgens auf dem Weg zum Schweinestall, wo auf einem Feuer schon ein großer Kessel mit Wasser heiß gemacht wurde. Die arme Sau war noch in ihrem Stall und ahnte nichts von ihrer heutigen Hauptrolle. Jeder der ankam tätschelte ihr auf die mächtigen Schultern und kraulte ihr zwischen den großen Schlappohren.
Wir setzten uns erst einmal ans wärmende Feuer und genossen den Becher mit heißen Uji (die dt. Übersetzung schreibe ich nicht aus dem Wörterbuch ab, weil sie dem Gericht nicht gerecht wird). Uji, ist ein ziemlich süßer, dünnflüssiger Maisbrei, der grade an einem kalten Julimorgen unwahrscheinlich lecker schmeckt. Noch dazu ist es eine ziemlich gesellige Angelegenheit, wenn man zusammensitzt oder -steht, sich jeder an seinem Ujibecher wärmt und versucht auch den letzten Rest aus dem Becher zu klopfen.
Gegen 8h ging es dann los. Das Wasser war warm genug und die Bibelschüler wurden zunehmend aufgeregter. Bald wurde der Sau ein Sisalseil ins Maul gelegt und der Stall geöffnet. Neugierig schnüffelnd kam es aus seinem Bretterstall heraus und wurde mit vereinten Kräften zum Schlachtplatz, einem Gullideckel, geführt. So langsam realisierte das arme Tier, dass es wohl kein vorgezogener Sonntagsspaziergang werden sollte und es legte sich mit seinem kompletten Lebendgewicht ins Zeug den Bibelschülern das Vorhaben schwer zu machen. Letztlich brauchte es neun gestandene Männer um das Schwein in Position zu bringen und auf die Seite zu legen, ehe es denn geschlachtet werden konnte.
Ich beobachtete das Geschehen aus entspannter Zuschauerposition mit einem Massai, der sich die ganze Zeit nur schüttelte. Massais essen kein Schweinefleisch, sondern primär Ziegen und ganz selten mal Kuh. Ob wir denn in Deutschland auch Schweine hätten und sie essen würden?
Etwas ungläubig schaute er mich an, als ich ihm unseren Umgang mit Fleisch zu erklären. Dass eigentlich kaum jemand wirklich Kontakt zu den Tieren hat und Fleisch nur abgepackt im Laden kaufen würde. Wirklich bei einer Schlachtung dabei sein, würde eigentlich niemand. Die Vorstellung, dass ein Mensch über hundert Schweine halten würde, war für ihn unvorstellbar. Das wäre doch viel zu teuer und wo sollten die denn überhaupt untergebracht sein? Dass in meiner Nachbarschaft in Angeln mehrere 1000 Schweine gehalten werden, habe ich ihm lieber erst gar nicht versucht zu erzählen. Ich glaube er hätte mich für verrückt gehalten.
Nachdem das Fleisch von einem Lehrer, der früher als Veterinär gearbeitet hatte, untersucht wurde, die Leber und Nieren inspiziert waren und das Tier für gesund gehalten wurde, wurde es mit einer Machete in vier Teile zerlegt und gewogen. Dabei beschwerte sich der Lehrer, dass der Kopf doch recht großzügig abgeschnitten wurde und dabei viel Fett verloren gegangen sei. Der Kopf, sowie die Füße, Schwanz und Innereien bekamen die Schlächter als Lohn. Das nun verbliebene Schwein brachte immerhin noch stolz 140kg auf die Waage.
Während des ganzen Prozedere nahm einer der Schüler die Fleischbestellungen entgegen. Relativ spät entschieden wir uns schließlich doch etwas zu kaufen und ließen uns auf die Liste setzen. Als das der Lehrer mitbekam ließ er es sich nicht nehmen uns als aller erstes das noch warme Fleisch abzuwiegen. So bekamen wir noch vor dem Principal und den ganzen anderen Lehrern und Pastoren unser Fleisch abgewogen. Etwas unangenehm war mir das schon, aber so kamen wir in den Genuss eines Kilogramms reinsten Muskelfleisches mit nur ganz wenig Fett und keinen Knochensplittern zu bekommen.
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